Nächtliches Erschaue(r)n
Eigentlich hatte ich geglaubt, schon alle Schrecken der deutschen Fernsehlandschaft aus eigener Anschauung oder zumindest durch die Lektüre meiner Programmzeitschrift zu kennen. Doch eine schlaflose Nacht belehrte mich eines Besseren.
Beim ruhelosen Herumzappen lande ich auf einem Sendeplatz, der tagsüber mit rein Irdischem wie dem Verkauf von „Zauberhöschen“, Heckenscheren sowie künstlerisch wertvoll gestalteten und obendrein noch geschmackvoll gerahmten Sonnenuntergängen auf Leinwand in Öl belegt ist. Ab 23 Uhr jedoch vollzieht sich dann geradezu Mystisches: es wird "gechannelt",** und zwar live. Sollten Sie so wie ich bis zu jener Nacht mit diesem Begriff nichts anfangen können, gestatten Sie, dass ich Sie erleuchte.* Ganz normal aussehende Menschen, so genannte „Medien“, denen man im Supermarkt oder an der Bushaltestelle begegnet sein könnte, stellen einen Kanal (channel) zur „geistigen Welt“ her und übermitteln Botschaften ihrer Bewohner an Anrufer, denen die Hoffnung auf einen Ausweg aus unterschiedlichen Lebenskrisen (meist die Partnerschaft betreffend) 0,50 € pro Anruf wert ist. Doch geht es schon bei der Einwahl überirdisch zu. Einer Anruferin, erkennbar überrascht, dass sie ins Studio durchgestellt wurde, rutscht heraus: „Das ist ja schön, dass ich endlich mal durchgekommen bin. Ich hab’s bestimmt schon 100.000 mal versucht.“ Nach leichter Verunsicherung erklärt das Medium ihr mit bedeutungsschwangerer Stimme: „Tja, das SOLLTE eben so sein.“ Meint sie jetzt den erfolgreichen Anruf oder den finanziellen Gewinn des Senders durch die Kosten der vergeblichen Versuche?
Meist sind zwei Personen zu sehen, an einem Tisch sitzend, der mit den unterschiedlichsten Dekorationsgegenständen geschmückt ist: Eine blaue Glaskugel, eine brennende Kerze**, Teelichter oder kleine Figürchen. Neben dem medial begabten Wesen ist die Moderatorin mit wallendem Haar und stechendem Blick platziert. Die Carolin Reiber der Esoterik wird nicht müde, den Zuschauern zwischen den Anrufen gebetsmühlenartig zu versichern, das, was man soeben gehört hat, sei „unglaublich“, „sensationell“, „Wahnsinn“ und mache sie „sprachlos“. Das letzte Versprechen wird aber dann schon in der nächsten Sekunde gebrochen, indem sie dreimal hintereinander die eingeblendete Telefonnummer nennt, verbunden mit der dringenden Bitte, doch unverzüglich anzurufen, um seine „ganz persönliche Botschaft aus der geistigen Welt zu erfahren“.
Das Serviceangebot ist breit gefächert. Am unteren Ende der Skala scheint Kartenlesen mit oder ohne Pendeln zu rangieren, nachgerade banal im Vergleich zu dem, was noch folgt.
Wer es nämlich exotischer mag, wird beispielsweise von einem jungen Farbigen namens „Papa Wango“ in afrikanisch anmutendem Gewand bedient, der zur Beantwortung der ihm gestellten Fragen mit der Hand durch einen Bastkorb, gefüllt mit Muscheln, rührt und für ausgewählte Ratsuchende auch schon mal afrikanische Gesänge anstimmt, welche die Götter gnädig stimmen sollen. (Diese lassen beispielsweise einer Anruferin, die nach Auswegen aus ihrer finanziellen Notlage fragt, durch Papa Wango ausrichten, sie solle ab jetzt vier Wochen
Lotto spielen.)
