Es empfielt sich vor dem Lesen des zweiten Dekalogs den ersten zu lesen, da er an diesen unmittelbar anschließt.
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Erbrochenes in diesem Buch (Dekalog 2)
XI
Engel der Nachgeburt, bist mir mein Leben,
Sollst immer weiter noch nur an mir kleben,
Wachsest am Erdstock, voll saftiger Reben,
Klebest im Netz mir und lässt dich verweben.
So schmilzt wie Wachs mir die leuchtendste Farbe,
Zwischen den Fingern und über der Narbe,
Rinnt in den Nabel. Ich wachse und darbe,
Lauf auf den Äckern, bind Ähren zur Garbe.
Groß ist mir alles was schmerzt und begehret,
So wie der Mustopf, der Meinereins nähret,
Mach ich es, wie es mich mein Meister lehret,
Auf das mein Menschenschweiß ewiglich währet.
XII
Ein fingerbreit verstärkte Reaktionen,
Ein Deut zuviel verzerrte Emotion,
Das Warnlicht flackert in vertrauten Zonen,
Es keucht und blinkt für sich und mich voll Hohn.
Es gärt und blubbert dank der weißen Bohnen
Und bricht sich Brot zum stark versalzten Lohn
Und krankt sich selbst durch sich wird mich verschonen
Das Kreischelpendel unser hochundhöherhöchstverirrten Nation.
Hinfort, du Element bizarres Lachen!
Hinfort, du Sturm im Fieberwasserglas!
Denn nichts bleibt sich im raubgierhaften Rachen,
Nichts bleibt, nichts wird, am Anfang war das Gas.
XIII
Raubvogel, biestiges Krallengetier,
Fetz mich und reiß mich in Stücke,
Lach laut und schäbig in furchtbarer Gier,
Nimm mir, dem Lahmen, die Krücke.
Krächz in den Ästen, kreisch laut in der Nacht,
Trag meine Galle im Schnabel,
Lies mir Leviten, den dunklen Verdacht,
Wähl statt des Löffels die Gabel.
Raubvogel, reißendes Luftungetüm,
Sei mir der Pfand meiner Gabe.
Friss mich, ich bitt dich, ich will anonym
Fraß sein für dich, dir zum Labe.
XIV
Gewissensprinz, wühlst dumm in deinen Dingen,
Die dir viel wert sind, Hab und Gut und Ringen
Um Wohlstand auf der Welt in deinem Schädel,
Wo du dich rühmst des Schlachtgewinnes, edel=
Mut ist es nicht, Großkotz, der dich beschienen.
So sicher wie die Katz im Sack taugst du nur recht zum dienen.
Zum Rosse hoch und höher noch hat’s dich hinaufgespieen,
Hinab aufs Schlachtfeld wünschtest du zu ziehen.
Da warf es dich hinein in Dreck und Scheiße,
Die fraßest du, du fraßest sie dem Fleiße
Nach, dem Fleiße, der dir anerzogen.
Ich sag’s dir nun, zu recht wardst du betrogen.
Bist Vogelfallensteller deiner Seele,
Drum stirb in deinem Bauer nun, doch quäle
Zuvor dich noch durch deine tiefste Stunde,
Schluchz dann kurz auf, verstumm und geh zugrunde.
XV
Im Mittelpunkt steh ich, spreiz mich ins Leere,
Der Fingerzeig zeigt deutlich einen Bruch,
So frühlingsmild zerteilt mich ein Geruch
Und trotzdem drückt das Glück mit aller Schwere.
Am Bach hock ich, starr strahlend in die Sonne,
Der Fluss umspült mein Herz und meine Füße,
Mein Schuh treibt fort, trägt zu dir traute Grüße,
Das Ufergras zerdrückt mein Arsch voll Wonne.
So soll es sein, so mag ich glücklich sterben,
Hinüber treiben mit dem heißen Wind,
Ich wurd so alt, blieb trotzdem stets ein Kind.
Was ich hier hinterlass sind bunte Scherben,
Im Zentrum meiner Selbst bin ich die Achse
Der Welt, die mich verlässt je mehr ich wachse.
XVI
Rabenrücken, trag mich weit
Über meine Horizonte,
Hoch hinaus, ich bin bereit,
Weil ich ruhig warten konnte.
Über meine Hügelketten
Trägt der Wind mein stilles Sehnen.
Eh, du doofe, stinkend fette
Sau hör auf so blöd zu gähnen!
Hör mir zu! Auch meine Sagen
Können dich in Düfte führen,
Musst nur hören in den Tagen,
Die den Wandel in sich spüren.
Drachenschwanz, du kannst mich deuten!
Phönixfeder, du verbrennst!
Merkt ihrs wohl, den braven Leuten
Hat’s den Bregen weggesenst.
Seht nur, wie stupid sie schauen,
Tumb auf ihre Zehen sehen!
Wie, als wenn sie sich nicht trauen
Aufzustehn und loszugehen.
Pah, die dumme Hörerschaft
Schmort in ihrem eignen Saft.
XVII
Im Freudenhaus brichts mir aus allen Poren,
Die kleine Welt des Regenbogenflusses,
Jetzt wird’s mir warm, war ich doch fast erfroren,
Von der Empfängnis dieses heißen Musenkusses.
