Der Bär

Hier ist Raum für Fortsetzungsgeschichten, das Wort der Woche, interne Schreibwettbewerbe und alle anderen literarischen Projekte, bei denen mehrere Saloner zusammenarbeiten
Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 28.03.2007, 22:22

Anbei sende ich Euch das Foto eines Bären, den man wohl als den braunen Bruder von Knut bezeichnen könnte. Rührt Euch sein Anblick?
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Der Bär.JPG
Der Bär.JPG (57.08 KiB) 6117 mal betrachtet

Niko

Beitragvon Niko » 28.03.2007, 23:17

hallo paul!
gelungenes bild. und ich finde, man kann zwiespältig darüber sinnieren, über die wirkung, das berühren.
zum einen kann man es als "ulkig deuten. so wie er da sitzt, vielleicht ist ihm zu warm. wer weiß.
man kann auch sehnsucht nach freiheit oder sonstwas hineininterpretieren. der leidend anmutende blick in den himmel etc....
es lässt verschiedenes zu. und man fühlt, was man fühlen will. und wills sehnsüchtig nachfühlen ;-)

lieben gruß: Niko, später verdichtet mehr dazu

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leonie
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Beitragvon leonie » 28.03.2007, 23:46

Ich weiß nicht, welche Theorie ich jetzt möglicherweise damit bestätige: Mir tut er schon ein wenig Leid.

Aber das ist doch sicher nicht nur eine Frage der Ethik, Philosophie, des Menschen-und Tierbildes, etc. Sondern auch der ererbten "Instinkte" (Kindchenschema, Körpersprache oder was weiß ich...). Irgendeinen Überlebenssinn wird es haben, dass Menschen mitfühlen/mitleiden können. Und es auch tun.
Dieses "Man sieht, was man sehen will", alles ist in alle Richtungen deutbar, etc. scheint mir auch nicht das Gelbe vom Ei zu sein.

Liebe Grüße

leonie

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 28.03.2007, 23:48

Lieber Paul,

Ein armes Schwein, der Bär inmitten grauen Betons.

ach bär wo ist dein leben
kennst du das land
wo dichte wälder grünen
gibt es erinnerung an
winterschlaf in warmer
höhle

oder bist geboren du
im grauschleier des betons


Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Gast

Beitragvon Gast » 29.03.2007, 02:28

Ätzend, jetzt sitze ich hier schon eine geschlagene Stunde und warte darauf, dass mir endlich mein Fahrrad gebracht wird, damit ich beginnen kann, mir den Winterspeck abzutrainieren. Aber es kommt kein Schwein, also werde ich weiter Löcher in die Luft starren oder Bauklötze staunen ...

... mit denen kann ich dann wenigstens spielen :pfeifen:

(Unter dem Titel: Wie halten sich Zootiere fit :rolleyes:
Im Programm auch, Yoga, Meditation, Frustationstoleranztraining, (Betreuung der Kleintiere während der Kurse durch erfahrene Betreuer ist sicher gestellt)
Ferner Vorträge: Wie schaue ich freundlich in Gefangenschaft, Mein Selbstwertgefühl als Zootier, Wie sehen mich die Zoobesucher)

Liebe Grüße
Gerda

Vielleicht kommt das nicht klar rüber, aber ich meine, dass wir Tiere zu sehr vermenschlichen, indem in solche Fotos, z.B. Langeweile, Frust oder Sehnsucht nach Freiheit hineininterpretiert wird ...
Zuletzt geändert von Gast am 29.03.2007, 09:53, insgesamt 1-mal geändert.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 29.03.2007, 09:20

Hallo Paul,
ja, sein Anblick rührt mich, aber vermutlich anders als von dir gedacht.

(Ist der Freiheitsgedanke nicht auch etwas, was wir den Tieren als menschliche Vorstellung von Glück andichten? Ist dem Bär wirklich wichtig, ob er auf einer Wiese oder auf Beton sitzt? Ist er zufrieden, wenn er pünktlich seine Mahlzeiten bekommt oder erst, wenn er sich sein Essen selbst erjagd hat? Sind Tiere bemitleidenswert, wenn sie umsorgt werden? Nur ein paar Gedanken am Morgen :rolleyes: .)