Für Liebhaber von Spionagethrillern hält der Sender Frau C., „Geheimdiensthellseherin“ bereit, die „im Dienst des Schweizer Geheimdienstes an einem so brisanten Fall arbeitet“, dass man sie jetzt nicht mit der Kamera zeigen dürfe. Deshalb sitzt sie hinter einer Schattenwand, so dass nur die Umrisse ihres Gesichts zu sehen sind. Sie sei mit der Limousine auf direktem Wege ins Studio gefahren worden, und nicht einmal er, der Moderator (könnte ein Zwillingsbruder von Papa Wango sein), sei ihrer ansichtig geworden. Das Studio sei seit ihrer Ankunft „hermetisch abgeriegelt“.
Der unangefochtene Star unter den Medien aber scheint S. zu sein, eine Frau, die über die bemerkenswerte Gabe verfügt, binnen Sekunden vor laufender Kamera Kontakt zu Verstorbenen herzustellen. Deren Nachricht an die trauernden Hinterbliebenen ist stets die gleiche: Man sei „bei ihnen, sie seien „geliebt und geführt“. In einem Fall sieht S. sogar, dass der teure Verblichene aus dem Jenseits seiner Frau am anderen Ende der Telefonleitung im Diesseits einen Strauß roter Rosen überreicht, die sie doch immer so geliebt habe.
Die vorletzte Steigerungsstufe ist erreicht, als S. eine ganze Nacht lang ausschließlich mit der Hl. Jungfrau von Orleans channelt und deren Mitteilungen zu allen Lebensfragen weitergibt. Der Zwillingsbruder von Papa Wango wird nicht müde zu betonen, Jean d’Arc sei besonders für Partnerschaftsprobleme zuständig, da sie ja bekanntlich einen Krieg angeführt habe. Eine Zuschauerin, die sich mit der heiligen Johanna nicht zufrieden gibt und, wie dreist, auch noch nach einer Botschaft der Mutter Maria fragt, wird – welch Zufall!- auf den kommenden Samstag verwiesen.
In dieser Nacht läuft S. zur Höchstform auf und steht in direkter Verbindung mit der Mutter Gottes, was zur Folge hat, dass mehrfach die Nachrichtenübermittlung unterbrochen werden muss, weil S., von Gefühlen überfraut, Tränen lässt, die ihr Makeup ruinieren, so dass sie nachgepudert werden muss. Zur angemessen stimmungsvollen Untermalung laufen ohne Pause dezent, aber unüberhörbar, vokale und instrumentale Versionen des „Ave Maria“, auf dem Tisch steht eine Statuette derselben, erleuchtet von einer Kerze. Gäbe es Geruchsfernsehen, hätte ich sicherlich Rosenduft mit einer leichten Weihrauchnote verspürt. Ich bin geneigt anzurufen, mich als Josef zu melden und darum zu ersuchen, meine Frau endlich in Ruhe zu lassen! Doch eine Blasphemie reicht für diese Nacht.
Abgesehen von der zugegeben nicht gerade überraschenden Einsicht, wie einfach es ist, aus der Leichtgläubigkeit und Not von Menschen Kapital zu schlagen, verhilft mir die zunehmend um Fassung ringende Moderatorin unfreiwillig zu einer immerhin neuen Erkenntnis. Ihren Worten zufolge arbeitet die medial gesegnete S. nicht nur für die Polizei, nein, sondern auch für hohe Wirtschaftsbosse und hochrangige Politiker, deren Namen man selbstverständlich nicht bekannt geben dürfe.
Muss man sich da noch wundern über die Lage in diesem unserem Lande?
*Geändert auf Anregung von Mucki
** Danke, liLi
Nächtliches Erschaue(r)n
- Thomas Milser
- Beiträge: 6069
- Registriert: 14.05.2006
- Geschlecht:
Hallo Herby,
ein erster, schneller Eindruck:
Wie gewohnt sehr schön erzählt, jedoch immer noch zu viel Sprachverliebtheit und Ausschmückungsdrang, wenn auch schon weniger als beim 'Paket'. Jetzt meine ich auch herausgefunden zu haben, warum bei deinen Erzählungen ein bisschen der Drive fehlt, der 'Zug zum Tor' (wie wir Mittelstürmer sagen):
Es gibt so gut wie keine Rhythmus- bzw. Tempowechsel. Die Geschichte ergießt sich nahezu durchgehend in langen (Kausal-)Sätzen, ohne mal von einem knackigen Dialog oder eben kurzen Aussagesätzen durchkreuzt zu werden. Das könnte ein Grund sein, warum mir (ganz subjektiv) das Bis-zu-Ende-Lesen immer ein bisschen schwerfällt.
