die hure einsamkeit
wow!
da sind etliche formulierungen drin, die mir diesen ausdruck entlocken.
"hure einsamkeit" ist solch eine formulierung.
(wobei ich grad beim schreiben ins fragen komme, inwiefern einsamkeit eine hure wäre. verkauft sie sich? für was? an wen?)
der gesamte text hat sehr viel melodie, er fließt von zeile zu zeile.
soll das asphaltrot ein anklang an ein rotlichtviertel sein? liegt da der bezug zur hure - die die einsamkeit vertreiben soll und doch nicht kann. sie im gegenteil wohl noch größer erscheinen läßt?
der "weiße glanz" - der mondschein? oder der anschein von unschuld? die lüge paßte zu letzterem. bei der feigheit habe ich wiederum nur eine frage.
die zeilen mit dem hund, die finde ich klasse. sie unterstreichen das gefühl der trostlosigkeit, das über dem gesamten text hängt.
zu den folgenden zeilen nicke ich - ja, wer sich wohl fühlt, denkt nicht an die einsamkeit. in lauter, lustiger runde hat sie keinen platz. wird hinaus gedrängt. verdrängt.
doch warum "bleicht ein trüber blick"? soll das erschrecken verdeutlichen? angst vor dem eigenen erkennen? und dem wissen, dass man sich irgendwann dann doch der einsamkeit stellen muss?
ich lasse meinen kommentar jetzt mal so stehen mit all den eindrücken, die sich vom ersten lesen bis zum kommentieren ergeben haben.
sprachlich fasziniert mich der text nach wie vor. der klang, der fluß der worte - das beeindruckt mich.
inhaltlich habe ich nach genauerem lesen mehr fragen als antworten.
und deshalb insgesamt ein (noch) etwas ambivalentes gefühl zum gesamttext.
lieben gruß,
kathrin
da sind etliche formulierungen drin, die mir diesen ausdruck entlocken.
"hure einsamkeit" ist solch eine formulierung.
(wobei ich grad beim schreiben ins fragen komme, inwiefern einsamkeit eine hure wäre. verkauft sie sich? für was? an wen?)
der gesamte text hat sehr viel melodie, er fließt von zeile zu zeile.
soll das asphaltrot ein anklang an ein rotlichtviertel sein? liegt da der bezug zur hure - die die einsamkeit vertreiben soll und doch nicht kann. sie im gegenteil wohl noch größer erscheinen läßt?
der "weiße glanz" - der mondschein? oder der anschein von unschuld? die lüge paßte zu letzterem. bei der feigheit habe ich wiederum nur eine frage.
die zeilen mit dem hund, die finde ich klasse. sie unterstreichen das gefühl der trostlosigkeit, das über dem gesamten text hängt.
zu den folgenden zeilen nicke ich - ja, wer sich wohl fühlt, denkt nicht an die einsamkeit. in lauter, lustiger runde hat sie keinen platz. wird hinaus gedrängt. verdrängt.
doch warum "bleicht ein trüber blick"? soll das erschrecken verdeutlichen? angst vor dem eigenen erkennen? und dem wissen, dass man sich irgendwann dann doch der einsamkeit stellen muss?
ich lasse meinen kommentar jetzt mal so stehen mit all den eindrücken, die sich vom ersten lesen bis zum kommentieren ergeben haben.
sprachlich fasziniert mich der text nach wie vor. der klang, der fluß der worte - das beeindruckt mich.
inhaltlich habe ich nach genauerem lesen mehr fragen als antworten.
und deshalb insgesamt ein (noch) etwas ambivalentes gefühl zum gesamttext.
lieben gruß,
kathrin
Hallo scarlett,
das ist ein Text, den man immer wieder lesen mag wegen der vielen gelungenen Formulierungen, wie ja schon Kathrin anmerkte; Ich hab' denn auch nur ein paar kleine Anmerkungen :
Du benutzt eigentlich durchgängig die Gegenwart, nur einmal springst Du in die Vergangenheit, nämlich hier :
"und keiner der da lacht und singt
denkt je an sie die draußen stand" statt steht
Ich würde auch hier bei der Gegenwart bleiben, unterstützt es doch gut die Parallelität der Ereignisse = drinnen die lachenden Anderen, draußen die stehende "Einsamkeit", an die ja niemand gerne denken möchte ...
