Abends, S-Bahn
Na
Und der Tag verkümmert im Abend, und ich lese mir seine Stunden, und der Zweifel scheuert die Leisten, und ich geb das Versuchen nicht auf, bis ich sinke. In ein träges Vergnügen aus Schlaf.
Abends, S-Bahn
Hallo Klara,
in deinen Gedankenfragmenten finde ich mich nur allzugut wieder. Bei jedem Satz musste ich nicken und sagte mir: Ja! Genauso ist es! Sie beschreibt es haargenau! Und ja, man wird innerlich zum Anführungszeichenjunkie, als ob man sich dadurch auflehnen würde, eine Geste des Widerstandes, des Protestes, des Trotzes. Eine Pseudo-Rebellion, die einem in diesem Moment Trost spendet, auch wenn sich das kämpferische Anführungszeichen immer wieder in verblassende Punkte reduziert, so hat man es doch zuvor gesetzt! Und wird es immer wieder tun, um die Folie unter allen Umständen zu erhalten, denn die Folie ist das Anführungsszeichen, unser Stahlpanzer in der Schlacht des Lebens.
Saludos
Mucki
in deinen Gedankenfragmenten finde ich mich nur allzugut wieder. Bei jedem Satz musste ich nicken und sagte mir: Ja! Genauso ist es! Sie beschreibt es haargenau! Und ja, man wird innerlich zum Anführungszeichenjunkie, als ob man sich dadurch auflehnen würde, eine Geste des Widerstandes, des Protestes, des Trotzes. Eine Pseudo-Rebellion, die einem in diesem Moment Trost spendet, auch wenn sich das kämpferische Anführungszeichen immer wieder in verblassende Punkte reduziert, so hat man es doch zuvor gesetzt! Und wird es immer wieder tun, um die Folie unter allen Umständen zu erhalten, denn die Folie ist das Anführungsszeichen, unser Stahlpanzer in der Schlacht des Lebens.
Saludos
Mucki
Hallo Gabriella,
danke für dein Lesen!
Ich weiß nicht, ob es eine Pseudo-Rebellion ist oder einfach ein Akt der Hilflosigkeit. Oder ob das zwanghaft Anführungszeichen setzende Subjekt sich (oder seine Zwanghaftigkeit) am Ende selbst zu wichtig nimmt?
Lieber Gruß
klara
danke für dein Lesen!
Ich weiß nicht, ob es eine Pseudo-Rebellion ist oder einfach ein Akt der Hilflosigkeit. Oder ob das zwanghaft Anführungszeichen setzende Subjekt sich (oder seine Zwanghaftigkeit) am Ende selbst zu wichtig nimmt?
Lieber Gruß
klara
Hallo Klara,
das habe ich mit gemischten Gefühlen gelesen, ich glaube, weil es sich noch nicht verarbeitet anhört. Ich habe nicht den Eindruck, dass der Text in sich besteht, etwas zeigt, sondern überspitzt gesagt, dass in diesem Text Seelenmüll abgeladen wird, der mich nichts angeht. Er hat diesen Blog-Charakter, der mich doch in seiner exhibitionistischen Art etwas befremdet. Andererseits sind darin wirklich schöne Zeilen versteckt, die ich instinktiv aus diesem „sich-erklären-wollen“ isolieren will. Ich fände es schön, wenn es den Sprung ins Lyrische schaffen würde und damit sich von dir als Autorin (auch wenn es gar nicht 1:1 wäre, sondern ganz bewusst so gesetzt ist und ausformuliert, sich nur danach anhört, weiß man ja nie .-) ) entfernt, um mir als Leser mehr Spielraum zu lassen, mich selbst darin zu entdecken oder eine neue Sicht auf Etwas, einen Zustand zu ermöglichen.
Das willst du vermutlich selbst überhaupt nicht
deshalb hier mal das, was ich für mich herausfiltern würde. Vielleicht siehst du daran am besten, wo es mir zuviel wird und wo durch die Verdichtung ganz eigene für mich erstaunliche Dinge sichtbarer werden. (z.B. die Zeile: „Liebe“ auch. Oder „Glück“)
(Und das was jetzt noch übrig ist, finde ich alles ziemlich wunderbar genial.
)
Hat Spaß gemacht, mich damit auseinanderzusetzen.
Liebe Grüße
smile
Abends - bis ich sinke
Nach unbestimmter Arbeit fliegen
mir wieder diese Wörter in den Schoß
eine müde, hilflose Gewohnheit:
Ich habe Angst.
Die Frage: Was soll das?