Toll finde ich die Thematik, weil ich all' diese Sendungen in fröhlicher Ermangelung eines Fernsehs gar nicht kenne. So was gibt's? Da wundert mich dann wirklich nüscht mehr.
Herzlichst,
Tom.
P.S.: Kriegst du das bis Sonntag noch ein bisschen geschliffen? Ich könnte ne Kolumne brauchen. Das hier wär' 'ne gute.
ein erster, schneller Eindruck:
Wie gewohnt sehr schön erzählt, jedoch immer noch zu viel Sprachverliebtheit und Ausschmückungsdrang, wenn auch schon weniger als beim 'Paket'. Jetzt meine ich auch herausgefunden zu haben, warum bei deinen Erzählungen ein bisschen der Drive fehlt, der 'Zug zum Tor' (wie wir Mittelstürmer sagen):
Es gibt so gut wie keine Rhythmus- bzw. Tempowechsel. Die Geschichte ergießt sich nahezu durchgehend in langen (Kausal-)Sätzen, ohne mal von einem knackigen Dialog oder eben kurzen Aussagesätzen durchkreuzt zu werden. Das könnte ein Grund sein, warum mir (ganz subjektiv) das Bis-zu-Ende-Lesen immer ein bisschen schwerfällt.
Toll finde ich die Thematik, weil ich all' diese Sendungen in fröhlicher Ermangelung eines Fernsehs gar nicht kenne. So was gibt's? Da wundert mich dann wirklich nüscht mehr.
Herzlichst,
Tom.
P.S.: Kriegst du das bis Sonntag noch ein bisschen geschliffen? Ich könnte ne Kolumne brauchen. Das hier wär' 'ne gute.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
Hallo Herby, du oller Zapper,-)
Sendungen gibts, die gibts gar nicht. Also diese kannte ich jedenfalls nicht. Der Hammer
Ich bin auch mal in so einer Abzockersendung gelandet, auf der Suche nach einem anderen Sender. Ich dachte echt, ich spinne. Wie naiv sind die Leute eigentlich, dass die da wirklich anrufen?
Haste super rübergebracht..gif)
Ich würde die Passagen, in denen du immer den Leser direkt anspricht "sollten Sie, verehrter Leser" etc. rausnehmen. Ist viel witziger, wenn du den Text einfach fließen lässt, so, als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre.
"Die Carolin Reiber der Esoterik" herrlich
amüsierte Grüße
Mucki
Sendungen gibts, die gibts gar nicht. Also diese kannte ich jedenfalls nicht. Der Hammer

Ich bin auch mal in so einer Abzockersendung gelandet, auf der Suche nach einem anderen Sender. Ich dachte echt, ich spinne. Wie naiv sind die Leute eigentlich, dass die da wirklich anrufen?

Haste super rübergebracht.
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Ich würde die Passagen, in denen du immer den Leser direkt anspricht "sollten Sie, verehrter Leser" etc. rausnehmen. Ist viel witziger, wenn du den Text einfach fließen lässt, so, als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre.
"Die Carolin Reiber der Esoterik" herrlich

amüsierte Grüße
Mucki
Hi Großer,
danke für Deine prompte und hilfreiche Rückmeldung!
Im Vergleich zu meinem letzten Prosatext habe ich hier einerseits tatsächlich versucht, mich nicht hinreißen zu lassen. Noch mehr üben? Andererseits wollte ich ja auch keinen furztrockenen Bericht schreiben.
Ich habe mich strikt an selbst Gesehenes gehalten, und das, was ich sah bzw. hörte, wies absolut keine "knackigen Dialoge" auf. Natürlich könnte ich in einer Überarbeitung solche einzubauen versuchen, die wären dann jedoch rein fiktiv. Was bei themengleichen Anrufen gesagt wurde, wiederholte sich mehr oder minder variations- und sensationslos. Da entsprachen die Monologe der Moderatoren oder Medien schon fast eher Deinem Kriterium. Vielleicht kann ich da nochmal ansetzen.
