kein leben

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Klara
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Beitragvon Klara » 12.12.2008, 19:04

zu schl
Zuletzt geändert von Klara am 12.11.2013, 11:34, insgesamt 1-mal geändert.

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 13.12.2008, 11:09

Hallo Klara,

ich finde es nicht ganz einfach, etwas zu schreiben zu Deinem frei Gewebten, denn inhaltlich ist es mir sehr nah und das macht es vielleicht schwieriger, objektiv zu bleiben. Was mir aber auffällt, ist ein Bruch im Rhythmus so ungefähr in der Hälfte und ich frage mich, ob Du das gewollt hast?
Aber jetzt versuche ich es mal der Reihe nach. Der Anfang, also bis zu den letzten zwei Strophen hat durch diese Wiederholung der Satzstellung, der Anordnung der Worte, dieses so sehr versuch ich, was hab ich nicht alles, fast etwas von einem Lied und dann kommt diese Strophe mit "das kalte verträumte geht mir auf den geist", ja das ist dann wohl auch der Auftakt für eine neue Melodie, also hast du das wohl gewollt!
Rein inhaltlich mag ich es wie du vom Erreichen über das Versuchen zum Versäumten kommst, also immer negativer (realistischer?) wirst, wie der Versuch die Dinge, das Leben optimistisch zu sehen sich selbst demontiert sozusagen, allein der Tod ist mir da zu viel, passt auch nicht wirklich, verliebt nur in den Tod?
Den Widerspruch in der nächsten Strophe mag ich wieder sehr, das kalte, verträumte.

und das Ende. Ja, das mag ich auch sehr.
So viel erst mal von mir
xanthi

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.12.2008, 15:38

Hi Klara,

beim Lesen höre ich im Hinterkopf ein Lied dazu.
Es sind so viele widersprüchliche Emotionen in deinem Text. Hier ist jemand ziemlich durcheinander, ist unzufrieden mit sich selbst, möchte am liebsten alles auf den Kopf stellen und das tust du hier, z. B. in diesen Teilen:

das kalte, verträumte... -

weniger abgebrüht
jünger, und langsam
und lieb


was soll ich stattdessen
mit sehnsucht
nach diesem bestimmten
nach diesem
genauen:
dem rosa
im grau


Insgesamt empfinde ich die Zeilen (mit Ausnahme der ersten drei Strophen) jedoch als nicht sehr melodisch, könnte mir jedoch vorstellen, dass sie es dennoch sind. Deshalb würde ich dieses Gedicht gerne von dir vertont hören, gerade wegen der Widersprüchlichkeit. ,-)
Saludos
Mucki

Klara
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Beitragvon Klara » 13.12.2008, 16:22

Hi Mucki,

hier ist die Hörversion: http://www.blauersalon.net/online-liter ... 814#115814

Danke für dein Lesen.

Xanthi, der Tod ist immer zu viel, und immer da. Der Bruch ist gewollt.

Dank euch.

Lieber Gruß
Klara

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 15.12.2008, 19:34

Liebe Klara!

Erstaunlich!

Du beschreibst hier ziemlich genau die Erfahrung von mir und Orit in Berlin. Orit ist auch noch in Berlin geboren worden, und kennt dies noch tiefgehender als ich.

Letztendlich ist dein Text hier genau die Quintessenz, die wir gezogen haben im Allgemeinen, und sind deshalb ausgewandert. (Die Details sind ne andere Sache.)

MlG

Moshe

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 16.12.2008, 18:19

Liebe Klara,

der Text kommt so einfach daher, aber er packt mich, frag mich (nicht) warum. Ich geh jetzt ganz gespannt in die Hörbar und melde mich da inhaltsträchtiger!

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 18.12.2008, 21:41

Liebe Klara,

ich war schon in der Hörbar und schreibe dort vermutlich auch gleich.

Ich mag an dem Text, dass er Gefühltes sehr genau transportiert. Dies trifft für mich allerdings bei den Einzelbildern eher zu, als wenn ich die Bewegung des Textes betrachte, der ich gelegentlich nicht folgen kann.