Und die Strophe
"komplizenhaft jault nur ein hund
bettelnd um vertrauen"
scheint mir entbehrlich; Nicht daß sie nicht zum Bild passt, aber eben nicht so zwingend wie die anderen, jedenfalls in meiner Lesart.
Und zu guter letzt :
"nur manchmal bleicht ein trüber blick
groß und wissend in die nacht"
Das ist schon sehr sehr eigenwillig, einen Blick bleichen zu lassen, ginge da nicht vielleicht "schleicht" etwas besser ?
So, da hast Du ein bißchen Stoff zum Nachdenken, bis dahin sei lieb gegrüßt von Hannes
(der langsam bekennender scarlett-Fan wird, wenn's so weitergeht)
das ist ein Text, den man immer wieder lesen mag wegen der vielen gelungenen Formulierungen, wie ja schon Kathrin anmerkte; Ich hab' denn auch nur ein paar kleine Anmerkungen :
Du benutzt eigentlich durchgängig die Gegenwart, nur einmal springst Du in die Vergangenheit, nämlich hier :
"und keiner der da lacht und singt
denkt je an sie die draußen stand" statt steht
Ich würde auch hier bei der Gegenwart bleiben, unterstützt es doch gut die Parallelität der Ereignisse = drinnen die lachenden Anderen, draußen die stehende "Einsamkeit", an die ja niemand gerne denken möchte ...
Und die Strophe
"komplizenhaft jault nur ein hund
bettelnd um vertrauen"
scheint mir entbehrlich; Nicht daß sie nicht zum Bild passt, aber eben nicht so zwingend wie die anderen, jedenfalls in meiner Lesart.
Und zu guter letzt :
"nur manchmal bleicht ein trüber blick
groß und wissend in die nacht"
Das ist schon sehr sehr eigenwillig, einen Blick bleichen zu lassen, ginge da nicht vielleicht "schleicht" etwas besser ?
So, da hast Du ein bißchen Stoff zum Nachdenken, bis dahin sei lieb gegrüßt von Hannes
(der langsam bekennender scarlett-Fan wird, wenn's so weitergeht)
Liebe Monika,
auch mir gefallen einige der Formulierungen gut.
Was mir auffällt (zunächst einmal ohne Wertung), ist, dass die personifizierte Einsamkeit hier ständig die Pespektive wechselt - wobei die Verben nicht immer mit dieser Personifikation im Gleichklag sind (dies wir für mich schon in der ersten Strophe
deutlich - dies ist im grund genommen ein sehr interessantes Spiel, bietet es doch die Möglichkeit, die Einsamkeit gleichzeit als Hure und als spätes Licht zu sehen, ich habe nur etwas Mühe die Bilder übereinander zu bekommen)
Zunächste also fällt die Einsamkeit in die Gassen, streift um die Kneipen, um wenig später in aller Augen zu lügen - was mir zum einen mit dem Bild der Hure ein wenig schwer vorstellbar ist und bei mir inhaltlich die Frage aufwirft, ob es nicht die Augen sind die lügen und die Einsamkeit, die Wahrheit spricht), ist dann aber gleich wieder draußen.
Grammatisch habe ich mit der letzten Zeile ein wenig Probleme
Dass ein Blick bleicht halte ich vom Bild her, das ungewöhnlich und daher kräftig ist und von der Alliteration her, die diese Kraft unterstützt, für gelungen. Aber dass er "in die Nacht" bleicht, sagt mir nichts.
Liebe Grüße
Max
auch mir gefallen einige der Formulierungen gut.
Was mir auffällt (zunächst einmal ohne Wertung), ist, dass die personifizierte Einsamkeit hier ständig die Pespektive wechselt - wobei die Verben nicht immer mit dieser Personifikation im Gleichklag sind (dies wir für mich schon in der ersten Strophe
und abends fällt
die hure einsamkeit
in die asphaltroten gassen
deutlich - dies ist im grund genommen ein sehr interessantes Spiel, bietet es doch die Möglichkeit, die Einsamkeit gleichzeit als Hure und als spätes Licht zu sehen, ich habe nur etwas Mühe die Bilder übereinander zu bekommen)
Zunächste also fällt die Einsamkeit in die Gassen, streift um die Kneipen, um wenig später in aller Augen zu lügen - was mir zum einen mit dem Bild der Hure ein wenig schwer vorstellbar ist und bei mir inhaltlich die Frage aufwirft, ob es nicht die Augen sind die lügen und die Einsamkeit, die Wahrheit spricht), ist dann aber gleich wieder draußen.
