Die Nachtsonne ruht im Schoß eines Bären
der den Himmel träumt.
Ich klettere in die tiefste Himmelsgrube
und ruhe über kühlen Felsen
über Hochhäusern leerer Städte.
Ich sehe meine dunkelhaarige Frau träumen.
Ihr Haar verwildert und parfümiert
fällt über ihre Augen und liegt an den Rändern
ihres roten, roten Mundes.
Ich vergesse die Zähne und Zungen der Schlangen.
Ich bin die Sonne im Schoß des Bären.
Ich bin ein neuer Mann
der pfeifend heimkommt um seine Frau zu küssen.
Eine Tasse voll Licht kippt Träume vom Himmel.
Ich segle über den Rand.
Ich gehe einfach weiter.
Über den Rand
Lieber wüstenfuchs,
der Text hat jede Menge starke Bilder und was ich besonders mag, ist, dass du ihnen Zeit gibst und sie zum Erzählen verwendest, indem du sie länger ausführst: Allen voran trifft das natürlich auf den großen Bären zu. Allerdings finde ich die Durchführung manchmal noch etwas unruhig, mir rutschen an einigen Stellen Bilder dazwischen, die ich zwar auch schön finde, die aber fast ein bisschen zuviel sind, weil sie den Bogen des Gedichts stören.- Das betrifft eigentlich nur den "zweiten Teil" des Textes, ab hier, ich versuche mal anzumerken:
Ich vergesse die Zähne und Zungen der Schlangen.
Ich bin die Sonne im Schoß des Bären.
Ich bin ein neuer Mann
der pfeifend heimkommt um seine Frau zu küssen. (zu dieser zeile siehe unten Hinweis zu Chronologie)
Eine Tasse voll Licht kippt Träume vom Himmel. <- dieses Bild irritiert mich, weil du den Mond (damit das Mondlicht) ja schon in dem Bärenbild hast, auch das hier ist schön, aber es zerbricht den Bogen des Großen Bären mit dem Mond in ihm, mir wäre es lieber, du führtest auf die letzten beiden Zeilen anhand des Bärenbildes zu
Ich segle über den Rand. <-- ich muss sagen, dass ich so die zwei letzten Zeilen nicht verstehe, ich sehe die Konsistenz zu einem Freiraum, einer Weite (ein neuer Mann, der Himmel mit der Frau darunter, das Heim, dass sich weitet..wie ein erstes (wirkliches) Atmen, aber ich habe noch nicht genau den Zusammenhang Tasse (Lichtstrahl), segeln und weitergehen (durch den Lichtstrahl? über den Rand der Tasse? hier sind die Bezüge noch so gedoppelt und unruhig?) verstanden.
Ich gehe einfach weiter.
Und dann irritiert mich noch (analog dazu sozusagen), dass der Text - auch im zweiten Teil - nicht chronologisch erzählt: Z.B. sieht der neue Mann zuerst die Frau liegen (Teil 1) und dann wird geschildert, dass er pfeifend heimkommt - ich habe ihn schon neben ihr gesehen - (ich will nicht sagen, dass das unlogisch ist, man kann das so erzählen! Aber es hat mich beim ersten Lesen irritiert). Ich würde, gerade weil das ganze doch auch nicht nur: Mann kommt heim und sieht Frau liegen, sondern auch Mann liebt (im doppelten Sinne) Frau heißt/erzählt, hier dem Leser etwas mehr Halt geben.
Und noch drei Details: Das "pfeifend" ist zwar schön, ich würde es hier aber doch streichen, der text wird mir eine Spur zu erzählend dadurch. Ich glaube, es ist nicht prätentiöser, wenn du das Bild kürzt.
Und das zweite "träumen" würde ich streichen, denn das ist doch schon klar und auch hier wird das kürzere Bild "erhabener", finde ich, magischer: dass man sich traut, einfach nur zu sagen: dass man jemanden sieht und diesem Blick eine Bedeutung verleiht.
Und das "tiefste" machte ich zu einem schlichteren "tiefe", wird es angemessen betont, versteht man es als "Superlativ" ohne den sprachlichen zu benötigen.
