Träumt man, wenn man tot ist? I

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
pandora

Beitragvon pandora » 23.05.2006, 17:35

gone
Zuletzt geändert von pandora am 15.03.2008, 15:32, insgesamt 2-mal geändert.

Murphy

Beitragvon Murphy » 23.05.2006, 19:39

Hi Pandora, an deinem Gedicht ist wirklich was dran! Schön zu sehen, dass es noch alte "Stilisten" gibt. Dein Gedicht hat mich berührt, das wollte ich dir nur sagen. Wirklich schön zu lesen. Murphy

Trixie

Beitragvon Trixie » 23.05.2006, 20:36

Erster Eindruck: Hammer!!! Es lassen sich bestimmt noch Fehlerchen, Verbesserle etc. finden - alles absichtlich verniedlicht - aber im Moment will ich das gar nicht. Beide Gedichte, Teil I und Teil II finde ich äußerst poetisch, lyrisch gelungen....Bin beeindruckt, wirklich!

lg Trixie

Last

Beitragvon Last » 23.05.2006, 23:07

Hallo Pandora,

dieses Gedicht hat etwas Faszinierendes, das schon durch die rhetorische Frage im Titel entsteht. "Träumt man, wenn man tot ist?" Ich denke "Ja", jedenfalls solange du nicht vom physischem Tod sprichst. Ich möchte dich hier gerne so verstehen, dass du einen psychischen Tod meinst. (Wegen der beiden letzten Strophen)
Am besten gefällt mir die letzte Strophe. Wobei ich mich frage, wer Vincent ist (Dein Mann, Vater, Bruder...???).

In der zweiten Strophe könntest du vielleicht das "So" zu Beginn in ein "Wenn" ändern, das ist grammatikalisch wohl etwas zeitgemäßer, ansonsten bedienst du dich ja keiner altmodischen Sprache.
Der Vers "bunten Blumenwiesen hinter Zäunen" hat noch zwei Silben zu viel, was beim Lesen nicht wirklich stört, ich bin mir aber nicht sicher, ob diese Zeile so bedeutend ist, dass sie auf diese Weise hervorstechen sollte.

pandora

Beitragvon pandora » 24.05.2006, 10:16

dank euch für`s lesen.

ich habe gestern mit blick auf die autorenordner mein "gesamtwerk" durchforstet und überlegt, welche texte ich dort posten würde. dabei fand ich die zwei träumt man-gedichte wieder. es ist schon eine weile her, dass ich sie schrieb. manches würde ich jetzt anders formulieren.
in den versen ist die erinnerung an eine traurige zeit geronnen: ich musste den tod eines mir sehr nahestehenden familienmitgliedes verkraften. obwohl es mir wohl am liebsten gewesen wäre, diese auseinandersetzung erst einmal zu umgehen, haben mich meine kinder (vincent ist mein jüngerer sohn, er war damals 3) in zahllosen gesprächen immer wieder dazu gezwungen.
ich war erstaunt über die klugen gedanken der kinder, über ihre unbefangenheit der thematik gegenüber. manche dieser gedanken wollte ich bewahren.

@ last: danke für die änderungsvorschlage. beide umgesetzt. (an stelle von "so" stand vorher ein "falls", aber das klang so grammatisch nach conditional...)

lg
p.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 24.05.2006, 13:58

Hallo pandora,

ich weiß nicht genau, ob ich dieser "Gliederung" des "Schmerzes" von Kindern, Frauen und Männern zustimme...ich wäre bei diesem Thema vielleicht gar nicht darauf gekommen, sie so grob zu kategorisieren (auch nicht für ein Kind) Allerdings habe ich auch sehr wenig Erfahrung damit!

Wenn die toten Kinder träumen,
träumen sie von Sonne, Sand,
Blumenwiesen hinter Zäunen
und der Mutter an der Hand.

Tote Frauen flüstern leise,
seufzen oft und klagen still.
Träumen von der letzten Reise,
die auch hier nicht enden will.

Tote Männer stell`n sich Fragen.
Geh`n zurück und schau`n sich um.
Mühen sich, die Last zu tragen.
Ihre Münder bleiben stumm.

pandora

Beitragvon pandora » 24.05.2006, 15:01

liebe lisa,

ich glaube, es ging weniger darum, schmerz zu kategorisieren.
ausgehend von der frage, ob tote träume haben, haben die kinder wohl eher überlegt, was MENSCH vermissen oder sich zurückwünschen könnte.

ein schönes langes wochenende wünscht

pandora

Herby

Beitragvon Herby » 24.05.2006, 15:03

Liebe pandora,

auch ich tue mich, ähnlich wie Lisa, seit dem ersten Lesen deines Gedichts noch mit der Kategorisierung schwer. Magst du etwas dazu sagen?

Aber davon abgesehen haben mich diese Verse sehr berührt! Danke!

Liebe Grüße
Herby

PS: Da haben sich unsere postings überschnitten! Alles klar! O:)

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Beitragvon Lisa » 24.05.2006, 15:56

haben die kinder wohl eher überlegt, was MENSCH vermissen oder sich zurückwünschen könnte.


Das sind mehr oder weniger 1:1 wirklich gesammelte Gedanken von Kindern? (Ich habe deinen Kommentar weiter oben anders gelesen).

Dann finde ich es enorm, wie geprägt sie schon zu sein scheinen, was Klischees (im Sinne von Kategorisierungen) angeht, oder?

Das zweite Gedicht entstammt aber nicht Kindergedanken, oder?