Am einfachsten ließen sich wohl noch die von Dir angemerkten langen (Kausal-)Sätze ändern, die mir jedoch gar nicht so lang erschienen. Werde ich überprüfen. Ob mir dies bis Sonntag gelingt, kann ich allerdings nicht versprechen. Aber da diese Sendung vermutlich noch länger laufen wird, würde ein späterer Zeitpunkt die Thematik ja nicht abschwächen.
Jau, so was gibt's! Ich wusste es vor jener Nacht auch nicht.
Liebe Grüße
Herby
danke für Deine prompte und hilfreiche Rückmeldung!
jedoch immer noch zu viel Sprachverliebtheit und Ausschmückungsdrang, wenn auch schon weniger als beim 'Paket'.
Im Vergleich zu meinem letzten Prosatext habe ich hier einerseits tatsächlich versucht, mich nicht hinreißen zu lassen. Noch mehr üben? Andererseits wollte ich ja auch keinen furztrockenen Bericht schreiben.
Es gibt so gut wie keine Rhythmus- bzw. Tempowechsel. Die Geschichte ergießt sich nahezu durchgehend in langen (Kausal-)Sätzen, ohne mal von einem knackigen Dialog oder eben kurzen Aussagesätzen durchkreuzt zu werden.
Ich habe mich strikt an selbst Gesehenes gehalten, und das, was ich sah bzw. hörte, wies absolut keine "knackigen Dialoge" auf. Natürlich könnte ich in einer Überarbeitung solche einzubauen versuchen, die wären dann jedoch rein fiktiv. Was bei themengleichen Anrufen gesagt wurde, wiederholte sich mehr oder minder variations- und sensationslos. Da entsprachen die Monologe der Moderatoren oder Medien schon fast eher Deinem Kriterium. Vielleicht kann ich da nochmal ansetzen.
Am einfachsten ließen sich wohl noch die von Dir angemerkten langen (Kausal-)Sätze ändern, die mir jedoch gar nicht so lang erschienen. Werde ich überprüfen. Ob mir dies bis Sonntag gelingt, kann ich allerdings nicht versprechen. Aber da diese Sendung vermutlich noch länger laufen wird, würde ein späterer Zeitpunkt die Thematik ja nicht abschwächen.
Toll finde ich die Thematik, weil ich all' diese Sendungen in fröhlicher Ermangelung eines Fernsehs gar nicht kenne. So was gibt's?
Jau, so was gibt's! Ich wusste es vor jener Nacht auch nicht.
Liebe Grüße
Herby
Hallo Herby,
thematisch finde ich deinen Text auch sehr geeignet für eine Kolumne, da er ziemlich treffend deine Beobachtungen wiedergibt. Ich war mir auch nicht im Klaren, dass auf den Privaten so ein Schund läuft. Allerdings wundert es mich auch nicht sehr.
Mir fehlt auch etwas bei deinem Text: Zum einen gebe ich Thomas teilweise Recht, dass mit etwas mehr "Knackigkeit" dem ganzen geholfen wäre. Es sollen zwar nach wie vor deine Eindrücke so rüberkommen, wie du sie gemacht hast, aber ich vermisse insgesamt ein wenig Überspitzung bzw. Ironie. Das würde dem Thema doch gut stehen. Zum Beispiel bietet sich ein Wortspiel mit "Medien" an. Auch deutest du mehrmals aufs Gewinnstreben der Sender an, aber das könnte noch einen Tick süffisanter, und auf eine Textstelle konzentriert. Der ein oder andere Lacher sollte drin sein.
Aus eben diesem Grund ist mir deine Sprache auch eher zu trocken, als zu "selbstverliebt", wie Thomas meinte. Allerdings kenne ich sonst noch keine Texte von dir, da fehlt mir die Vorgeschichte. Das lässt sich von mir aber bestimmt nachholen!
Ich find's gut, würde aber versuchen, noch mehr rauszuholen.