Im Beet geht Saat auf, sprießt in zarten Trieben,
Die Adern zieren jeden Schaft und jedes Blatt,
So wird bestechendster Geruch des Safts zerrieben,
Den manche Blüte gut versteckt wohl innehat.
Hier tunk ich mich in deine blassen Küsse,
Befleckte Unschuld, du bist mir wie Porzellan,
Und treib dich an in zärtlichste Ergüsse,
Ins Tal hinab und auf den Berg hinan.
Der Gipfel lockt uns schon mit roten Grüßen,
Die Sonne haucht uns einen sanften Satz,
Am Ende schmeckst du noch den herzhaft süßen,
Doch so vertrauten Himbeerhonigschmatz.
XVIII
Oh Ornament, dir fehlen die Strukturen,
Ein blauer Mond, ein braunes Schießgewehr
Und spreizgebeinte, vollgedröhnte Edelhuren,
Die winden sich im Jedermannsverkehr.
Da lacht die Stimme aus dem Off ertönt ein Knacken,
Denn Schweiß und Eiter einen sich zum lauten Hohn.
Der Weltenschöpfer hockt auf seinem Thron beim Kacken,
Ein brauner Haufen ist sein stolzer Lohn.
So sind wir längst befreit, denn uns umkreisen Fliegen,
Die Schillernden, die jedes Scheißhaus kennt.
Ganz sicher werden wir viel leichter wiegen,
Wenn uns das Joch am abgewürgten Hals verbrennt,
Frech grinst mir das Zeitengitter
Ins geschwollene Gesicht,
Baby, dein markierter Ritter
Trägt sein Kreuz beileibe nicht,
Flieht dem Wind, der nett daher
Bläst und fräst und kräftig rüttelt,
Poltert an der Rüstung schwer,
Die sich aus den Nähten schüttelt.
Jo Mann, diese Zeichen flutschen
Auf dem lausigsten Turnier,
Schlampen winken aus den Kutschen,
Knechte streiten sich ums Bier.
Auf dem Nähtisch schmelzen Socken,
Unterm Tisch keucht schwer ein Hund,
Kotzt den Hamlet aus in Brocken,
Wedelt froh und bellt gesund
Dieser Marmorstatuette
Auf dem Tisch ins Angesicht,
Raucht dann eine Zigarette.
Was denn, Hunde rauchen nicht?
XIX
Ein Wort wie Tugend singt in allen Mooren,
Der Schleier weht und streift den launischen Verdacht,
Die gelben Töne schallen schmetternd um die Ohren,
So wie der Belzebub, der dich gezielt verlacht.
Der große Umbruch lässt noch lange auf sich warten,
Die tote Waage rostet schwer am roten Rand,
Der weiße Kohl verfault in unserm grauen Garten,
Wo einst der Baum der Bäume knorrig stand.
Es fliegen Tücher an den zornig langen Stangen,
Die unsern weiten Himmel zielgenau zerstechen
Und unserm Fliegenherrn die Beine ziehn mit Zangen,
Die bunte Flecken malen, hier auf allen Flächen.
So macht sich Unsinn breit und tanzt auf krummen Wegen,
Die Narren deuten sich und dich und vieles mehr,
Doch blickst du klar und weit, bemerkst du rasch hingegen,
Da ist nichts schwer, nichts leer und überhaupt nichts Zeit.
XX
Es fehlt noch Blut, das rot in meinen Adern pocht,
Die Gesternglut, als sie mir meine langen Zöpfe flocht,
Schwappt heut herum als glühend tiefes Meer
Und steigt als Flut und steigt – sonst gar nichts mehr.
Die heiße Luft, sie flimmert dann und wann,
Durchs braune Haar zieht dann und wann ein Kamm.
Und diese Brust, die meinen Rücken streift,
Ein süßer Duft, der durch und durch und durch dich in mir reift.
Ein leichter Ton ist jedes Wort von dir,
Ein lauer Wind die Antworten von mir,
So wie mein Blick, der deine festen Hüften greift.
Einander drehen wir im Tanz uns lange Nasen
Und fallen glücklich lachend auf den grünen Rasen.
Erbrochenes in diesem Buch (Dekalog 2)
... Zerbrochenes ... Verbrochenes ...
und die Entschuldigung vorweg, lieber woitek,
aber da zündet überhaupt nix, und wie Niko der Meinung: Das ist viel zu lang, vielleicht sollte Mann da lieber keinen Dekalog schreiben, es ermüdet den Leser fürwahr und wirkt dann nach ein, zwei Strophen nur noch mit aller Macht gewollt, doch nicht gekonnt ...
Nix für ungut, mit Sonntagsgruß von Hannes
und die Entschuldigung vorweg, lieber woitek,
aber da zündet überhaupt nix, und wie Niko der Meinung: Das ist viel zu lang, vielleicht sollte Mann da lieber keinen Dekalog schreiben, es ermüdet den Leser fürwahr und wirkt dann nach ein, zwei Strophen nur noch mit aller Macht gewollt, doch nicht gekonnt ...
Nix für ungut, mit Sonntagsgruß von Hannes
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