seumenicht teil 3
Verfasst: 06.07.2009, 11:37
sommers. die sonne schien sehr grell, die luft war heiß und legte sich wie ein unsichtbarer feuermantel um den körper. vögel, allerlei insekten und eine herrliche bunte blumenlandschaft hinter dem haus der seumenichts. theodor spielte wild im garten. sein lieblingsspiel war die schmetterlingsjagd. so flüchtig, dachte er später, war das ganze leben, doch nichts war augenblicklicher als diese jagd nach den bunten faltern, die sich kurz und statisch auf mancher blüte niedersetzten, fast unscheinbar, um dann theodors fängen zu entgehen. einmal fing er wirklich ein tagpfauenauge und erdrückte ihn unabsichtlich, weil der geschwindigkeit, zwischen seiner kinderhand. das kleine, leicht zappelnde insekt, zerdrückt durch spiel und kinderwelt. er warf es in die luft, doch schwer und reglos ging der flügelrest zu boden. theodor verstand es nicht, aber zum spielen war dieser falter nicht mehr geeignet.
der garten des seumenichts bedeute alles für theodor, alle träume, alle spiele standen im zeichen des großen apfelbaumes, der majestätisch inmitten der grasfläche stand. tänze, leichtigkeiten- so verschwanden früh die leisen ahnungen der bitteren spannungen seiner eltern, die später zu steinschlagenen tatsachen werden sollten. sein vater, ein großer mann mit hagerer gestalt, der versicherungsverkäufer war, und seine mutter, emilia, hausfrau und mutter eines kindes, standen im schatten ihrer ziele. theodor spürte beim abendessen, was die einzige zeit des beisammenseins war, immer einen unglaublichen druck im oberbauch und das unbehagliche schweigen, das ab und an durch die bitte nach salz oder pfeffer unterbrochen wurde, staute sich auf in einen berg der erklärungslosigkeit. wenn theodor alleine zur schule ging und er die vielen eltern mit ihren kindern sah, die so vertraut und heimatlich schienen, überfiel ihn ein großes gefühl der sehnsucht und der trauer, die im klassenverband in aggression umschlug. theodor konnte nicht verlieren, weder beim sport noch bei zensuren. er wollte der beste sein, er wollte geliebt werden, anerkennung, zuwendung. den lehrern wurde er alsbald zum sorgenkind, die aggressionen wurden deutlicher und sein notenspiegel sank. ein gespräch mit den eltern war die folge. beide hatten sich nichts vorzuwerfen, verdrängten die frage nach dem wohlbefinden des kindes mit der aussage, zuhause stimmte alles und theodor sei ein sehr liebes kind. das schweigen wurde schwer, theodor wäre fast erstickt.
„vater, kannst du mir erklären, wie man ein flugzeug zusammenbaut“ „lern es selber, ich habe jetzt keine zeit“ „mutter, kannst du mir erklären, wie man ein flugzeug zusammenbaut“ emilia stand in eile und gehetzt in der waschküche, hing die hemden und hosen ihres mannes auf und verwies ihn zum vater. eines nachts hörte er sie streiten. er stand auf und ging direkt vor ihre zimmertür. „ich kann nicht mehr, diese beziehung ist am ende, emilia.“ „du machst es dir einfach. ich weiß, was du treibst. du triffst diese schlampe, immer noch. wir haben ein kind, verdammt“ „ich weiß. und du weißt, das er der einzige ist, warum ich noch hier bin. ich hätte dich schon längst verlassen. nutze theodor nicht als zünglein an der waage. wir wollten keine kinder, du wolltest theodor nicht. verdräng das nicht. der kleine macht nur sorgen.“ großes weinen und schluchzen, theodor stand dicht an der tür , als er schritte hörte. der vater öffnete die tür, in seiner linken hand einen überpackten koffer und in seine rechten die autoschlüssel, wild umherwirbelnd. theodor sah ihn an, ängstlich, unvertraut, die stille war zerbrochen, heraus kam eine antwort, die das leben in ein nebelland verwandelte. er stieß seine sohn zur seite und ging. seine schluchzende, auf dem bett kauernde mutter war unansprechbar und wies ihm, bei dem versuch, sie zu umarmen, mit einer schroffen ohrfeige zurück. theodor, der träger der brüche,, der stille und der pächter einer ewiggroßen nebellandschaft.
der garten, sein spiel, überwucherten. seine mutter und er zogen in eine kleine 1 ½ zimmer- wohnung mit blick auf einen lidl-discount. viele neue nichtväter kamen und gingen, und theodor zog sich zurück. er wünschte sich so sehr eine geige, die er auch bekommen sollte. ein gemisch aus verlorenheiten und heimat bildeten sich, anfangs staccativ, später legato, in ihm. tagpfauenleicht war das leben nicht, aber die schwirren um sein spiel wurden flügelleichter. einer seiner nichtväter, der immer einen wald von bierflaschen vor dem fernseher hatte, fühlte sich sehr gestört von seinem spiel. gedrungen, mit dreitagebart und unterhemd platzte er in sein kleines zimmer, nahm die geige und packte theodor an der hand und führte ihn zum ofen. die heiße, große herdplatte versengte sein spiel für drei monate, und zerfetzte theodors seelenkleid für immer.