Spielen die Zähne und Zungen auf etwas (Sternbilder? Sternsagen?) an? Ich sehe natürlich den Zusammenhang zu den Haaren - dass das Bild daraus erzählt ist und so auf das Gegenteil dieser magischen Stunde anspielt (den Tag (mit dieser Frau) vielleicht, die Schmerzen des Zusammen- und Alleinseins ansonsten, nicht zu dieser magischen Stunde etc. - (die Zeit der Nichterlösung, der Unheimlichkeit) - vielleicht könnte man das aber noch eine Spur verstärken?
Ich könnte mir nach den angestellten Überlegungen das ganze auch so vorstellen:
Die Nachtsonne ruht im Schoß des Bären
der den Himmel träumt.
Ich klettere in die tiefe Himmelsgrube
und ruhe über kühlen Felsen
über Hochhäusern leerer Städte.
Ich sehe meine dunkelhaarige Frau.
Ihr Haar verwildert und parfümiert
fällt über ihre Augen und liegt an den Rändern
ihres roten, roten Mundes.
Ich vergesse die Zähne und Zungen der Schlangen.
Ich bin die Sonne im Schoß des Bären.
Ich bin ein neuer Mann
der heimkommt um seine Frau zu küssen.
Ich segle über den Rand
bewege mich einfach weiter.
Das waren jetzt sehr viele Anmerkungen, aber in solche Kommentare gerate ich wirklich nur herein, wenn mir ein Text sehr gefällt - und hier mochte ich gerne etwas tiefer einsteigen. Er gefällt mir sehr und er hat viele Details, ob intuitiv oder ganz bewusst gesetzt (z.B. dass die Nachtsonne beim zweiten Mal nur Sonne heißt - das erzählt eine Wahrheit, dass es (der Mann als Mond) ja eben genau die Sonne ist, die man sonst (ich meine in Bezug auf das Licht, die Wärme etc.) mit Sonne meint - dass der Mond im Bären, der träumenden Frau, zur eigentlicheren Sonne wird), die alle stimmig sind und die der Grund dafür sind, dass ich im vorliegenden Text von einem poetischen Text sprechen würde.
Vielleicht kannst du ja mit der einen oder anderen Anmerkung etwas anfangen.
Liebe Grüße,
Lisa
der Text hat jede Menge starke Bilder und was ich besonders mag, ist, dass du ihnen Zeit gibst und sie zum Erzählen verwendest, indem du sie länger ausführst: Allen voran trifft das natürlich auf den großen Bären zu. Allerdings finde ich die Durchführung manchmal noch etwas unruhig, mir rutschen an einigen Stellen Bilder dazwischen, die ich zwar auch schön finde, die aber fast ein bisschen zuviel sind, weil sie den Bogen des Gedichts stören.- Das betrifft eigentlich nur den "zweiten Teil" des Textes, ab hier, ich versuche mal anzumerken:
Ich vergesse die Zähne und Zungen der Schlangen.
Ich bin die Sonne im Schoß des Bären.
Ich bin ein neuer Mann
der pfeifend heimkommt um seine Frau zu küssen. (zu dieser zeile siehe unten Hinweis zu Chronologie)
Eine Tasse voll Licht kippt Träume vom Himmel. <- dieses Bild irritiert mich, weil du den Mond (damit das Mondlicht) ja schon in dem Bärenbild hast, auch das hier ist schön, aber es zerbricht den Bogen des Großen Bären mit dem Mond in ihm, mir wäre es lieber, du führtest auf die letzten beiden Zeilen anhand des Bärenbildes zu
Ich segle über den Rand. <-- ich muss sagen, dass ich so die zwei letzten Zeilen nicht verstehe, ich sehe die Konsistenz zu einem Freiraum, einer Weite (ein neuer Mann, der Himmel mit der Frau darunter, das Heim, dass sich weitet..wie ein erstes (wirkliches) Atmen, aber ich habe noch nicht genau den Zusammenhang Tasse (Lichtstrahl), segeln und weitergehen (durch den Lichtstrahl? über den Rand der Tasse? hier sind die Bezüge noch so gedoppelt und unruhig?) verstanden.
Ich gehe einfach weiter.
Und dann irritiert mich noch (analog dazu sozusagen), dass der Text - auch im zweiten Teil - nicht chronologisch erzählt: Z.B. sieht der neue Mann zuerst die Frau liegen (Teil 1) und dann wird geschildert, dass er pfeifend heimkommt - ich habe ihn schon neben ihr gesehen - (ich will nicht sagen, dass das unlogisch ist, man kann das so erzählen! Aber es hat mich beim ersten Lesen irritiert). Ich würde, gerade weil das ganze doch auch nicht nur: Mann kommt heim und sieht Frau liegen, sondern auch Mann liebt (im doppelten Sinne) Frau heißt/erzählt, hier dem Leser etwas mehr Halt geben.
