Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 20.03.2007, 16:39

mein Wille
schafft sich
ein marmornes Denk_mal
und doch genügt
ein Blick von dir
um es zu stürzen

die Splitter glitzern
vergeblich
bei unserem Kuss

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 20.03.2007, 17:20

Sind es Denkmale
oder Denkmäler,
die wir stürzen?

Was bleibt der
Erinnerung anderes
als Deine Steine
und meine
Worte!

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 20.03.2007, 18:18

Wenn doch deine Worte
härter sind
als meine Steine
wie soll ich dann zu dir gelangen?

in meiner Kathedrale
tönen deine Gedanke
und meine Mauern beben
und von der Kanzel
schreit die Sucht
nach
dir

Gast

Beitragvon Gast » 20.03.2007, 19:29

ungesagt verhallen
die schreie
stille kehrt zurück

kein steinerweichen
durch tränenworte

ist der maßlose
erst süchtig
erfasst von

macht

gier

Max

Beitragvon Max » 20.03.2007, 21:02

Manchmal
wenn er die brust gewölb trug
stellte er sich gerade vor
stark zu sein
wie Raimund Harmsdorf
der auf der Ghost
rohe Kartoffeln in der Faust zerdrückte

Oder wenigsten listig
wie das tapfere Schneiderlein
einen Käse
statt Steinen
zu erweichen

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 20.03.2007, 22:08

Aber wenn die Sucht
ihn gepackt hatte,
alles war, was ihm
noch blieb,
dann hörte er
den Widerhall
seiner Worte nicht,
auch wenn er
auf der Kanzel stand
und lallte.

Die Gemeindeschwestern
und Presbyter tuschelten wohl
miteinander.
Doch sagten sie nichts.

Gast

Beitragvon Gast » 20.03.2007, 22:22

Die Schweinsäuglein,
die roten Wangen -
lüstern sah er aus
wenn er predigte
dass Jesu
Wasser zu Wein
wandelte
auf dem See
ohne unterzugehen

Ob er oben bliebe,
die Frage stellte er sich nicht

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leonie
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Beitragvon leonie » 20.03.2007, 22:24

sie sollten
die besseren menschen sein
wie wir
übrigens auch
doch wenn wir
mit den fingern
auf sie zeigen
merken wir es nicht so

aram
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Beitragvon aram » 20.03.2007, 22:44

when you point your finger 'cause
your plan fell through
you got three more fingers
pointing back at you
sang er. und die gitarre.
die gitarre.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 20.03.2007, 23:00

ihr langer dürrer Finger
zeigt anklagend
auf mich

gespannte Blicke
verachtend geworfen
schmettern die Gäste
mir ins Gesicht

im Kreis der Missachtung
umzingelt
mit Abstand

und
er steht stumm
mit unbescholtener Miene

die Schuldfrage
ist längst
geklärt

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 20.03.2007, 23:11

Aber wenn sie gehen,
fragen sie nicht mehr
nach der Schuld.

Ihr Gleichmut ist tödlicher
als der Spott
und ihre Missachtung
grausamer als der Hohn.

Deshalb steigst du
herab von der Kanzel
und blickst ins Nichts,
dem du Namen zu geben
gelernt hast:
Nirwana, Jenseits,
Urknall oder Tod.

Und über allem schwebt
die Leere und in allem
fehlt der Sinn.

Warte nur auf das
Wort und schreibe es
in den Sand:
vergeblich.

Gast

Beitragvon Gast » 20.03.2007, 23:38

... while his guitar gently weeps
someone whisper:
let he without sin cast the first stone.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 21.03.2007, 07:37

als die Wellen
deine Frage lesen
vergisst sie
nur der Sand

die Spuren
deiner Füße
nahm der Wind
vergebens
denn ich folge dir
nicht
bin dir voraus

meine Worte wachsen
mit den Bäumen
siehst du
den Wald
darin findest du
meine Antwort

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annette
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Beitragvon annette » 21.03.2007, 08:05

mich zieht es fort
über mich hinaus
wohin du mir nicht folgen kannst
vielleicht aber auch doch
und vielleicht komme ich nie an
vielleicht bist du vor mir dort
und vielleicht zeigst du mir den weg


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