Zitalog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Mucki
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Beitragvon Mucki » 01.12.2013, 00:04


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Zitat - Text - Zitat - Text - Zitat - Inspiration durch Zitate - Lyrik - Prosa - Zitat als Angelpunkt -
Lieblingszitate mit eigenem Leben füllen - neues Zitat als Inspiration weitergeben



Im Zitalog könnt ihr euren Gedanken - inspiriert durch ein Zitat - lyrisch und prosaisch freien Lauf lassen. Zitalog ist kooperatives Schreiben, Texte, Gedichte, die das Zitat des Vorschreibers aufgreifen. Hierdurch entstehen unkommentierte Textfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen, Lyrik, z.B. ob gereimt oder ungereimt, Prosa, kurz oder lang, ganz wie ihr es möchtet.

Alles beginnt mit einem Zitat, dessen Autor ihr in Klammern dahintersetzt. Darauf folgt ein Text, Lyrik oder Prosa. Am Ende setzt der Schreiber ein neues Zitat mit Autor des Zitates in Klammern dahinter. Der nächste Schreiber beginnt mit dem letzten Zitat des Vorgängers.


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Lieblingszitate mit eigenem Leben füllen - neues Zitat als Inspiration weitergeben

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 28.03.2015, 23:33

Die Regierung der Welt beginnt in uns selbst. (Fernando Pessoa)

Ich habe keine Macht
über das,
was ich schreibe

herrschte ich doch
über meine Gedanken,
die sich in Leeres krallen
und Schweres
die in der Luft
nur Schweigen lassen
und kein Wort
nein, nicht ein Wort

ich habe keine Macht
über das,
was ich schreibe
bemächtigt sich meiner
schreibt mich

Dichtung ist keine Meinung, die man äußert. Es ist ein Gesang, der sich aus einer blutenden Wunde oder einem lächelnden Mund erhebt. (Khalil Gibran)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 03.04.2015, 15:29



Dichtung ist keine Meinung, die man äußert. Es ist ein Gesang, der sich aus einer blutenden Wunde oder einem lächelnden Mund erhebt. (Khalil Gibran)



die wunde des wartens
auf was
wenn man nur wüsste

er geht durch dieselben straßen
sein blick bleibt
an den mauern

hat sich nichts
verändert
das hält er fest

zur sicherheit

umschwärmen ihn bilder
hebt er die hand
da ist sie

die ihn umschweigt
die ihn umschreibt

als wäre sie anwesend
in jede faser seiner tage
eingewoben

ein lächeln

eingewoben
in jede faser ihrer tage
als wäre er anwesend

der sie umschreibt
der sie umschweigt

da ist er
hebt sie die hand
umschwärmen sie bilder

zur sicherheit

das hält sie fest
verändert
hat sich nichts

an den mauern
ihr blick bleibt
sie geht durch dieselben straßen

wenn man nur wüsste
auf was
die wunder des wartens


Wir begehn eine Unwirklichkeit nach der andern. (Christoph Meckel)


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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nera
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Beitragvon nera » 05.04.2015, 00:47

wir begehn eine unwirklichkeit nach der andern. (christoph meckel)


die wirklichkeit ist ein schräger vogel
ein hansdampfkasper
dessen stock schon schatten wirft
bevor wir ihn hören
oder sein gelächter uns gänsehaut
in die augen treibt

deshalb liebkosen wir krokodile


"...man findet da ganze strassen,
ganze städte voll menschen, man findet gärten,

flüsse, berge neben perücken, bärten,
stöcken, tellern, kleidern, mit einem worte:
eine welt versammelt sich an gedachtem orte.

..." (c. morgenstern; der fromme riese)

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birke
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Beitragvon birke » 06.04.2015, 11:40

"...man findet da ganze strassen,
ganze städte voll menschen, man findet gärten,

flüsse, berge neben perücken, bärten,
stöcken, tellern, kleidern, mit einem worte:
eine welt versammelt sich an gedachtem orte.

..." (c. morgenstern; der fromme riese)




und diesem ort
wünsch ich ein schweigen
ein innehalten am fluss, flüchtig
der blick ins weite
nur im kopf
schläfst du, engel,
einsam
während die welt wütet
schreib ich gedichte
und denke dein wort
an diesen ort



„Noch einmal holen die Sinne aus
zum scharfen Schwung würziger Farben.“

(Jeannie Ebner)
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.04.2015, 18:11

„Noch einmal holen die Sinne aus zum scharfen Schwung würziger Farben.“ (Jeannie Ebner)


the taste of life

wenn ich sie leuchten sehe
male ich sunny melons in den himmel
schmecke ihre saftige süße
the taste of day

wenn ich es von weitem rieche
bohren sich pfeile in meinen schädel
spüre seine derbe schärfe
the taste of night

was immer ich sehe
rieche schmecke und fühle
es bedeutet eine bindung
und einen weg
der unweigerlich folgt

dies ist der lauf der dinge
the taste of life



Wie fern bin ich den Menschen, wenn ich bei ihnen weile, und wie nahe, wenn ich fern von ihnen bin. (Khalil Gibran)

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 09.04.2015, 21:07

Wie fern bin ich den Menschen, wenn ich bei ihnen weile, und wie nahe, wenn ich fern von ihnen bin. (Khalil Gibran)

Manchmal fühlt es sich einfach gut an, jemandem nahe zu sein. Einander nahe zu sein. Nicht im sexuellen Sinne. Nicht im Sinne eines Eindringens. Aber im Sinne von... einfach wie nah sich zwei Menschen sein können, physisch, ohne in den Körper des anderen einzufallen.

