titellos

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Andreas

Beitragvon Andreas » 16.06.2009, 12:04

revidierte Version (jetzt titellos)

Lustlos kaute sie auf einem Stück Gulasch und sog die faserige Soßenbeilage auf. Ihre apathische Nachrungsaufnahme, der tiefe Teller, aus dem bereits am Ende geborstene Makkaroni aus der Dominanz der Gulaschs herausragten, war ein bizarrer Anblick. Sie war Rechtskauer, das sah man gleich, wenn sie eine weitere Gabel voll zu sich nahm, deren Auflage sich in die rechte Seite der Mundhöhle verschob. Ein bisschen was hatte sie von einem Wiederkäuer, betrachtete man die stoischen Mahlbewegungen. Kleine Spritzer der braunen Tunke säumten ihre Mundwinkel. Während die Gabel ständige Umwälzbewegungen und fade Stocherei in der inzwischen undefinierbaren Masse vollzog, sagte sie grunzend durch die breiige Konsistenz in ihrem Mund zu mir:

"Sel Marin de Guérande"


Ursprungsversion

Lustlos kaute sie auf einem Stück Gulasch und sog die faserige Soßenbeilage durch eine wabernde Makkaroni. Der tiefe Teller, noch über halb gefüllt, wirkte angesichts ihrer apathischen Nahrungsaufnahme noch bizarrer. Bereits am Ende geborstene Makkaroni ragten aus der Dominanz der Gulaschsoße hervor. Sie war Rechtskauer, das sah man gleich, wenn sie eine weitere Gabel voll zu sich nahm, deren Auflage sich in die rechte Seite der Mundhöhle verschob. Ein bisschen was hatte sie von einem Wiederkäuer, wenn man die stoischen Mahlbewegungen betrachtete. Kleine Spritzer der braunen Tunke sprenkelten beide Seiten ihrer Mundwinkel. Während sie mit der Gabel ständige Umwälzbewegungen und fade Stocherei in der inzwischen undefinierbaren Masse vollzog, sagte sie grunzend durch die breiige Konsistenz in ihrem Mund zu mir:

"Sel Marin de Guérande"
Zuletzt geändert von Andreas am 17.06.2009, 15:24, insgesamt 1-mal geändert.

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 16.06.2009, 12:34

Hallo Andreas,
das finde ich schön geschrieben!
Kann man wirklich sagen, dass man eine "Konsistenz" im Mund hat? Das stört mich ein wenig.
Weiter fällt es mir schwer, den Text als für sich stehend zu betrachten. Als Teil einer Erzählung fiele mir das sicher als ein stilistisch starker und bis zur wohl intendierten Widerwärtigkeit exakt beobachteter Abschnitt auf - aber so habe ich das Gefühl, der Text schwebe bezugslos im Nirgendwo. Möglicherweise ist im Schluss auch eine Pointe enthalten, die mir entgeht?
Wie dem auch sei, gerne gelesen!
Liebe Grüße
Merlin

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.06.2009, 14:37

Hallo Andreas,
sehr detailliert geschrieben und deshalb so richtig unappetitlich. ;-)
Der tiefe Teller, noch über halb gefüllt, wirkte angesichts ihrer apathischen Nahrungsaufnahme noch bizarrer.

bizarrer als was? Ist "bizarr" hier das richtige Wort?
Die Pointe oder der Sinn des letzten Satzes "Meersalz" entzieht sich mir jedoch auch.

Saludos
Mucki

DonKju

Beitragvon DonKju » 16.06.2009, 14:53

Hallo Andreas,

es lässt sich lesen, auch wenn mir ähnlich wie Merlin, der Sinn nicht so ganz aufgeht ? Geht es um eine Magersüchtige, die sich zum Essen zwingt ? Am Text selber könnte man, wenn man wollte, vielleicht noch hier und da etwas feilen; Dazu ein par Ideen :

"Lustlos kaute sie auf einem Stück Gulasch, sog die faserige Soßenbeilage durch eine wabbelnde [Klingt zwar etwas komisch, aber 'wabernd', da denke ich an Nebel, nicht zu greifen, überhaupt da nicht da] Makkaroni ... Am Ende geborstene Makkaroni ragten aus der Dominanz der Gulaschsoße hervor. Sie war Rechtskauer, das sah man gleich, wenn sie eine weitere Gabel voll zu sich nahm, wie sich die rechte Seite der Mundhöhle hervorwölbte ... Während die Gabel ständige Umwälzbewegungen in der inzwischen undefinierbaren Masse vornahm, sagte sie grunzend durch die breiige Konsistenz in ihrem Mund zu mir:

"Sel Marin de Guérande"
[Bitte wenigstens in einer Fussnote übersetzen, nicht jeder ist schließlich aller fremden Zungen mächtig ...]

