Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 01.05.2009, 22:14

die hände in den zwischenräumen der tage
in den zwischenräumen der tage die hände
in den tagen die hände der zwischenräume



über einfachen händen
zornige Glatzen, fingerkuppen, münder des kopfes
Hände, mein intelligenter Enkel.

doch wären sie
wie grausam wären die Kinder
und auch die Lungen
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 01.05.2009, 23:26

Homologe Organe, das alles: Die Hand eines Menschen,
Fledermausschwingen, die Hufe der Pferde, selbst der Delphine
Flossen - das alles, kein Zweifel! sind homologe Organe.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.05.2009, 00:29

delphin-lunge

fünfzehn minuten eintauchen
in ozeangefilde
unfassbare tiefe
die begreifen sucht
so lange schon

tief so tief
aus blau wird sand
grotten schillern mir
ahnen erfüllt sich
ich bleibe

Niko

Beitragvon Niko » 03.05.2009, 12:02

wenn die tiefe
unfassbar ist
dann ist das leben
unbegreiflich
schön

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 03.05.2009, 13:27

kratzt es oft
nur die oberfläche

erreichen?
den bodenlosen grund

auch der letzte stein
in bewegung

Niko

Beitragvon Niko » 03.05.2009, 16:26

die bodenlosen
erreichen die oberfläche
mit letzter bewegung

wen kratzt da
der grund?

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.05.2009, 19:52

springt tiefe
an die oberfläche
ist sie der grund
nicht grundlos
durch die zeit
zu fallen

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 06.05.2009, 22:28

durch
die zeit

falle mir
zu

Niko

Beitragvon Niko » 07.05.2009, 15:17

die zeit ist
ein glücklicher zufall
wir können
sie mit glück
zeitlos halten

Max

Beitragvon Max » 08.05.2009, 22:34

Vom Stand der Dinge

Die kleinen Krater im Garten
überwuchter frisches Gras
Die blinden Scheiben
sind ersetzt
Durch sie sehe ich die jungen Triebe
der Magnolie

Der Gärtner hat sie im letzten Jahr
sehr stark beschnitten

Es wird Jahre dauern
bis sie wieder stark und unverletzlich
scheint

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 08.05.2009, 23:21

.


        Stillstand

        Auf dem Klavier eine Vase, darin eine trockene Blume,
        Welche zu Staub zerfällt, trifft sie ein einziger Ton.


.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.05.2009, 00:18

stünde ich still im dunklen raum
inmitten von infrarotlicht
sähe ich ein millionenraster
aus roten strahlen
blind am tag
nicht mein ohr
tinnitus

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 09.05.2009, 00:29

Was ich nicht weiß
macht mich nicht heiß.
Doch was ich nicht kann
macht mich kalt.

Bis zur Starre des Frosts,
eine dünne weiße Linie
über dem Keim.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

ecb

Beitragvon ecb » 10.05.2009, 21:16

zaubrische nacht
niemand weiß
im weiß der verwechslung
wer wie was ...


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