Verluste

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Herby

Beitragvon Herby » 24.04.2007, 22:10

Verluste (2. Version)

Nicht gerade von großem Wuchs, bin ich, wie mir in wehmütigen Momenten wie diesem deucht, dennoch der Größten einer – und zwar im Verlieren. *

Es begann schon recht früh in einem Alter, in dem ich, der Windel längst entronnen, stolz war auf meine eigene „Geschäftsfähigkeit“, als ich meine Milchzähne verlor und mein entwaffnendes Lächeln plötzlich Lücken bekam. Meine Schulzeit zog sich dann, besonders auf dem Gumminasium, so dass mir gleich mehrfach die Lust am Lernen abhanden kam. Dies war offenbar von infektiöser Wirkung, denn meine leidgeprüfte Mutter sowie diverse Glieder des Lehrkörpers, die erzieherisch an mir hingen, verloren ihrerseits die Geduld mit mir. Ich bestand zwar das Abitur, doch waren auch meine folgenden Studien von Verlusten geprägt, da ich vorübergehend meine Ziele aus den Augen verlor. Nachdem ich dennoch meine Examina erfolgreich hinter mich gebracht und in der Folgezeit einen gewissen Ernst kennen gelernt hatte (den des Berufslebens nämlich ), nahm mit der Zahl meiner Jahre und Kilogramm auch die Liste der Dinge zu, die ich liegen, stehen, fallen oder hängen ließ. Hierbei handelte es sich bevorzugt um Feuerzeuge, Jacken, Schirme, Kugelschreiber, Schlüsselbunde – und Plomben. Der Verlust Letzterer schmerzte mich jedes Mal besonders, wie Sie vielleicht verstehen werden. Erstaunlicherweise verlor ich nur eine einzige Brille, das aber machte mich fassungslos.* Frönte ich dem Spiele, so bereitete mir dies wenig Spaß, meinen Mitspielern dafür umso mehr, denn entweder hatte ich die falschen Karten oder *die Würfel waren gegen mich und drückten kaum einmal eines ihrer Augen zu, wovon jeder bekanntlich immerhin 21 hat. Das Ergebnis war, dass ich mich durch besonders häufige Gefängnisaufenthalte daran gehindert sah, so einträgliche Straßenzüge wie die Parkstraße oder die Schlossallee* zu erwerben.

Als mein Leben dann seinen unaufhaltsamen Lauf nahm, verlor ich einige Freunde* sowie bei einigen Weltnachrichten sporadisch den Glauben an Gott und die Menschheit. Mehr als einmal ging ich des Zeitgefühls verlustig, wenn mich in einem Buchgeschäft ein Druckerzeugnis in seine Seiten zog und mich erst der vorwurfsvolle Satz: „Wir schließen jetzt!“ daran erinnerte, dass in Deutschland die Geschäfte noch nicht rund um die Uhr geöffnet haben. Besonders gefährlich war es, schenkte ich einer Oper mein geneigtes Ohr, und als freigebiger Mensch tat ich das oft und gerne. Dort konnte es passieren, dass ich mich in den voluminösen Koloraturen der ebensolchen Sopranette gar selbst verlor. Erst der donnernde Szenenapplaus des enthusiasmierten Auditoriums beschleunigte anschließend den beschwerlichen Prozess der Selbstfindung.

Konnte ich in der Vergangenheit die beschriebenen Verlustsituationen noch getrost als singuläre Ereignisse betrachten, so falle ich nun aus dieser sicheren Wiege heraus, denn mittlerweile verliere ich nicht nur tag-, sondern täglich etwas: meine Haare! Nicht, dass ich sie nicht wieder fände, nein, *denn anstatt mein Haupt zu zieren, verleihen sie jetzt allmorgendlich den Bürstenborsten mehr Fülle, was mich dann doch etwas borstig macht. Und jeder noch so teure Einfall war ein Reinfall und bewahrte mich nicht mal um Haaresbreite vor dem Ausfall.

