Wer wird Murderer? Teil 2

Rubrik für Theaterstücke, Szenen, Sketche, Dialoge, Hörspiele, Drehbücher und andere dramatisch angelegte Texte
Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 12.02.2010, 01:10

Wer wird Murderer Teil 2, Cast und Überleitung finden sich in Teil 1.
Hier steht Teil eins: http://blauersalon.net/online-literaturforum/viewtopic.php?p=139142#p139142

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Moderator: (betont freundlich) Aaaah Frollein Lomer, bleiben Sie doch gleich hier.

M.L: Aber -

Moderator: Nein, nein Fräulein Lomer, das ist kein Problem, wir wollten Sie sowieso gerade hereinbitten.

M.L: Achso. (In ihrer braunen Handtasche kramend) Achja – Entschuldigung, einen Moment... Warten Sie... Wo ist es denn? Ich hab es gleich... Hm, ahja... ne doch nicht – ach hier! (Sie zieht einen zusammengefalteten Zettel heraus und beginnt ihn auseinander zu falten, während sie weiterbrabbelt) Ach genau das ist es ja, sooo... Huch, nein (Sie wendet den Zettel)

PR-Mensch stößt dem GA den Ellbogen in die Seite und nickt unterdrückt lachend zur Kandidatin hin.
GA: hält den Arm des PR-M. fest, sieht ihn böse an und legt einen Finger an die Lippen.
Einer der Geschworenen öffnet ein Fenster.

M.L: Herrje tut mir Leid... (Sie dreht ihn) Oh, meine Brille! (Sie beginnt erneut zu kramen) Wo ist sie? Hm, ohje... sie muss doch hier sein, ich habe sie doch nicht vergessen? Ah hier. (Sie zieht die Brille heraus und setzt sie auf, dreht den Zettel nochmals und räuspert sich)

Moderator: (Sieht auf seine Armbanduhr) Sind Sie so weit? Gut dann können wir ja jetzt anfangen. Wie wäre es, wenn Sie sich erst einmal vorstellen?

M.L: (beginnt vom Zettel abzulesen) Ähja gut, also ich bin die Mieke Lomer, ich bin gelernte Bibliothekarin, arbeite jedoch seit März letzten Jahres als Archivarin im Stadtarchiv von Bad Kleinen. Geboren wurde ich vor dreiundzwanzig Jahren am siebten August. Ich schloss die Realschule mit guten Noten ab und begann anschließend meine Ausbildung. Seitdem wohne ich alleine in einer kleinen Einzimmer-Wohnung in der Innenstadt. Ich bin ledig und habe keine Kinder. Ich sehe gerne Kochsendungen, nähe und gehe regelmäßig zur Wassergymnastik.

Moderator: (lächelnd) Vielen Dank, Fräulein Lomer. Das ist alles sehr aufschlussreich, verrät uns aber noch nicht, was am 21. April geschah...

M.L: (sucht die entsprechende Zeile und knickt das Blatt um) Ja, ok... Ich war da ja mit Daniel zusammen, zu der Zeit. Daniel Sodecker. Er war zwei Jahre älter als ich und arbeitete bei einer Softwarefirma. Er hat gut verdient und war sehr großzügig. Einmal hat er mich sogar zum Essen eingeladen in ein richtiges Restaurant, wo man vorher reservieren musste, mit roten Tischdeckchen und gekühltem Sekt... Und er war immer so freundlich zu meiner Mutter, hat ihr Blumen mitgebracht, und -

Moderator: - Und welche Rolle spielte er genau an diesem Abend im April?

M.L: Na ich hab ihn doch runtergestoßen!

Moderator: (schweigt einen Moment) Oh. Wie kam das?

M.L: Wissen Sie, vor Daniel war ich mit Alex zusammen, so ein großer, blonder... (Sie versucht sich hinter ihrer Handtasche zu verstecken und spricht leiser) Er war nie so aufmerksam wie Daniel, er hat eben ganz für seinen Sport gelebt – Boxen. Und ich kann ja auch manchmal sehr anstrengend sein, es war ja nicht seine Schuld. Und wenn man so abgelenkt und beschäftigt ist wie er, dann kann einem schon mal die Hand ausrutschen, das ist ja kein Problem, ich hätte mich wirklich mehr zurückhalten müssen... (Sie spricht immer leiser und bricht ab)

Moderator: Aber die Beziehung war ja zuende, wie also kommt Alex jetzt ins Spiel?

M.L: Ach ich bin nie ganz über ihn hinweggekommen, ich geb' es zu, aber er ist ja auch ein starker Mann. Also jedenfalls kam er mich irgendwann wieder besuchen und wollte, dass ich zu ihm zurückkomme, aber da hatte ich ja schon Daniel, und der war doch so nett, also habe ich versucht Alex nein zu sagen, aber er weiß eben was er will und hat das nicht akzeptiert. Er hat mich immer öfter besucht. Ich habe ja alles getan damit er zufrieden war und nicht wieder böse wurde weil ich zu schwach war mit Daniel Schluss zu machen. Aber er wurde doch wieder sauer und was soll ich da schon tun? Ich hab noch versucht es Daniel zu erklären aber der hat nur gesagt, das sei schon ok, er würde mich beschützen. Also bin ich wieder zu Alex gegangen und habe ihm gesagt ich würde Schluss machen, aber da war er schon böse mit mir und hat mich rausgeworfen... ich war ganz verzweifelt, das verstehen Sie doch sicher, ich musste ja irgendetwas tun, damit er mir verzeiht, dass ich so lange gebraucht habe... Also habe ich ihm durch die Tür gesagt ich würde alles für ihn tun, wirklich alles – Und er meinte dann lachend ich solle eben Daniel umbringen, das hätte ich verdient, und ich muss ja sagen, ich fand das eigentlich ein bisschen zu heftig, aber Alex weiß was er will und ich liebe ihn immernoch, das musste ich ihm doch beweisen... (Sie wird wieder leiser) Naja, das habe ich dann also getan... Daniel joggte ja jeden Abend über die Brücke am Park, da habe ich dann auf ihn gewartet und als er sein Bein am Geländer dehnen wollte -er hat nämlich eine alte Zerrung die irgendwie nie richtig heilt- ja da habe ich ihn dann angestupft und er ist gefallen...

