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Schreiben, während der Film läuft

Verfasst: 30.10.2011, 12:17
von Jelena
Prolog

er fing an

-was machst du da?
-ich schaue einen film
-nein
-doch ich schaue einen film
-du tippst
-ja
-was schreibst du?
-einen text
-während du einen film schaust
-ja
-du siehst ja gar nicht, was du schreibst
-ich bin woanders
-warum?
-du stellst zu viele fragen
-mach den film aus
-du könntest auch gehen

sie war schon längst gegangen
.
.
.
.
.
.

Verfasst: 30.10.2011, 12:18
von Jelena
geschmolzen

die endlose sehnsucht
nach zerstreuung
hatte sie schon als kind

als sie die eisblumen
mehr gebraucht hätte
als jeden zeitvertreib

sie hatten selten genug geblüht
und nur morgens
wenn sie zur schule musste




Hätte sie natürliche Buchstaben,
vielleicht könnte sie Smilla mit ihnen schreiben.
(Oder Schneeflocke?)
Sie könnte also Smilla heißen.

du darfst nie ins publikum schauen, smilla,
schau drüber hinweg, wie ein star.


Sie aber war kein Star.
Sie hatte das Gespür für gefrorenes Wasser.
.
.
.
.
.
.

Verfasst: 04.11.2011, 15:54
von Jelena
komisch

ich tu nur was ich denke
oder halt jemand anders
bleibe stehen und schieße
so wie ich mir eine zeitung hole
oder die frau ficke
die mich nicht langweilt
halt ein unfall

schade schade schade
der mann war sofort tot
aber keiner hört mir zu

ich bräuchte acht sekunden
dich zu küssen zu vergessen zu töten
so verrückt bin ich
und du bist es eigentlich auch
aber du bist feige

man soll nie etwas auf später verschieben
wenn man es gleich tun kann
sonst wird es zur lüge
als ob alles in ordnung wäre
und es keine mörder gäbe

die wahrheit ist nicht wahr
sie ist ein pokerspiel
wie der glanz in deinen augen,
wenn du staunst über meinen atem
oder meine liebe
vor der du dich fürchtest
dabei ist es so einfach:

ich will unsterblichkeit
bevor ich sterbe

außer atem
außer atem bin ich eigentlich
nichts






.

Verfasst: 11.11.2011, 19:33
von Jelena
Sinnlos geschlagen


Mit blutigen Händen
kam der alte Mann zurück in den Hafen.

Er war zu weit hinaus gefahren,
als er mit dem Meer um sein Glück kämpfte,
als wäre es eine Frau.

Nun war er müde.

Aber er würde es wieder tun,
die Farben der Träume unerreichbar.

Verfasst: 25.12.2011, 17:04
von Jelena
Das Leben ist ein Spiel

Wenn in deinem Haus ein Engel lebt,
wird er immer für dich da sein,
aber er wird dich nicht immer beschützen.
Du hast ihn hineingelassen,
aber er lässt dich nicht mehr hinaus.
Du könntest in die schwarze Nacht fliehen,
aber das darfst du nicht.
„Nein, mein Schatz, draußen ist es schon dunkel.“
Ich sagte ja: Er lässt dich nicht gehen.

Du könntest ihm aber ein Schlafmittel unter die Sahne mischen.
In diesem Fall wäre es sogar Notwehr.

Also: Stell dich nicht so an.
Du kommst deshalb nicht in die Hölle.
Du kommst raus.

Verfasst: 26.12.2011, 11:00
von Xanthippe
das ist surreal, ein wenig unheimlich, schwebend. Spricht mich sehr an dieser LitBlog.

Verfasst: 26.12.2011, 17:16
von Jelena
Danke :-).
Mir macht der Blog Spaß. Manchmal guck ich am PC Filme und schreibe dabei. Die Dramaturgie der Filme ist tatsächlich etwas unheimlich. Die Dialoge sind oftmals nicht wie im normalen Leben. Das spiegelt sich in den Texten. Nun schau ich ja auch die Filme, die mich ansprechen. Surreal ist immer ganz gut.

Verfasst: 28.12.2011, 13:38
von Xanthippe
ich muss das jetzt mal erzählen, gerade weil es extrem skurill ist, ich habe nämlich heute nacht von einem Blog von Dir geträumt. Schräg, oder?

Verfasst: 28.12.2011, 19:52
von Jelena
Mmmh. Ich weiß gar nicht, was ich dazu fühlen soll. Überraschend. Wie war der Traum denn? Was weißt du noch davon?

Verfasst: 29.12.2011, 12:37
von Xanthippe
*lach* Du musst gar nix dazu fühlen, hat mich vermutlich einfach beeindruckt, was ich hier gelesen habe und dann kam es im Traum nochmal vor.

Verfasst: 02.01.2012, 11:10
von Jelena
Zivilisation

Es fängt immer alles von vorne an,
es hat nicht mit uns zu tun,
wir drehen uns im Kreis
und es stört uns überhaupt nicht,
wenn wir immer weiterwollen
und lieben und hassen können,
Heuchler einer Zivilisation,
Blumen des Bösen
einer morbiden Welt des Vergehens,
in der wir nichts bereuen,
es sei denn, wir machten keine gute Figur.

Verfasst: 14.01.2012, 10:00
von Jelena
So wie sie


Immer gleich beginnen
mit Gedichten
die Wintersonne über Dächern
Frost bedeckt
sie malt den Morgen hell
und wärmt den Mantelkragen

Ich geh hinaus

Niemals mein Leben denken
wie die Bovary
die Sehnsucht
mit der kalten Luft benetzen
die auf der Wärme schmilzt

Ich brauche sie