Liebe Grüße
Stefan
thematisch finde ich deinen Text auch sehr geeignet für eine Kolumne, da er ziemlich treffend deine Beobachtungen wiedergibt. Ich war mir auch nicht im Klaren, dass auf den Privaten so ein Schund läuft. Allerdings wundert es mich auch nicht sehr.
Mir fehlt auch etwas bei deinem Text: Zum einen gebe ich Thomas teilweise Recht, dass mit etwas mehr "Knackigkeit" dem ganzen geholfen wäre. Es sollen zwar nach wie vor deine Eindrücke so rüberkommen, wie du sie gemacht hast, aber ich vermisse insgesamt ein wenig Überspitzung bzw. Ironie. Das würde dem Thema doch gut stehen. Zum Beispiel bietet sich ein Wortspiel mit "Medien" an. Auch deutest du mehrmals aufs Gewinnstreben der Sender an, aber das könnte noch einen Tick süffisanter, und auf eine Textstelle konzentriert. Der ein oder andere Lacher sollte drin sein.
Aus eben diesem Grund ist mir deine Sprache auch eher zu trocken, als zu "selbstverliebt", wie Thomas meinte. Allerdings kenne ich sonst noch keine Texte von dir, da fehlt mir die Vorgeschichte. Das lässt sich von mir aber bestimmt nachholen!
Ich find's gut, würde aber versuchen, noch mehr rauszuholen.
Liebe Grüße
Stefan
Hallo Herby,
zuerst meine Bewunderung für die Geduld, die du beim Gucken hattest. Bei meinem ersten und letzten Ausflug auf solche Kanäle habe ich keine Viertelstunde ausgehalten. Es war das Gleiche, bis auf den Nachtermin bei der Jungfrau Maria!
Um ein bisschen mehr "Knackigkeit" in die Sache zu bringen, könntest du deinen heldenhaften Zuschauer ja raten lassen, was das Medium auf die Fragen des Anrufers antwortet. Richtig oder falsch geraten - das ist hier die Frage!
Liebe Grüße
Marlene
zuerst meine Bewunderung für die Geduld, die du beim Gucken hattest. Bei meinem ersten und letzten Ausflug auf solche Kanäle habe ich keine Viertelstunde ausgehalten. Es war das Gleiche, bis auf den Nachtermin bei der Jungfrau Maria!
Um ein bisschen mehr "Knackigkeit" in die Sache zu bringen, könntest du deinen heldenhaften Zuschauer ja raten lassen, was das Medium auf die Fragen des Anrufers antwortet. Richtig oder falsch geraten - das ist hier die Frage!
Liebe Grüße
Marlene
Hallo Mucki, Stefan und Marlene,
mit einiger Verspätung komme ich erst jetzt dazu, auf Eure Kommentare zu antworten, für die ich Euch sehr herzlich danke.
@Mucki
Die direkte Anrede des Lesers, die Du ansprichst, verwende ich zwar gerne, aber ist in diesem Fall sicherlich nicht texttragend. Ich werd's ändern.
@Stefan
Ich werde mir mit etwas Abstand den Text noch einmal vornehmen und dann Deine Anregungen im Hinterkopf behalten. Ich komme eigentlich von der Lyrik her und empfinde es so, dass ich mich im Bereich der Prosa noch ordentlich freischwimmen muss. Insofern sind Deine Anregungen für mich äußerst interessant und hilfreich. Danke!
@Marlene
Was die Geduld angeht, so bedurfte es ihrer zunächst nicht. Es war das erste Mal, dass ich so etwas sah und ich habe nur darauf gewartet, dass entweder die "Medien" oder aber die Moderatoren irgendwann schallend anfingen zu lachen, aber die blieben todernst.
Wie ich schon an Stefan schrieb, werde ich versuchen, in der Überarbeitung (oder auch in einer Neufassung) dem Text mehr satirischen "Schmackes " zu geben.
Liebe Grüße Euch Dreien und eine gute Woche,
Herby
mit einiger Verspätung komme ich erst jetzt dazu, auf Eure Kommentare zu antworten, für die ich Euch sehr herzlich danke.
@Mucki
Die direkte Anrede des Lesers, die Du ansprichst, verwende ich zwar gerne, aber ist in diesem Fall sicherlich nicht texttragend. Ich werd's ändern.