Und noch drei Details: Das "pfeifend" ist zwar schön, ich würde es hier aber doch streichen, der text wird mir eine Spur zu erzählend dadurch. Ich glaube, es ist nicht prätentiöser, wenn du das Bild kürzt.
Und das zweite "träumen" würde ich streichen, denn das ist doch schon klar und auch hier wird das kürzere Bild "erhabener", finde ich, magischer: dass man sich traut, einfach nur zu sagen: dass man jemanden sieht und diesem Blick eine Bedeutung verleiht.
Und das "tiefste" machte ich zu einem schlichteren "tiefe", wird es angemessen betont, versteht man es als "Superlativ" ohne den sprachlichen zu benötigen.
Spielen die Zähne und Zungen auf etwas (Sternbilder? Sternsagen?) an? Ich sehe natürlich den Zusammenhang zu den Haaren - dass das Bild daraus erzählt ist und so auf das Gegenteil dieser magischen Stunde anspielt (den Tag (mit dieser Frau) vielleicht, die Schmerzen des Zusammen- und Alleinseins ansonsten, nicht zu dieser magischen Stunde etc. - (die Zeit der Nichterlösung, der Unheimlichkeit) - vielleicht könnte man das aber noch eine Spur verstärken?
Ich könnte mir nach den angestellten Überlegungen das ganze auch so vorstellen:
Die Nachtsonne ruht im Schoß des Bären
der den Himmel träumt.
Ich klettere in die tiefe Himmelsgrube
und ruhe über kühlen Felsen
über Hochhäusern leerer Städte.
Ich sehe meine dunkelhaarige Frau.
Ihr Haar verwildert und parfümiert
fällt über ihre Augen und liegt an den Rändern
ihres roten, roten Mundes.
Ich vergesse die Zähne und Zungen der Schlangen.
Ich bin die Sonne im Schoß des Bären.
Ich bin ein neuer Mann
der heimkommt um seine Frau zu küssen.
Ich segle über den Rand
bewege mich einfach weiter.
Das waren jetzt sehr viele Anmerkungen, aber in solche Kommentare gerate ich wirklich nur herein, wenn mir ein Text sehr gefällt - und hier mochte ich gerne etwas tiefer einsteigen. Er gefällt mir sehr und er hat viele Details, ob intuitiv oder ganz bewusst gesetzt (z.B. dass die Nachtsonne beim zweiten Mal nur Sonne heißt - das erzählt eine Wahrheit, dass es (der Mann als Mond) ja eben genau die Sonne ist, die man sonst (ich meine in Bezug auf das Licht, die Wärme etc.) mit Sonne meint - dass der Mond im Bären, der träumenden Frau, zur eigentlicheren Sonne wird), die alle stimmig sind und die der Grund dafür sind, dass ich im vorliegenden Text von einem poetischen Text sprechen würde.
Vielleicht kannst du ja mit der einen oder anderen Anmerkung etwas anfangen.
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Lieber Fux,
das finde ich einen von den Bildern her starken Text. Mir gefallen die kräftigen neuen Farben, zB in
oder
wobei es mir noch reiner vorkäme, wenn nur die Tasse voll Lichts da wäre und keine Träume.
Mein Lesen hängt an einigen Stellen, beispielsweise hier:
das sieht für mich, wenn ich es als als Bild übersetze, aus wie ein Schnurrbart.
Hab ich insgesamt gern gelesen.
Liebe Grüße
Max
das finde ich einen von den Bildern her starken Text. Mir gefallen die kräftigen neuen Farben, zB in
Die Nachtsonne ruht im Schoß eines Bären
oder
Eine Tasse voll Licht kippt Träume vom Himmel.
wobei es mir noch reiner vorkäme, wenn nur die Tasse voll Lichts da wäre und keine Träume.
Mein Lesen hängt an einigen Stellen, beispielsweise hier:
Ihr Haar verwildert und ...
liegt an den Rändern
ihres roten, roten Mundes.
das sieht für mich, wenn ich es als als Bild übersetze, aus wie ein Schnurrbart.
Hab ich insgesamt gern gelesen.
Liebe Grüße
Max
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