Lyrischer Dialog

[Nifl]

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

[Ylvi]

selbstverständlich
verstehe ich mich

nur du hörst
beständig blau
wenn ich von rot erzähle

du redest
verständnisvoll
mir mein selbst aus

bis ich lila lebe
und nur noch
deinverständlich
nichts verstehe

[Max]

Irrtum

Du siehst dieses Blau
wenn der Tag in den Abend schmilzt
und weißt
das ist der Grundton der Welt

Du irrst

Du blickst nur
in gepiegeltes Wassers
das das Leben gebar

Das All dahinter
ist schwarz

[Ylvi]

Wenn dein All schwarz ist,
wo scheint dann meine Sonne?
Wenn meine Erde blau ist,
wo wächst dann dein Gras?
Können wir uns buntreden,
dass wir zueinander finden?

Lass uns im Dunkeln suchen gehen.

[lilly-rose]

Und wenn wir im Dunkeln
tastend nach verschwommenen Händen
finden,
schreibt die Nacht weißes Licht.

Es sind die dünnen Fäden die wir spinnen,
haltlos.

[Max]

Kennst du das:

Von Mittag her
weht ein Gedanke
wie eine Gewitterbö

Du fährst zusammen
bewegt
kannst deine Glieder
nicht ruhig halten

Etwas
hat deine Fäden berührt

[Gast]

an der Staßenecke
östlich von mir
scheppert eine leere Dose
gegen den Bordstein
der Wind umkreist sie,
hebt sie kurz an
dreht wirbend um sie
und trägt den Staub
in einer Windhose
entgegengesetzt davon

[Mucki]

Unheimliche Begegnungen
verlieren an Magie,
sobald wir
den Wind
in ihnen erkennen.

Doch hüte dich,
wenn es gar nicht
der Wind war!

[Ylvi]

hüte dich
vor Träumen
in denen Worte
vom Schweigenden
sich in dein Denken weben
und nicht mehr loslassen wollen
bis in den Tag hinein und in den Abend

täusch dich nicht
er schweigt
den Traum weg
in Sekunden

[Nifl]

Erzählgängerin
träumt aus
lehnt mich
über den Webrand
bis ich ihr zufalle

[Max]

So wie wir jetzt sitzen
Rücken an Rücken
doppellehnig
Fühlen
Haut an Haut
und in den kleinen Zwischenräumen

[aram]

träume dich in den rücken
des windes

hinter das haus
das es nicht gibt

macht es unterschied, ob es unterschied macht

oder nicht
am sog der strömung

[Gast]

träumen -
dich spüren im rücken
zugedeckt
mit dem tuch der nacht

[Elsa]

gebreitet ein tuch zu
betten – was liebe
genannt und warten

ob
oder nicht
oder nur anfangs

das ende ist immer traurig

[Mucki]

Gehievt
die weißen Segel,
Wind!
Fülle die Tücher
mit luftigem Leben!
Lass uns nicht warten.
Die Reise ist zu schnell zu Ende.

Zeig uns deine Kraft,
schenke dem Blau
schäumende Spitzen,
über denen
Delphine tanzen.