Die ersten Strophen bis 'versucht' betrachte ich als eine Bestandsaufnahme, keine, die irgendetwas beschönigt, eine desiluusionierende Betrachtung des jetzt. Die nächsten beiden Strophen bis 'versäumt' machen ähnliches für die Vergangenheit. Die nächsten Strophen sind dann ein Abwägen von Gewünschten und Nichtgewünschtem, wobei mir sprachlich das (einzige) Bild des Textes des Rosas im Grau gefällt. Hier an dieser Stelle wüsste ich aber eigentlich gerne mehr über die Botschaft des Textes, die mir anders als anderen etwas im Nebel bleibt.

Liebe Grüße
Max

DonKju

Beitragvon DonKju » 18.12.2008, 21:47

Hallo Klara,

liest man den Text, so holpert es vielleicht hier und da - hört man ihn, dann wird er eindringlich, gewinnt auch die Setzung ihren Sinn ... mal so spontan als ungefilterter Eindruck ...

mit lieben Grüßen von Bilbo

Klara
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Beitragvon Klara » 19.12.2008, 23:32

Hallo Bilbo,
du hast recht - mir geht es genauso: beim Lesen finde ich, es holpert, insbesondere das "und" nach "tod" scheint überflüssig - aber beim sprechen ist es richtig so. Danke für deinen Kommentar.

Hallo Moshe, das ist seltsam - und tatsächlich irgendwie "lustig" ("lustig" im Sinne von "seltsam"). Ich weiß nicht, ob ich jemals von Berlin weggehe, weggehen könnte, trotz des Grauen, trotz des Ganzen, Berlin ist ja auch hell und groß und großartig und bunt und kühn. Aber sicherlich wirkt es ... sich... in all seiner Ambivalenz... auf mich aus ,-) Ich liebe diese verdammte Stadt, weißt du. Sogar dann, wenn ich nicht verreist bin!

Hallo Max, du doppelter Kommentator,

Ich mag an dem Text, dass er Gefühltes sehr genau transportiert. Dies trifft für michallerdings bei den Einzelbildern eher zu, als wenn ich die Bewegung des Textes betrachte, der ich gelegentlich nicht folgen kann.

Alles Andere hätte mich auch überrascht, weil ich der Bewegung selbst nicht recht folgen kann (oder will?)
Die ersten Strophen bis 'versucht' betrachte ich als eine Bestandsaufnahme, keine, die irgendetwas beschönigt, eine desiluusionierende Betrachtung des jetzt. Die nächsten beiden Strophen bis 'versäumt' machen ähnliches für die Vergangenheit.

Wow, ich komme mir richtig interpretiert vor ,-) - im Ernst! Das "richtig" kannst du einmal betont lesen, als Adverb zu "interpretiert" und einmal als Adjektiv. Und beides mein ich, ganz unironisch.

Die nächsten Strophen sind dann ein Abwägen von Gewünschten und Nichtgewünschtem, wobei mir sprachlich das (einzige) Bild des Textes des Rosas im Grau gefällt. Hier an dieser Stelle wüsste ich aber eigentlich gerne mehr über die Botschaft des Textes, die mir anders als anderen etwas im Nebel bleibt.

Ja, ach ja. So ist es. Dank dir.

Grüß euch!
Klara

Max

Beitragvon Max » 20.12.2008, 17:27

Liebe Klara,

interpretieren ist ja nichts anderes als lesen, wenn man den Text emotional nachvollziehen kann ;-).

Liebe Grüße
Max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 20.12.2008, 18:14

Liebe Klara!

Ich verstehe sehr wohl die faszinierenden Seiten von Berlin und zu Zeiten der Mauer (ich habe in Berlin von 1981 bis 1999 gelebt) war es bestimmt einer der skurilsten Plätze auf der Welt. Diesen Umstand habe ich genutzt, indem ich regelmäßig in den Osten fuhr, der damals auch Teil MEINER Stadt war.
Dennoch war es immer eine Art Haßliebe und letztendlich überwogen die negativen Seiten dann so deutlich, daß ich mich doch mehr auf den Liebesaspekt zu einem Ort beziehen wollte und habe die Konzequenzen gezogen.
Außerdem fand ich es gut die Erfahrung zu machen in einem anderen Land zu leben. Hier gibt es auch dieses unheimlich Bunte, das Skurile und Problematiken zu Hauf. Aber der Haß ist weg, und so war es für mich eine gute Entscheidung.

MlG

Moshe


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