Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 07.08.2008, 19:48

Rasterfahndung

Irre an mir geworden
und auf der Suche

Hab ich Gewicht
oder bin ich der Schein
der überall ein wenig leuchtet

Kein Gitter
so hab ich geschworen
soll mich beugen

Doch lenkt mich schon
der Wegrand ab

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 09.08.2008, 14:10

.


        Nicht der Spiegel, der Flaschen Scherben bemerkst du am Wegrand.


.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 12.08.2008, 12:17

rotzfreche kinder

was bin ich froh
sie zu kennen
mutiger kampf in
dieser abscheulich
gewordenen welt
die wir ihnen schwer
gemacht unlebbar ~ seid frech
ihr rotznasen und lebt!
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.08.2008, 18:39

ich könnte
kotzen
schreien
was sprengen
irgendwas
egal
doch ich bin still
ganz still
zu still ...

Max

Beitragvon Max » 15.08.2008, 23:03

Sprengkraft

Zwischen den Fliesen
war im Frühjahr
ein Büschel Klee gewachsen
(vierblättrig war keiner davon)
Und ich war froh über die Natur
die sich mal wieder Bahn brach

Drei Wochen später wucherte der Klee
schon an ein Dutzend Stellen

Als das Leben überhand zu nehmen drohte
habe ich es vergiftet
Zuletzt geändert von Max am 17.08.2008, 12:32, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.08.2008, 23:21

als der Tod
mir zu nahe auf die Pelle rückte
entriss ich ihm sein Skalpell
und zog ihm das Fell
über die Ohren

nackt und dürr
steht er da
und ich lach mich tot

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 16.08.2008, 18:00

ich lach mich, möwe, zu dir in die wolken,
denn in den wolken, da ..
ich bin; Gewitter!
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.08.2008, 20:22

einundzwanzig
zweiundzwanzig
dreiundzwanzig
wumms
einundzwanzig
zweiundzwanzig
wumms
einundzwa ...

Max

Beitragvon Max » 17.08.2008, 21:23

Als ich zwanzig wurde
hat es niemand gemerkt
Der Zug fuhr wie jeden Tag

Ich machte mir eine Hoffnung&saugte dran
bis sie die letzte Süße verloren hatte
Sie dachte dran
nur eine Woche zu früh
(auch daraus machte ich mir eine Hofffnung)

Regel: Hoffnungen immer austauschen,
bevor sie den Geschmack verlieren

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 17.08.2008, 22:43

.


        Hoffnung, in Jahre gefüllt und verkorkt; mit Sorgfalt zu lagern.


.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.08.2008, 00:31

Mit jedem Jahrgang
verliert
die Hoffnung an Vollmundigkeit.
Mit jeden Jahrgang
gewinnt
die Kraft, vom Viertel zu zehren.

So zieht denn dahin,
ihr Jahre.
Es kommt der Tag,
an dem allein die Rebe
zum Eiswein gereicht.

Max

Beitragvon Max » 19.08.2008, 22:44

Du trinkst grünen Tee
ich Kaffee schwarz
wie immer

Dein Haar trägst du kürzer
ich habe einen Bauch

Herbst
über dem Zweig der Magnolie
hängt grau
eine abgetragene Hoffnung

scarlett

Beitragvon scarlett » 20.08.2008, 09:19

Schon
legt der Sommer sich in Falten

Engelstrompeten
verschwenden letzte Süße

das zerstörte Haus daneben
wird wohl nicht mehr aufgebaut

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 21.08.2008, 09:57

Einer, der vom Leben dachte,
Dass es nichts als Mühe machte,
Und: „Ich kann doch nur gewinnen,
Scheide ich schon früh von hinnen“,
Sah am Ende seiner Zeiten
Seinen Tod die Arme breiten,
Dahinein er folgsam lief,
Langsam auch; pejorativ
Schien der Tod mit einem Mal -
Und dann war’s auch schon egal.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)


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