Aber das Schlimmste kommt ja noch. Freunde haben mich oft als Barockmenschen bezeichnet, der - zwar temperamentvollen Geblüts, aber entschieden heiteren, da rheinischen Gemüts – allen Sinnenfreuden zugeneigt ist. Vermutlich werden sie über kurz oder lang ihr Urteil revidieren müssen, finde doch ausgerechnet ich neuerdings immer häufiger ein Haar in der Suppe! Und diese werde ich in Zukunft gezwungenermaßen wohl öfter auslöffeln müssen, wenn nämlich meine Zähne dem Vorbild der Haare und damit dem Lauf der Natur folgen. Na Mahlzeit!

Ich kann nur hoffen, dass sich wenigstens die mir attestierte rheinische Frohnatur so lange als verlustresistent erweist, bis ich dann eines Tages den Suppenlöffel abgebe.*

* Ergänzte bzw. überarbeitete Passagen sind farblich abgesetzt, Sprachliche Korrekturen mit * gekennzeichnet. Die Änderungen erfolgten aufgrund Lisas Anregungen in ihrem Kommentar. Danke dafür! Leonie und Max bin ich dankbar für ihre Hinweise auf Wortwiederholungen und falsche Straßennamen


Ursprüngliche Version

Verluste

Nicht gerade von großem Wuchs, bin ich, wie mir in wehmütigen Momenten wie diesem deucht, dennoch der Größten einer – und zwar im Verlieren.
Es begann schon recht früh in einem Alter, in dem ich, der Windel längst entronnen, stolz war auf meine eigene „Geschäftsfähigkeit“, als ich meine Milchzähne verlor und mein entwaffnendes Lächeln plötzlich Lücken bekam. Meine Schulzeit zog sich dann, besonders auf dem Gumminasium, so dass mir gleich mehrfach kurzfristig die Lust am Lernen abhanden kam. Dies war offenbar von infektiöser Wirkung, denn meine leidgeprüfte Mutter sowie diverse Glieder des Lehrkörpers, die erzieherisch an mir hingen, verloren ihrerseits die Geduld mit mir. Ich bestand zwar das Abitur, doch waren auch meine folgenden Studien von Verlusten geprägt, da ich vorübergehend meine Ziele aus den Augen verlor. Trotzdem absolvierte ich alle Examina erfolgreich, musste jedoch bald ernüchtert feststellen, dass auch sie nicht vor Rückschlägen schützten, denn im Mannesalter folgten in bunter Reihe, jedoch zum Glück meist ohne Folgen, bevorzugt Feuerzeuge, Kugelschreiber, Schlüsselbunde – und Plomben, deren Verlust mich allerdings besonders schmerzte, wie Sie vielleicht verstehen werden. Frönte ich dem Spiele, so bereitete mir dies wenig Spaß, meinen Mitspielern dafür umso mehr, denn entweder hatte ich die falschen Karten oder der Würfel war gegen mich und drückte kaum einmal eines seiner Augen zu, wovon er bekanntlich immerhin 21 hat. Das Ergebnis war, dass ich mich durch besonders häufige Gefängnisaufenthalte daran gehindert sah, so einträgliche Straßenzüge wie die Parkallee oder die Schlossstraße zu erwerben.

Als mein Leben dann seinen unaufhaltsamen Lauf nahm, verlor ich Freunde aus den Augen sowie bei einigen Weltnachrichten sporadisch den Glauben an Gott und die Menschheit. Mehr als einmal ging ich des Zeitgefühls verlustig, wenn mich in einem Buchgeschäft ein Druckerzeugnis in seine Seiten zog und mich erst der vorwurfsvolle Satz: „Wir schließen jetzt!“ daran erinnerte, dass in Deutschland die Geschäfte noch nicht rund um die Uhr geöffnet haben. Besonders gefährlich war es oft, schenkte ich einer Oper mein geneigtes Ohr, und als freigebiger Mensch tat ich das oft und gerne. Dort konnte es passieren, dass ich mich in den voluminösen Koloraturen der ebensolchen Sopranette gar selbst verlor. Erst der donnernde Szenenapplaus des enthusiasmierten Auditoriums beschleunigte anschließend den beschwerlichen Prozess der Selbstfindung.
Konnte ich in der Vergangenheit die beschriebenen Verlustsituationen noch getrost als singuläre Ereignisse betrachten, so falle ich nun aus dieser sicheren Wiege heraus, denn mittlerweile verliere ich nicht nur tag-, sondern täglich etwas: meine Haare! Nicht, dass ich sie nicht wieder fände, nein. Statt mein Haupt zu zieren, verleihen sie jetzt allmorgendlich den Bürstenborsten mehr Fülle, was mich dann doch etwas borstig macht. Und jeder noch so teure Einfall war ein Reinfall und bewahrte mich nicht mal um Haaresbreite vor dem Ausfall.