Faszinierte Grüße,
Lisa

pandora

Beitragvon pandora » 24.05.2006, 16:15

nein lisa, das ist natürlich keine wörtliche wiedergabe von kindergedanken.
die frage, die den titel liefert, die ist o-ton, ansonsten habe ich versucht, gedanken aufzugreifen, die in diesen gesprächen eine rolle spielten.
meinst du nicht, dass kinder sich vorstellen, nach einer endgültigen trennung vor allem die mutter zu vermissen?
meinst du nicht, dass kinder ein gefühl dafür haben, dass menschen ganz unterschiedlich trauer leben ("sterben")? es mag ein klischee sein, dass männer sehr oft dinge mit sich allein abmachen und vorgeben, alles im griff zu haben, obwohl das in ihrem inneren ganz anders aussieht.
es mag ein klischee sein, dass es die frauen sind, die sich in sozialen belangen verstärkt in der verantwortung sehen (und mit schuldgefühlen abplagen). meine lebenserfahrung sagt mir, dass an diesen klischees etwas dran ist. zumindest einen eindruck, einen ganz oberflächlichen, einen hauch von eindruck, haben auch kinder von diesen dingen, da bin ich ganz sicher.

das zweite gedicht ist "meine" fortführung dieser gedanken.

lg

p.

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Beitragvon Lisa » 24.05.2006, 16:24

Liebe pandora,

ich wollte dich nicht verletzen!

Ich nahm auch nicht an, dass es O-Ton ist, es ging mir nur um den "gedachten Gedanken" (ob der so von den Kindern gedacht wurde, weil ich das interessant finde).

Trotzdem muss ich sagen, dass ich nicht beurteilen kann, wie viel von den Klischees "treffen" ...natürlich sitzen Klischees auch in den Köpfen und Herzen der Menschen und werden somit auch gelebt. Und bestimmt entstehen Klischees auch nicht aus dem Nichts heraus und es ließen sich eine Menge Anhaltspunkte und Fakten für die beschriebenen Verhältnisse finden.

Ich glaube nur, dass Trauer, so wie ich sie mir vorstelle, wie ich sie aufgrund meiner wenigen Erfahrungen in Bezug auf Trauer um Menschen erahne, nicht so vorstellen würde...sondern viel elementarer, vereinzelter...aber ich bin wohl nicht in der Lage das auszudrücken, ohne dich vor den Kopf zu stoßen. Entschuldige bitte, wenn ich das getan habe.

Liebe Grüße,
Lisa

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 24.05.2006, 18:14

pandora hat geschrieben:nein lisa, das ist natürlich keine wörtliche wiedergabe von kindergedanken.
die frage, die den titel liefert, die ist o-ton, ansonsten habe ich versucht, gedanken aufzugreifen, die in diesen gesprächen eine rolle spielten.
meinst du nicht, dass kinder sich vorstellen, nach einer endgültigen trennung vor allem die mutter zu vermissen?
meinst du nicht, dass kinder ein gefühl dafür haben, dass menschen ganz unterschiedlich trauer leben ("sterben")? es mag ein klischee sein, dass männer sehr oft dinge mit sich allein abmachen und vorgeben, alles im griff zu haben, obwohl das in ihrem inneren ganz anders aussieht.
es mag ein klischee sein, dass es die frauen sind, die sich in sozialen belangen verstärkt in der verantwortung sehen (und mit schuldgefühlen abplagen). meine lebenserfahrung sagt mir, dass an diesen klischees etwas dran ist. zumindest einen eindruck, einen ganz oberflächlichen, einen hauch von eindruck, haben auch kinder von diesen dingen, da bin ich ganz sicher.



Aufgrund meiner Erfahrungen muß ich zustimmen: an vielen Klischees ist leider einiges dran.
Das liegt aber auch daran, daß die alten Muster beständig wiederholt werden - gerade innerhalb von Familien - es ist verdammt schwer, sich a) diese Muster klar zu machen und b) darauf achtzugeben, wenn man selbst in eines zurückfällt und c) merkt man es leider nicht immer früh genug.

Insofern sehe ich in diesem Gedicht auch eine Kritik an den Mustern und Rollenverhalten der Erwachsenen. Natürlich nehmen Kinder das wahr, sie durchschauen in der Regel auch viel rascher, wenn Erwachsene nicht "wahrhaftig/aufrichtig" sind bzw. sich verhalten.

Ich habe an diesem Gedicht nichts, aber auch gar nichts zu mäkeln.

Gruß
Frank

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Beitragvon Lisa » 24.05.2006, 21:35

Hallo,

ohne dass dies Kritik sein soll (an pandoras Gedicht oder Franks Perspektive) empfinde ich das Gedicht überhaupt nicht als kritisch angelegt. Vielleicht aber wird es es von selbst...

Liebe Abendgrüße,
Lisa

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 24.05.2006, 21:44

Mhm, ich kann mich nicht erinnern, gesagt zu haben, daß das Gedicht kritisch angelegt sei.

Ich habe gesagt, daß ich in dem Gedicht eine Kritik an den Mustern sehe, zu denen pandora im Kommentar was sagte.

Und das hat natürlich mit meiner Denke zu tun, die Thematik betreffend.
Ich selbst bin nicht davon überzeugt, daß pandora das Gedicht so meint.
Ich denke da eher, es ist eine Art "Wiedergabe", nicht reflektiv.
Es wird gesagt: so ist es.

Es ist meine Reflektion. Und nur meine.

Gruß
Frank


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