Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 28.05.2009, 23:39

aus liebe zur natur
einen garten gepachtet
(man braucht erde zum atmen, dachte ich)
endlich frei entfalten
sich und das ernten und säen

doch in schrebergärten
herrscht noch ordnung
und hinter geschriebenen regeln
(am gefährlichsten)
ungeschriebene gesetze

untergang lauert in jedem kürbiskopf

heute säe ich wicken
und ernte nur, was und wo ich will

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 01.06.2009, 17:17

sei mir das
un kraut

bevölker,
uberwuchere mich

schlag deine wurzel
tief in mein sein

du mir
das grün

Niko

Beitragvon Niko » 01.06.2009, 19:22

du bist mir so grün
das mir schwarz vor augen wird

vor soviel blauäugigkeit
graut mir

Mucki
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Beitragvon Mucki » 01.06.2009, 23:39

möchte reißen das unkraut
umwerfen die hügel
wühlen in den dunklen gängen
die kalte hand packen
an der nackten wurzel
mit meinen augen
das blinde sehen

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 02.06.2009, 22:30

malalandadunstige Dunkelbeeren

an zahmem Zäunen

ein Wanderer beißt den Weg

Unkrautmund
und Welt

hat dich
was dich hat
möchte ich

hopp hopp!
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Niko

Beitragvon Niko » 02.06.2009, 22:39

du
wanderdurstiger mond
hinter wäldern und welten
wunderdurstig
die gesänge der wale
traumverschnürt

morgen wieder
morgen wieder weiten
das land, den wald mich
durch deine schleusen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.06.2009, 01:10

erträume mir zeitstiefel
springe ins gestern
räume hier räume dort
ab ins übermorgen
prüfender blick zurück
die zitrone trotzte
dem tintenkiller

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 13.06.2009, 18:49

Frosch küsst Spinne


In den Räumen,
der Laich ausgebreitet wie ein Teppich,
ein Totenteppich.

Die spitzen Lippen der eigenen Behauptung

die Spinnen sind beschwerlich
beschwerlich doch nimmermehr zerfleischt
wären sie wenngleich zerfleischt
wie leicht wären sie

funktionierende Spinnen
hinter beweinten Brillen
Zuletzt geändert von Lisa am 24.06.2009, 11:49, insgesamt 1-mal geändert.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 23.06.2009, 22:17

Frösche darf man nicht aussetzen
Oder wenn
Nur heimlich und weit genug
Nimm mir doch endlich die Fliege ab
Denn ich träumte von dem Wort verfliegen
Der Daumen bleibt blau
Dann wenigstens die Spinne im Spinat
Du Jäger!
Du Stubenjäger!
Du fehlst.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.06.2009, 23:03

Moritz, der Freilandjäger

Drei Tage lang lag er,
alle Viere von sich gestreckt,
mit dem harten Bauch nach oben.
Man konnte drauf klopfen.

Am vierten Tag
sprang er putzmunter
auf in die Jagd
und verschlang mit Genuss
die nächste Vogelspinne.

Nur die im Haus
ließ er leben und uns kreischen.
Von wegen Stubentiger.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 04.07.2009, 21:14





wir lieben mit dem bauch nach oben


meine banale abendwolke. einsames jubelieren. hydrierte gewitter
über den stimmungen. Ein ast in allen wettern. die lieder zu ertragen.


wie die toten tiere

da sieh

fliegentage setzen sich auf uns

tragen fort, was sie gebrauchen können

für etwas anderes

vielleicht sind wir ja da . .





Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 07.07.2009, 22:31

.


        Die Tage fliegen

        Die Flagge einte
        Die tiefen Galgen.

        Die Fliege nagte
        Die Faltengeige.

        Die lang gefeite,
        Die alte Fee ging.
        Die Gage entfiel.


.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Max

Beitragvon Max » 10.07.2009, 22:04

Leicht heuer
keine Fliegen zu erschlagen
der Sommer hat sie ersäuft

Es gab doch diese anderen Tage

Einen Juli
in dem das Ungeziefer
den Hund fast fraß
und wir in der Dämmerung
unterm Blauregen saßen
(du mit Sommersprossen)

Heuer
sag ich
wie die Oma

Ihr kamen beim Erinnern leicht die Tränen

Ein altes Familienleiden

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.07.2009, 22:59

Ich hasse Fliegen
sie sind lästig
Ich hasse Mücken
dieses Geräusch
Ich hasse Spinnen
sie springen!
In meinem Moskitonetz
ist mir das alles egal

Scheherazade


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