In mondhellen Nächten sehe ich dich über die Felder laufen, mit nackten Füßen und offenen Haaren, diesen wunderbaren weichen Haaren, welche ich so liebte, die sanft meine Wangen strichen, wenn ich an deiner Schulter ruhte. Und ich höre immer noch dein Lachen, das du jedem geschenkt hast, mir jedoch immer mit einem leicht spöttischen Blick, du kanntest mich genau.
Weit hinten glitzert der Fluss, wo im Mai die Forellen steigen, die ich nie fangen durfte, denen du Namen Verstorbener gabst, an dem du mich überredet hast, eine Fischtreppe zu bauen, damit die Forelle es leichter hat und später ein Gewirr von an Bindfäden gebundenen Blechdosen, weil der Bär mir dafür dankbar war.
Und dann ist da der Duft deiner Haut, der aus jeder Ecke des Zimmers zu dringen scheint, alles umgibt, den ich mit tiefen Atemzügen zu fangen suche, eine Zeitlang halte, wieder freigeben muss, um dich gleich mit dem nächsten wieder aufzunehmen. Auf dem Kaminsims liegt immer noch deine Handtasche, du hast sie immer da hingelegt, immer an dieselbe Stelle, ich habe sie liegengelassen, weil sie da hin gehört, deine Worte. Ich werde sie mitbringen, wenn die Zeit da ist.
Noch aber ist es nicht so weit, der Gemüsegarten ist noch nicht angelegt, das Dach ist immer noch undicht und die Obstbäume sind noch nicht gesetzt. Erst wenn alles getan ist, kann ich mich ausruhen, hast du mir gesagt, Zeit soll ich mir lassen, alles mit Ruhe angehen. Das tue ich, doch eines Tages, wenn alles so gemacht ist, wie du es wolltest, wenn meine Zeit abgelaufen und ich dann bei dir bin, dann sehen wir den Forellen beim Steigen zu, beobachten, wie das Gemüse langsam aus dem Boden dringt und erwarten die erste Blüte des Kirschbaums.
Bis dahin aber werde ich abends zum Fluss schauen und dich atmen.
Eines Tages
Hallo Oldy,
dir gelingt es, in dem Text eine sanfte und melancholische Stimmung zu erzeugen. Das ist aber weniger dem Text selber zuzuschreiben, als der Tatsache, dass du weitgehend bekannte und schon vielfach gesehene und gelesene Bilder/Stimmungen verwendest. Der Text kommt mir vor wie ein Ausschnitt aus einem x-beliebeigen Roman/Film in dem jemand, der einen geliebten Menschen verloren hat, diesen in den vielen Dingen erlebt, die er hinterlassen hat. Der in Erinnerungen lebt und dessen restliches Leben nur noch eine Vorbereitung auf das ersehnte Wiedersehen im Tod ist.
Ich möchte nicht sagen, da gibt es nichts Neues in deinem Text, denn ich bin nicht der Meinung, jeder Text müsste etwas Neues oder Unerwartetes bieten. Aber er muss, wenn er sich denn auf so ausgetreten Pfaden bewegt, seinen Platz behaupten können, um wirklich haften zu bleiben und nicht zwischen all dem anderen Vorhergelesenen- und gesehenen unterzugehen. Das schafft dein Text bei mir nicht und verbleibt somit als "Einer von Vielen".
Liebe Grüße
Sam
dir gelingt es, in dem Text eine sanfte und melancholische Stimmung zu erzeugen. Das ist aber weniger dem Text selber zuzuschreiben, als der Tatsache, dass du weitgehend bekannte und schon vielfach gesehene und gelesene Bilder/Stimmungen verwendest. Der Text kommt mir vor wie ein Ausschnitt aus einem x-beliebeigen Roman/Film in dem jemand, der einen geliebten Menschen verloren hat, diesen in den vielen Dingen erlebt, die er hinterlassen hat. Der in Erinnerungen lebt und dessen restliches Leben nur noch eine Vorbereitung auf das ersehnte Wiedersehen im Tod ist.
