Der Taxifahrer
Verfasst: 13.03.2016, 10:12
Branko: Könntest du mal rüberkommen, Hannes? Der Taxifahrer machte einen so ausgehungerten Eindruck, dass ich ihn einlud, sich am Buffet zu bedienen. Und jetzt steht er da und verbreitet halsbrecherische Thesen. Völlig bescheuert, aber du kennst dich besser aus in solchen Dingen.
Hannes (zu Katja): Wenn das Geburtstagskind mich entschuldigt!
Katja: Ich komme mit – das interessiert mich!
Hannes: Du bleibst hier, Branko? Woran erkenn ich den denn?
Branko: Er trägt einen schwarzen Hoodie.
Taxifahrer: Wir können doch nicht den ganzen chauvinistischen Gedenkschrott, den die Vergangenheit uns hinterlassen hat, unter Denkmalschutz stellen! Die ganze Turnvater-Jahn-Kacke, all diese helmbuschumwehten Volltrottel auf ihren Rössern, die uns nur ins Unglück gestürzt haben! Und dann noch ausgerechnet von diesem Hermann, der den Germanen nicht die Freiheit, sondern die Unbildung, ja, die Dummheit und Kulturlosigkeit bewahrt hat im Teutoburger Wald. Während die Römer im Kölner oder Xanthener Dampfbad philosophische Gespräche führten, bestand die Morgentoilette des Germanen darin, seinen Buckel an einem Eichenstamm zu scheuern … Ohne Hermann wäre die germanische Nation bereits vor zweitausend Jahren zivilisiert worden, hätte sich zügiger entwickelt, hätte eine germanoromanische Sprache und Kultur ausgebildet und stünde heute völlig anders da!
Umstehender: Besser oder schlechter?
Taxifahrer: Besser natürlich! Ein zivilisationsfeindlicher Fanatismus wie der der Nazis hätte sich auf lateinisch geprägtem Boden niemals entwickeln können!
Hannes: Widerspruch, Euer Ehren!
Taxifahrer: Na, da bin ich gespannt!
Hannes: Den Faschismus haben nicht die Deutschen erfunden. Sein Geburtsland ist Italien, also das Kernland des alten römischen Reichs.
Taxifahrer: Wer wird denn den Operettenfaschismus des Duce mit der Brutalität der Nazis gleichstellen? Eine Enkelin Mussolinis sitzt für ihr Land im europäischen Parlament!
Hannes: Noch nie was von den Kriegsverbrechen der Italiener in Afrika gehört? Senfgasbomben auf Zivilisten, Massenhinrichtungen …
Katja: Und ist nicht Frankreich das Land Europas, in dem der Rechtspopulismus bereits nach der Macht greift?
Taxifahrer: Es ist die Vergottung der nackten Gewalt, der wir überall in Europa entgegentreten müssen, und mit dem Hermann machen wir den Anfang! Haben Sie sich den jemals angeschaut? Wie er dickwadig und in arischer Anmaßung sein Schwert gen Himmel reckt und zum Erbfeind Frankreich hinüberglotzt? Nein, dieser pseudopatriotische, inhumane Schund muss weg!
Hannes: Und wie wollen Sie das anstellen?
Taxifahrer: Das überlasse ich Ihrer Phantasie.
Hannes: Protest. Gerade in seiner Anmaßung widerlegt der Hermann schlagend jeden deutschtümelnden Chauvinismus. Er und die Kaiserbilder an der Kölner Hohenzollernbrücke nicht weniger als die Gedenkstätten von Bergen-Belsen und Buchenwald sollen uns an deutsche Überheblichkeit erinnern und zur Bescheidenheit und Menschlichkeit aufrufen. Deshalb müssen sie erhalten bleiben. Wer sind Sie überhaupt?
Taxifahrer (grinst): Das könnte Ihnen so passen! Schauen Sie morgen gut in die Zeitung! (geht ab)
Studienrat: Ein Herostrat!
Hannes: Sie wollen doch diese geschmacklose Monumentalstatue nicht mit dem Tempel von Ephesus vergleichen!