Grammatisch habe ich mit der letzten Zeile ein wenig Probleme
nur manchmal bleicht ein trüber blick
groß und wissend in die nacht
Dass ein Blick bleicht halte ich vom Bild her, das ungewöhnlich und daher kräftig ist und von der Alliteration her, die diese Kraft unterstützt, für gelungen. Aber dass er "in die Nacht" bleicht, sagt mir nichts.
Liebe Grüße
Max
Liebe scarlett,
die Einsamkeit lebt in großen Gesten oder sagen wir erscheint in großen Gesten - entsprechend finde ich, dass man die personifizierte Einsamkeit auch groß inszenieren sollte - die "Hure" Einsamkeit - das passt. Was mir hier allerdings etwas "Unkompositiongefühl" in den Text bringt, ist, dass die Einsamkeit soviele Dinge gleichzeitig tut bzw. "ist", während sie (in meiner Vorstellung) die Straße entlang geht (alles einzelne fett markiert):
und abends fällt
die hure einsamkeit
in die asphaltroten gassen
streift duftumhüllt im lindenmond
hungrig um die kneipen
verzehrt sich stumm im weißen glanz
lügt feig in aller augen
komplizenhaft jault nur ein hund
bettelnd um vertrauen
und keiner der da lacht und singt
denkt je an sie die draußen stand
nur manchmal bleicht ein trüber blick
groß und wissend in die nacht
Mir ist schon klar, dass das alles verschiedene, immer wieder neu ansetzende Beschreibungen sein sollen, aber eine Personifizierung erzeugt Person und Raum und Handlung, den man sich vorstellt, ganz genau vorstellt, wie er beschrieben wird, und da geht dieses verschiedene zugleich nicht in meiner Vorstellung. Zudem finde ich, dass auch ohne dieses Problem einige Streichungen den Text stärken würden. Z.B. wenn sie duftumhüllt ist, muss sie nicht auch noch hungrig sein..dass sind zwei verschiedene Ebenen, die mit dem gleichen spielen, aber sie klingen nicht zusammen, sondern überstimmen sich gegenseitig. Weißt du, worauf ich hinauswill?
liebe Grüße,
Lisa
die Einsamkeit lebt in großen Gesten oder sagen wir erscheint in großen Gesten - entsprechend finde ich, dass man die personifizierte Einsamkeit auch groß inszenieren sollte - die "Hure" Einsamkeit - das passt. Was mir hier allerdings etwas "Unkompositiongefühl" in den Text bringt, ist, dass die Einsamkeit soviele Dinge gleichzeitig tut bzw. "ist", während sie (in meiner Vorstellung) die Straße entlang geht (alles einzelne fett markiert):
und abends fällt
die hure einsamkeit
in die asphaltroten gassen
streift duftumhüllt im lindenmond
hungrig um die kneipen
verzehrt sich stumm im weißen glanz
lügt feig in aller augen
komplizenhaft jault nur ein hund
bettelnd um vertrauen
und keiner der da lacht und singt
denkt je an sie die draußen stand
nur manchmal bleicht ein trüber blick
groß und wissend in die nacht
Mir ist schon klar, dass das alles verschiedene, immer wieder neu ansetzende Beschreibungen sein sollen, aber eine Personifizierung erzeugt Person und Raum und Handlung, den man sich vorstellt, ganz genau vorstellt, wie er beschrieben wird, und da geht dieses verschiedene zugleich nicht in meiner Vorstellung. Zudem finde ich, dass auch ohne dieses Problem einige Streichungen den Text stärken würden. Z.B. wenn sie duftumhüllt ist, muss sie nicht auch noch hungrig sein..dass sind zwei verschiedene Ebenen, die mit dem gleichen spielen, aber sie klingen nicht zusammen, sondern überstimmen sich gegenseitig. Weißt du, worauf ich hinauswill?
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hallo,
nein, vergessen habe ich das hier nicht. Nur ausgeblendet musste es eine zeitlang bleiben, anderes schob sich ins Blickfeld.
Ja, die Einsamkeit in meinem Text ist sehr umtriebig, Lisa ... so wie im richtigen Leben. Sie versucht sich zu tarnen, lurt überall hinein und sucht ihre Opfer, so wie eine Hure gewissermassen auch.
