Hallo scarlett,
ich hab die vorigen Kommentare nicht gelesen!
mein Leseeindruck.
Ich lese den Beginn. Er erzählt mir in malerischer Sprache, dass die Serenissima wieder mal gealtert ist. Dies wurde schon viel besungen, geht mir durch den Kopf.
Ich setze beim Lesen des Textes nicht die Sonnenbrille auf.
Ich suche, und finde in den ersten Zeilen ein Herz für Venedig, und endlich beginnt der Text, mir etwas zu erzählen. Er spricht darüber.... ich wage es, den Weg rückwärts zu gehen.
Alla ferovia...Alla ferovia....Ich frage mich, was diese Worte bedeuten und ´gugel´ danach, fassungslos zeigt mir der erste Treffer ganz unerwartet den Blauen Salon an und Deinen Text. Ich lese ganz unten die vermeintliche Erklärung: Moderner Spießrutenlauf. Kein Durchkommen im Ausverkauf des Gutgeschmacks.
Zurück im Text merke ich erst, dass dies genau die weiteren Worte des Textes sind.
Der Fortgang der Geschichte erzählt mir kurz und prägnant Realität. Ich ´bete´ jetzt allmählich schon darum, dass das Lyrische Ich einmal um die Ecke abbiegt und einen unbeachteten Kieselstein aufhebt oder eine Taubenscheise betrachtet, um ein wenig aus dem auszubrechen, was ein Mensch weiss, der dem Wort Werbung nicht ewige Treue schwört.
Vor blauem Hintergrund am Dogenpalast erstrahlt das neue Auto. Überdimensional. Was mag das sein, frag ich mich.
Quer zur Jahreszeit. Eine ausgefallene Beschreibung.
Jetzt erhasche ich wieder die Spur, den Fortgang der Geschichte, die zwischen Stadtbeschreibungen verwoben ist. Ich lese darin Authentizität, wie ich sie mir vorstelle. Endlich.
Santa Maria Gloriosa dei Frari. und obgleich mir der Name der Kirche nichts sagt, sagt mir das mehr als alles andere in dem Text, als junger Mensch dort zu sein und die dei Frari zu bewundern und auch noch in Erinnerung zu behalten, dies sagt mir einen ganzen Kosmos voll, mehr als alles andere, was in der Geschichte zu mir spricht, denn der Unterschied ist so gewaltig zwischen diesen und meinem Erleben als junger Mensch in vau, dass ich mich an dieser Textstelle erst mal auf den Boden setze und mir eine Zigarette anzünde, ......nach dem ersten Zug les ich weiter unten...
wir feierten den Glanz im Untergang. Ich kann es kaum glauben, dass Schneeweißchen und Brombeerrot doch auch junge Menschen waren, wie wir, ich hatte den Glauben daran für einen kurzen Moment schon verloren, es sind doch Menschen aus Fleisch und Blut gewesen,
......dass
La Fenice im nächsten Satz lässt mich schon wieder daran zweifeln, wie würde mich Leser der Text doch zurücklassen, wenn ich kein virtuelles `Wörterbuch` bei mir hätte,
so begeb ich mich also wieder weiter auf diese literarische Stadtrundfahrt mit dem in Erinnerungen schwelgenden Lyrischen Ich als Reiseführer....wo steigen wir jetzt aus, frag ich mich...ein Nachklang - unterwegs - führt mich zurück an jene Stelle...
ich wage es, den Weg rückwärts zu gehen und ich beginne zu verstehen, was das Lyrische Ich damit sagen wollte,
...natürlich nehm ich dazu das
Vaporetto, mit dem fuhren wir damals stundenlang ohne Fahrschein, ließen uns auf ihm treiben, wussten nicht, wo es uns hinbrachte, auf umliegende kleine Inseln und um die Stadt, Hauptsache, weg von den Strömen.
Unsere Fahrkarten-Gondolero drückte beim Anblick von denen da hinten draußen auf der schmalen Sitzbank am Heck mehr als einmal die Augen zu, vielleicht, weil ihm San Marco dafür die Flügel lieh.
Kunstkenner erteilen dem Text bestimmt die Note eins. Ich klammere mich an das Brombeerhaar.
Ich weiss nicht, was die anderen über den Text geschrieben haben. Meines Erachtens erzählt er in `fach`kundiger und verwebter Sprache von drei Dingen, von Stadtimpressionen, von Vergänglichkeit und vom Leben.
Es ist in meinen Augen ein unverschämt schöner Schatz drin.
„Und sehe mich am Canal Grande. Gewagte Shorts, verwirbeltes Haar, im Lachen ganz authentisch.“Dieser Satz strahlt
für mich aus der ganzen Geschichte.
Als wenn es für das Glück Beweise bräuchte. Ich seh dieses Foto lebhaft vor mir.
Gruß,
Stefan