Haut

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Last

Beitragvon Last » 06.12.2008, 12:37

Spreche ich nur noch von Regeln, doch
breche sie heimlich mit meinen Krallen.
Schert mein Fell nicht zu Wolle und
schnürt es nicht ein,
schaut nicht darunter und
geht nicht fort, ich versuche es
mit eurer Haut.

Last

Beitragvon Last » 06.12.2008, 12:38

Ich habe dieses Gedicht schon einmal vor zwei Jahren -für mich eine sehr lange Zeit- im damaligen Monatsthema 'Masken' vorgestellt ( http://www.blauersalon.net/online-liter ... highlight=) . Da ich mich momentan mit älteren Texten auseinandersetze und dieser es mir wert ist, poste ich ihn jetzt hier noch einmal.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.12.2008, 14:17

Hi Last,

der "Wolf" kämpft hier mit sich selbst, möchte so gern zu den anderen gehören. Er weiß, dass er eigentlich nicht aus seiner Haut kann und dass die Krallen ihm nun einmal zu eigen sind, er eben der "Wolf" ist. Dennoch versucht er, irgendwie durchzubrechen. Ich lese eine große Ohnmacht des LI hier. Was mir besonders gefälllt, ist die eigentliche Widersprüchlichkeit bzw. die Unmöglichkeit seines Vorhabens, es mit der "Haut" der anderen zu versuchen, da sein "Fell" immer über der Haut bleiben wird. Somit ist sein Anliegen aussichtslos. Da ist eine große innere Dramatik enthalten, ohne, dass du sie dramatisch schreibst.
Gelungen!
Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 07.12.2008, 17:55

Lieber Last,

habe ich mich doch nicht getäuscht. Beim ersten Lesen dachte ich, diesen Text schon einmal gesehen zu haben, dann sah ich deinen anschließenden Kommentar.

Damals hat ja Lisa einen sehr schlnen Kommentar geschrieben, der sich auf Hobbes Homo homini lupus bezog. Ohne dieses Zitat direkt in dem Text zu finden, folgen aber meine Gedanken ähnlichen Wegen, ohne dass ich direkt benennen könnte, was mich denn dazu führt.

Vermutlich ist es der konsequent durchgedachte Anfang

Spreche ich nur noch von Regeln, doch
breche sie heimlich mit meinen Krallen.


die Wurzel meiner Gedanken, dass es den Wolf im Schafspelz nicht als Einzelgänger gibt, als den ers ich selbst gerne sieht, sondern, dass jeder ein Wolf im Schafspelz ist und die ganzen Schafe, die der Wolf als Opfer sieht (und liebt), eigentlich Wölfe sind.

Die Frage ist, ob das intendiert ist, und wenn ja, so könnte man vielleicht die Erkenntnis, dass sich die eigene Haut nicht so sehr von der Haut der anderen unterscheidet in die Schlusszeilen

geht nicht fort, ich versuche es
mit eurer Haut.


einfließen lassen.

Hab mich gerne zum nachdenken inspirieren lassen.

Liebe Grüße
Max

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 24.12.2008, 14:57

Hallo,

Damals hat ja Lisa einen sehr schlnen Kommentar geschrieben, der sich auf Hobbes Homo homini lupus bezog.


Gut, dass du das geschrieben hast, max- ich wollte nämlich die Tage zu einem Kommentar ansetzen, weil ich dachte, ich hätte damals nichts geschrieben, hui, das wäre sicher widersprüchlich geworden.

So bleibt mir nur zu schreiben: dass mit der Text immer noch gefällt - ich finde, er ist ein typischer Vertreter deiner nicht die Spannung fortgebender Texte - mit starkem Wiedererkennungswert. Von dir würde ich wirklich gern mal einen Gedichtband lesen.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


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