Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 30.04.2007, 00:24

da schau!
schon tauchen sie auf
glänzend hellgrau
im gegenlicht

verspielt tänzeln sie
backbordseitig
wie kinder des meeres
säuger
nur sie haben solche augen
da schau!

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 30.04.2007, 07:24

Wa(h)l
tauche auf
und schau mich an
mit dieser alten Ahnung

meine Hand streckt sich schon deiner Ruhe entgegen
und
ich
sinke
in
das
tiefe
Kalt
an deiner Seite

verschwommen sehe ich zurück

Nifl
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Beitragvon Nifl » 30.04.2007, 16:52

Bleib so
genau so
im Licht

Hand auf rohem Fleisch

Später das Schwein würfeln
unter den Salat rühren

Da warte ich dann
schlürfe rotes Dressing
und rülpse unser Lied

(iiiiih)
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 30.04.2007, 17:01

So fremd erscheint dein Blick mir,
wo ich doch das Meerblau sah,
die Freiheit unsrer Gesten.

Sag,
siehst du wirklich
nur das Fleisch
deiner Lust
oder brennt sich noch
der Moment in deine Finger,
da du mein Berühren
schmecken konntest?

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 30.04.2007, 17:14

er tötete das Schwein
für mich
sagte er
und trank sein Blut
und nahm seinen Platz ein
ohne es zu bemerken
dachte wohl unsere Töne
wären nun eine Melodie

sing nur weiter
der Nächste schärft schon
seine Messer

Nifl
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Beitragvon Nifl » 30.04.2007, 17:23

Unser Schwur
brennt auf meinen Sohlen
mit jedem Schritt
in eine andere Richtung

Flaum glüht

Nachts sitze ich
in deinem Mantel
(er ist dünn geworden)
und rieche die Brust

Jeder Faden
führt zurück
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 30.04.2007, 17:33

und dennoch
Risse scheinen zu binden
zerfurchen das Leichte
um uns
und in uns

so schwer wirkt mir die Decke
die einst wärmend
deine Gabe war

versponnen selbst
das klare Wort

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 30.04.2007, 17:50

bereinigt ist die Luft so klar
wer will schon Klarheit
was ist wahr

Klara
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Beitragvon Klara » 30.04.2007, 19:58

Die Klarheit ist nicht mehr so sehr
an Lebenwolln gebunden
Vielleicht wächst Wahrheit auf ganz anderm

Boden

Himmelreiche
verarmen
und wir bleiben sanft

gekrönt

Mucki
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Beitragvon Mucki » 30.04.2007, 20:12

sanftmütig

selbst im
zorn
neid
argwohn

eine solche sanftmut
verdient die krone

auch wenn
er sie niemals annehmen würde

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 30.04.2007, 20:22

ich wurde gekrönt
von dem, der wissen sucht
mit goldenen, scheinenden worten
die trug ich fragend auf dem kopf
nicht darin
dort blieben die gläsernen
die keinen ruhm versprachen
nur durchsicht
in die dinge

Traumreisende

Beitragvon Traumreisende » 30.04.2007, 20:59

Doch du trägst weiter
das räudige Gewand,
so stolz und schön
auf das die Erlen sich verneigen
und bettest deine Tränen
auf den leeren Zweigen,
mit einer letzten Feder
in deiner offnen Hand.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 30.04.2007, 22:38

die Erle
trägt monözisch
die Blüten beider Geschlechter

die weiblichen verholzen
und bewahren so Erinnerung
für den Herbst

noch blühe ich
doch ich spüre schon
wie langsam
die Härte
in mein Sein
sich schleicht

und ich find ihn nicht
unseren Stamm
der erlengleich
vereint

Nifl
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Beitragvon Nifl » 01.05.2007, 10:24

Die Bank um die Erle
gab es nie
Wir lehnten unser Leben
an eine Betonmauer
zerquetschten
kleine rote Tierchen
und soffen Bier

Leere Flaschen
waren unsere Flöten

Die Rufe der Rohrdommeln
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)


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