Gibt es das?
Verfasst: 22.09.2007, 19:41
Gibt es das?
Da fragt einer nach der großen Liebe. Wie wäre es mit einer Zeitungsannonce?
Ich lese mal, denk ich mir, was man da so erwartet. Und bietet.
"Muss mich sputen…" das fängt ja schon gut an. Auch noch unter Zeitdruck, immerhin schreibt sie am Ende: "übt sich in der Leichtigkeit des Seins- und in Geduld", das lässt auf eine entspannte erste Begegnung hoffen. Oder lieber die christliche Witwe mit Villa?
Knackig formuliert: "Mann mit Geld und Familienwunsch gesucht." Das ist doch mal eine reelle Ansage. Ohne diesen ganzen oberflächlichen Firlefanz. Wer will schon wissen, wer da was genau sucht. Da wäre aber auch noch die "Lifestyle-immune Tropenwaldschützerin" im Angebot. Was ist denn das? Eine Baumbesitzerin? Oder Besetzerin in Birkenstocksandalen?
Gesucht wird auch ein "großmütiger Mann mit geradem Blick in den Augen, der zwischen Haben und Sein unterscheiden kann." Darüber muss ich wohl erst einmal nachdenken, wo sollte er denn einen krummen Blick haben, frag ich mich.
Aber jetzt: "Vielleicht die letzte Chance, noch einmal der großen Liebe zu begegnen…" Scheint mir doch etwas pessimistisch, vielleicht gar auf Endzeitstimmung eingestellt die gute Frau, meint sie doch am Ende "Evtl. haben wir Glück." Na ja, eventuell auch nicht.
Nun kommt er, ich ahnte es immer schon:
"Dichter sucht Denkerin" das klingt doch verlockend. Ich kann das Dichten ja sein lassen, zur Not. Ob er wohl nicht denkt? Nein, da steht es: "kluger Mann". Da bin ich aber beruhigt. Und eine "inspirierende Reise, gern um die ganze Welt" stellt er in Aussicht. Zahlt er auch? Immer diese Bedenken, aber er wünscht doch, dass sie "scharfsinnig" ist, da wird man ja noch fragen dürfen. Oder ist das nicht "romantisch" genug?
Ich lese weiter. Und staune.
"Ich suche die Richtige und wünsche, dass Sie es sind!" Halt, vergreift sich da nicht jemand im Tonfall? Diesem Wunsch werde ich wohl nicht entsprechen.
Wieso in aller Welt hat denn die "promovierte, niedergelassene Ärztin mit mädchenhafter Erscheinung, sehr schlank, leidenschaftlich, mit langen blonden Haaren, vorzeigbar in Hüftjeans, auf High-heels, in Pelz und Abendkleid" noch nicht ihren Traummann gefunden? Es könnte daran liegen, dass sie einen "Berliner Arzt ab 185cm bis 48 Jahre mit vollem Haar, ohne Bart, Nichtraucher" und exakt vorgeschriebenen Interessen sucht.
"Ahnst du was?" Oh, das war ein paar Anzeigen weiter vorne.
Vielleicht sollte man doch auf die rein freundschaftliche Ebene zurückgreifen, statt die große Liebe zu suchen.
Hier sind "erwünscht: Herzensgüte, Humor, Feingefühl und Zeit.
Unerwünscht: Sex, Nikotin, Alkohol und Stress."
Aber auch da gibt es einen Haken. "Was halten Sie davon, zusammen zu wohnen?"
Dichtende Denker und denkende Dichterinnen vereinigt euch.
Mir ist das alles nicht koscher.
(Zitate entnommen aus dem ZeitMagazin Nr. 39)
Da fragt einer nach der großen Liebe. Wie wäre es mit einer Zeitungsannonce?
Ich lese mal, denk ich mir, was man da so erwartet. Und bietet.
"Muss mich sputen…" das fängt ja schon gut an. Auch noch unter Zeitdruck, immerhin schreibt sie am Ende: "übt sich in der Leichtigkeit des Seins- und in Geduld", das lässt auf eine entspannte erste Begegnung hoffen. Oder lieber die christliche Witwe mit Villa?
Knackig formuliert: "Mann mit Geld und Familienwunsch gesucht." Das ist doch mal eine reelle Ansage. Ohne diesen ganzen oberflächlichen Firlefanz. Wer will schon wissen, wer da was genau sucht. Da wäre aber auch noch die "Lifestyle-immune Tropenwaldschützerin" im Angebot. Was ist denn das? Eine Baumbesitzerin? Oder Besetzerin in Birkenstocksandalen?
Gesucht wird auch ein "großmütiger Mann mit geradem Blick in den Augen, der zwischen Haben und Sein unterscheiden kann." Darüber muss ich wohl erst einmal nachdenken, wo sollte er denn einen krummen Blick haben, frag ich mich.
Aber jetzt: "Vielleicht die letzte Chance, noch einmal der großen Liebe zu begegnen…" Scheint mir doch etwas pessimistisch, vielleicht gar auf Endzeitstimmung eingestellt die gute Frau, meint sie doch am Ende "Evtl. haben wir Glück." Na ja, eventuell auch nicht.
Nun kommt er, ich ahnte es immer schon:
"Dichter sucht Denkerin" das klingt doch verlockend. Ich kann das Dichten ja sein lassen, zur Not. Ob er wohl nicht denkt? Nein, da steht es: "kluger Mann". Da bin ich aber beruhigt. Und eine "inspirierende Reise, gern um die ganze Welt" stellt er in Aussicht. Zahlt er auch? Immer diese Bedenken, aber er wünscht doch, dass sie "scharfsinnig" ist, da wird man ja noch fragen dürfen. Oder ist das nicht "romantisch" genug?
Ich lese weiter. Und staune.
"Ich suche die Richtige und wünsche, dass Sie es sind!" Halt, vergreift sich da nicht jemand im Tonfall? Diesem Wunsch werde ich wohl nicht entsprechen.
Wieso in aller Welt hat denn die "promovierte, niedergelassene Ärztin mit mädchenhafter Erscheinung, sehr schlank, leidenschaftlich, mit langen blonden Haaren, vorzeigbar in Hüftjeans, auf High-heels, in Pelz und Abendkleid" noch nicht ihren Traummann gefunden? Es könnte daran liegen, dass sie einen "Berliner Arzt ab 185cm bis 48 Jahre mit vollem Haar, ohne Bart, Nichtraucher" und exakt vorgeschriebenen Interessen sucht.
"Ahnst du was?" Oh, das war ein paar Anzeigen weiter vorne.
Vielleicht sollte man doch auf die rein freundschaftliche Ebene zurückgreifen, statt die große Liebe zu suchen.
Hier sind "erwünscht: Herzensgüte, Humor, Feingefühl und Zeit.
Unerwünscht: Sex, Nikotin, Alkohol und Stress."
Aber auch da gibt es einen Haken. "Was halten Sie davon, zusammen zu wohnen?"
Dichtende Denker und denkende Dichterinnen vereinigt euch.
Mir ist das alles nicht koscher.
(Zitate entnommen aus dem ZeitMagazin Nr. 39)