tagebuch/ änderungen

Hier ist Raum für Fortsetzungsgeschichten, das Wort der Woche, interne Schreibwettbewerbe und alle anderen literarischen Projekte, bei denen mehrere Saloner zusammenarbeiten
pjesma

Beitragvon pjesma » 31.01.2015, 19:50

herzlich eingeladen ist jeder, der etwas mitteilen möchte, weniger oder mehr literarisch, kryptisch oder offen, essayistisch oder sozialkritisch, bitter oder süß, gar süßbitter....ohne den anderen zu kommentieren!






....die frau ist klein und irgendwie rosa. und voll weißer punkte. und sie ist geschwätzig und rund. und sie springt auf der bühne wie ein flummi. und, als ich frisch verliebt in ihr geist die vorlesung zu ende sah, entdeckte ich: die frau ist schon über drei jahre eben das. ein geist. sie lebt nicht mehr. aber, ihre worte haben mich fasziniert und ich bin voller bedauern dass sie einebbten. meinungen bezweifelt sie und hinterfragt sie, in dem sie das wort MEIN drin findet, das aber eigentlich gar nicht einem gehört, sondern gepuzzelt wurde von vielen mein-ungen der anderen. anderer-ungen, also. anderer-ungen zulassen. erkennen. lieben?
ja, die frau war rosa...ob sie als schutzpatronin eines sammeltagebuches taugt, weiß ich nicht. ich würde es ihr zutrauen, so flummig :-)
Zuletzt geändert von pjesma am 01.02.2015, 15:22, insgesamt 1-mal geändert.

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nera
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Beitragvon nera » 12.02.2015, 21:54

wieso reden alle gurus immer nur über wachstum? wohin soll denn alles wachsen?
Zuletzt geändert von nera am 13.02.2015, 09:08, insgesamt 1-mal geändert.

pjesma

Beitragvon pjesma » 13.02.2015, 00:54

magendarm in anmarsch, in valentinswoche. das wird lustig. musste an spruch denken welchen mir mein sohn vorgelesen hatte "ein deutscher junge heult nicht weil es kalt ist, sondern aus wut dass es nicht noch kälter ist".tja. in dem sinne sollte eine floristin kein magendarminfekt haben, sondern lieber ein päckchen mit erwachsenenwindeln parat.
ansonsten, lese ich mal wieder. zwischen umzugskartons. und entdecke, immerwieder, dass jede blendende schreibidee die ich bekomme, schon längst von jemanden verwirklicht wurde. canetti, 50 charaktere, lese ich.

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Hetti
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Beitragvon Hetti » 13.02.2015, 11:46

Statt fleißig an der Masterarbeit zu feilen, oder wenigstens die Dokumentation für meine Schäfchen zu schreiben, surfe ich gemütlich durch den Salon. Ich weiß, dafür gibt es dieses schwer im Kommen begriffene Fremdwort. „Prokrastinieren“. Schon klar. Aber noch ist der Tag jung, jawohl, jung ist er, ich hege berechtigte Hoffnung, einen guten Teil meiner Mussichnocherledigen tatsächlich zu erledigen. Lange wird diese Muße nicht bei mir bleiben. Dann zieht sie weiter zu irgendeinem anderen Beladenen. Mich lässt sie zurück im gefürchteten ICH-HABE-KEINE-ZEIT-Desaster. Egal, gerade jetzt geht es mir gut.

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nera
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Beitragvon nera » 14.02.2015, 00:12

das wasser ist sehr klar und kalt. ich schaffe es nur mit den füßen rein und schon umschwimmt mich ein schwarm fische, das heißt meine füße. die meisten sind grau. grau gestreift oder gepunktet. manche haben blaue flossen. zwei, drei sind derber gezeichnet, aber auch sie sind graubraun. sie kommen meinen zehen gefährlich nahe und ich bereue es, dass ich die kamera nicht dabei habe. dann ist plötzlich einer da, den man als bunten hund bezeichnen könnte, wäre er kein fisch. sein kopf und die schwanzflosse sind blaurot gezeichnet, der körper ist rotgrün. ein regenbogenfisch....ein stummer kommt, er redet mit den fischen, er hat brot und wirft es ins wasser. er steckt sich ein stück brot zwischen die zehen und lacht. die fische stürzen sich auf das brot und das wasser brodelt, als würde es kochen. er reicht mir ein stück und deutet mir, ich solle es auch zwischen die zehen stecken. ich zögere. er fängt einen fisch und legt ihn mir in die hand. das maul bewegt sich unaufgeregt und ich lasse ihn schwimmen.
ich hebe einen stein auf und zeige dem stummen einen seestern, der kein seestern ist; er hat acht arme und die arme enden in einem blauen tupfen. er hebt ihn aus dem wasser, zeigt ihn mir und wir sehen ihm zu, wie er wieder zwischen den steinen verschwindet. der mann zeigt auf zwei fische und gestikuliert mir, dass man diese nicht anfassen darf, sie stechten und die hand würde schwellen. alle fische hier wären ungeniesbar. die fische suchen zwischen meinen zehen brot. sie sind zärtlich.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 14.02.2015, 00:31