Aber das Schlimmste kommt ja noch. Freunde haben mich oft als Barockmenschen bezeichnet, der - zwar temperamentvollen Geblüts, aber entschieden heiteren, da rheinischen Gemüts – allen Sinnenfreuden zugeneigt ist. Vermutlich werden sie über kurz oder lang ihr Urteil revidieren müssen, finde doch ausgerechnet ich neuerdings immer häufiger ein Haar in der Suppe! Und diese werde ich in Zukunft gezwungenermaßen wohl öfter auslöffeln müssen, wenn nämlich meine Zähne dem Vorbild der Haare und damit dem Lauf der Natur folgen. Na Mahlzeit!

Ich kann nur hoffen, dass mich dann ein gnädiges Schicksal davor bewahrt, auch noch das Wichtigste zu verlieren, was mir bisher erhalten blieb: meinen Humor.
Zuletzt geändert von Herby am 28.04.2007, 22:04, insgesamt 8-mal geändert.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 25.04.2007, 10:27

Lieber Herby,
ach, das ist galant geschrieben - am Anfang sogar stilistisch noch ein bisschen "surreal angehaucht", auch das Gumminasium - eine einzige Köstlichkeit. Ich empfinde diesen Text noch leichtfüßiger als andere von dir...







Details:

Nach dem ersten satz würde ich einen Absatz machen?

o dass mir gleich mehrfach kurzfristig die Lust am Lernen abhanden kam


kurzfristig würde ich streichen

Trotzdem absolvierte ich alle Examina erfolgreich, musste jedoch bald ernüchtert feststellen, dass auch sie nicht vor Rückschlägen schützten, denn im Mannesalter folgten in bunter Reihe, jedoch zum Glück meist ohne Folgen, bevorzugt Feuerzeuge, Kugelschreiber, Schlüsselbunde – und Plomben, deren Verlust mich allerdings besonders schmerzte, wie Sie vielleicht verstehen werden.


Den satz würde ich noch etwas umstellen/umformulieren, der Bezug des zweiten Teiles (Feuerzeuge, Plomben etc.) auf dne ersten Teil ( Examina) finde ich rein stilistisch noch nicht ganz holperfrei.

Sehr schön, dann einiges, aber die 21 unnachsichtigen Würfelaugen gefallen mir besonders ;-) 8Monopoly braucht aber zwei Würfel?)

verlor ich Freunde aus den Augen


da du ja immer wieder mit dem verlorenvariationen spielst, würde ich hier die Wiederholung von "aus den Augen verlieren" vermeiden oder bewusst ansprechen: Verlor ich schon wieder etwas aus den Augen: ...(Augen leer? etc..).

den beschwerlichen Prozess der Selbstfindung.


*lach* schöner Gebrauch von Selbstfindung!

wieder fände - wiederfände

Statt mein Haupt zu zieren, verleihen sie jetzt allm


ich würde noch ein "Denn" davor setzen und vielleicht vor das "statt" auch an "an"

Ich kann nur hoffen, dass mich dann ein gnädiges Schicksal davor bewahrt, auch noch das Wichtigste zu verlieren, was mir bisher erhalten blieb: meinen Humor.


das ist ein schöner Schluss, nur beißt sich das etwas mit kurz vorher, wo die rheinische Frohnatur ja anhand des Haares in der Suppe (was ja auch im übertragenden Sinne gemeint ist) etwas relativiert wird...oder? Ich würde das vielleicht noch etwas mehr aufeinander anstimmen.




