Seite 1 von 1

Das Kreuz

Verfasst: 11.04.2007, 16:06
von Last
"Pssssssssdscht", fiel der Taubenkot auf das Auto des Priesters. Abraham lächelte darüber, er wusste warum Gott es auf Gerechte und Ungerechte regnen lässt. Bevor er ausstieg griff er seinen Rosenkranz vom Rückspiegel, bemerkte ein Zucken, als ob ein Wimmern in der Luft läge und befand es als gegenstandslos. Wie von allein schwenkte die Tür des dunklen Chevrolets in diese bestimmte Verschlossenheit hinein, welche die Wagen der Geistlichen so häufig aufwiesen und die beinahe an die Diskretion italienischer Familienunternehmen erinnerte. In den letzten Jahren hatte man überall in South Hathering damit begonnen die Straßen aufzureißen um sie durch neue zu ersetzen, solche die sich zu den Rändern hin neigen, damit das Regenwasser besser abfließt. Der trockene Atem der Baustellen jedoch hatte sich wie eine Dürreperiode auf die Stadt gelegt und das Hämmern und Klopfen der Arbeiten schien sich zu einer Prophezeiung zu entwickeln nach der sich alles richten musste.
Absurd fand der Gottesmann, dass Zeichen schon so lange unser Leben bestimmten, bis wir sie endlich lesen könnten. Eines läge im Innersten jeder Prophezeiung verborgen, der Zwang sie erst im Nachhinein verstehen zu können. So hätten wir auch das Lamm geopfert, ehe wir feststellen konnten, dass es der Hirte war. Geschichte, davon war Abraham überzeugt, entwickelte sich in zwei Richtungen, wir erforschten sowohl Zukunft, als auch Vergangenheit in jedem Moment aufs Neue und obwohl wir selbst die Brücke zwischen beiden Ufern sind wünschten wir uns nichts mehr, als dass die Kluft sich irgendwann schließen und unser Dasein in Bedeutungslosigkeit zerfallen würde.

Das Wetter in South Hathering warf schon immer eine Anbahnung auf die Seele der Kleinstadt, jahrelang blieb es beinahe zu separiert, zu durchschaubar. Stark verregnete Herbste verkündeten kalte Winter ohne Schnee und jeder blasse Frühling ging nahtlos in einen verpesteten Sommer über, der seinen Hass auf den Asphalt brannte um die Kraft für ein Unwetter zu sammeln. An diesem Donnerstag im August verirrte sich ein dunkles Wölkchen direkt unter die Kreisbahn einer wagen Sonne, hier führte es noch seinen Kampf gegen das Hitzeflimmern, während es die Hoffnung auf den rettenden Wind schon lange verloren hatte.
"Diesem Ort fehlen die Farben", sinnierte der Priester und suchte den passenden Schlüssel aus seiner Hosentasche. Häuser wirkten in ihrem grauem oder sandigem Putz eher wie ein Versteck und der lehmige Ton des Gehsteigs besaß eher Wesenszüge einer Drohung anstelle von Natürlichkeit.

Es stellte sich heraus, dass Abraham seine kleine Kirche offen hinterlassen hatte und so betrat er diesen Ort der Ruhe, in dem viel Schatten vorherrschte, aber auch die Stickigkeit von draußen, die eine Lähmung provozierte, welche selbst den scharfen Ton der Schritte ergriff, die den Priester durch seinen kargen Raum lenkten. Kein Bild hing an den Wänden, keine Marienstatue senkte ihren Blick in den Ecken und kein Jesus war an das große Kruzifix genagelt, das hinter jenem Altar stand, der früher als Schreibtisch gedient hatte. Abraham glaubte nicht an den Christus, er glaubte an das Kreuz und die harmlosen Reihen der Kirchenbänke hatten diese Überzeugung tief in ihr Holz gesogen. Schon lange hatte sich der Gottesdienst in ein Insekt verwandelt. Eine Heuschrecke, die auf der Jagd ihre Fühler in alle Richtungen austreckte. Ein Tier, das witterte in welchen Ecken sich sein Opfer verbarg, Abraham mit dem Rücken an die Wand presste und ihn nur deshalb nicht fraß, weil es lieber seine Beute in Gewissheit wägte und hungerte, als erneut eine Unendlichkeit nach Nahrung zu durchforsten um dabei vielleicht selbst zum Gejagten zu werden.
Beim plötzlichen Surren einer Fliege hielt Abraham kurz inne, dankbar, dass es die Spannung von ihm genommen hatte.

Verfasst: 14.04.2007, 07:26
von Sam
Hallo Last,

um es mal freundlich zu formulieren: Ich halte den Text für wenig gelungen.

Warum?

Am meisten stört mich, dass hier nicht wirklich was erzählt wird. Es werden ein paar Bilder gezeigt, Andeutungen von Seelenzuständen. Aber nichts, was man nicht auch in drei Sätzen sagen könnte. Dadurch wirkt der Text maßlos aufgeblasen.