Moderator: Tragisch. Fragen?

Verteidiger: Ähm, Sie sagten doch vorhin sie lebten alleine in einer Einzimmer-Wohnung, aber eben meinten Sie, sie hätten mit diesem Alex zusammen gelebt. Wie war es denn nun?

M.L.: Oh... äh, hm... ja, das tut mir Leid, das war natürlich bevor ich zu Alex gezogen bin, also, das ist der Lebenslauf von meiner letzten Bewerbung... (Sie lächelt entschuldigend und versteckt ihr Gesicht halb hinter dem Zettel)

Staatsanwalt: Ja... Vielen Dank für ihre eindrückliche Erklärung. Darf ich mir trotzdem die Frage erlauben, wieso es weniger Stärke erfordert jemanden umzubringen als mit ihm Schluss zu machen?

M.L.: (leicht erstaunt) Ja aber Alex hat doch... Also, ich meine, ich kann doch nicht so einfach... Wie hätte ich das...

Psychologe: ...denn Daniel einfach so sagen sollen? (er wendet sich zum Staatsanwalt) Erlauben Sie mir, die Frage zu beantworten Herr Bolke. Es gibt genügend Beispiele, wo ein Vater seine ganze Familie samt Frau und Kindern umgebracht hat, nur um nicht gestehen zu müssen, dass die Familie tief in Schulden steckte. Jemanden zu enttäuschen und jemanden umzubringen erfordert ganz unterschiedliche Arten von Stärke, eine ganz andere Art von Mut. Wie so viele war es für Frau Lomer einfacher, letztere aufzubringen. Das ist kein seltener Fall. Was viel interessanter ist, ist die Frage, wie Sie Alex überhaupt erst verlassen konnten, Frau Lomer.

M.L: Also das war so: (Sie hält sich an ihrer Handtasche fest) Erst habe ich ja bei Alex gewohnt, in seiner Wohnung, das war am praktischsten, und alles war auch wirklich schön, bis dann Alex in Gefängnis musste. Die Richter sagten, er hätte angeblich eine Frau belästigt, aber das würde er natürlich nie tun – nicht mein Alex, er hatte ja mich, nicht wahr? Und ich war ja für ihn da, wenn er mal streng werden musste dann immer nur zuhause und auch nur wenn ich ihn bei seinem Sport gestört habe, aber er hätte niemals an jemand anderen, also, nie, äh, naja, die Richter haben ihn jedenfalls eingesperrt für ganze zwei Jahre! Das war sehr schlimm für mich, sehr schlimm. Meine Schwester hat sich dann um mich gekümmert, wissen, Sie, sie wohnt gar nicht so weit weg, nur zwei-drei Stunden mit dem Auto, also bin ich für die Zeit zu ihr gezogen, ja, und da habe ich dann auch Daniel kennen gelernt. Anfangs wollte ich ihn ja gar nicht beachten, weil ich doch auf Alex gewartet habe, aber er war immer so freundlich und hat mich in das Restaurant mit den roten Tischdeckchen eingeladen...

Krimi-Autor: Aha. Und danach sind Sie also einfach seelenruhig zu ihrem Alex zurückspaziert und wieder bei ihm eingezogen, ja?

M.L.: ja aber... was hätte ich denn tun sollen?

Moderator: Dazu fiele unserer geschätzten Jury sicher einiges ein, ich muss Sie trotzdem bitten, uns jetzt wieder zu verlassen. Hier entlang. (Er führt sie zur Tür)

Psychologe: Wunderbar! Ein stimmiges Gesamtbild. Die Dame ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die Folgen falscher Erziehung. Unselbstständigkeit und Unmündigkeit unter jungen Frauen ist ein häufiges Übel unserer Gesellschaft.

GA: (aufgeregt) Ich kann Ihnen nur zustimmen! Sie ist perfekt! Eine Frau, die einem längst überholten und leider doch noch immer in den Köpfen vieler Patriarchen präsenten Klischee des „Weibes“ entspricht: jung, blond, hübsch, unterwürfig. Gegen die hier zum Vorschein kommenden faulenden Reste männlicher Herrschaft müssen wir vorgehen! Wie kann es sein, wie können wir zulassen, dass eine junge Frau die Verantwortung über sich selbst so abgibt? Ein Skandal, der an die Öffentlichkeit gebracht werden muss.

Krimi-Autor: (klopft zustimmend auf den Tisch, daraufhin sehen ihn alle erwartungsvoll an) Ehm, ja, ja, ich fand sie auch sehr gut!

Moderator: (nickt in die Runde und vergewissert sich, dass keiner mehr etwas sagen möchte) Ich darf Ihnen dann unseren letzten Bewerber für heute Abend vorstellen: Herrn Gabriel – (er stutzt, sieht auf seine Karte) Gabriel.

