Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 15.01.2009, 22:25

Neuf und Land

waren irgendwann Freude geworden
kannten sich von Erwachsenheit an
nannten die Erde Neunland,
weil sie kein Neuland für sie war,
sie aber dem Klang des Versprechens nachgehen wollten
und trennten sich
schon seit Langem
und immerfort
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

ecb

Beitragvon ecb » 16.01.2009, 20:31

oh du land, oh neu geflunden
(bang und bänger, lang und länger)
fund der funde, fisch und fang
die ganze wilde küs(s)t entlang

Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 16.01.2009, 23:18

Auch die Erwachsenheit bot dem Kind
kein Vergangensein,
denn nach der neun wiederholt sich alles.
Da blieb es lieber klein,
denn wer klein ist entdeckt noch die Wunder.
Sagte jedenfalls Papa, damals am Meer.

Auch das Kind bot dem Papa
keine Zukunft,
denn nichts hat jemals Bestand.
Da erinnerte er sich lieber
an damals, als die Schiffe noch fuhren
und an der Küste der Horizont taute.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.01.2009, 00:29

Den Mond
liebte sie als Kind
und schlafwandelte auf dem Dach.
Heute dreht sie
mit ihm jede Nacht
trunken Pirouetten
wenn er voll ist.

An die Seiltänze ihrer Kindheit
erinnert sie sich nicht,
doch an den ohnmächtigen Schwindel
in den Augen ihrer Eltern.

cali

Beitragvon cali » 22.01.2009, 03:28

ihre blicke schwindeln
kleine und große lügen
netze spinnen sich über
das ganze gesicht
morgengrauen spucken sie
über bord

kein hafen wartet auf sie

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 22.01.2009, 19:38

untergesicht

spuken in den Falten
in die Schatten
großes Auge;
Loblid des Wunsches
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 25.01.2009, 14:16

Deine Falten
erzählten von dir
wie die Jahresringe
vom Leben eines Baumes

Übersät von Runzeln
wusstest Du vom Lachen
und von Tränen

Deine Hände aber blieben glatt

Als bräuchtest du all deine Haut
für dein Gesicht
zog sie sich auf deinem Handrücken immer dünner
bis auch durch die hindurch
blau
das Leben schien
Zuletzt geändert von Max am 25.01.2009, 22:19, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.01.2009, 14:49

Du hast das zweite Gesicht
ich sehe es
doch meine Lippen hüten
dein Geheimnis

Du hast die erste Haut
ich berühre sie
deine braunen Flecken erzählen
von deinem Leben

seine Zukunft steht geschrieben
in deinem zweiten Gesicht
ich lese es und
schaue auf den Kalender

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 27.01.2009, 20:36

und ich schaue

das Gesicht hütet die Hände
wie ein schwarzer Schäfer
und ein schwarzer Schäfer, das ist:
ein totbringender Schäfer

Hände, Skelettträume versunken in Wolle,
soviel Wolle. Unter den Lidern
in die Ferne der geschlossenen Hand
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

aram
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Beitragvon aram » 01.02.2009, 01:32

[align=left]letzte woche schien der schnee

auf die sonne und ich dachte an vor einem jahr

an die kiefern und die kälte und das licht

um dich und den tausend jähr'gen baum

und die moose und den kellner und das vollblutpferd

da hätte ich was schreiben können doch ich war

aus der übung mit dem kehlkopf und ich war

aus der übung mit der erde und dem

moderduft durch kälte und dem licht

auf dem wannsee und da hätte ich nichts

sagen können letzte woche schien der schnee auf die sonne[/align]

Nifl
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Beitragvon Nifl » 03.02.2009, 20:16

Letzte Woche
die halbe Miete
zum bösen Spiel
Jetzt sind wir Freunde
Ich bestelle das Tagesmenu
zähle die Teller
bis nach Potsdamm
schätze die Deckenhöhe auf 2,7m
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 04.02.2009, 22:34

hab die miete verzockt
im spiel

freunde gingen verloren -
auch

kratze an tellern
nicht mehr wie unter den nägeln

mein menu

keine deckung
mehr

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.02.2009, 23:03

deckung für ausflüchte
ging verloren
fakten schwarz auf weiß
lassen ihn erblassen
den irrglauben
an sich selbst

was tun
ohne panzer
auf den rücken legen
und aufrichten
neue gefühlsforderung
und befehl

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 04.02.2009, 23:08

verweigere
gehorsam!

panzer in stellung gebracht.

gefühle
rücken
vor.


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