@Stefan
ich vermisse insgesamt ein wenig Überspitzung bzw. Ironie. Das würde dem Thema doch gut stehen. Zum Beispiel bietet sich ein Wortspiel mit "Medien" an. Auch deutest du mehrmals aufs Gewinnstreben der Sender an, aber das könnte noch einen Tick süffisanter, und auf eine Textstelle konzentriert.
Ich werde mir mit etwas Abstand den Text noch einmal vornehmen und dann Deine Anregungen im Hinterkopf behalten. Ich komme eigentlich von der Lyrik her und empfinde es so, dass ich mich im Bereich der Prosa noch ordentlich freischwimmen muss. Insofern sind Deine Anregungen für mich äußerst interessant und hilfreich. Danke!
@Marlene
Was die Geduld angeht, so bedurfte es ihrer zunächst nicht. Es war das erste Mal, dass ich so etwas sah und ich habe nur darauf gewartet, dass entweder die "Medien" oder aber die Moderatoren irgendwann schallend anfingen zu lachen, aber die blieben todernst.
Wie ich schon an Stefan schrieb, werde ich versuchen, in der Überarbeitung (oder auch in einer Neufassung) dem Text mehr satirischen "Schmackes " zu geben.
Liebe Grüße Euch Dreien und eine gute Woche,
Herby
- Thomas Milser
- Beiträge: 6069
- Registriert: 14.05.2006
- Geschlecht:
Hi Herby,
na, wenn da keinen knackigen Dialoge waren, dann muss es sich eben woanders verdichten. 'Dazuerfinden' um der Sache willen fände ich auch nicht gut.
Tom
na, wenn da keinen knackigen Dialoge waren, dann muss es sich eben woanders verdichten. 'Dazuerfinden' um der Sache willen fände ich auch nicht gut.
Tom
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
Lieber Herby,
das musste ich jetzt lesen, weil du beim treffen davon erzählt hast..oh man, schlimm sowas...aber mindestens beim channeln mit der Mutter Maria wäre auch ich als "Hasszuschauer (womit sender ja eben leider auch Geld verdienen) hängen geblieben.
Mir sind ein paar Kleinigkeiten aufgefallen:
gechannelt würde ich in Anführungsstriche setzen bei Erstnennung.
das würde ich schärfer formulieren, bissiger ..normal aussehend? du meinst ja eher das Skurrile daran...
?? nachgerade? noch gerade?
Hier würde ich bei Singular Artikel hinzunehmen: eine brennende Kerze
Die Schattenwand haben sie sich sicher aus dem Fundus der inzwischen abgesägten Talkshows geben lassen...spricht sie auch mit dieser Heliumstimme?
...Traurig ist das...und seltsam, dass es erlaubt ist.
Ich hab mir das gern und ungern zu Gemüte geführt!
Ein wenig Pointierung und Straffung könnte, wie die anderen anmerkten, nicht schaden, trotzdem habe ich das ~gern~ gelesen. Ich glaube, ich habe Papa wango gestenr bei Aldi an der Kasse getroffen ,-)
Liebe Grüße,
Lisa
das musste ich jetzt lesen, weil du beim treffen davon erzählt hast..oh man, schlimm sowas...aber mindestens beim channeln mit der Mutter Maria wäre auch ich als "Hasszuschauer (womit sender ja eben leider auch Geld verdienen) hängen geblieben.
Mir sind ein paar Kleinigkeiten aufgefallen:
gechannelt würde ich in Anführungsstriche setzen bei Erstnennung.
Ganz normal aussehende Menschen, so genannte „Medien“, denen man im Supermarkt oder an der Bushaltestelle begegnet sein könnte,
das würde ich schärfer formulieren, bissiger ..normal aussehend? du meinst ja eher das Skurrile daran...
nachgerade banal im Vergleich zu dem, was noch folgt
?? nachgerade? noch gerade?
Eine blaue Glaskugel, brennende Kerze, Teelichter oder kleine Figürchen.
Hier würde ich bei Singular Artikel hinzunehmen: eine brennende Kerze
Die Schattenwand haben sie sich sicher aus dem Fundus der inzwischen abgesägten Talkshows geben lassen...spricht sie auch mit dieser Heliumstimme?