Schön, dass ich dich hier wieder lesen kann und dann noch mit etwas, was mir so gefällt...pick dir einfach vond en Anmerkungen raus, was du brauchen kannst.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Herby

Beitragvon Herby » 25.04.2007, 22:59

Liebe Lisa,

herzlichen Dank für Deine ausführliche und wie so oft hilfreiche Antwort. Es freut mich, dass er Dich zum Schmunzeln brachte. Und Du hast Recht: der Text floss mir tatsächlich leichtfüßig aus der Hand ;-)

Ich werde jetzt gleich zunächst einmal die sprachlichen Kleinigkeiten, die Du anmerkst und die zutreffen, korrigieren (bei wiederfinden / wieder finden geht laut meinem Duden beides). An die stilistischen Umformulierungen mache ich mich dann morgen, aber gut, dass Du mich auf die einzelnen Stellen gestoßen hast.

Liebe Grüße
Herby

Herby

Beitragvon Herby » 26.04.2007, 14:54

Hallo Lisa,

habe jetzt unter Berücksichtigung Deiner Anregungen meinen Text noch einmal überarbeitet und hoffe, ich konnte die Unebenheiten ausbügeln!

Danke für Dein konstruktives Lesen und sonnige Grüße :smile:
Herby

Gast

Beitragvon Gast » 26.04.2007, 22:34

Lieber Herby,

feine Prosa aus deiner Feder, kann ich dir da schmunzelnd attestieren, um mal in so ungefähr in deinem Sprachklang und Stil zu kommentieren. ;-)
Es war für mich gewöhnungsbedürftig und nicht so einfach, mich von dieser ziselierten Art des Erzählens einvernehmen zu lassen.
Beim zweiten Lesen sprang der Funke über.
Herby hat geschrieben:Es begann schon recht früh in einem Alter, in dem ich, der Windel längst entronnen, stolz war auf meine eigene „Geschäftsfähigkeit“,

Bei der Erwähnung des Begriffs der "Geschäftstätigkeit", hätte ich jetzt eine Schilderung erwartet, die mich als Leserin mit dem Taschengeldparagraphen konfrontiert. Für mich steht der Begriff etwas zusammenhanglos im Raum. Vielleicht kannst du mir es erklären, denn ich bringe ihn nicht mit den "Verlustgeschäften" unter einen Hut.
Vielleicht bin ich zu sehr auf der Seite des BGBs.

Herby hat geschrieben:Aber das Schlimmste kommt ja noch. Freunde haben mich oft als Barockmenschen bezeichnet, der - zwar temperamentvollen Geblüts, aber entschieden heiteren, da rheinischen Gemüts


Hier, so denke ich, möchtest du dem BarockIch heitere "Leichtigkeit" zuordnen.
"Heiter" allein scheint mir nicht aussagekräftig genug.
Ich würde vielleicht umformulieren ... auch wegen der Satzstellung mit "zwar/entschieden", die mir nicht folgerichtig erscheint.
... Freunde haben mich oft, als einen Barockmenschen bezeichnet. Jedoch haftet mir jene Schwerblütigkeit, die diesem Menschentypus üblichweise zugeschrieben wird nicht an, da ich mir als Rheinische Frohnatur heitere Leichtigkeit bewahrt habe.
Ich weiß, du wolltest gern "Gemüt" und "Geblüt" korrespondierend im Text verankern, aber ich empfinde es hier nicht so richtig passend.
Vielleicht kannst du mit meinem Vorschlag etwas anfangen.


Liebe Grüße
Gerda

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Beitragvon Lisa » 28.04.2007, 17:11

Lieber Herby,

ja, das ist fein gemacht. Das fassungslos ist sehr schön gewagt ;-))))
Wäre vielleicht was für Tom? @soko?

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Beitragvon leonie » 28.04.2007, 17:17

Lieber Herby,

ja, das hat mir auch sehr gut gefallen und manches davon ist für mich gut nachvollziehbar :-) .

Hier:

Besonders gefährlich war es oft, schenkte ich einer Oper mein geneigtes Ohr, und als freigebiger Mensch tat ich das oft und gerne.


würde ich das erste "oft" streichen. Sonst habe ich nichts mehr gefunden. Gerne gelesen und mich gefreut, von Dir zu lesen!

