Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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nera
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Beitragvon nera » 22.01.2015, 01:11

und schäle mich aus dieser alten haut
es fenstert vor mir
schrittbare schriften
spurenleger

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nera
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Beitragvon nera » 22.01.2015, 01:46

transmission

(...ist schnee nicht nur die weiße fracht von oben,
ist schnee auch stille, die uns überkommt...
i. bachmann)

jenseits der angst jenseits jeder vermessenheitsverzerrung
eine helligkeit und der ruf der falken mohn
und wellen
auch windlärm und sand dieseits der uhren
rinnt
färbt das kaltgefiederte

ausgesetzte mirakel
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birke
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Beitragvon birke » 22.01.2015, 10:09

:)
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

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nera
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Beitragvon nera » 26.01.2015, 02:00

glück ist
ein netz im kahlen gezweig
du hast es mir aufs schlüsselbein getwittert
die nacht war rot
und das war ein versehen:
das licht wurde ausgebremst
vom nebel und die zivilisation
bewirkte den rest
"wir sollten über anker sprechen"
flüsterste deine hand meinem haar
und ich teilte das meer

Niko

Beitragvon Niko » 26.01.2015, 06:00

was ist ein schiff
das nur anker kennt
es will sich
uns durch die zeit pflügen
trotzen der tosenden see
und mit vielen knoten
einem ziel entgegensteuern

du aber sprichst von ankern
vom liegen im hafen
von kabinen und kombüsen
ein schiff ist mehr
als ein aufenthaltsort

Nifl
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Beitragvon Nifl » 30.01.2015, 20:19

Auf die Seefrau warte ich
vom Landgang aus
schwankend am Zwiespalt

Und ich dachte
vielleicht b-liebe sie ja

als ich zwei Teller deckte
und sie mir das Haar hinters Ohr strich
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 30.01.2015, 20:40



schwanke auf dem zwie

wie ein seiltänzer

breite ich die arme aus

und ich dachte

und du

vielleicht

ist eine zwiebel


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Nifl
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Beitragvon Nifl » 30.01.2015, 21:07

Es liegt eine Zärtlichkeit im Winter
(das Fallen wird haltbar)

wir Überlebende

zwei Träume legen ab
(nach Uppsala)

Dort werden wir Ausgerissene sein
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 02.02.2015, 07:39



mein njupeskär (ein kosewort)

wir waren noch nie in schweden
und das internet spuckt routen aus
als könnte man sich
am sengenden gedanken
vorbeischlängeln zu wasserfällen
den wirklich schönen

(sind sie nicht immer einsam)

keine badewannenenttäuschungen mehr
die sich niagara nennen und von grenzen
erzählen - du hältst mich im traum
dass ich

hinaufsehen kann
ohne zu schwindeln
dort stehen und wundern
wie das mit den worten ist
und zwischen uns

Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Nifl
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Beitragvon Nifl » 02.02.2015, 19:58

Wörter Worte
zwischen uns gewaschen
und ergraut
(hielte dich davon)

Ein Rauschen
windet sich ins Trommelfell
Wäsche Worte

Wir bemoost
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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nera
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Beitragvon nera » 04.02.2015, 23:08

ein rauschen windet sich
zwischen den säulen
den endlosen
den von sternen gekrönten
die hinuntersehen
die sterne


ein schiff ist nichts ohne das mehr
und längst haben wir die segeln gehisst
um fremden worten zu folgen
neue sätze zu entdecken
fliegen dem rauschen nach
schreiben zärtlichkeiten
in die haut der stelen

Niko

Beitragvon Niko » 05.02.2015, 06:24

gibt es kein anderes wort für wort
ein besonderes für den regen

während aus dem schneetreiben träume fallen
bricht ein kraut durch den asphalt
ein herz das andere

einhalten aufhalten vorhalten
womit wir auch fortfahren
es bleibt das halten

denke nicht ich wüsste
ein wort für ein wort
und um die fallenden träume

ich bin nur ein übersetzer
Zuletzt geändert von Niko am 04.04.2015, 23:23, insgesamt 2-mal geändert.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 07.02.2015, 22:51

Und dieses

da

bleibt es

am Fenster

draußen

springen die Tropfen auf dem

Asphalt

flimmert die Luft

wie eine Zärtlichkeit

sind wir gefallen

aneinander gefunden
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 08.02.2015, 11:35



dann siehst du fern
und das inferno des tropfens
in zeitlupe
kriecht die alte amme angst
in dein schneckenhaus
windet sich bis zu den worten
stehst du nackt
frierst im flimmern einer frage
hast du dich vertraut
etwas regt sich bewegt sich in dir
am fenster
nein (nein) ((nein))
du widersprichst dir
siehst das ungeheure
gestillt
ich bin es doch du
ziehst sie an
die zärtlichkeit
wie ein flanellhemd
über jahre getragen
(((nein))) so lange
kann man nicht träumen
du lächelst mit einem tropfen
im gedicht


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)


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