Ich möchte nicht sagen, da gibt es nichts Neues in deinem Text, denn ich bin nicht der Meinung, jeder Text müsste etwas Neues oder Unerwartetes bieten. Aber er muss, wenn er sich denn auf so ausgetreten Pfaden bewegt, seinen Platz behaupten können, um wirklich haften zu bleiben und nicht zwischen all dem anderen Vorhergelesenen- und gesehenen unterzugehen. Das schafft dein Text bei mir nicht und verbleibt somit als "Einer von Vielen".
Liebe Grüße
Sam
Hallo Oldy,
ich stimme Sam tendentiell zu. Ich finde, es würde den Text etwas individueller machen, wenn du den ersten Absatz, der meiner Meinung nach der schwächste (sehr typisch, auch kitschig und ein bisschen erklärend --> siehe Gedichtkritik) ist, streichen würdest. Das Bild, was dann am Anfang stände, finde ich übrigens sehr gelungen:
ich weiß nicht, ob das alles auf Traditionen beruht, aber wenn du dir es ausgedacht hast, finde ich es noch stärker.
Ich würde mich zudem wohl noch zusätzlich von der Gemüsepassage trennen, weil es mir da zu typisch haus/heim/ich-bildmäßig wird, das kenne ich auch schon zu gut (es ist aber nicht schlecht ausgeführt). Vielleicht ließe sich das Forellenbild auch weiten und es reichte aus, in ihm alles zu erzählen?
Ein Text, der durchaus Passagen hat, die bei mir ankommen.
Liebe Grüße,
Lisa
ich stimme Sam tendentiell zu. Ich finde, es würde den Text etwas individueller machen, wenn du den ersten Absatz, der meiner Meinung nach der schwächste (sehr typisch, auch kitschig und ein bisschen erklärend --> siehe Gedichtkritik) ist, streichen würdest. Das Bild, was dann am Anfang stände, finde ich übrigens sehr gelungen:
Weit hinten glitzert der Fluss, wo im Mai die Forellen steigen, die ich nie fangen durfte, denen du Namen Verstorbener gabst, an dem du mich überredet hast, eine Fischtreppe zu bauen, damit die Forelle es leichter hat und später ein Gewirr von an Bindfäden gebundenen Blechdosen, weil der Bär mir dafür dankbar war.
ich weiß nicht, ob das alles auf Traditionen beruht, aber wenn du dir es ausgedacht hast, finde ich es noch stärker.
Ich würde mich zudem wohl noch zusätzlich von der Gemüsepassage trennen, weil es mir da zu typisch haus/heim/ich-bildmäßig wird, das kenne ich auch schon zu gut (es ist aber nicht schlecht ausgeführt). Vielleicht ließe sich das Forellenbild auch weiten und es reichte aus, in ihm alles zu erzählen?
Ein Text, der durchaus Passagen hat, die bei mir ankommen.
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hi Oldy,
der Text erinnert mich von der Machart her stark an Nicholas Sparks. Das muss man mögen. Ich nenne es Kitsch, andere sind begeistert. Mir fehlt in dem Text das Ungelesene, das Spezifische. Gut fand ich zB. den Handtaschenstammplatz und den Bären, der die Fischtreppe wohl ausnutzte, um leichte Beute zu machen? Davon würde ich gerne mehr lesen. Alles andere ist für mich Konservenschreibe, zu plakativ, zu direkt, zu erklärend, zu tell, zu pathosheischend, zu klischiert, zu überfrachtet… (ä, ja, ist ja gut, Nifl…). Der "Stimulus" fruchtet bei mir auf diese Weise nicht mehr. Ich würde versuchen, dem Leser mehr Raum durch Andeutungen und Aussparungen zu bieten, eine bessere Balance zur "typischen Requisite" zu finden, weg vom abgegriffenen Allgemeinplatz und artifiziellem Schnörkel.