Na ja, vielleicht ist ja das eine oder andere für Dich bedenkenswert.

Mit lieben Grüßen von Hannes

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.06.2009, 15:16

Hallo Hannes,

ja, "wabbelnde Makkaroni" finde ich gut. *g* Passt!
Dieses "Sel Marin de Guérande" ist ein Meersalz, das auch "graues Salz" genannt wird, da es eine graue Farbe hat.

Andreas, vielleicht macht der Schluss mehr Sinn, wenn du ein Ausführungszeichen dahintersetzen würdest?

Sel Marin de Guérande!

Das könnte man dann auf zweierlei Weise deuten: einmal, dass sie nach dem Salz fordert, um dem Essen etwas mehr Geschmack zu verleihen oder andererseits, dass das Essen eben wie "graues Salz" schmeckt.

Saludos
Mucki

Rala

Beitragvon Rala » 16.06.2009, 15:34

Hallo Andreas!

Finde das auch nicht schlecht. Auch ich fände allerdings eine webbelnde Makkaroni anschaulicher, und aus der "breiigen Konsistenz" würde ich einfach "Brei" machen.
Was den Schluss angeht, verstehe ich den so, dass die Erwähnung dieses Feinschmeckersalzes aus dem Mund der äußerst widerlichen Esserin die Pointe bilden soll. Allerdings ist die bloße Erwähnung meiner Meinung nach nicht ausreichend. Verlangt sie danach? Will sie damit sagen, dass die Verwendung dieses Salzes das Gericht zum Genuss macht? (wohl eher nicht)
Vielleicht solltest du da noch was ändern, zumal hier niemand so recht zu verstehen scheint, wie das genau gemeint ist.

Liebe Grüße,
Rala

Yorick

Beitragvon Yorick » 16.06.2009, 18:46

Hallo Andreas,

auch ich habe die Pointe nicht verstanden. Fehlt dieses besondere Salz, oder schmeckt sie es womöglich heraus (das wäre ein netter Kontrast zu der legeren Art ihrer Nahrungsaufnahme).

Sprachlich habe ich große Schwierigkeiten mit dem Text. Mir kommt er recht behäbig daher. Und ich frage mich, was ist bloß ein Stück Gulasch? Und was eine Soßenbeilage? Wie (oder warum) kann der Teller bizarr wirken? Passt fade zu Stocherei? Gabelauflage? Das wirkt auf mich alle sehr gesucht und umständlich.

Bis auf "Sie war Rechtskauer, das sah man gleich" (wäre schön, wenn der Satz dort zu Ende wäre) habe ich nichts für mich gefunden.


Viele Grüße,
Y.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 16.06.2009, 20:07

Hallo Andreas!

Ich schließe mich Yorick an, sein "behäbig" scheint mir den Text recht gut zu beschreiben. Für mich entsteht ein gewisses Mißvergnügen am Text aus den vielen, recht mechanisch und lieblos anmutenden Adjektiv / Substantiv Paaren: faserige Soßenbeilage, wabernde Makkaroni, tiefe Teller, apathischen Nahrungsaufnahme, geborstene Makkaroni, stoischen Mahlbewegungen, Kleine Spritzer, braunen Tunke, ständige Umwälzbewegungen, fade Stocherei, undefinierbaren Masse, breiige Konsistenz; das scheint mir für einen so kurzen Text eine schwere Bürde zu sein?!

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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leonie
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Beitragvon leonie » 16.06.2009, 20:19

Lieber Andreas,

mir geht es wie ferdi. Vor allem die Fülle der nicht besonders glücklich gewählten Adjektive macht es mir schwer, ihn zu lesen.

Liebe Grüße

leonie

Herby

Beitragvon Herby » 16.06.2009, 21:42

Hallo Andreas,

reizvoll finde ich den Gegensatz zwischen einem eher ... "gewöhnlichen", alltäglichen Gericht und der dazu passenden genussfernen, zuweilen unkultivierten Art der Nahrungsaufnahme der Protagonistin einerseits und der am Schluss erwähnten Delikatesse.