und nun, zu was mich dein Bärenbild inspiriert hat:


der Bär

er ist einer
der keinen braucht
der nicht einsam
in den Himmel schaut

die Kraft entspannt
er ruht in sich
genießt
sein sorgenloses Morgen

Ach, könnt ich mich
schmiegen in sein weiches Warm
die Gelassenheit
nur einmal spüren

meinen Kopf möcht ich
legen auf sein Herz
und traumlos schlafen
bewacht

doch die Gräben aus Beton
sie trennen uns nicht
es ist die Ungerührtheit
in seinem Gesicht

keinen Schritt
kann ich wagen in sein Reich
denn ich weiß, sein wildes Sein
ist nur vom dicken Fell verborgen

er ist einer
der keinen braucht

Niko

Beitragvon Niko » 29.03.2007, 13:19

noch hält er es fest
die weiten von jelisowo
den duft des waldes

noch lauscht er dem knirschen
des schnees
und ahnt den geschmack
von gräsern und lachs

hier ist es ihm vergangen
der winterschlaf
der kampf

zu leben
auf dem beton

der tod ist ein mensch


http://www.hubertus-jagdreisen.de/asien ... a_baer.htm

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.03.2007, 15:14

Hallo Paul,

Rührt Euch sein Anblick?


Warum fragst du uns das? Irgendwie komme ich mir wie ein Versuchskaninchen vor, wenn du diese Frage stellst. :12:
Möchtest du hier ein Feldlabor einrichten (ausgelöst durch deine Panther-Lesung)?
Saludos
Mucki

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 29.03.2007, 17:48

Liebe Mucki,

Du hast schon recht. Ich wollte mal sehen, was Ihr so bei dem Bild denkt, ohne Euch gleich einen Kontext mitzuliefern. Viele Panther-Leser sprachen von ihrem Mitgefühl für den Panther. Ich versteh Rilkes Gedicht eher so wie Nihil. Eben philosophisch: Der Panther als Sinnbild für den Menschen, der in der Monotonie seines alltäglichen Lebens gefangen, keinen Blick für das tatsächliche Wesen der Welt mehr hat, dem die Erkenntnis fehlt. Allerdings geht Rilke über Schopenhauer hinaus...

Dieser Bär hier bettelt. Er benimmt sich wie ein Hund am Tisch. Die chinesischen Zoobesucher werfen ihm gerne ein paar Brocken hin, die er aufsammelt und isst.

Grüße

Paul

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Beitragvon Mucki » 29.03.2007, 19:35

Dacht' ichs mir doch, du Schlawiner ;-)
Der Bär sieht nämlich so dressiert aus.
Saludos
Mucki

Niko

Beitragvon Niko » 30.03.2007, 05:48

wie sieht man aus, wenn man dressiert ist, mucki?
wenn man einem die lebensgrundlage entzieht, dann hat man halt keine wahl. man muss irgendwie überleben. also macht sich der bär zum affen. wenn er sich gegen sein schicksal dauerhaft wehrt, hat er keine überlebenchance.
- so geht´s zu im leben. ;-) friss oder stirb.

gruß: Niko

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 30.03.2007, 08:07

Hallo Niko,

wenn der Bär dort geboren wurde, ist das seine Welt. Wogegen soll er sich dann wehren? Dann wäre er in der Wildnis verloren.
Ist Freiheit die Lebensgrundlage? Was ist mit Sicherheit?
Was würde wohl so ein Zebra sagen, dass gerade in schönster Freiheit von einem Raubtier gejagd und gerissen wurde.
Vielleicht wäre es lieber freiwillig in ein Gehege gerannt.

liebe Grüße smile

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 30.03.2007, 09:45

Hallo,

Ich finde, es geht um die Ethik.

Wenn ein Zebra gerissen wird, ist das normal in freier Wildbahn.

In einem Käfig zu hausen und den Clown zu machen, weil die Menschen das verursachen, finde ich unmöglich, ebenso wie Hühnerfarmen, Kälbermästung und dergleichen.

Klar, ein in Gefangenschaft geborenes Tier würde nicht überleben draußen. Aber warum ist es dort geboren worden? Eben.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Niko

Beitragvon Niko » 30.03.2007, 11:42

der bär hat keine natürlichen feinde. sein einziger feind ist der mensch. entweder nagelt er sich sein fell ins zimmer (siehe link) oder er macht geld mit ihm. als tanzäffchen oder ausstellungsstück. natürlich hat ein kleiner bär nicht mehr die "erinnerungen" an die freie wildbahn. einen instinkt hat er jedoch immernoch.
tiere in zoos sind hübsch anzusehen. sie können nicht sich beschweren oder woanders hingehen. drum sieht der mensch meist in seiner gedankenlosigkeit gerne darüber hiweng und lässt sich für ein paar euro kranke tiere zeigen. hübsch herausgeputzt, aber krank in der seele. die ich den tieren nicht absprechen möchte.
elefanten schlagen ganztägig mit dem kopf hin und her, eine schlimmere variante von hospitalismus. eisbären schwimmen in dem kleinen becken immer die gleiche strecke. immer die gleichen bewegungen. stumpf geworden.

lieben gruß: Niko


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