Einsamkeit wohnt allem und jedem inne, manifestiert sich meist abends, wenn alle anderen Ablenkungen wegfallen, wenn die Straße ihr gehört.
So wollte ich das darstellen, deshalb die begleitenden, beschreibenden Adjektive, die darauf abzielen, diese Tarnung aufzuzeigen.
Selbst in der Gemeinschaft, hier der Kneipe, in die man sich „hineinrettet“, wo man versucht, sie zu fliehen, ist sie gegenwärtig. Ein „trüber blick“, der hinaus „bleicht“ – ein wissender, ein vom Schreck (der Erkenntnis?) geweiteter Blick, macht das deutlich.
Bilbo, „stand“ deshalb, weil diejenigen, die „drinnen“ sind, die „dazugehören“ meinen, vor ihr gefeit zu sein – dabei ist die Einsamkeit längst nicht draußen geblieben, wie die letzten Verse zeigen. Es ist also durch dieses „stand“ die Perspektive derjenigen, die meinen, Schutz, Aufgehobensein gefunden zu haben.
Der „weiße glanz“ Kathrin: zum einen ist damit der Bezug zu den Linden gemeint, zum anderen zu den Augen, Unschuld, ja, aber auch schlicht das Weiß des Augapfels, und damit der Kern!
Schön, dass dir die Zeile mit dem Hund gefällt und ja, sie soll gerade diese Trostlosigkeit unterstreichen.
Und besonders freut mich, dass du die Musikalität des Textes hervorhebst.
Max, inwiefern siehst du hier die Einsamkeit gleichzeitig als Hure und als spätes Licht? Das verstehe ich nicht. Das steht doch so nicht im Text. Oder meinst du den Kontext, da sie (die Einsamkeit/Hure) abends in die Gassen einfällt?
Mehr kann ich eigentlich dazu nicht sagen.
Habt Dank für eure Gedanken und einen schönen Tag!
Gruß,
scarlett
nein, vergessen habe ich das hier nicht. Nur ausgeblendet musste es eine zeitlang bleiben, anderes schob sich ins Blickfeld.
Ja, die Einsamkeit in meinem Text ist sehr umtriebig, Lisa ... so wie im richtigen Leben. Sie versucht sich zu tarnen, lurt überall hinein und sucht ihre Opfer, so wie eine Hure gewissermassen auch.
Einsamkeit wohnt allem und jedem inne, manifestiert sich meist abends, wenn alle anderen Ablenkungen wegfallen, wenn die Straße ihr gehört.
So wollte ich das darstellen, deshalb die begleitenden, beschreibenden Adjektive, die darauf abzielen, diese Tarnung aufzuzeigen.
Selbst in der Gemeinschaft, hier der Kneipe, in die man sich „hineinrettet“, wo man versucht, sie zu fliehen, ist sie gegenwärtig. Ein „trüber blick“, der hinaus „bleicht“ – ein wissender, ein vom Schreck (der Erkenntnis?) geweiteter Blick, macht das deutlich.
Bilbo, „stand“ deshalb, weil diejenigen, die „drinnen“ sind, die „dazugehören“ meinen, vor ihr gefeit zu sein – dabei ist die Einsamkeit längst nicht draußen geblieben, wie die letzten Verse zeigen. Es ist also durch dieses „stand“ die Perspektive derjenigen, die meinen, Schutz, Aufgehobensein gefunden zu haben.
Der „weiße glanz“ Kathrin: zum einen ist damit der Bezug zu den Linden gemeint, zum anderen zu den Augen, Unschuld, ja, aber auch schlicht das Weiß des Augapfels, und damit der Kern!
Schön, dass dir die Zeile mit dem Hund gefällt und ja, sie soll gerade diese Trostlosigkeit unterstreichen.
Und besonders freut mich, dass du die Musikalität des Textes hervorhebst.
Max, inwiefern siehst du hier die Einsamkeit gleichzeitig als Hure und als spätes Licht? Das verstehe ich nicht. Das steht doch so nicht im Text. Oder meinst du den Kontext, da sie (die Einsamkeit/Hure) abends in die Gassen einfällt?
Mehr kann ich eigentlich dazu nicht sagen.
Habt Dank für eure Gedanken und einen schönen Tag!
Gruß,
scarlett
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