Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 11.07.2009, 23:34

sie werden
uns überleben

insekten
und
gewürm

besonders die
niedersten
arten

Max

Beitragvon Max » 22.07.2009, 21:45

Leise rufst du

Gelegentlich ein Knacken
du weißt
es sind Insekten

Doch an deinen guten Tagen
gelingt es dir
von Zeit zu Zeit
zu denken
dass da jemand mit dir spricht

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.07.2009, 23:52

leise denke ich dich herbei
worte sind nicht nötig
höre dieses wispern
zünde mir eine zigarette an
und schaue zum telefon
es klingelt

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 24.07.2009, 01:57

.


        Moderner Fluch

        Gedankenmordend klingelt das Telefon,
        Und klingelt wieder, klingelt ein drittes Mal -
          Ich rufe Nein!, und Nein!, und Nein!, und
            Wirklich, es hilft: das Generve endet.


.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

carl
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Beitragvon carl » 28.07.2009, 11:20

Ganz nett, die Strophe. Aber wozu Gesang?
Erwartet jemand, dass du du tatsächlich singst?
Dann lass es klingeln, klingeln, klingen.
Andernfalls stürzt du noch aus der Matrix.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 28.07.2009, 21:40

Auf der Z-Achse liegen
die vierte Dimension treten
ach ach eine Matrix
fühle mich nur bedingt formatiert
jetzt alle Ichs:
Mensch Meier!
da stehst du
verdorben die Kirschen
irgendwann lache ich darüber
behalte meinen Mond
mit dem Wechselsilber
fängst mich ja nicht
der Vorlauf erhitzt sich selbst
lege den Finger auf die Nase
gebe mir frei
Dateianhänge
Frei.jpg
Frei.jpg (88.07 KiB) 1005 mal betrachtet
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Max

Beitragvon Max » 28.07.2009, 22:54

Ein Tag Physik

Matrixkalkül oder
Bohmsches Modell
Mit der Wellenmechanik
rechnet sich das Wasserstoffatom
am leichtesten

Als du von Einstein-Podolksy-Rosen liest
(der mittlere ein Physiker, kein Fußballer)
erinnerst du dich des Schreckens
der dich durchfuhr
als du zum ersten Mal
davon vernahmst

Einen Augenblick nur
dann
rechnest du weiter

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.07.2009, 23:59

Matrixwelt

fließende Bewegung
im imaginären Raum
lang einstudierte
Perfektion

Synchron
der Kampf zwischen
Programm und Anomalie

Seine Hand lässt
Kugeln abprallen
Er sieht ohne Augen
in das Herz
von Maschinen

Und ich drücke
jetzt den Knopf
zaubere mich
in die Matrixwelt

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 30.07.2009, 10:16

Seine Hand

Er lässt seine Hand in die Maschine
wie man Hunde von der Leine lässt
um das Herz zu finden

in den Dickichten der Drähte
auf der lethargischen Suche
nach der Kirschkernschraube
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 02.08.2009, 19:08

 


Und über den Zeilen verhangener Himmel
(ein weiches Versteck)


So manches Mal schreibst du
auf leise Weise, wie es wäre
mit eigenen Worten:
sie löste sich
von der Leine

Traute sich
über den Weg
aus verhärtetem Grund
ja, wer weiß, was sie träumt
oder du dir verschweigst
und hinter dem Waldrand
unken die Eulen
liebt sie auf einer Lichtung
und ruft

Als Kind weinte sie über Bücher
lernte das Schluchzen zu schlucken
~ schlaf ein mein Herz
schlaf ~
damit niemand mehr fragt
blühen Taubnesseln um ihre Lippen
du brennst dich daran
jetzt gerade
(hörst du sie in deine Tage wispern?)
fragt sie, ob du sie riechen könntest
wie dein Baby

Du siehst sie dir näher
spürst die Nachwehen
das Ziehen in der Brust

So verfliegt sie sich in dich


 

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.08.2009, 00:39

Ich halte ihn an der Leine
beißt
Er spielt verrückt
verfliegt sich zu mir
nicht aus Versehen

und merkt nicht
wie er
wütet und zerrt
an meinen Nerven
tut verspielt
seine Art Spiel
es ist todernst
ich werfe den Würfel
er hat verloren
kein zweiter Wurf

Max

Beitragvon Max » 04.08.2009, 13:11

Dass man Glück bauen kann
habe ich damals gelernt
aus zwei Stäben Sperrholz etwas
Transparentpapier und einer Leine

Dass man es steigen lassen kann
dass das Glück fliegt
wie ein Kinderlachen
und wie leicht es zerbricht
wenn man nicht Acht gibt

carl
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Beitragvon carl » 04.08.2009, 17:02

Dass man es steigen lassen kann
dass Glück fliegt! ein Kinderlachen...
Und wenn es zerbricht
ist es schon viel: gestiegen sein.
Dann bleibt der Augenblick
zwischen Sonne und Meer.
Ein Sprung.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.08.2009, 00:39

in die kindheit springen
die momente wählen
delete drücken
kinderlachen einsetzen
ja
das wär's ...

ob allein
der gedanke
es zu tun
heilen kann?


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