Ich fand es beim Schnorcheln immer am schönsten, dass die Fische mich genauso groß angucken, wie ich sie.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

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eva
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Beitragvon eva » 14.02.2015, 18:27

Schau mir in die Augen, Kleiner! sprach sie während sie auf ihrer verdammt langen Leitung durch die Bilderwelten balancierte ohne zu merken. Aber jetzt hat sie den Abwärtsgang gefunden und das Tagebuch auch. Das ist ja eine nette kleine Gesellschaft hier, freute sie sich, handverlesene Gäste in Blau oder graugestreift, mit Schnorcheln oder ohne, und schon zieht sie mich auf die Tanzfläche und zwingt mir einen Wiener Walzer auf, dass die Löffel das Flattern kriegen. Wir sind im falschen Ordner, schreie ich ihr noch ins Ohr, aber sie lacht nur zurück und ruft: Karneval!
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Jetzter wird's nicht. D. Wittrock

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nera
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Beitragvon nera » 14.02.2015, 22:38

derhimmelderhimmelderhimmel
jeden tag ein anderes schauspiel, wolkenkino,sonnenuntergangsdrama und dann die nächte!
die plejaden erkenne ich und mittlerweile orion, dazwischen der stier und dann den großen hund, sirius. der große wagen steht auf der deichsel.
und jupiter mit zwei, drei monden, sagts du. und kassiopeia.
mach langsam, mit einer ältlichen frau, mit nackenschmerzen, lache ich. ich weiß doch jetzt zumindestens schon vom canis major uznd wo ich ihn finde.

andrea

Beitragvon andrea » 15.02.2015, 08:52

Alles unter der Zahl "15" im Zusammenhang mit Lebensmitteln ist bei mir als "mager" abgespeichert. Ich esse nun mal gern Käse. ;) Gestern nun das große Wundern, warum das Joghurt derart gut schmeckt, fast wie Schlagobers. ... Genau: "10" bedeutet im Zusammenhang mit Joghurt eben was anderes als im Zusammenhang mit Käse. In meinem früheren Leben als Textbesprecherin hätte ich nun den Begriff "Kontext" verwendet. :-))))

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birke
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Beitragvon birke » 15.02.2015, 11:08

heute tanzen meine lebensgeister mit der sonne.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

MadgeinBlau

Beitragvon MadgeinBlau » 15.02.2015, 16:25

Gott statt Schrott.jpg


Ja, das sind doch echte Missionare.

pjesma

Beitragvon pjesma » 15.02.2015, 21:57

fasching, na gut. alle helauen und alaafen, und mein inneres gleichgewicht ist zur zeit fragil. ich sehne mich nach stille, nach insichkehrung und nach dazugehörigkeit, irgendwo irgendeine. dass mich ein umzug so schaft, hätte ich nicht gedacht...meine kleine ruheplätzchen sind entweder abgerissen oder noch nicht gebaut und ich fühle mich in niemandes land, ich hänge in der luft und luft ist nicht so mein medium. ja, es wird schon gut werden, aber jetzt und hier ist es noch nicht gut. um mich zu besinnen habe ich heute meditiert und hab mich auf ein meiner kraftorte gedacht. es war spätsommer,nachmittag, ich war angekommen und hatte mich in das lehmhäuschen hingesetzt, auf den holzstuhl. goldene streifen vom westen drangen in den raum, es roch sattgrün und nur die vögel zwitscherten und es war sonst schön ruhig und still. und dann bin ich eingeschlafen, leider. einzige ruhe die ich zur zeit habe: schlaf. der wache zustand ist eine einzige neusortierung von der ich mich nicht drücken kann...persönlich, beruflich, wohnmäßig...viel denke ich über mich selbst und sehr kritisch...suche den fehler und finde ihn nicht...immer bin ich/war ich eine minderheit. nicht, weil es so cool wäre als gegenströmler durch das leben zu gehen und so romantisch und erhaben und sonstiger scheiß. es ist einfach so, das ich oft irgendwo dazu stehe und mich wie ein außerirdischer fühle, weil die menschen mit denen ich dachte so viel gemeinsames zu haben, auf einmal feuer und flamme sind für etwas was mich nicht nur nicht interessiert, sondern ich es nicht mal wahrgenommen hätte ohne ihren jubel oder pöbel. es gibt dann zwei wege---sehnst du dich nicht dazu zu gehören, machst du dich bemerkbar mit oppositer meinung. und meistens gleich auch unbeliebt,weil du das gruppengefühl nicht teilst...aber da du keine sehnsucht hast dazu zu gehören, ist dir das meistens schnuppe. oder der anderer weg-du magst diese leute und MÖCHTEST dazu gehören und verleugnest dich selbst dafür---auch so stand ich schon und hab mich über harry potter unterhalten obwohl ich wohl bestimmt der einziger mensch im ort bin der das nicht gelesen hatte und fand ihn im verlogenen gespräch toll und später mich selbst blöd. und jetzt bin ich irgendwo nirgendwo drittes, wo ich mich frage: was stimmt mit mir nicht? ich bin einsam obwohl nicht alleine, um mich sind menschen. die ich mag und nicht mag, die mich mögen und nicht mögen...aber wir gehören nicht zusammen. das gefühl, das eine/r kommt, sich neben mich hinsetzt mich kurz anlächelt und wir wissen ohne viele worte -wir sind vom selben schlag, fehlt mir. zusammengehörigkeit ohne gegenseitige einschränkung. ich rede jetzt nicht auf zwischenkulturelle ebene, das was ich meine ist geschlechtslos und nationunabhängig und heimatlos, wo auch immer.
ich habe michael jackson nie gemocht, später war mir auch robby williams uninteressant, ich muss nicht shades of gray sehen ,havaii pizza ist mir ein graus und ich finde keine entspannung beim bügeln. herrn der ringe hab ich noch nicht gelesen. worüber soll ich mich denn unterhalten? muss man sich den unterhalten? es muss irgendwo in mir einen wackelkontakt geben, da ich glaube, unerschütterlich, es gibt zusammengehörigkeit auch ohne gleicheit im geiste...ich finde sie nur nicht :-(. es liegt an mir, bestimmt.