(Der Kandidat öffnet die Tür, verharrt einen Moment im Türrahmen, so dass man nur eine Silhouette sieht und tritt dann ein. Die Tür bleibt offen.)
Gabriel: (lange, blonde Haare nach hinten gekämmt, steht breitbeinig vor dem Mikro, die Hände lässig übereinander gelegt.) Seien Sie gegrüßt! Ein apokalyptischer Abend möge dies werden! Der Himmel brennt – ich sehe die Asche fallen... (er sieht zum rauchenden Fotografen, der schluckt und greift schnell nach einem Aschenbecher) Diejenigen unter Ihnen die noch mit einem Götterfunken Geist gesegnet sind werden gespürt haben: Ich. Bin. Gabriel! (Ein Windstoß fährt durchs offene Fenster und schlägt die Tür zu, es gibt einen lauten Knall. Alle bis auf den Krimi-Autor zucken erschrocken zusammen)

Krimi-Autor: (Steht genervt auf und schließt das Fenster, murmelt) Ein Effekt wie aus einem Groschenroman... Dafür hätte ich mich mit sechzehn schon geschämt.

Moderator: (nervös seine Karten sortierend) Nun -äh- Gabriel, dann erzählen Sie doch bitte, was Sie dort oben auf der Brücke getrieben hat.

Gabriel: Getrieben? Bin ich denn ein Stück Vieh wie Ihr? Nein. Nein! Ich folge einer höheren Berufung, einem höheren Schicksal, einem höheren Sinn! Seit Äonen wandle ich unter euch sündhaften Kreaturen um euch die Fäulnis aus dem Leib zu schneiden auf dass das Antlitz der Erde rein sei am Tage SEINER Wiederkehr! Und der Feind ist überall, er lauert in jedem von euch, ständig, geduckt wartend auf den rechten Augenblick um hervorzubrechen – So auch in jenem schwachen Wurm dessen Seele schon verloren war als ich ihn sah. Wie er dastand und das helle Licht in Schwärze wandelte umhüllte ihn Dunkel. Der Abglanz Gottes, die Segnung der Ebenbildlichkeit war von seinem Angesicht gewichen... (er zögert, sucht nach Worten) …Unheil lag in der Luft! Und ich tat, wie es meine Pflicht war: Ich stürzte ihn hinab, schleuderte seinen verderbten Dämonenleib gegen die Grundpfeiler der Schöpfung auf das der Widersacher sich dieses Gefäßes nicht mehr bemächtigen konnte. Und als er dort lag, mit zerschmetterten Gliedern und vom stählernen Ross überrollt, da sah ich, dass es gut war.
Ich habe eine Schlacht, nicht aber den Krieg gewonnen! Weitere werden folgen...

Moderator: (klopft ihm auf die Schulter) Sehr gut, danke. Wirklich eindrucksvoll. Ich darf Sie bitten noch einen Moment zu bleiben und uns für Fragen zur Verfügung zu stehen. (Er sieht auffordernd zur Jury)

Psychologe: (räuspert sich, schiebt den Stuhl zurück und nimmt beim Aufstehen seine Brille ab. Die linke Hand schiebt er lässig in die Hosentasche) Herr Gabriel, sie handeln also aufgrund göttlicher Weisungen. Das ist für jemanden wie mich natürlich enorm spannend. Darf ich vielleicht fragen wie Sie diese Weisungen erhalten?

Gabriel: Einfältiger Wicht. So etwas kann nur fragen, wer von so niederem Sinne ist, sich selbst das Göttliche nach dem Vorbild des Menschlichen zu denken. Ihr seid vom Vater schon so weit entfernt, dass ihr erst nötig hättet „auf ihn zu hören“. Ich aber brauche weder Ohr noch Auge um dem Willen des Allmächtigen zu genügen. Muss denn die Hand erst hören, was das Haupt von ihr verlangt? Ich bin kein Diener seines Willens, sondern Teil davon!

Journalist: (ruft aufgeregt) Sensation! Stück von Gott verhaftet! Allerdings... (er kratzt sich am Kopf) das würde sicherlich auch unsere Leser interessieren: Herr Gabriel, wie konnte es eigentlich dazu kommen? Wie kann man Gott denn überhaupt verhaften?

Gabriel: (verächtlich) Es ist dem Menschen selbstverständlich nicht gegeben, wider den Ratschluss des Herrn auch nur einen Schritt zu tun. Das ich nun bei euch bin, in euren Mauern weile, ist eine Warnung, ein letzter Mahnruf zur Umkehr vor dem nahenden Tag des jüngsten Gerichts! Nicht Stein noch Eisen vermag mich zu halten! Ich werde euch in dem Moment verlassen, da meine Pflicht getan ist.

Richter: (von einem Aktenordner aufblickend) Sajen se mal, isch hen hier ne Papier wo drin steht dat se eijentlisch Frank Büchel heisen un inne Ruhrpott jeboren sin. Mer ham uns da ja schomma kurz jesehen, se hen ja damals eenen übern Durst jetrunken un det Telefonhäuschen umjeschmissen, ne? Wie kommt et denn dat sie plötzlisch ne Engel jewordn sind?