...Traurig ist das...und seltsam, dass es erlaubt ist.
Ich hab mir das gern und ungern zu Gemüte geführt!
Ein wenig Pointierung und Straffung könnte, wie die anderen anmerkten, nicht schaden, trotzdem habe ich das ~gern~ gelesen. Ich glaube, ich habe Papa wango gestenr bei Aldi an der Kasse getroffen ,-)
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Lieber herby,
das habe ich natürlich mit Schmunzeln gelesen, nachdem du mir am Sonntag bereits den Mund wässrig gemacht hast. Ich möchte einmal aufgreifen, was Tom dir ans Herz gelegt hat, und dies an einem Beispiel festmachen, wie du kürzen könntest, bzw. weniger lange Sätze formulierst.
Vorschlag
Meist sitzen zwei Personen an einem Tisch auf dem eine blaue Glaskugel, eine brennende Kerze, Teelichter oder kleine Figürchen stehen.
Mehr Bewegung kommt in den Text, wenn du einges über wörtliche Rede erzählst, statt über die indirekte, hier z. B.:
Vorschlag:
Die Carolin Reiber der Esoterik (Ich weiß nicht ob Carolin Reiber passt, hat die denn auch was angepriesen?) versichert nimmermüde den Zuschauern zwischen den Anrufen: "Sie glaubens nicht? Es ist auch kaum zu glauben, es ist nämlich echt sensationell, echt, Wahnsinn, ich bin ja selbst ganz sprachlos."
Dieses Versprechen bricht sie aber dann schon in der nächsten Sekunde:
" Bitte rufen sie umgehend, am Besten jetzt gleich, in dieser Sekunde, die eingeblendete Telefonnummer an. Sie erhalten ihre ganz persönliche Botschaft aus der geistigen Welt".
Wieder einmal habe ich beim Lesen bemerkt, dass du ein Erzähler bist, der gern im Passiv schreibt, das ist bei einem solchen Stoff aber nicht passend,
hier muss es zur Sache gehen (Schätzchen
) und deshalb würde ich systematisch darauf achten alles im Aktiv zu schreiben.
Mir hat deine "erlittene Geschichte" auf jeden Fall Spaß beim Lesen bereitet und ich bin sicher, dass du die Schwächen wirst ausmerzen können, wenn du mit Abstand an die Überarbeitung herangehst.
Liebe Grüße
Gerda
das habe ich natürlich mit Schmunzeln gelesen, nachdem du mir am Sonntag bereits den Mund wässrig gemacht hast. Ich möchte einmal aufgreifen, was Tom dir ans Herz gelegt hat, und dies an einem Beispiel festmachen, wie du kürzen könntest, bzw. weniger lange Sätze formulierst.
Herby hat geschrieben:Meist sind zwei Personen zu sehen, an einem Tisch sitzend, der mit den unterschiedlichsten Dekorationsgegenständen geschmückt ist: Eine blaue Glaskugel, brennende Kerze, Teelichter oder kleine Figürchen.
Vorschlag
Meist sitzen zwei Personen an einem Tisch auf dem eine blaue Glaskugel, eine brennende Kerze, Teelichter oder kleine Figürchen stehen.
Mehr Bewegung kommt in den Text, wenn du einges über wörtliche Rede erzählst, statt über die indirekte, hier z. B.:
Herby hat geschrieben:Die Carolin Reiber der Esoterik wird nicht müde, den Zuschauern zwischen den Anrufen gebetsmühlenartig zu versichern, das, was man soeben gehört hat, sei „unglaublich“, „sensationell“, „Wahnsinn“ und mache sie „sprachlos“. Das letzte Versprechen wird aber dann schon in der nächsten Sekunde gebrochen, indem sie dreimal hintereinander die eingeblendete Telefonnummer nennt, verbunden mit der dringenden Bitte, doch unverzüglich anzurufen, um seine „ganz persönliche Botschaft aus der geistigen Welt zu erfahren“.