Allerdings würde ich auch dringend dazu raten, den Text sprachlich zu überarbeiten; Details sind ja schon genannt worden. Übrigens: der Titel lautet "Liebe geht durch den Magen" - es wird aber erst im letzten Satz durch das Pronomen "mir" deutlich, dass es da noch jemanden gibt. In welchem Verhältnis die beiden zu einander stehen und ob dieser Jemand nun der ist, der das Mahl zubereitet hat, bleibt unklar.

Herzliche Grüße
Herby

Andreas

Beitragvon Andreas » 17.06.2009, 09:29

Zunächst vielen, vielen Dank für die reichliche Resonanz. Ich werde versuchen, dass ich entweder heute oder im Laufe dieser Woche möglichst ausführlich antworten kann.

Bis dahin grüßt
Andreas

Andreas

Beitragvon Andreas » 17.06.2009, 15:08

Wie bereits kurz avisiert, hier jetzt eine doch etwas längere Stellungnahme.

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Mnemosyne:
Kann man nicht Konsistenz sagen? Hast du evtl. einen treffenderen Ausdruck für mich? Ich wollte Masse nicht wiederholen, sehe aber, dass Konsistenz nicht wirklich 100% treffend ist. Vielleicht könnte man diese Passage ganz streichen und sich darauf beschränken, dass es sich liest "... sagte sie grunzend zu mir:"

Ich verstehe ebenfalls deinen Einwand, dass es sich schwer als alleine stehender Text lesen lässt, weil zumindestens eingangs doch der Leser recht unvermittelt in dieses scheinbare Fragment aus einem Gesamttext geworfen wird. Ja, das muss ich mir so gefallen lassen, kann aber auch diesbezüglich keine wirkliche Revision anbieten, da es nur dieser Snapshot sein sollte. Eine Pointe, jein, eher einen unvermittelten, unerwarteten cut wollte ich ans Ende stellen, den ich aber nicht als Pointe bezeichnen mag. Pointe klingt für mich immer so ein wenig nach "Witz", was es de fakto nicht ist.

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Gabriella:
Faktisch hast du recht, dass man sich die Frage "Bizarrer als was denn bitteschön?" stellen müsste. Durch die kompakte, kurze und sehr mit Adjektiven beladene Form empfand ich es dennoch passend zum Gesamtbild. Vielleicht hätte es weniger direkt die Frage aufgeworfen, hätte ich es irgendwo gegen Ende platziert, wenn der Leser bereits ein noch intensiveres Bild von diesem Snapshot gehabt hätte.

Auch du nennst es, genau wie Mnemosyne, eine Pointe. Siehe dazu meinen Kommentar bei ihm. Ich werde aber nach Abarbeitung aller Kommentatoren eine kurze Beschreibung dessen liefern, als was ich es angedacht habe.

Danke für deinen zweiten Kommentar, der ein wenig zu dem Salz sagt. Es ist grau und ein leicht feuchtes Salz, weswegen es für Mühlen eher weniger geeignet ist. Das als Kurzexkurs. Die Beschaffenheit des Salz ist dennoch ohne jede Bedeutung für den Text, vielmehr die Tatsache, dass es eben kein "normales" Salz ist, sondern eher etwas für den anspruchsvolleren Esser / Koch. Dazu später mehr.

Auf ein Ausrufezeichen möchte ich aber verzichten. Das würde es stärker betonen als es von mir angedacht ist.

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Bilbo:
Ich merke an der Gesamtheit der Kommentare, dass ich mit meinem Abschluss deutlich das Ziel verfehlt habe. Soviel sei gesagt, um eine Magersüchtige soll es sich hierbei nicht drehen.

Deine eigentlichen Textansätze möchte ich in Teilen aufgreifen. So werde ich wohl "wabernd" ersetzen, zwar nicht durch wabbelig, sondern labberig. Wabbelig ist für mich zum Beispiel der Inhalt einer Schüssel Götterspeise, hier aber passt labberig für die Nudel recht gut, meine ich.

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Rala:
Du bist bei der (ich mag es immer noch nicht) Pointe schon näher dran als deine Vorkommentatoren. Aufklärung erfolgt, und hier verweise ich dich wie deine Vorredner, am Ende meines Kommentars.

