Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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annette
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Beitragvon annette » 24.01.2007, 13:38

Thor, der hat sich hingelegt
vom Hammerwurf erschöpft,
träumt von Riesen und vom Zwerg,
die er sich vorgeknöpft.

Die Riesen schlug er wie sich's schickt
mit Mjöllnir kurz und klein.
Den Alwis-Zwerg auf Freiersfuß
quasselte er zu Stein.

So schläft er mittelmäßig friedlich
Mit ihm Blitz und Donnerschlag
Die Riesen haben alle Ausgang
Bis zum nächsten Donnerstag.

Klara
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Beitragvon Klara » 25.01.2007, 12:42

38,5

du bist ein riese
und ich bin ein zwerg
der wartet im kreis
herum. zum donner, jetzt hast du mich
da.
wo ich langweilig werde:
ruhelos, wenn du nichts
sagst - und wenn ich dich hör, ganz nervös.

das fieber
hat sich länger angebahnt
kommt doch überraschend
sitzt mir mit den schmerzen
im nacken
zum beispiel

und doch hör ich nicht
auf.
zu schreiben.
dreh trotzig
die buchstaben weiter

ideen kommen
wie ungerufen

verstärkt sich der schmerz
bis du wirklich anfängst
bis du weißt.
nicht mehr aufhören kannst

was schief läuft
zu schreiben
und so immer wieder
das blatt neu zu wenden -
denn ich bin
ein riese und du hast
einfach zu große füße

Max

Beitragvon Max » 25.01.2007, 21:31

Fieber

Nachts erwachen
die haut wattig
ich weiß
ich bin krank

Daher auch der Traum
ich habe eine Wohnung
gemietet
und man will mich
vertreiben

Immer derselbe
Traum

Ich weiß ich bin
krank
Und dennoch
bleibt der Traum

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leonie
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Beitragvon leonie » 25.01.2007, 22:01

auf der küchenbank liegen
die wadenwickel
schon wieder warm
und ich weiß
ich habe meine
fieberträume
ausgeplaudert
und hoffe
dass du mich nicht
verstehst

Max

Beitragvon Max » 26.01.2007, 18:51

Heiß
und dieses Ocker

Hatte nicht gewusst
dass es so viele Arten
Ocker gibt

Die Wüste
wirft ihre Farben großzügig
in die kleinen
Teegläser
und in die Augen
der Kamele

Gast

Beitragvon Gast » 26.01.2007, 23:44

Die Oase flimmert am Horizont.
Freundlich wedeln Palmen.
Jemand lässt mir kühles Nass,
aus dem Wassersack,
direkt in die Kehle rinnen.
Welche Wohltat!
Mich erheben kann ich nicht,
so sehr ich mich auch mühe.
Ich rutsche aus
und wundere mich...
über glitschigen Wüstensand
der schneeweiß glitzert...

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 29.01.2007, 21:36

Das haben Oasen so an sich
dass sie am Horizont flimmern
wie alles am Horizont flimmert
von dem man meint
man könne es gerade noch erreichen

Der Wunsch ist ein Scheinriese
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Niko

Beitragvon Niko » 29.01.2007, 22:01

oasen ertränken
mit ihrer fülle
die nichts ist
in dem
was sie umschließt

sie blühen auf der stelle
und irgendwann
werden auch sie ver
siegen

Klara
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Beitragvon Klara » 29.01.2007, 22:35

der reisende schwankt
nur scheinbar getränkt

wird sein durst
doch nie gelöscht

Niko

Beitragvon Niko » 29.01.2007, 23:11

löscht
die tinte
löscht
den durst
die ladung
ein feuer
löscht
erinnerung

wer löscht
das löschen?

Gast

Beitragvon Gast » 30.01.2007, 00:20

grau die kalte asche
die tänze vorbei
der morgen zieht auf
magenta schüttet er aus
für die neue glut
des kommenden tages

Max

Beitragvon Max » 30.01.2007, 19:41

Mit geblähten Backen
fachst du die Glut an
Sie dankt dir
mit ihrem Schimmer
In der brennenden Kohle
siehst du Zeichen
aus längst vergangenen Tagen

Dann gibt es
Würstchen
Zuletzt geändert von Max am 30.01.2007, 21:32, insgesamt 1-mal geändert.

scarlett

Beitragvon scarlett » 30.01.2007, 21:01

Vergangene tage
skizziert in schwarzweiß

deine finger
brennen unter der kohle

höchste zeit
bunt zu träumen

Nifl
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Beitragvon Nifl » 31.01.2007, 19:05

Kohlen
zwei Augen
Schneematschmann
ausgebrannt




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"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)


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