Liebe Grüße

leonie

Max

Beitragvon Max » 28.04.2007, 19:20

Lieber Herby,

ich kann mich als jemand, der auch des öfteren etwas verliert (meine Oma schob das auf mein Sternzeichen - Skorpion - aber das Sternzeichen habe ich inzwischne verloren, meine Schusseligkeit nicht), sehr gut in die Situation des Protagonisten Deiner Kolumne finden. Mir gefällt diese auch mit zunehmendem Verlauf immer besser, die Idee die eigenen Haare in der Suupe zu finden und dass die Zähne es den Haaren gleich tun (bedenklich wird es erst, wenn man ein Gebiss in der Suppe finde, aber das ist vielleicht eine spontane Albernheit von mir :-) ), hat mir Freude gemacht.

Den ersten Satz finde ich noch überdenkenswert, er kommt ein wenig gedrechselt daher, eröffent den Text sozusagen mit Heroldsfanfare und das scheint mir ein wenig altertümlich.

Auch mit dem "Gumminasium" kann ich mich nicht anfreunden. Diese Wortschöpfung (schreibst Du nicht selbst andernorts Du seist kein Freund von Neologismen ;-) ?) scheint mir eine kleine Albernehit, die der Text eigentlich nicht nötig hat.

Schließlich noch eine Frage: Hast Du bei Parkallee und Schloßstraße absichtlich die Namen verdreht, damit man Polymono nicht erkenne?

Liebe Grüße
Max

Herby

Beitragvon Herby » 28.04.2007, 21:53

Liebe Gerda, Lisa, leonie, lieber Max,

zunächst einmal danke ich Euch sehr fürs Lesen und Antworten. Ganz allgemein zu dem Text noch folgendes: er ist das Produkt einer gelösten Stimmung, der Lust, mich prosaisch an Wortspielereien zu versuchen und einem oft unterdrückten Faible für heute kaum oder nicht mehr gebräuchliche Ausdrücke. Da mir bewusst war, dass zumindest Letzteres gegen den zeitgenössischen Geschmack und damit für manche, wenn nicht gar viele Leser, schwer „verdaulich“ ist, habe ich mich selbst noch gebremst und es beim „deuchen“ belassen, aber das möchte ich dann schon gerne so belassen. ;-)

@Gerda
Du fragst nach der „Geschäftsfähigkeit“ … hm. Ich bin ja auch mit Dir auf Seiten des BGB, aber wenn du einmal versuchst, dich kurz davon zu lösen und den Begriff im Zusammenhang mit den Windeln und den von Dir selbst erwähnten „Verlustgeschäften“ zu lesen, sollte es eigentlich klarer werden. ;-)
An Deinen Anmerkungen zur „Barockmensch“ – Passage ist was dran, ja. Die Folge „zwar – doch“ ist tatsächlich nicht logisch, hätte mir eigentlich auch auffallen können. Da werde ich nachbessern. Danke, dass Du mich darauf hingewiesen hast.

@Lisa
liLi, danke fürs erneute Lesen und Deine Rückmeldung. Ich werde Tom mal fragen, aber ich denke, da gab und gibt es bessere Kolumnen. Mal sehen bzw. hören, was er meint.

@leonie
ja, mit dem wiederholten „oft“ hast du natürlich Recht, ich werde es gleich löschen. Danke für Dein feedback!

@Max
was die Heroldsfanfare betrifft, so ist mir noch nicht ganz klar, woran Du das genau festmachst. Beziehst Du Dich da auf das oben schon angesprochene „deucht“ oder die Syntax?
Bei dem „Gumminasium“ war ich mir zunächst selbst unsicher, hatte es erst gelöscht, dann wieder im Text drin. Ich bin mir noch unsicher, ob ich es belasse. Dennoch ist mir Deine kritische Anmerkung zu dieser Stelle wertvoll und wichtig.
Zu Neologismen: wenn ich denn wirklich schrieb, ich sei kein Freund von ihnen, dann nur deshalb, weil ich ihrer selbst nur sehr bedingt mächtig bin und ich manchmal beim Lesen den Eindruck habe, dass Autoren glauben, die Originalität und Qualität ihrer Texte stiegen mit der Anzahl der Wortneuschöpfungen. Aber da will ich vorsichtig sein, vielleicht ist es auch nur der Neid, der sich in solchen Gedanken Bahn bricht.
Was die Straßennamen angeht, hast Du ins Schwarze getroffen und mir damit vor Augen geführt, wie lange ich Polymono ( :-) ) nicht mehr gespielt habe. Werde ich flugs ändern.