Über den Brei grübele ich noch etwas. Zum einen gefällt es mir, weil ich damit die "Konsistenz" ersetzen / umschiffen könnte, auf der anderen Seite wollte ich meine Adjektive so wenig wie möglich reduzieren, da die Häufung doch ein Teilgarant für den "widerwärtig" anmutenden Anblick des Verzehrs ist.

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Yorick:
Wie Rala hast du ebenfalls die richtige Spur der (grummel) Pointe aufgenommen. Bitte gegen Ende noch einmal lesen.

Persönlich mag ich dein Gefühl, dass es auf dich behäbig wirkt. Sollte es (was ist das Gegenteil von behäbig?) lebendiger wirken? Würde eine Leichtigkeit statt der Schwere zu der Situation, zu diesem Bild, passen? Ein paar deiner Fragen finde ich allerdings unverständlich. Ist ein Stück Gulasch oder Soßenbeilage wirklich nicht verständlich? Selbst auf guten Restaurantkarten finden sich z.b. nicht nur Gemüse-, sondern auch Soßenbeilagen. Das einzige, was ich wohl gedanklich nochmal aufgreife, das ist die mögliche Diskrepanz zwischen fade und Stocherei. Hast du einen Vorschlag zur Verbesserung? Es ist gelangweilt angedacht, apathisch habe ich bereits genutzt. Ideen?

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Ferdi:

Mechanisch - ja, lieblos - auch, und noch vielmehr. Es ist stumpf, es ist unspektakulär, es ist träge, nicht lebendig, ja, es ist schwer und aufgrund der Schwere wohl auch etwas einlullend und zäh. Jedenfalls bis zum letzten Satz. Da sollte der Leser doch nach all dieser Textlast ein wenig aufhorchen.

Ich verstehe übrigens leider nicht, warum der kleine Text diese Bürde nicht tragen kann? Gebührt es nur ausgefeilteren, längeren, lebendigeren Texten, eine solche Schwere zu schultern?

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leonie:

Versuch einmal, dir dieses Bild vorzustellen. Blick nur das Gegenüber an und zwar nur mit einer Brennweite, die sich zwischen Tellerrand und Mund abspielt. Würdest du dem Geschehen gerne zusehen? Würde dir dieses Bild gefallen, könnte es etwas lebendiges vermitteln?

Ich wollte / möchte einen Text schaffen, der dem Leser kein gutes Gefühl gibt. Hätte ich weniger Adjektive, gar abwechslungsreichere nehmen sollen? Hätte ich den Text nicht so mit Worten überfüllen sollen wie einen zu kleinen Kellerverschlag? Hätte das dieser Text verdient, wäre es dem Bild dienlich?

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Herby:

Ich mutmaße, Herby, wärest du einer der ersten Poster gewesen, dass es mir oft erspart geblieben wäre, immer wieder auf die nähere Erläuterung der "Pointe" am Schluß hinzuweisen. Du stellst es genau heraus, wie ich es angedacht hatte. Schaffung eines schweren Gegensatzes zwischen dem Text in fast voller Gänze und dem letzten Satz. Gegenüberstellung der so befremdlich anmutenden Nahrungsaufnahme und dem absolut unerwarteten Gewürz; kein einfaches Salz, sondern eine besondere Feinschmeckervariante.

Ein wenig Textarbeit werde ich, wie du auch anregst, noch vornehmen. Er wird aber sicher schwer bleiben, es darf zäh sein, sich durch diese Zeilen zu lesen. Dass auch am Ende nicht zweifelsfrei klar wird, wie der Beobachter und die Protagonistin zueinander stehen, kann ich indes gut nachvollziehen, aber ich frage, kann man es nicht erahnen? Erahnen anhand des Titels, mutmaßen anhand der Blöße, die sich die Protagonistin bei ihrer Nahrungsaufnahme gegenüber dem Betrachter / Beobachter gibt? Und, falls man es nicht zu sagen wir mal 80% erahnen / annehmen kann, muß man es zweifelsfrei wissen? Dennoch, zwecks Aufklärung, es soll sich bei den beiden Personen um Lebensgefährten handeln.