Gabriel: Was schert mich die Vergangenheit? Die Zeit ist der Spielplatz der Sterblichen. Gott und die Seinen sind über die Zeit erhoben! Gewiss, wenn ER uns zur Erde entsendet trägt er dafür Sorge, dass die Harmonie des Kosmos dadurch keinen Schaden leidet. Erscheint einer der Unsrigen, so finden sich stets Gründe in der Sinnenwelt, dass es genau so kommen musste. Diese „Wunder“, von denen ihr so schwärmt gehen IHM sehr gegen den Geschmack. Dass ich vor Kurzem erst erschien geht also leicht damit einher, dass Ihr mich schon seit manchem Jahr zu kennen meint.

Richter runzelt die Stirn und senkt den Blick wieder auf seine Akten. Einige Sekunden Stille.

Moderator: Sehr interessant, sehr interessant. Kommen wir zur Beratungsrunde. (Er leitet Gabriel zum Ausgang und schließt die Tür)

Psychologe: (Säubert kurz seine Brille und setzt sie wieder auf) Dieser Herr Gabriel scheint sich als von einer Variante des narzisstischen Gottheitskomplexes befallen darstellen zu wollen. Das mag zunächst für unseren Zweck unpassend erscheinen, hat aber in unserer modernen Gesellschaft der allgemein herrschenden Egomanie eine gewisse -nunja- Würze, die man nicht unterschätzen sollte. Der Mensch von heute hält sich -obzwar uneingestanden- nur allzu oft für einen Sendboten Gottes oder eben diesen selbst. Allerdings möchte ich anmerken, dass einige Aussagen unseres jungen Freundes klinisch nicht völlig korrekt waren, und man ihn also nochmals ein wenig -wie sagten Sie vorhin doch gleich? Achja- „briefen“ müsste, um ein möglichst überzeugendes Bild für die Öffentlichkeit zu zeichnen. Ich möchte Ihnen dies kurz an einigen Beispielen erläutern. Aufgrund des eben bereits genannten Umstandes des Massennarzissmus -ein furchtbares Wort übrigens-

Journalist: (unterbricht den Psychologen) Ihre tiefenpsychologischen Spitzfindigkeiten interessieren doch gar nicht, die Öffentlichkeit hat davon keine Ahnung! Die Leute denken doch, eine null-acht-fuffzehn Mystery-Sendung im Fernsehen sei ein Tatsachenbericht! Insofern halten sie den Irren hier wahrscheinlich für echter als einen klinisch Korrekten mit Vorzeige-Psychose.

Kriminologe: Die Frage ist aber doch nicht, was die Menschen glauben, sondern was wir ihnen sagen wollen. Was lernen sie denn aus einem Mordfall, in dem ein Verrückter jemand unbekannten von einer Brücke gestoßen hat? Nichts! Jedenfalls nichts sinnvolles.

Krimi-Autor: Also jetzt hören Sie mir mal alle zu, der Typ ist doch völlig daneben! Wie der schon redet, das kauft ihm doch keiner ab – und das mit dem Fenster! Grauenhaft, sage ich Ihnen! Wer nutzt denn beute noch solche Effekte? Völlig überholt! Ganz abgesehen davon, dass er auch nicht gerade so aussieht wie der Mörder von heute aussehen sollte. Lange blonde Haare, ich bitte Sie! Der gehört doch maximal noch in die hinterste Kiste auf dem Speicher zwischen Edgar Wallace und Perry Rhodan!

Fotograf: (nachdenklich ins Leere starrend) Ich glaube... Das ist doch... Oder? (Er sieht auf und spricht laut zur Jury) Ist das nicht der Mensch aus der Gold-Rahm Werbung? Die mit dem Spruch? „Ein goldener Rahmen für Ihre Gesundheit!“?

(allgemeines Durcheinander bricht aus) Na klar! Der kam mir gleich bekannt vor! … Achja, na wenn das so ist … Ha! Ich wusste es! … Da hatte er kurze Haare, nicht wahr? … Ja und einen Hut, so einen komischen … Ja dann geht das natürlich nicht, den erkennt doch jeder!

Schweigen

Moderator: (reuevoll lächelnd) Wir entschuldigen uns für dieses Missgeschick, Herr Büchel hätte natürlich niemals in die Auswahlrunde gelangen dürfen.
Aber meine Herren, da er nun ausgeschieden ist, wer dann? Wer wird unseren Unbekannten umgebracht haben? Wer ist der Mörder? Ich bitte Sie nun gemeinsam mit den Geschworenen die Entscheidungsrunde zu eröffnen und den überzeugendsten Kandidaten auszuwählen!
Ich darf Sie daran erinnern, nur gemäß ihrem Eindruck zu entscheiden. Machen Sie sich keine Gedanken über allzu neugierige Journalisten, Suchseiten im Internet oder dergleichen. Unsere PR-Abteilung wird sich um die entsprechende Datenadaption kümmern (Er nickt Herrn Schieferling und Herrn Roffe zu), sodass die von Ihnen ausgewählte Version der Tat problemlos veröffentlicht werden kann.

Krimi-Autor: Also über den Chinesen, diese Frau Menshardt, den Rollstuhlfahrer und Gabriel brauchen wir ja gar nicht mehr zu reden, die sind raus.

GA: Wieso nicht der Chinese?

Krimi-Autor: Na der hat sich doch nicht einmal vorgestellt!

GA: Ja aber nur weil Sie ihn wegen ihrer dämlichen Liste aus dem Raum geschickt haben!

