Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
Beiträge: 3915
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 13.06.2007, 23:54

Er war keine Memme!
Allen würde er' s zeigen.
Der Sicherheitsgurt saß straff
durch Karabinerhaken
mit dem Fangseil verbunden.
Ein letzter Griff zum Helmverschluss,
dann stürzte er talwärts ...

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 14.06.2007, 01:14

Gedanken
so viele Gedanken
fluten seinen Geist
all das Dunkel
all das Licht
seines Lebens
lassen ihn begreifen
endlich die Leine zu ziehen

bunt und weit
entfaltet sich schwungvoll
sein seidenes Dach
um ihn sanft
nach Hause zu gleiten

ankommen

Klara
Beiträge: 4530
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 14.06.2007, 11:16

die Wellen, Fragen, aufgespannten Häute
an der Wange, dies Wühlen im Leib
und dieser ganz bestimmte Klang am Ohr
wenn einer eines flüstert, andres meint
man wartet still
auf einen Tropfen Zeit aus Ewigkeit
als müsse man vergessen, wie das ist
in Augen einzutauchen

die eine Hand zu nehmen (und die andre nicht)

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9470
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 14.06.2007, 11:28

augenblick

ich sehe
du siehst mich
wir sehen uns an

ich verstehe
du verstehst mich
wir verstehen uns taub

deine worte perlen ab
an deinen augen
so schön

für einen blick
war ich in dich gefallen

will wiedersehen

Klara
Beiträge: 4530
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 14.06.2007, 13:09

ich schaff es einfach nicht, mich davon wegzudenken
du wehrst dich noch wie ich -

und dann fragst du, ob ich…
ob wir…

da geh ich in die knie
und los
als wär es ein gesetz
gesetzlos loszugehn

Nifl
Beiträge: 3915
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 14.06.2007, 20:41

Ein Lächeln
am Rande ihrer Worte

Im Sprachloszweig
ziehen feine Gräben hoch zur Nase
und ich möchte Raum holen
für diesen Obolus
der auseinandersammelt
ungefragt Ahnungen flecken lässt

Ein Pochen schultert mich auf
verbiegt meine Antwort
(die sowieso schon viel zu spät kommt)

Danach streiche ich alles wieder flach
stundenlang
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Klara
Beiträge: 4530
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 14.06.2007, 20:47

Man striche aus der Fläche jede Glätte
- was hätte man dann?

Oder die Angst wäre - verschollen?

Und die Flecken nur Zitronensaft.
Aus Früchten, die dereinst reich blühten, weiß man von den Alten.
Die nun duften, wo sie nicht hingehören.
Am Kragenrand.
Und Herzen schlagen machen
so oder so.

Max

Beitragvon Max » 14.06.2007, 22:22

Einmal dachte er
er habe die Angst verloren
Nichts war mehr
was er fürchtete

Nicht den Zahnarzt
nicht die Bande vom anderen Ende der Straße
auch nicht die Rückgabe der Klassenarbeit

Dann fiel ihm sein Traum ein
dass - wenn er gestorben sein würde -
nichts mehr war

Und die Furcht kehrte zurück

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 15.06.2007, 00:56

sie nahm die furcht
ihren so verdammt treuen begleiter
an die bebende hand
sah ihr in die eisigen augen
erkannte sich selbst
und konnte sie dennoch
nicht loslassen

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 15.06.2007, 08:24

furchtfrucht - fruchtfurcht
eines von beiden gärt, eines von beiden nimmt der vogel unter seinen fetten schwanz
überall liegen mirabellen rum, die affen besaufen sich davon

an der Grenze zum schreienden dschungel
(wo das flugzeug brach liegt)

da kommt keiner mehr hin


außer vielleicht...

morgen

wenn ich allein bin
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Nifl
Beiträge: 3915
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 16.06.2007, 10:10

Der schwarze Vogel
sitzt auf dem Süden

Ich habe ihn krächzend
auf dem N erwartet

Wie alt er sein muss?

Dann hatte er seinen Schwarm doch gefunden

und ich glaubte
mein Vater hätte ihn umgebracht
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9470
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 16.06.2007, 10:17

mit S sind die Schwäne davongeflogen
dem Raben blieb nur der Name
es täuscht das Leben
auf dem N nur die Schwärze der Erinnerung
krallt

Benutzeravatar
ferdi
Beiträge: 3260
Registriert: 01.04.2007
Geschlecht:

Beitragvon ferdi » 16.06.2007, 10:27

.





          Die Federn der Raben, die sternhelle Nacht -
          aus Schwarzlicht und Schweigen hat Gott sie gemacht.






.

Klara
Beiträge: 4530
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 16.06.2007, 12:29

Die Sahne da oben… die Neuzeit verdeckt
dass ein Stück vom Himmel im Menschen steckt


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 16 Gäste