Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 04.03.2009, 23:15

Wie die Welt wohl aussähe
wenn wir sie nicht bögen
unter unserem Blick
unter unserem Wort

Ob es eine Wahrheit gäbe ohne Wollen
wenn wir sie nicht suchten

Vielleicht lauerte auch dann
hinter allem das Prinzip

Vielleicht wäre die Welt
auch einfach nur
die Welt

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.03.2009, 01:42

Bezwänge sie die Fluten
den Krebsgang in Ebben
nähme sie das Leben
einfach so
wie es kommt
wie es geht

so einfach
öffneten sich ihre Augen
für die wahre Welt
die Welt im Wahren
ihrer Natürlichkeit in der Flut
der Freude
beim Finden jeder Muschel
aufrecht in der Ebbe

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 05.03.2009, 08:07

in der ebbe
stechen sie heraus

schwertmuscheln
blutiger schnitt

ecb

Beitragvon ecb » 05.03.2009, 18:28

jene welt
der schwertmuscheln im schlick
wäre nur sie sich selbst
nicht diese

Max

Beitragvon Max » 05.03.2009, 21:15

Und dann träumte ich
dass ich ein Wattwurm sei
unansehnlich
eingegraben im Schlick

Mein Tag dauerte sechst Stunden
und die nasse Nacht währte
von Flut zu Flut

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.03.2009, 00:45

Illusion der Macht

Sie träumte von einer zweiten Chance
in diesem Leben.
Sie zählte auf die Quersumme
des letzten Jahres.
Ihre Rechnung ging nicht auf
und ihr Glaube unter.

Sie zählt weiter,
diesmal rückwärts,
fordert trotzig das Schicksal heraus.

Kommt der Tag Null,
wird sie wieder träumen
von einer zweiten Chance.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 14.03.2009, 22:11

sie wird wieder träumen . von einer zweiten


Wenn ich dich streichle
ist's als schippte ich schnee mit dem finger von hier nach dort
der nachbar beäugte mich dabei
und du
wärst der nachbar
am zaum. um mich her
und ich nicht mehr da,
nach meinen versuchen.
ich. der schnee
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 15.03.2009, 09:13

schnee weis
über sich
bis zum wolkensaum

Max

Beitragvon Max » 15.03.2009, 11:56

Grau
so weit das Auge reicht

Regen schon
seit Tagen

Findet sich
denn niemand

den Wolkensaum
umzunähen

Ich hielte ihm auch
Nadel und Faden

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.03.2009, 12:36

Gib mir Nadel und Faden
und ich zaubere dir
Stich für Stich
ein Lächeln ins Gesicht
und den Wolkensaum
aus dem Sinn

Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 17.03.2009, 19:58

Vor zwei Jahren starb meine Freundin
-Schwester-
Man nähte sie. Stich. für. Stich.
notdürftig wieder zusammen so schien es
als sei sie. eins. ganz. eins.
Mann verschloss sie.
Woran sind Tote erkennbar? -
An den gebrochenen Blicken.

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 18.03.2009, 14:42

die lebenden
toten -

sterben

mit jedem wort
weiter

Niko

Beitragvon Niko » 18.03.2009, 15:15

mit jedem wort
weiter
hinter die fenster
gedrängt an die asche
des ofens
reste nageln die gedanken
an alles
vor den fenstern

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.03.2009, 23:58

Lebende Asche

Werfe sie in die Luft und
fliege mich hinein
in die zarten Blätter
eines Lebens geprägt vom Willen
nach dem Gestöber
weißer Freiheit


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