Krimi-Autor: Tja. (Er grinst selbstgefällig)

Psychologe: Nun ich denke wir sind uns alle einig, dass wir uns auf die verbleibenden vier Personen konzentrieren müssen, die da wären Frau Mieke Lomer, Thomas und Winfried Mosse, Jonathan Löwenthal und Herr Manfred Mustermann. (Er zählt sie an den Fingern ab)

Krimi-Autor: Doch nicht der Mustermann! So einen durchgeknallten Bürohengst mit dubiosen Motiven können wir nicht gebrauchen! Oder ist da jemand von Ihnen anderer Meinung? (Er sieht forschend in die Gesichter)

Der Journalist kritzelt abgelenkt auf einem Blatt herum, der Richter klopft gelangweilt mit seinem Kuli auf den Tisch. Niemand sagt etwas.

Krimi-Autor: Was halten sie denn von dem Jungen? Der war ziemlich gut! Ein solider Auftritt, eine stimmige Story – den kann man ganz groß rausbringen!

Psychologe: Ja, ja in der Tat, Jonathan ist ein recht beeindruckender Bursche. Aber ich bin überzeugt, auch Frau Lomer wäre eine gute Wahl für unsere Zwecke. Eine schwierige Entscheidung.

GA: Angesichts der erschreckenden Zustände in diesem Land (er sieht demonstrativ zum Krimi-Autor hinüber) denke ich, dass die Emanzipation der Frau ein wichtigeres Thema ist als irgendwelche Computerspiele.

Moderator: Was denken denn unsere anderen Jury-Mitglieder? Herr Bolke? Herr Kurtz? (Er sieht auffordernd zum Staatsanwalt und dem Verteidiger)

Staatsanwalt: Ich stimme für die Zwillinge! Dem Herrn Kurtz müssen mal ein Paar Manieren beigebracht werden! (Er grinst zum Verteidiger)

Verteidiger: Ha! Dann wähle ich die auch! Ihnen werd' ich's zeigen, Herr Bolke! (Er lacht zurück)

Moderator: Nun gut. Meine Damen und Herren Geschworenen, liebe Jury, vor sich sehen sie jeweils einen gelben Zettel. Ich möchte Sie nun bitten, ihre Stimme abzugeben. Kreuzen sie einfach ihren Favoriten an, falten Sie den Zettel einmal und werfen Sie ihn hier in die Urne neben mir.
Wenn jeder seine Stimme abgegeben hat, werden wir unverzüglich zur Auswertung schreiten.

Es folgt allgemeines Papiergeraschel, nach und nach geht jeder nach vorne und gibt seinen Zettel ab. Währenddessen wird ein Flipchart mit den Namen der Kandidaten darauf hereingerollt. Nachdem alle gewählt haben, öffnet der Moderator die Urne, und fängt an die Zettel auszuwerten. Neben jedem der Namen macht er eine Strichliste. Während der Auswertung werden die (nun abgeschminkten und umgezogenen) Kandidaten zurück in den Raum geholt und stellen sich an der Seite auf.

Moderator: Wir haben ein Ergebnis, meine Damen und Herren! Auf Platz 4 mit einer Stimme liegt Li Wang, der Chinese! (Der Chinese verbeugt sich) Auf Platz drei, mit insgesamt zwei Stimmen: Unser „deadly double“ die Zwillinge Winfried und Thomas Mosse! (Die beiden verbeugen sich simultan, es wird geklatscht) Auf Platz zwei, mit vier Stimmen liegt... Mieke Lohmer! (M.L., inzwischen in rockigem Motorrad-Outfit, lässt sich mit Schwung auf die Knie fallen, rutscht ein kurzes Stück durch den Raum und ruft „Yeah!“) Uuund auf Platz eins, mit sechs von dreizehn Stimmen unser Gewinner, unser Mörder: Kevin Hilsoff! (Jonathan reißt erstaunt die Augen auf, anschließend die Hände in die Luft und freut sich lautstark. Seine Mitstreiter drehen sich übertrieben lächelnd zu dem Jungen um und gratulieren und umarmen ihn.)

Moderator: (nach dem der größte Tumult abgeflaut ist) Meine Damen und Herren, liebe Kandidaten, wir danken Ihnen für ihre Teilnahme, für ihr Engagement und ihre Aufopferung. Wir danken außerdem den Geschworenen für ihren gemeinnützigen Einsatz und ihre Entscheidungshilfe und natürlich unserer Jury für ihre harte Arbeit und die Findung eines passenden Mörders! Danke! Vielen Dank und damit möchten wir uns verabschieden. Fall gelöst!
(Die Kandidaten gehen ab) Jonathan, bitte hier entlang (Er führt ihn zu einer kleineren Tür, an der bereits zwei Männer in Polizeiuniform warten).

Vorhang zu.
Vorhang auf.

Auf der Toilette: Es gibt mehrere Kabinen, alle sind geschlossen. An den Pissoirs stehen ein Geschworener und der Kriminologe.

Geschworener: (Sein Gesicht unsicher mal halb dem Kriminologen zuwendend, mal wieder abwendend. Schließlich:) Entschuldigung?

Kriminologe: (grunzt auffordernd)

Geschworener: Dürfte ich sie mal etwas fragen?

Kriminologe: Ja bitte?

Geschworener: Was passiert denn jetzt eigentlich mit dem Jungen?

Kriminologe: Na was soll schon mit ihm passieren? Er wird in der Maske etwas zurecht gemacht, dann werden ein paar Fotos geschossen, er kommt in alle Zeitungen, wird verurteilt, abgeführt und geht danach wieder nach Hause.

Geschworener: Nach Hause?

Kriminologe: Wohin denn sonst? Es liegt ja nichts gegen ihn vor.

Geschworener: Aber der Junge wird doch jetzt wegen Mordes verurteilt, oder nicht?