manchmal erwacht seumenicht aus einem traum. da war ein schmetterling, der leicht um klares wasser zog. die milde luft trug die melodien des geigenspiels eine ewigkeit in sich-
bis er er erwachte und die heiße herdplatte unter seinen händen spürte…
der garten des seumenichts bedeute alles für theodor, alle träume, alle spiele standen im zeichen des großen apfelbaumes, der majestätisch inmitten der grasfläche stand. tänze, leichtigkeiten- so verschwanden früh die leisen ahnungen der bitteren spannungen seiner eltern, die später zu steinschlagenen tatsachen werden sollten. sein vater, ein großer mann mit hagerer gestalt, der versicherungsverkäufer war, und seine mutter, emilia, hausfrau und mutter eines kindes, standen im schatten ihrer ziele. theodor spürte beim abendessen, was die einzige zeit des beisammenseins war, immer einen unglaublichen druck im oberbauch und das unbehagliche schweigen, das ab und an durch die bitte nach salz oder pfeffer unterbrochen wurde, staute sich auf in einen berg der erklärungslosigkeit. wenn theodor alleine zur schule ging und er die vielen eltern mit ihren kindern sah, die so vertraut und heimatlich schienen, überfiel ihn ein großes gefühl der sehnsucht und der trauer, die im klassenverband in aggression umschlug. theodor konnte nicht verlieren, weder beim sport noch bei zensuren. er wollte der beste sein, er wollte geliebt werden, anerkennung, zuwendung. den lehrern wurde er alsbald zum sorgenkind, die aggressionen wurden deutlicher und sein notenspiegel sank. ein gespräch mit den eltern war die folge. beide hatten sich nichts vorzuwerfen, verdrängten die frage nach dem wohlbefinden des kindes mit der aussage, zuhause stimmte alles und theodor sei ein sehr liebes kind. das schweigen wurde schwer, theodor wäre fast erstickt.
„vater, kannst du mir erklären, wie man ein flugzeug zusammenbaut“ „lern es selber, ich habe jetzt keine zeit“ „mutter, kannst du mir erklären, wie man ein flugzeug zusammenbaut“ emilia stand in eile und gehetzt in der waschküche, hing die hemden und hosen ihres mannes auf und verwies ihn zum vater. eines nachts hörte er sie streiten. er stand auf und ging direkt vor ihre zimmertür. „ich kann nicht mehr, diese beziehung ist am ende, emilia.“ „du machst es dir einfach. ich weiß, was du treibst. du triffst diese schlampe, immer noch. wir haben ein kind, verdammt“ „ich weiß. und du weißt, das er der einzige ist, warum ich noch hier bin. ich hätte dich schon längst verlassen. nutze theodor nicht als zünglein an der waage. wir wollten keine kinder, du wolltest theodor nicht. verdräng das nicht. der kleine macht nur sorgen.“ großes weinen und schluchzen, theodor stand dicht an der tür , als er schritte hörte. der vater öffnete die tür, in seiner linken hand einen überpackten koffer und in seine rechten die autoschlüssel, wild umherwirbelnd. theodor sah ihn an, ängstlich, unvertraut, die stille war zerbrochen, heraus kam eine antwort, die das leben in ein nebelland verwandelte. er stieß seine sohn zur seite und ging. seine schluchzende, auf dem bett kauernde mutter war unansprechbar und wies ihm, bei dem versuch, sie zu umarmen, mit einer schroffen ohrfeige zurück. theodor, der träger der brüche,, der stille und der pächter einer ewiggroßen nebellandschaft.
der garten, sein spiel, überwucherten. seine mutter und er zogen in eine kleine 1 ½ zimmer- wohnung mit blick auf einen lidl-discount. viele neue nichtväter kamen und gingen, und theodor zog sich zurück. er wünschte sich so sehr eine geige, die er auch bekommen sollte. ein gemisch aus verlorenheiten und heimat bildeten sich, anfangs staccativ, später legato, in ihm. tagpfauenleicht war das leben nicht, aber die schwirren um sein spiel wurden flügelleichter. einer seiner nichtväter, der immer einen wald von bierflaschen vor dem fernseher hatte, fühlte sich sehr gestört von seinem spiel. gedrungen, mit dreitagebart und unterhemd platzte er in sein kleines zimmer, nahm die geige und packte theodor an der hand und führte ihn zum ofen. die heiße, große herdplatte versengte sein spiel für drei monate, und zerfetzte theodors seelenkleid für immer.
manchmal erwacht seumenicht aus einem traum. da war ein schmetterling, der leicht um klares wasser zog. die milde luft trug die melodien des geigenspiels eine ewigkeit in sich-
bis er er erwachte und die heiße herdplatte unter seinen händen spürte…