Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.01.2008, 16:51

sie steigt und steigt
bein bauch hals kopf
lasse es geschehen
ebbe ab
frieden

Max

Beitragvon Max » 28.01.2008, 21:35

Reanimation

Ich lese und lese
Glück auf
denke ich
der Steiger kommt

Großvater war Steiger

Doch bestiegen
hat er am End
nicht einmal mehr die Oma

Die hat ihn nicht gelassen

Doch er hat sein helles Licht
bei der Nacht

Schon angezündt

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 04.02.2008, 17:41

Hab mir die Wimpern schön angezündet,
dass sie Feuer fangen, hier, im Winter,
wo einem Ärzte Komplimente machen,
weil sie und die Patienten, die sind, die übrig bleiben.

Dafür liegen die Wartezimmer in einem Schloss
(dass es schwarz ist, schert keinen)
und in die Pantoffel, mit denen man gekommen ist,
um den Boden zu schonen, weint man seine Tränen
(später bekommt man diese als Narkoseinfusion)

Die große Errungenschaft der Menschheit: das Feuer vergessen.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Niko

Beitragvon Niko » 04.02.2008, 20:41





hinter dem winter
brennen die augen noch
ihre glut bleibt geschürt

und manchmal
wenn auf die wimpern
sich schwerer schnee legt
tropfen aus gepflügten rändern
die jahre hinab
aufgefangen in den mundwinkeln

der geschmack ist salzig




Max

Beitragvon Max » 06.02.2008, 11:32

In den Ländern hinter dem Winter
salzen die Menschen das Meer
damit es leichter wird

Wer ertrüge den Tag
(von der Nacht ganz zu schweigen)
wäre auch das Wasser
ohne einen Geschmack

Dankbar sehe ich den schwimmenden Eisberg

Niko

Beitragvon Niko » 06.02.2008, 14:01

dankbar bin ich
nur dem hampelmannbärchen
an meiner wand ziehe ich
an der kordel
wenn ich will
tanzt er
er sieht zufrieden
aus und ich
bin es

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.02.2008, 14:53

damals
jung und verspielt
scharenweise umzingelt
von kleinen bärchen

heute
älter und reifer
steh ich auf
große

Niko

Beitragvon Niko » 06.02.2008, 16:21

große bären
sind gefährlich
kommt man ihnen zu nahe
wittern sie
drohen sie
schlagen sie
töten sie

ich, alt und reif begnüge mich
mit kleinen bärchen:
gummibär
und hampelmannbärchen

-das nennt man weisheit

:pfeifen: :cool:

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.02.2008, 16:32

große bären
wittern drohen schlagen töten?
mein riesenbärchen
schlackert mit seinen plüschohren
und das kind in mir lacht

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 08.02.2008, 18:38

Der Mann heute, auf dem Bahnsteig,
der mit dem Gipsarm, der wollte ich sein;
eine Wohltat wäre das, einen solchen Arm seins zu nennen

Ein bisschen Zeit vergeht, ein kleiner Schnitt von einer Säge
und man hat sich ganz zurück,
das Fleisch ist nur ein wenig weißer,
den Rest besorgt die Sonne



habe das gestern aus Versehen im Prosalog gepostet und jetzt bemerkt und dort gelöscht, sorry .-)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 13.02.2008, 13:29

.


        Hat ein Maurer, leicht beschwipst,
        Diese Dinge eingegipst:
        Eine Wohltat, einer Säge
        Kleinen Schnitt und etwas Zeit.
        Fragte man, wo all dies läge,
        Würde voller Höflichkeit
        Dieser Maurer, leicht beschwipst,
        Sagen: "Alles eingegipst."


.

Max

Beitragvon Max » 23.02.2008, 20:07

Wohltat

Die Hand, die über den Rücken streicht
Ein Fußbad nach einem langen Lauf
Kammermusik
Die hohe Tatra
nicht besteigen müssen
nur ihren Namen kosten
bei mir sein
bei dir sein

und
die Buchhandlung
(ja ich weiß, die schreibt sich mit h)
in der ich einst
den Koran als Hörbuch erwarb

gesungen
auf Arabisch

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.02.2008, 01:03

ein traurig-schönes Lied
in arabisch gesungen
von einer Frau mit dunklen Augen
sandte er mir
zu erkennen das Land
seine Menschen
ihre Art zu leben und zu lieben
ich verstand kein Wort
und begriff doch jedes

Klara
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Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 24.02.2008, 02:13

poetry+

is no place for a heart that’s a whore
mein herz
bleibt willig – !

(wenn man eine weile gar nichts getrunken hat haut es um so mehr und es ist als gäbe es nichts als die musik im ohr immer zu früh für die worte weil man nur das glück hat zu heulen ohne zu wissen warum nur dieses unterwegssein mit dem salzwasser in den augen wie einen fremdkörper doch ohne wäre man amputiert denn die tasten bewegen sich von allein man hat ja längst vergessen was liebe ist)

ich mach mir meine kleine welt so groß
dass ich reinpasse


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