Kriminologe: Kevin Hilsoff wird verurteilt, Jonathan Löwental nicht. Kevin Hilsoff wird für einige Zeit ein Medienstar sein, ein-zwei mal im Gefängnis interviewt werden, es werden hitzige Debatten um Killerspiele geführt und so weiter, bis das Interesse der Öffentlichkeit wieder abflaut. Wenn doch noch mal jemand was von ihm will geht Jonathan eben ins Gefängnis und nimmt die Rolle nochmal kurz auf. Erkennt ihn ja keiner, er wird ja zurecht gemacht.

Geschworener: Und was ist mit dem echten Mörder?

Kriminologe: Wie? Der interessiert doch niemanden. Wenn es überhaupt einen Mord gab, kennen wir den Mörder nicht und werden ihn wohl auch nie kennen. Aber soweit mir die Sachlage bekannt ist deutet alles auf einen Unfall hin.

Geschworener: Aber wieso nicht? Wieso interessiert sich denn niemand für ihn? Und warum spielen wir dann den Menschen einen Strafprozess vor? Und was ist, wenn es wirklich ein Unfall war, wieso sagen wir das den Leuten nicht einfach? (Er überlegt kurz) Irgendwie verstehe ich das alles nicht.

Der Geschworene geht einen Schritt rückwärts, schließt seine Hose und wendet sich vollends dem Kriminologen zu

Kriminologe: Na! sie werden uns doch keine Schwierigkeiten machen?

Geschworener: Natürlich nicht, ich würde nur gerne verstehen was hier eigentlich vor sich geht.

Kriminologe: (Ebenfalls seinen Reißverschluss zuziehend, seufzt und wendet sich seinem Gegenüber zu) Also gut, wissen Sie, wenn sie sich mal die Kulturen unserer Welt anschauen, werden Sie keine einzige finden, die die Strafe nicht kennt. Jeder straft. Überall, das ist unumgänglich. Die Praxis der Strafe ist fest, aber der Sinn und Zweck den diese Kulturen da hinein interpretieren ist überall anders. Wo es die Überzeugung gibt, das eine Tat begangen wurde, gibt es das Bedürfnis nach Strafe. Der Staat übernimmt also die Verantwortung diesem Bedürfnis entgegenzukommen, das geht aber effizienter indem wir uns einen künstlichen Täter suchen.

Geschworener: Aber so ist das doch völlig nutzlos, reine Willkür! Wozu bestrafen wir dann überhaupt noch?

Kriminologe: Willkür? Nein keineswegs. Wissen Sie, wenn man sich mal ansieht welche Zwecke der Strafe zugrunde liegen, kommt man schnell darauf, dass ihnen durch eine Trennung von natürlichem und künstlichem Täter viel besser genügt werden kann! Aber sagen Sie mal, was glauben Sie denn, warum wir strafen?

Geschworener: (Im Brustton der Überzeugung) Um der Gerechtigkeit willen! Der Mensch muss doch seine Schuld abtragen!

Kriminologe: Ha! Gerechtigkeit! Schuld! Ich sage Ihnen mal was wozu Strafe da ist: Strafe ist ein Symbol mit dem der Staat zeigt, dass er zur Aufrechterhaltung und zum Schutz der Ordnung fähig ist. Er nimmt die Aufgabe wahr, dem Unsicherheitsgefühl, dass unabhängig vom Vorfall in der Gesellschaft entsteht, entgegenzuwirken. Das Vertrauen in den Staat wird gestärkt, denn es gibt einen Ermittlungserfolg und eine befriedigende Lösung für die Bürger durch die Auswahl eines für sie passenden Täters. Dadurch werden die unvermeidlichen Rachegefühle kanalisiert und das Gewaltmonopol des Staates gesichert.
Aber das ist längst nicht alles, die Leute sollen auch abgeschreckt werden. Indem wir einen Täter wählen, in welchem die Bürger sich wiedererkennen, halten wir sie davon ab, selbst Straftaten zu begehen. Mögliche gesellschaftliche Konsequenzen aus dieser Tat, wie zum Beispiel ein Verbot von Killerspielen, lassen sich so viel besser lenken, als wenn wir irgendeinen komischen Sonderfall vor uns haben. Die Gesellschaft wird quasi erzogen.

(Der Kriminologe geht zum Waschbecken um sich die Hände zu säubern. Der Geschworene folgt.)

Kriminologe: Ein weiterer Zweck ist natürlich die Idee, dass es einen Ausgleich zwischen Täter und Opfer geben muss: der Täter muss in entsprechendem Maße Schaden erleiden indem er welchen zugefügt hat. Diese Vorstellung ist fest verwurzelt, über den Sinn kann man streiten, aber damit der Eindruck eines Ausgleichs entsteht müssen die Leute eben nur glauben, den natürlichen Täter vor sich zu haben. Das lässt sich deutlich an zahlreichen Fällen von schrecklichen Fehlurteilen zeigen.
Was den echten Täter angeht, den müssen wir höchstens zum Schutz der Gesellschaft fassen, aber wo wenig Wiederholungsgefahr besteht, ist es auch nicht schlimm ihn laufen zu lassen. Die anderen liquidiert man am besten still und heimlich.
Klar, es gibt da noch diese neumodische Illusion der Besserung des Täters, aber selbst dem Dümmsten müsste klar sein, dass nichts was wir als Strafpraxis verstehen dazu einen Beitrag leistet. Falls das überhaupt möglich ist. Aber naja, man muss ja träumen dürfen.