Und die bewohnte Frage: Wovor?
Nur Textbausteine
Und keine Antwort: wovor
Neulich wusste ich es genau
Ich will: ein besseres Buch schreiben
dafür gerade stehen
öffentlich lesen
Nicht gut genug
Scheiße
Fragment
Wörter. Fetzen.
„Liebe“ auch. Oder „Glück“
Anführungszeichenjunkie
„Wie trostlos!“
Eine Folie
die nacktes Entsetzen
belegt. Meine Zunge…
Und die Trauer
Bin ich älter geworden
oder dümmer oder
klüger oder jünger
auch das weiß ich nicht
In diesem Job ausgesetzt
nach Kundenwünschen
wund in der Stumpfheit
abgestoßen, wegbezahlt
Das Wenigste. Kostet mich viel
Einsamkeit
ohne Anführungsstriche
Wer hat mir die Glasglocke übergestülpt
„Ich möchte.“
Oh, ich will!
Mich nicht beschummeln
lassen
Und der Tag verkümmert im Abend
und ich lese mir seine Stunden
und der Zweifel scheuert die Leisten
und ich geb das Versuchen nicht auf
bis ich sinke.
In ein träges Vergnügen aus Schlaf.
das habe ich mit gemischten Gefühlen gelesen, ich glaube, weil es sich noch nicht verarbeitet anhört. Ich habe nicht den Eindruck, dass der Text in sich besteht, etwas zeigt, sondern überspitzt gesagt, dass in diesem Text Seelenmüll abgeladen wird, der mich nichts angeht. Er hat diesen Blog-Charakter, der mich doch in seiner exhibitionistischen Art etwas befremdet. Andererseits sind darin wirklich schöne Zeilen versteckt, die ich instinktiv aus diesem „sich-erklären-wollen“ isolieren will. Ich fände es schön, wenn es den Sprung ins Lyrische schaffen würde und damit sich von dir als Autorin (auch wenn es gar nicht 1:1 wäre, sondern ganz bewusst so gesetzt ist und ausformuliert, sich nur danach anhört, weiß man ja nie .-) ) entfernt, um mir als Leser mehr Spielraum zu lassen, mich selbst darin zu entdecken oder eine neue Sicht auf Etwas, einen Zustand zu ermöglichen.
Das willst du vermutlich selbst überhaupt nicht

(Und das was jetzt noch übrig ist, finde ich alles ziemlich wunderbar genial.

Hat Spaß gemacht, mich damit auseinanderzusetzen.
Liebe Grüße
smile
Abends - bis ich sinke
Nach unbestimmter Arbeit fliegen
mir wieder diese Wörter in den Schoß
eine müde, hilflose Gewohnheit:
Ich habe Angst.
Die Frage: Was soll das?
Und die bewohnte Frage: Wovor?
Nur Textbausteine
Und keine Antwort: wovor
Neulich wusste ich es genau
Ich will: ein besseres Buch schreiben
dafür gerade stehen
öffentlich lesen
Nicht gut genug
Scheiße
Fragment
Wörter. Fetzen.
„Liebe“ auch. Oder „Glück“
Anführungszeichenjunkie
„Wie trostlos!“
Eine Folie
die nacktes Entsetzen
belegt. Meine Zunge…
Und die Trauer
Bin ich älter geworden
oder dümmer oder
klüger oder jünger
auch das weiß ich nicht
In diesem Job ausgesetzt
nach Kundenwünschen
wund in der Stumpfheit
abgestoßen, wegbezahlt
Das Wenigste. Kostet mich viel
Einsamkeit
ohne Anführungsstriche
Wer hat mir die Glasglocke übergestülpt
„Ich möchte.“
Oh, ich will!
Mich nicht beschummeln
lassen
Und der Tag verkümmert im Abend
und ich lese mir seine Stunden
und der Zweifel scheuert die Leisten
und ich geb das Versuchen nicht auf
bis ich sinke.
In ein träges Vergnügen aus Schlaf.
Hallo smile,
deine Umarbeitung oder Neubearbeitung ist sehr interessant, teilweise auch gelungen. ("nach Kundenwünschen" ist falsch, oder?)
Vielleicht kann ich mich damit anfreunden, obwohl mir "Lyrik" für diese - wie du ja richtig bemerkt hast - bloghafte Notiz zu hochtrabend vorkäme. Warum Lyrik? Warum nicht die Sätze fließen lassen in einem trägen Monolog, der auch ein bisschen nervt?
Dank dir!