Vorschlag:
Die Carolin Reiber der Esoterik (Ich weiß nicht ob Carolin Reiber passt, hat die denn auch was angepriesen?) versichert nimmermüde den Zuschauern zwischen den Anrufen: "Sie glaubens nicht? Es ist auch kaum zu glauben, es ist nämlich echt sensationell, echt, Wahnsinn, ich bin ja selbst ganz sprachlos."
Dieses Versprechen bricht sie aber dann schon in der nächsten Sekunde:
" Bitte rufen sie umgehend, am Besten jetzt gleich, in dieser Sekunde, die eingeblendete Telefonnummer an. Sie erhalten ihre ganz persönliche Botschaft aus der geistigen Welt".
Wieder einmal habe ich beim Lesen bemerkt, dass du ein Erzähler bist, der gern im Passiv schreibt, das ist bei einem solchen Stoff aber nicht passend,
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Mir hat deine "erlittene Geschichte" auf jeden Fall Spaß beim Lesen bereitet und ich bin sicher, dass du die Schwächen wirst ausmerzen können, wenn du mit Abstand an die Überarbeitung herangehst.
Liebe Grüße
Gerda
Liebe Lisa, liebe Gerda,
für Euer Lesen und Eure Anregungen danke ich Euch herzlich.
@Lisa
Diese beiden Vorschläge übernehme ich gerne und werde gleich entsprechend ändern. Eine pointiertere Formulierung einzelner Passagen erspare ich mir im Momentnoch, da ich ohnehin vorhabe, den Text zu überarbeiten.
Du sprichst "nachgerade" an - vermutlich zählt es auch zu den sterbenden Wörtern. Ich muss gestehen, dass ich es wegen seines Klangs und seiner inzwischen seltenen Verwendung sehr schätze, von daher kann ich Dir guten Gewissens nicht versprechen, dass dieses Wort in der Neufassung nicht mehr auftaucht.
Ein Synonym hierfür ist übrigens "geradezu".
Gerda, auch Deine Gedanken werden mir hilfreich sein, wenn ich mich noch einmal an den Text setze. Es ging mir mit dem Text, wie ich ihn einsetzte, ähnlich wie Dir mit Deinem im Prosalog zum Thema Mügeln: er musste raus oder ich hätte das Gefühl gehabt, zu ersticken. Es wird für mich spannend sein zu sehen, wie mir der Dreischritt von Kürzen, Pointieren und "Vitalisieren" (indirekte > direkte Rede) mit mehr Abstand gelingt.
Euch beiden herzliche Grüße in einen Tag, an dem es hier einfach nicht aufhören will zu regnen.
Herby
für Euer Lesen und Eure Anregungen danke ich Euch herzlich.
@Lisa
gechannelt würde ich in Anführungsstriche setzen bei Erstnennung.
Zitat:Eine blaue Glaskugel, brennende Kerze, Teelichter oder kleine Figürchen.
Hier würde ich bei Singular Artikel hinzunehmen: eine brennende Kerze
Diese beiden Vorschläge übernehme ich gerne und werde gleich entsprechend ändern. Eine pointiertere Formulierung einzelner Passagen erspare ich mir im Momentnoch, da ich ohnehin vorhabe, den Text zu überarbeiten.
Du sprichst "nachgerade" an - vermutlich zählt es auch zu den sterbenden Wörtern. Ich muss gestehen, dass ich es wegen seines Klangs und seiner inzwischen seltenen Verwendung sehr schätze, von daher kann ich Dir guten Gewissens nicht versprechen, dass dieses Wort in der Neufassung nicht mehr auftaucht.
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Gerda, auch Deine Gedanken werden mir hilfreich sein, wenn ich mich noch einmal an den Text setze. Es ging mir mit dem Text, wie ich ihn einsetzte, ähnlich wie Dir mit Deinem im Prosalog zum Thema Mügeln: er musste raus oder ich hätte das Gefühl gehabt, zu ersticken. Es wird für mich spannend sein zu sehen, wie mir der Dreischritt von Kürzen, Pointieren und "Vitalisieren" (indirekte > direkte Rede) mit mehr Abstand gelingt.
Euch beiden herzliche Grüße in einen Tag, an dem es hier einfach nicht aufhören will zu regnen.
Herby
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