Dein Duktus ist schön fließend, der Text liest sich geschliffen.
LG
Nifl
der Text erinnert mich von der Machart her stark an Nicholas Sparks. Das muss man mögen. Ich nenne es Kitsch, andere sind begeistert. Mir fehlt in dem Text das Ungelesene, das Spezifische. Gut fand ich zB. den Handtaschenstammplatz und den Bären, der die Fischtreppe wohl ausnutzte, um leichte Beute zu machen? Davon würde ich gerne mehr lesen. Alles andere ist für mich Konservenschreibe, zu plakativ, zu direkt, zu erklärend, zu tell, zu pathosheischend, zu klischiert, zu überfrachtet… (ä, ja, ist ja gut, Nifl…). Der "Stimulus" fruchtet bei mir auf diese Weise nicht mehr. Ich würde versuchen, dem Leser mehr Raum durch Andeutungen und Aussparungen zu bieten, eine bessere Balance zur "typischen Requisite" zu finden, weg vom abgegriffenen Allgemeinplatz und artifiziellem Schnörkel.
Dein Duktus ist schön fließend, der Text liest sich geschliffen.
LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Hallo,
danke erst einmal für die ausführlichen Kommentare. So etwas freut mich, da ich erkenne, dass der Text nicht nur einfach überflogen wurde.
Der Text selber ist ein Gedanke, in dem die Erinnerungen des Prot. fließend ineinander übergehen. Für mich braucht so ein Text eine persönliche Komponente, wie eben der erste, einleitende Satz. Dieser erste Gedanke mag nicht neu sein, doch er ist ehrlich. Menschen denken so, warum also soll der Autor dies nicht berücksichtigen?
Meine Art zu schreiben ist oft etwas altmodisch oder / und traditionell, da in den Texten immer auch etwas von mir ist. Meine Signatur mag da einiges erklären. Trotzdem kann und will ich mich nicht den Einlassungen verschließen. Kitsch liegt immer im Auge des Betrachters, sicherlich ist in diesem Text einiges aus der Ecke vorhanden. Liebe ist aber oft in ihrer Ausprägung kitschig.
Diesen Text hier noch einmal umzuschreiben käme einem Neuschreiben gleich. Letzteres werde ich in Angriff nehmen und versuchen, eure Anregungen einzubringen, in einem neuen Text, einem frischen Gedanken.
Noch einmal Danke für die fruchtbare Auseinandersetzung mit dem Text.
lg
Uwe
danke erst einmal für die ausführlichen Kommentare. So etwas freut mich, da ich erkenne, dass der Text nicht nur einfach überflogen wurde.
Der Text selber ist ein Gedanke, in dem die Erinnerungen des Prot. fließend ineinander übergehen. Für mich braucht so ein Text eine persönliche Komponente, wie eben der erste, einleitende Satz. Dieser erste Gedanke mag nicht neu sein, doch er ist ehrlich. Menschen denken so, warum also soll der Autor dies nicht berücksichtigen?
Meine Art zu schreiben ist oft etwas altmodisch oder / und traditionell, da in den Texten immer auch etwas von mir ist. Meine Signatur mag da einiges erklären. Trotzdem kann und will ich mich nicht den Einlassungen verschließen. Kitsch liegt immer im Auge des Betrachters, sicherlich ist in diesem Text einiges aus der Ecke vorhanden. Liebe ist aber oft in ihrer Ausprägung kitschig.
Diesen Text hier noch einmal umzuschreiben käme einem Neuschreiben gleich. Letzteres werde ich in Angriff nehmen und versuchen, eure Anregungen einzubringen, in einem neuen Text, einem frischen Gedanken.
Noch einmal Danke für die fruchtbare Auseinandersetzung mit dem Text.
lg
Uwe
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