Klara
deine Umarbeitung oder Neubearbeitung ist sehr interessant, teilweise auch gelungen. ("nach Kundenwünschen" ist falsch, oder?)
Vielleicht kann ich mich damit anfreunden, obwohl mir "Lyrik" für diese - wie du ja richtig bemerkt hast - bloghafte Notiz zu hochtrabend vorkäme. Warum Lyrik? Warum nicht die Sätze fließen lassen in einem trägen Monolog, der auch ein bisschen nervt?
Dank dir!
Klara
Sicher ist so ein Text Geschmackssache und spricht nicht jeden an, sprich: es trifft nicht jeden Nerv. Ich finde, dass du, Klara, hier Dinge ansprichst, die viele Menschen beschäftigen. Es sind, für mich, keine oberflächlichen Gedanken, die man eher ins Tagebuch schreibt, sondern gehen in die Tiefe, versuchen die Schieflage des Ichs zu ergründen, was mich sehr anspricht. Ich hätte es z.B. schade gefunden, wenn du es in den Prosalog gestellt hättest und man dann keinen Kommentar dazu hätte schreiben können.
Und die lyrische Form passt für mich hier nicht. Das muss schon Fließtext sein, so kommt es für mich wesentlich authentischer rüber.
Saludos
Mucki
Und die lyrische Form passt für mich hier nicht. Das muss schon Fließtext sein, so kommt es für mich wesentlich authentischer rüber.
Saludos
Mucki
Hallo Klara,
ich weiß es nicht. .-) Das habe ich mir auch überlegt, fand dann aber diesen Bezug spannend und hatte schon den Eindruck, dass hier auch eine (ungerecht(fertigt)e) Beschuldigung stattfindet, als sei es der Wunsch der Kunden, oder grundsätzlich ein feindliches Äußeres, das LIch in diese Stumpfheit zu treiben versucht.
Ich finde in diesem Text steckt etwas, das für sich sprechen kann, das über das rein Klarasche und Situationsbezogene hinausreicht. Daher trägt es für mich durchaus eine Bearbeitung ins Lyrische oder prosaisch Verdichtete. Ich empfinde "Lyrik" nicht grundsätzlich als hochtrabend, habe aber den Eindruck, dass du deine Gedanken hier selbst ein Stück zurücksetzt, nicht genug wertschätzt, um mit ihnen zu arbeiten. (Und sie durch diese Form vielleicht als weniger gewichtig wahrnehmen kannst, sie eher abtun, abschütteln?)
Ich bezweifle etwas, ob das, bei aller Empathie und allem Verständnis, so 1:1 in die literarische Welt entlassen werden muss/ sollte und warum? (Ich werde aber auch nicht gerne genervt von trägen Texten .-) ) Ich kann auch nicken, wenn jemand sagt: „Ich mag Joghurt.“ Das macht aber noch keinen "guten" Text daraus. Natürlich ist das auch eine grundsätzliche Geschmacksfrage, ob einem solche blog/tagebuch/alltagssprachlichen Texte liegen, aber ob ich inhaltlich nun nicke oder den Kopf schüttle, ist für mich nicht ausschlaggebend.
liebe Grüße
smile
("nach Kundenwünschen" ist falsch, oder?)
ich weiß es nicht. .-) Das habe ich mir auch überlegt, fand dann aber diesen Bezug spannend und hatte schon den Eindruck, dass hier auch eine (ungerecht(fertigt)e) Beschuldigung stattfindet, als sei es der Wunsch der Kunden, oder grundsätzlich ein feindliches Äußeres, das LIch in diese Stumpfheit zu treiben versucht.
Vielleicht kann ich mich damit anfreunden, obwohl mir "Lyrik" für diese - wie du ja richtig bemerkt hast - bloghafte Notiz zu hochtrabend vorkäme. Warum Lyrik? Warum nicht die Sätze fließen lassen in einem trägen Monolog, der auch ein bisschen nervt?
Ich finde in diesem Text steckt etwas, das für sich sprechen kann, das über das rein Klarasche und Situationsbezogene hinausreicht. Daher trägt es für mich durchaus eine Bearbeitung ins Lyrische oder prosaisch Verdichtete. Ich empfinde "Lyrik" nicht grundsätzlich als hochtrabend, habe aber den Eindruck, dass du deine Gedanken hier selbst ein Stück zurücksetzt, nicht genug wertschätzt, um mit ihnen zu arbeiten. (Und sie durch diese Form vielleicht als weniger gewichtig wahrnehmen kannst, sie eher abtun, abschütteln?)