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eva
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Beitragvon eva » 17.02.2015, 09:54

Die besten Schuster tragen die schlechtesten Schuhe, schrieb er, und ich blicke seitdem auf meine nackten Füße und frage mich, wovon spricht der Mann bloß. 30 Jahre lang bestes Schuhwerk, wandertauglich und unwettergeprüft, bis sie dann unvermutet nutzlos sind, weil man zwangsläufig rausgewachsen ist. Dann Stilettos, silberglänzendes Lackleder, ein extrem heißer Lauf auf Aschenputtelhighheels, mit der schlichten Erkenntnis, dass ich solchen artistischen Balanceakten noch nie gewachsen war. Ruckedigu, Blut war im Schuh. Und nun barfüssig unterwegs, ohne es merken zu wollen, schließlich habe ich schon als Studentin Schuhe verkauft. Gesundheitsschuhe für Intellektuelle und Künstler. Die Hornhaut trägt mehr als die Erinnerungen.
Jetzter wird's nicht. D. Wittrock

MadgeinBlau

Beitragvon MadgeinBlau » 17.02.2015, 13:54

Seit Jahren bin ich in flachen Schuhen - fast - unterwegs. Tut mir gut.
Ich lese gerade - amüsiert und grimmig - die allerödesten Welterkärungstexte.

Warum wir keine wirkliche Demokratie sind, warum Angela Merkel Deutschlands Unglück ist, warum bald der 3. Weltkrieg ausbricht und die Amis auch ganz furchtbar. An allem ist was dran, aber insgesamt ist es eben abstrus und ressentimentgeladen.

Und - dann diese schweren Anfälle von Bedeutungsschwangerschaft. Ohgott.

Ein Autor sollte sich nie mehr lieben als seine Leser.
Habe ich mir gerade ausgedacht. Es sollte für die Alltagspublizistik schon gelten. Beim Schreiben als Kunst - da kann es ganz anders sein und - gerade in der Selbstverliebtheit kann was ganz Tolles entstehen.

Seit Tagen grüble ich an einem Vers über Waffenruhe.

Ohne Socken, ohne Schuhe
legt sich der Held zur Waffenruhe.


Dabei geht mir diese Ukraine-Geschichte voll ins Gemüt.

Quoth
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Beitragvon Quoth » 17.02.2015, 14:00

Sind wir nicht alle Entwurzelte? Oder tragen vielmehr – da ein Leben ganz ohne Wurzeln nicht möglich ist – dieselben in einem Topf, den wir überallhin mitnehmen, bei uns? Auf meiner Fensterbank steht ein Alpenveilchen, ein weißes, weil es an eine Tote erinnert. Alpenveilchen waren die Lieblingsblumen der Toten, immer, wenn ich an sie denke, gießt sie die Alpenveilchen auf ihrer Fensterbank. Eigentlich mag ich diese Blumen mit ihrer Sturmfrisur nicht, aber von dieser Toten kommen meine Gedanken nicht los. Irgendwie wurzelt auch meine Identität in diesem Topf, und wenn ich hier ausziehe, werde ich ihn mitnehmen – so wie Äneas die Penatenfigürchen mitnahm, als er mit Sohn und Vater aus Troja floh. Fremd ist mir die Tote geworden, aber umso erschrockener bin ich, wenn sie mich im Spiegel aus meinem eigenen Gesicht anschaut. Sie einmal wirklich verstehen – ihre Selbstgerechtigkeit, ihre Selbstherrlichkeit, ihre Demut vor der Natur, ihre walkürenhafte Grandiosität – ein unerfüllbarer Traum.
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.


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