Ihr Lieben, ich bin Euch dankbar für Eure Beschäftigung mit meinem Text und Eure positiven wie kritischen Rückmeldungen.

Euch allen ein schönes Wochenende und herzliche Grüße
Herby

Max

Beitragvon Max » 29.04.2007, 19:18

Lieber Herby,

was den Anfang angeht, so liegt es m.E. nicht nur am "deucht", sondern die gesamte Diktion kommt mit Syntax und
der Größten einer


ein wenig altertümlicher daher als der Rest des Textes. Ich vermute dahinter umgekehrt ja auch Absicht.

Was Moneypolo angeht, so bin ich froh, wenn sich da meine Erinnerungen als richtig erwiesen :-).

Liebe Grüße
max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.04.2007, 19:36

Hallo Herby,

ich habe deine Story mit einem lachenden und einem weinenden Auge gelesen. Es ist ein anderer Herby, den ich hier lese. Gekonnt, spritzig formuliert, wie immer. Hier jedoch durchzieht von Anfang bis Ende eine spürbare Resignation und Wehmut deine Zeilen, die mich nachdenklich zurücklässt.
Saludos
Mucki

Herby

Beitragvon Herby » 30.04.2007, 18:24

Lieber Max,

Danke für Deine Rückmeldung. Ja, ich verstehe, wie Du es meinst, obwohl mir gerade die von Dir zitierte Textstelle nun gar nicht sonderlich altertümlich vorkommt.

Liebe Mucki,

auch Dir herzlichen Dank fürs Lesen und Antworten. Dein Kommentar hat mich etwas nachdenklich gestimmt, weil ich mich in der von Dir formulierten Befindlichkeit nur sehr bedingt wiederfinde. Wehmut hin und wieder ja, aber resignativ sicher nicht. Alles in allem kein Grund zur Sorge oder Nachdenklichkeit! :engel:

Liebe Grüße
Herby

hwg

Beitragvon hwg » 30.04.2007, 18:41

Guten Tag Herby!

Meine Verluste aus Gedankenlosigkeit halten sich (noch) in Grenzen.
Deinen Text zu lesen, hat mir großen Spaß gemacht.

Auf Wiederlesen und beste Grüße aus der Steiermark!

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Thomas Milser
Beiträge: 6069
Registriert: 14.05.2006
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Beitragvon Thomas Milser » 10.05.2007, 09:27

Guten Morgen, Euer Wohldurchlaucht.

Etwas spät, dass ich hier dazustoße, aber Sie wissen ja: Die Geschäfte!
Und dann immer diese fürchterlichen Staus der Kauffahrersegler auf der Seidenstraße!

Gleichwohl: Bereits vor einigen Monden las ich Ihren kleinen Essay hier, empfand ihn jedoch als - ich bitte um Vergebung - noch nicht hinreichend elaboriert, doch nun - beim zweiten Besuche - sehe ich ihn zur größten Freude wohlfeil!

Einzig die Stelle

"Als mein Leben dann seinen unaufhaltsamen Lauf nahm..."

mag mir so gar nicht einleuchten. Denn: Tut das das Leben nicht immer, werther Feund? Tat es das nicht schon, als Sie noch zahn- und haarlos in die Baumwolltücher schissen? Ist es nicht so, dass mit dem ersten Schrei im Kreiß das Sterben beginnt, und wir dann am Ende wieder zahn- und haarlos in die Baumwolltücher...?

Wenn Herr Obergeheimrat hier noch einmal in sich und dann im Text auskehren würde? Sodann empfähle ich ihn gleich der Königin Mutter zum sonntäglichen Ausrufe ans Volk!

Da ich morgen früh zu meiner Verlustigung in eine dreitägige Sommerfrische ins Brandenburgische entschwinde, bitte ich Ihn, den Text von Blut (roten) -Lettern und * (Dingeloings) zu befreien, und ihn mit nächster Depesche der Administranz zu übersenden.

Randvoll mit Hochachtung und vorzüglicher Unverzüglichkeit,

Ihr Thomas Prinz von Nöthen.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)


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