Ich bezweifle etwas, ob das, bei aller Empathie und allem Verständnis, so 1:1 in die literarische Welt entlassen werden muss/ sollte und warum? (Ich werde aber auch nicht gerne genervt von trägen Texten .-) ) Ich kann auch nicken, wenn jemand sagt: „Ich mag Joghurt.“ Das macht aber noch keinen "guten" Text daraus. Natürlich ist das auch eine grundsätzliche Geschmacksfrage, ob einem solche blog/tagebuch/alltagssprachlichen Texte liegen, aber ob ich inhaltlich nun nicke oder den Kopf schüttle, ist für mich nicht ausschlaggebend.
liebe Grüße
smile
ja, danke smile.
deine schärfe ist wohltuend. (ähnlich einer guten scharfen speise)
auch deine unnachgiebigkeit.
ich weiß schon...
...und denke drüber nach. wie meistens bin ich mir nicht wirklich sicher, worüber - aber immerhin, oder? ,-)
nicken oder kopfschütteln ist natürlich auf keinen fall ausschlaggebend!
kommt auch immer drauf an, was man mit welchem text will. es gibt ja literaturwettbewerbe, die sprechen von "literarischen qualitätskriterien". das ist ungefähr so wie "unnachahmlicher geschmack" - also: nichtssagend.
deine beobachtung über die - pathologische? unsachliche? unangemessene? - inneremigrierte abwehr des sprechenden ichs von "kundenwünschen" liegt natürlich so nahe, dass die Schreiberin auch schon auf ähnliche gedanken gekommen ist - ohne freilich den widerspruch auflösen zu können, der möglicherweise immanent ist und auch aus deinem kommentar spricht: die eigenen wasauchimmergefühlegedankengeschreibereien ernst zu nehmen und gleichzeitig zuwissenzubehauptenzuahnenzuakzeptieren, dass die kundenwünsche nicht böse, sondern teil des (über)lebens sind...
fakt bleibt: mal ganz abgesehen von der sonderform public relations herrscht überall prostitution, ohne wertung gesagt, ohne moral, ohne diesen ganzen mist. aber muss das sprechende ich das deshalb - für sich! - gut finden? und bleibt ihm etwas anderes, als sein unbehagen einerseits kleinzuschreiben, andererseits nicht in ein magengeschwür zu fressen?
that ist the question - and i won't stop to look for an answer! in diesem fall geht es tatsächlich weniger um "literatur" oder das nicken von literaten, sondern eine suche, die nicht so sehr auf applaus aus ist, sondern vor allem auf kommunikation, austausch. wie jetzt z. B. mit dir: merci.
klara
deine schärfe ist wohltuend. (ähnlich einer guten scharfen speise)
auch deine unnachgiebigkeit.
ich weiß schon...
...und denke drüber nach. wie meistens bin ich mir nicht wirklich sicher, worüber - aber immerhin, oder? ,-)
nicken oder kopfschütteln ist natürlich auf keinen fall ausschlaggebend!
kommt auch immer drauf an, was man mit welchem text will. es gibt ja literaturwettbewerbe, die sprechen von "literarischen qualitätskriterien". das ist ungefähr so wie "unnachahmlicher geschmack" - also: nichtssagend.
deine beobachtung über die - pathologische? unsachliche? unangemessene? - inneremigrierte abwehr des sprechenden ichs von "kundenwünschen" liegt natürlich so nahe, dass die Schreiberin auch schon auf ähnliche gedanken gekommen ist - ohne freilich den widerspruch auflösen zu können, der möglicherweise immanent ist und auch aus deinem kommentar spricht: die eigenen wasauchimmergefühlegedankengeschreibereien ernst zu nehmen und gleichzeitig zuwissenzubehauptenzuahnenzuakzeptieren, dass die kundenwünsche nicht böse, sondern teil des (über)lebens sind...
fakt bleibt: mal ganz abgesehen von der sonderform public relations herrscht überall prostitution, ohne wertung gesagt, ohne moral, ohne diesen ganzen mist. aber muss das sprechende ich das deshalb - für sich! - gut finden? und bleibt ihm etwas anderes, als sein unbehagen einerseits kleinzuschreiben, andererseits nicht in ein magengeschwür zu fressen?
that ist the question - and i won't stop to look for an answer! in diesem fall geht es tatsächlich weniger um "literatur" oder das nicken von literaten, sondern eine suche, die nicht so sehr auf applaus aus ist, sondern vor allem auf kommunikation, austausch. wie jetzt z. B. mit dir: merci.
klara
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