Branko (kommt herein): Es ist Polizei an der Tür.
Katja: O mein Gott – Juli!
Branko: Der Nachbar hat sich beschwert. Die Musik ist zu laut.
Hannes (zu Katja): Wenn das Geburtstagskind mich entschuldigt!
Katja: Ich komme mit – das interessiert mich!
Hannes: Du bleibst hier, Branko? Woran erkenn ich den denn?
Branko: Er trägt einen schwarzen Hoodie.
Taxifahrer: Wir können doch nicht den ganzen chauvinistischen Gedenkschrott, den die Vergangenheit uns hinterlassen hat, unter Denkmalschutz stellen! Die ganze Turnvater-Jahn-Kacke, all diese helmbuschumwehten Volltrottel auf ihren Rössern, die uns nur ins Unglück gestürzt haben! Und dann noch ausgerechnet von diesem Hermann, der den Germanen nicht die Freiheit, sondern die Unbildung, ja, die Dummheit und Kulturlosigkeit bewahrt hat im Teutoburger Wald. Während die Römer im Kölner oder Xanthener Dampfbad philosophische Gespräche führten, bestand die Morgentoilette des Germanen darin, seinen Buckel an einem Eichenstamm zu scheuern … Ohne Hermann wäre die germanische Nation bereits vor zweitausend Jahren zivilisiert worden, hätte sich zügiger entwickelt, hätte eine germanoromanische Sprache und Kultur ausgebildet und stünde heute völlig anders da!
Umstehender: Besser oder schlechter?
Taxifahrer: Besser natürlich! Ein zivilisationsfeindlicher Fanatismus wie der der Nazis hätte sich auf lateinisch geprägtem Boden niemals entwickeln können!
Hannes: Widerspruch, Euer Ehren!
Taxifahrer: Na, da bin ich gespannt!
Hannes: Den Faschismus haben nicht die Deutschen erfunden. Sein Geburtsland ist Italien, also das Kernland des alten römischen Reichs.
Taxifahrer: Wer wird denn den Operettenfaschismus des Duce mit der Brutalität der Nazis gleichstellen? Eine Enkelin Mussolinis sitzt für ihr Land im europäischen Parlament!
Hannes: Noch nie was von den Kriegsverbrechen der Italiener in Afrika gehört? Senfgasbomben auf Zivilisten, Massenhinrichtungen …
Katja: Und ist nicht Frankreich das Land Europas, in dem der Rechtspopulismus bereits nach der Macht greift?
Taxifahrer: Es ist die Vergottung der nackten Gewalt, der wir überall in Europa entgegentreten müssen, und mit dem Hermann machen wir den Anfang! Haben Sie sich den jemals angeschaut? Wie er dickwadig und in arischer Anmaßung sein Schwert gen Himmel reckt und zum Erbfeind Frankreich hinüberglotzt? Nein, dieser pseudopatriotische, inhumane Schund muss weg!
Hannes: Und wie wollen Sie das anstellen?
Taxifahrer: Das überlasse ich Ihrer Phantasie.
Hannes: Protest. Gerade in seiner Anmaßung widerlegt der Hermann schlagend jeden deutschtümelnden Chauvinismus. Er und die Kaiserbilder an der Kölner Hohenzollernbrücke nicht weniger als die Gedenkstätten von Bergen-Belsen und Buchenwald sollen uns an deutsche Überheblichkeit erinnern und zur Bescheidenheit und Menschlichkeit aufrufen. Deshalb müssen sie erhalten bleiben. Wer sind Sie überhaupt?
Taxifahrer (grinst): Das könnte Ihnen so passen! Schauen Sie morgen gut in die Zeitung! (geht ab)
Studienrat: Ein Herostrat!
Hannes: Sie wollen doch diese geschmacklose Monumentalstatue nicht mit dem Tempel von Ephesus vergleichen!
Branko (kommt herein): Es ist Polizei an der Tür.
Katja: O mein Gott – Juli!
Branko: Der Nachbar hat sich beschwert. Die Musik ist zu laut.