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Ok, kommen wir nun zu eurer "Pointe", die ich ja nun schon mehrfach aufgrund der Kommentatoren anriß. Es ist, wie auch ebenfalls vorab reichlich erwähnt, weder Pointe, noch Quintessenz, noch irgendeine Form eines Resultats. Ein Gegensatz, ein Konterpart, ein Abschluß zum aufhorchen soll es sein. Geschafft habe ich es aber nur irgendwie halb. Zwar haben fast alle irgendwie den Abschluß bemerkt, allerdings waren die Interpretationen doch sehr mannigfaltig, falls überhaupt möglich. Dabei ist eigentlich, und Herby hat es eigentlich schon fast aufgeklärt, alles so einfach.

Stellt man die ganze Form der Nahrungsaufnahme, dieses Bild, dem letzten Satz gegenüber, so würde man doch gewiß dergleichen nicht erwarten. Noch konkreter, von jemandem, der dieses einfache Gericht auf diese Art und Weise zu sich nimmt, würde man unter normalen Umständen doch niemals einen solchen Geschmack bzw. die Fähigkeit einer solch geschmacklichen Differenzierung erwarten können, oder etwas doch? Würde man nicht eher einen Ausspruch erwarten wie z.B.:

"Maggi"

Es spielt nich einmal eine Rolle, ob dieses Feinschmeckersalz nun dem Essen fehlt oder dem Essen beigegeben ist. Der Effekt - die unerwartete Reaktion am Ende soll aufhorchen lassen - ist eingetreten, wenn der Leser diesen Satz besonders bemerkt.

Eines allerdings ist mir leider völlig mislungen - der Titel. Ich hätte es, und damit wäre wohl auch automatisch mehr Legitimation gegeben gewesen, ohne Titel einstellen sollen. Mich wundert, warum nicht häufiger die Frage nach dem Verhältnis Titel <-> Textbezug kam; jedenfalls hätte ich es nach dem Lesen der vielen Kommentare erwartet. Selbst auf mich wirkt es inzwischen sehr weit hergeholt, wenn ich an meine ursprüngliche Intention denke, aus der heraus ich den Titel wählte. Es sollte stellvertretend dafür stehen, dass auch in alt eingefahrenen, längeren Beziehungen, immer mal wieder einer der Partner zu überraschen vermag. So etwas dient auch dazu bzw. eignet sich u.a. gut, eine Liebe jung halten. Um diese Absicht jedoch herauszustellen, habe ich so einiges vergessen, was dem zuträglich gewesen wäre. Ich werde in meiner Textrevision den Titel daher auch ersatzlos streichen; neben einigen anderen Korrekturarbeiten.

Viele Grüße einstweilen
Andreas

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.06.2009, 15:58

Hallo Andreas,
So werde ich wohl "wabernd" ersetzen, zwar nicht durch wabbelig, sondern labberig. Wabbelig ist für mich zum Beispiel der Inhalt einer Schüssel Götterspeise, hier aber passt labberig für die Nudel recht gut, meine ich.

stimme dir zu. "Labberig" passt besser, aber nimm die labberigen Makaroni auch oben in die revidierte Fassung rein, ja? Dieses Bild fand ich gerade sehr gut.
Ihre apathische Nachrungsaufnahme, der tiefe Teller, aus dem bereits am Ende geborstene Makkaroni aus der Dominanz der Gulaschs herausragten, war ein bizarrer Anblick.

Hier würde ich schreiben, wenn du "bizarr" behalten möchtest: "boten mir einen bizarren Anblick", damit der Erzähler bereits zu Beginn im Text vorkommt.
Ansonsten, ja, es ist ein Snapshot. So habe ich es auch gelesen. Und zum Schlusssatz, ok, ist jetzt klar durch dein anschauliches Maggibeispiel. ,-)

Saludos
Mucki

Andreas

Beitragvon Andreas » 17.06.2009, 16:05

Ja Gabriella,

ich hatte die labbrigen Makkaroni drin, aber es klang für mich nicht, weil kurz hinterander fasrige Soßenbeilage und labbrige Makkaroni standen. Außerdem war mir die Häufung der Makkaroni, da sie im nächsten Satz bereits auch wieder standen, doch zu hoch. Ich werde dort noch etwas einsetzen, aber etwas, was mir da richtig gefällt, habe ich bisher nicht gefunden.

Den Erzähler vorher anhand eines "mir" zu personalisieren, das überlege ich mir noch. Danke erst einmal für die Anregung.

Liebe Grüße
Andreas


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