Geschworener: Aber der tatsächliche Täter – er ist doch schuldig! Er muss doch seine Schuld büßen!

Kriminologe: Sie sind mir einer! als ob Schuld etwas wäre, was am Menschen klebt! Moralische Schuld ist ein metaphysisches Märchen. Das was wir Schuld nennen ist ein gesellschaftliches Konstrukt! Das sieht man doch schon an den Hexenverbrennungen: wenn die Ernte schlecht war hat man ihnen die Schuld in die Schuhe geschoben und sie einfach verbrannt. Schuldzuweisungen geben uns den Eindruck, wir hätten die Kontrolle über eine Welt, in der wir eigentlich hilflos sind.
Aber nehmen wir das Märchen mal an. Selbst vor Gottes Gerichtshof kann ein Unschuldiger, also in unserem Fall der künstliche Täter, problemlos diese Schuld übernehmen, immerhin beruht das ganze Christentum auf der Idee so eines Ereignisses! Unsere aufgeklärte Strafpraxis ist den ganzen veralteten Einstellungen von Gerechtigkeit und Schuld also weit überlegen!

(Der Kriminologe wendet sich ab und öffnet die Tür)

Kriminologe: Sie sehen, es ist in keiner Hinsicht schlechter, sondern in vieler Hinsicht besser es so zu machen wie wir.

Der Kriminologe geht aus dem Raum, die Tür fällt zu. Der Geschworene bleibt für einen Moment hinter ihm zurück.

Geschworener: Aber es ist nicht die Wahrheit...

Der Geschworene verlässt die Toilette. Kurze Zeit später kommt der Richter aus einer der Kabinen und geht zum Waschbecken. Er blickt in den Spiegel.

Richter: (seufzt) Was ist Wahrheit?

Er beugt sich hinunter um seine Hände zu waschen.



Vorhang.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.02.2010, 15:57

Hi Elli und Merlin,

au Mann, bei der Mieke Lomer krieg ich die Krise. Und klar, gerade bei der ist der GA Feuer und Flamme, ist ja genau sein Ding, ha,ha.
Die wäre für mich die erste, die rausfliegt.

Zum Schauspieler:
Da hätte ich erwartet, dass der einen solchen Auftritt hinlegt, dass jeder tatsächlich glaubt, dass er der wirkliche Mörder ist!
Leider schlüpft er in die Rolle eines Engels, dessen Aufgabe es ist, das Übel auf Erden auszumerzen. Na ja, auch nicht schlecht. Aber, wie gesagt, oberes hätte mir da besser gefallen.

Der Dialekt des Richters ist so klasse! Ich muss bei dem immer an die Feuerzangenbowle denken. Genial!

Die Beratungsrunde ist mir etwas zu kurz. Die könnte etwas länger und auch aggressiver und zugespitzer verlaufen. Die Wahl fällt mir zu schnell. (Dafür ist mir der Epilog zu lang, zu erklärend)

Die Rückverwandlung der schüchternen Mieke Lohmer zur rockigen Motoradbraut ist klasse! Hier würde ich mir noch die anderen "Verwandlungen" anschaulich dargestellt wünschen.

Dass Jonathan gewählt wird, entspricht dem Klischee unserer Zeit. Computer-Killerspiele die zur Fantasie werden, mit denen sich die Jugendlichen derart identifizieren, dass aus Virtuellem Realtität wird (--> Amokläufe). Es ist ein Abbild. Insofern ist es für mich folgerichtig, dass er gewählt wird, da die späteren Leser in den Zeitungen dies quasi nur zur Kenntnis nehmen werden nach dem Motto: Mal wieder so einer ...
Deshalb wird er auch als glaubwürdiger Mörder angenommen werden.
Aber: dass ihr gerade dieses Klischee bedient, widerspricht für mich dem "absurden Theater". Da hätte ich mir gewünscht, dass ihr genau das Gegenteil macht und einen auswählt, der überhaupt nicht in dieses Klischee passt, aber durch eine längere, hitzige Debatte in der Beratungsrunde eben begründet wird, warum genau jemand anderes gewählt wird, der nicht in dieses Klischee passt, sie es sich in einer hitzigen Diskussion quasi zurechtbiegen und das Ergebnis deshalb umso absurder ist.

Dass die Geschworenen insgesamt praktisch überhaupt nicht Erscheinung treten, auch keine Namen haben, ist wohl so gewollt. Bis auf den einen am Schluss bei der Szene in der Toilette. Da bekommt man als Leser kurz das Gefühl, dass eben dieser Geschworene der Täter ist! Als er sagt: "Aber es ist nicht die Wahrheit ..."

Dass der Richter am Schluss nicht im Dialekt spricht, finde ich auch köstlich. Auch er hat also nur eine Rolle gespielt. *g* So wie alle!

Der Epilog ist m.E. zu lang und zu erklärend. Hier kann man komprimieren auf die Quintessenz "Was ist Wahrheit?" und die Sätze des Kriminologen kürzen.

Insgesamt wieder sehr flüssig geschrieben. :daumen: Hab ich in einem flott runtergelesen.