Du siehst, was ich gefunden habe: meine Arbeit; und du siehst auch, was ich nicht gefunden habe – alles Übrige, was zum Leben gehört. (Vincent van Gogh)

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nera
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Beitragvon nera » 12.04.2015, 00:10

Du siehst, was ich gefunden habe: meine Arbeit; und du siehst auch, was ich nicht gefunden habe – alles Übrige, was zum Leben gehört. (Vincent van Gogh)

_________________

sie haben auch etwas verloren, herr van! ihr ohr!

"ich werde da sein, indem ich nicht da bin" i. bachmann

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 12.04.2015, 14:41



ich werde da sein, indem ich nicht da bin (I. Bachmann)


was siehst du neben dir
wenn du dich schlafen legst
wenn du durch die straßen gehst
unter diesen worten die sich weiter spannen
als gedanken reichen

wir sind uns nähe und nähte

und wie still wir werden
wenn das flackern unsere leben streift


Gedichte - wie kleine Laternen, an denen noch der Widerschein eines anderen Lichtes glüht. (Philippe Jaccottet)
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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birke
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Beitragvon birke » 13.04.2015, 10:30

Gedichte - wie kleine Laternen, an denen noch der Widerschein eines anderen Lichtes glüht. (Philippe Jaccottet)


immer glimmt dein licht
durch meine verse
gehst du blind (sehend)
nicht im dunkeln
lässt dich mein wort
wenn ich dem gedicht
deinen namen gebe


Poesie ist wie ein Duft, der sich verflüchtigt und dabei in unserer Seele die Essenz der Schönheit zurücklässt. (Jean Paul)
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 13.04.2015, 19:49

Poesie ist wie ein Duft, der sich verflüchtigt und dabei in unserer Seele die Essenz der Schönheit zurücklässt. (Jean Paul)

Molekül um Molekül
verflüchtigst du dich
verfliegst
verfließt
fliehst
erst
meiner Nähe
dann
meinen Worten
letztendlich
meiner Erinnerung
fehlt etwas Wir
fehlt etwas Du
wenn auch nur Funken
so bin ich
leer
von allen Entitäten
voll nur
von mir selbst

Man muß nicht jede Erfahrung selber machen sollen. (Günter Grass)

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birke
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Beitragvon birke » 24.04.2015, 10:40

Man muß nicht jede Erfahrung selber machen sollen. (Günter Grass)


aus der haut fahren, zu dir
aus erfahrung
ins feuer gehen, brennen
(und niemals verhungern)

wieder heraus fahren
/erinnertes leben/

manchmal bleibt glut
zuweilen eine narbe
und irgendwann
ist alles vorbei


Die stillen Worte sind es, die den Sturm bringen. (Friedrich Nietzsche)
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.04.2015, 17:20

Die stillen Worte sind es, die den Sturm bringen. (Friedrich Nietzsche)


ruhig und langsam
gleich einer welle
rollt sie ohne laut
ganz in orangerot
und milliarden körnchen

hetz dich nicht fort
bleib und bedenke
sie beachtet dich
hüllt dich ein
vollkommen wirst du
teil von ihr sein


Der Kummer, der nicht spricht, nagt leise an dem Herzen, bis es bricht. (William Shakespeare)

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 25.04.2015, 11:56

Der Kummer, der nicht spricht, nagt leise an dem Herzen, bis es bricht. (William Shakespeare)

Still
ist mein Kummer
heimlich
und latent
formt nur
jeden Zeichenkörper
bricht sich
noch im lieblichsten Lautbild
Fuji-Kirschblüten
aprilverweht

Ich müßte eine Hölle haben für meinen Zorn, eine Hölle für meinen Stolz – und die Hölle der Zärtlichkeit. Ein Konzert von Höllen. (Arthur Rimbaud)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 25.04.2015, 22:25



Ich müßte eine Hölle haben für meinen Zorn, eine Hölle für meinen Stolz – und die Hölle der Zärtlichkeit. Ein Konzert von Höllen. (Arthur Rimbaud)

hölle helle welle
es greint durch sie
dass da doch was andres
dass da doch was
dass! (also wirklich)
sinnverdreher du zimtklabauter
der teufel mit den drei goldenen worten
bettet doch auch seinen kopf
in einen schoß (auch er hat eine mutter!)
das muss sich erst setzen
dieser gedanke


wie er schläft (so friedlich)
dauert er dich nicht?
(der böse das böse
ene mene miste das bist
du) findest du den eingang
und ausgang (die farben des meeres
aus der sicht eines gefallenen)
aus einer höhe einer höhle einer hölle
schwärmen fledermäuse von der nacht
blinzeln mit ihren flügeln
zur musik der sterne
die auf dem wasser spielen
sich
endlich
berühren
weil jemand einen stein geworfen hat
einen stein


Dann weiß ich, dass aus deinen Augen ein winziger, blinder Fisch herausschwimmt. (Camilo José Cela)



Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)


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