Saludos
Mucki

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noel
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Beitragvon noel » 12.02.2010, 18:22

atemlos beide gelesen
ws mich befremdete
war die nicht dargestellte
sondern ausführliche "zerpflückung"
- auch in psycholgischer sicht-
am ende auf dem locus
eingebautin den text zuvor,
hätt' es mir mehr geaugt.
Zuletzt geändert von noel am 13.02.2010, 23:31, insgesamt 1-mal geändert.
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 13.02.2010, 22:37

Hallo Ellie und Merlin,

insgesamt wirklich gern gelesen :-) Bezüglich "auf der Toilette" schließe ich mich Mucki an: Zu lang, zu viel Erklärung. Das wirkt immer so, als würde der, äh: würden die Autoren entweder dem vorherigen Text oder eben dem Leser nicht ganz trauen ;-)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 15.02.2010, 00:31

Hallo ihr Lieben, vielen Dank für eure Kommentare!! Freut uns sehr! :-)



Liebe Mucki,

die arme Mieke, sie wollte es doch nur allen Recht machen :mrgreen:

Was den Schauspieler angeht: Nunja, wir wollten eben gerne einen Psychopathen drin haben, schade, dass er nicht deinen Vorstellungen entspricht. Fändest du es besser, wenn wir den Zusatz "Schauspieler" aus dem Cast streichen würden?
Hatte denn noch jemand dieses Problem?

Freut uns das dir der Richter gefällt!

Was die Beratungsrunde angeht hast du Recht, am Ende waren wir etwas eilig. Wir werden sie nochmal bearbeiten.
Zum Epilog später noch was.

Merlin findet auch, dass wir die Verwandlungen der anderen Kandidaten darstellen sollten, ich bin dagegen - aber wir liefern uns dann gleich in aller Ruhe mal ein tödliches Duell darüber ;-)

Zur Wahl Jonathans: Wir haben extra noch nachgelesen, wie man absurdes Theater eigentlich definiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass unser Stück einfach nicht so richtig dem absurden Theater zuzurechnen ist. Wir wollen ja nicht die Absurdität der Welt behaupten, sondern gewisse Probleme von Rechtssystemen satirisch überspitzt darstellen. Wie du ja bemerkt hast ist es nicht absurd genug für ein absurdes Theaterstück - und das soll es auch nicht sein.
Wenn der Anfang natürlich zu absurd wirkt, müssen wir uns da nochmal was überlegen...

Interessant! Auf den Gedanken, dass der Geschworene der Täter sein könnte, sind wir gar nicht erst gekommen. Wie kommt dieser Eindruck denn zustande?

Zum Epilog schreiben wir, wie gesagt, gleich noch etwas.



Liebe Noel,

deine atemlosigkeit freut uns! Was die Zerpflückung im Epilog angeht - darauf gehen wir am Ende nochmal ein.



Lieber ferdi,

natürlich trauen wir dir :mrgreen: , hielten es aber für vorteilhaft auf gewisse Grundgedanken explizit hinzuweisen, mehr dazu: siehe unten...



**************************
Hier ist unten:

Sicherlich kann man schauen, ob einiges von dem Sinndialog noch in die Geschichte eingelagert werden kann, dadurch würde er etwas entspeckt und gekürzt. Sicher kann man auch einiges noch besser formulieren, so dass der Leser nicht das Gefühl hat, er würde für dumm erklärt - insgesamt erscheint er uns aber sehr wichtig, weglassen könnte man ihn also auf keinen Fall.

Merlin: Aber die Pilatus-Anspielung am Ende bleibt. In diese kleine Pointe habe ich mich direkt verliebt als ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Ich glaube ich werde sie heiraten.

Ellie: Ich mag den Sinndialog auch sehr gerne, bin aber durchaus mit Mucki einer Meinung, dass die Beratungsrunde ganz stark gemästet werden müsste, während der Sinndialog durchaus ein wenig abnehmen dürfte. Dann, glaube ich, würde der Leser/Zuschauer sich nicht mehr nicht ernst genommen fühlen, man hätte die Gedanken untergebracht und Merlin und ich könnten unseren Schluss behalten. :smile:


Liebe Grüße,
Der Zauberer und seine Zuschauerin.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.02.2010, 01:07

Hi Ellie und Merlin,
Lyrillies hat geschrieben:Nunja, wir wollten eben gerne einen Psychopathen drin haben, schade, dass er nicht deinen Vorstellungen entspricht. Fändest du es besser, wenn wir den Zusatz "Schauspieler" aus dem Cast streichen würden?

nein, nicht streichen. Ein Psychopath ist schon ein wichtiger Charakter, aber als Psychopath kommt mir der Schauspieler gar nicht so stark rüber, sondern, dass er eben die Rolle eines Schizophrenen spielt, der sich als Engel berufen fühlt, das Übel auszumerzen. Einen Psychopathen stelle ich mir sehr viel krasser vor.
Außerdem war es ja nur meine Idee, die ich im Kopf hatte von diesem Schauspieler. Da spielten sich ganze Filme ab, was der wohl darstellen würde. Und da kam halt dieses Szenario, dass er derart überzeugend den Mörder spielt, dass die Jury und alle völlig aus der Rolle fallen, weil sie wirklich glauben, er wäre der Täter.
Lyrillies hat geschrieben:Interessant! Auf den Gedanken, dass der Geschworene der Täter sein könnte, sind wir gar nicht erst gekommen. Wie kommt dieser Eindruck denn zustande?

Durch die berühmten drei Pünktchen, die so bedeutungsschwanger sein können in diesem Satz
Lyrillies hat geschrieben:Geschworener: Aber es ist nicht die Wahrheit...

Ich stelle mir diesen Satz sehr leise gesprochen vor. Es steht ja kein Ausrufezeichen dahinter.

Ansonsten: ja, die Beratungsrunde unbedingt intensiver gestalten und den Epilog etwas (nur etwas) abspecken.

Saludos
Mucki


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