Dazu kommen Sätze, die sich beim ersten Lesen (zumindest für den Autor) vielleicht gut anhören, aber die eigentlich ziemlich sinnlos bzw. nichtssagend sind oder denen ein Bezug zum restlichen Text völlig abgeht.

Hier mal ein paar Beispiele:

Wie von allein schwenkte dir Tür des dunklen Chevrolets in diese bestimmte Verschlossenheit hinein, welche die Wagen der Geistlichen so häufig aufwiesen und die beinahe an die Diskretion italienischer Familienunternehmen erinnerte.

Welche bestimmte Verschlossenheit? Vorher war noch von Abraham im Auto die Rede. Dessen Verschlossenheit? Oder bezieht es sich auf das Wimmern (das genauso abstrakt und unerklärlich ist, wie jene Verschlossenheit)?

..das Hämmern und Klopfen der Arbeiten schien sich zu einer Prophezeiung zu entwickeln nach der sich alles richten musste.

Das sich etwas zu einer Prophezeiung "entwickelt", ist schon problematisch. Genau wie sich danach richten zu müssen. man ahnt zwar, was du sagen willst. Aber anstatt Inhalt ist so eine Aussage nur Ornament.

Geschichte, davon war Abraham überzeugt, entwickelte sich in zwei Richtungen, wir erforschten sowohl Zukunft, als auch Vergangenheit in jedem Moment aufs Neue und obwohl wir selbst die Brücke zwischen beiden Ufern sind wünschten wir uns nichts mehr, als dass der Kreis sich irgendwann schließen und unser Dasein in Bedeutungslosigkeit zerfallen würde.

Wieder so ein aufgeblasener Satz, der aber nichts aussagt. Auch nichts über Abraham. Kann man die zukunft erforschen? Die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft, ist die Gegenwart. O.K. Aber welcher Kreis soll sich schließen? Und was hat die Bedeutungslosigkeit des Daseins damit zu tun?

Es gäbe da noch mehrere Beispiele!

Auffällig auch im Text die vielen substantivierten Verben, die ebenfalls dazu beitragen, den Text als aufgedunsenes, globiges Etwas dastehen zu lassen.

Sorry, wenn ich deinen Text so aburteile. Vielleicht kannst du mit meiner Kritik trotzdem was anfangen. Zumal sie rein subjektiv ist. Ich hoffe für dich, dass es noch andere, positivere Meinungen dazu gibt.

Liebe Grüße

Sam

Verfasst: 14.04.2007, 13:25
von Last
Hallo Sam,

natürlich kann ich deinem Kommentar einiges abgewinnen. Zumindest durfte ich bereits feststellen, dass ein Händchen für Prosa nicht zu meiner Grundausstattung gehört. Je komplexer meine Idee wird, desto schwieriger wird es sie ansprechend darzustellen, zwar fehlt es dabei nicht an Gedanken, das "Wie" und "Warum" des Textes behalte ich immer vor Augen, aber irgendetwas zwischen meinem Gehirn und dem des Lesers läuft schief, man muss auch kein Genie sein um dieses Interwall auf meine Schreibfertigkeiten festzulegen. ;-)

Daran, dass es nicht viel Action gibt werde ich natürlich nichts ändern können, genauso wenig an der scheinbaren Sinn- und Zusammenhangslosigkeit verschiedener Sätze. Ich meine eher, dass man noch mehr Worte braucht, als weniger.
Zitat:Geschichte, davon war Abraham überzeugt, entwickelte sich in zwei Richtungen, wir erforschten sowohl Zukunft, als auch Vergangenheit in jedem Moment aufs Neue und obwohl wir selbst die Brücke zwischen beiden Ufern sind wünschten wir uns nichts mehr, als dass der Kreis sich irgendwann schließen und unser Dasein in Bedeutungslosigkeit zerfallen würde.

Wieder so ein aufgeblasener Satz, der aber nichts aussagt. Auch nichts über Abraham. Kann man die zukunft erforschen? Die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft, ist die Gegenwart. O.K. Aber welcher Kreis soll sich schließen? Und was hat die Bedeutungslosigkeit des Daseins damit zu tun?


Hieran muss ich natürlich etwas ändern, die Kreisbahn streichen und durch eine fügsamere Beschreibung ersetzen. Ebenso werde ich noch einmal den gesamten Text sprachlich überarbeiten, eine zu "aufgedunsene" Erzählweise halte ich für wahrscheinlich.

Vielen Dank für deine Hilfestellung :smile:

LG
Last

Verfasst: 14.04.2007, 22:09
von Charly
Hallo Last,

ich habe auch Schwierigkeiten mit deinem Text.
Was willst du durch ihn und mit ihm aussagen?

Es sind teilweise sehr lange Sätze. Sie ermüden beim Lesen.
Dann verwendest du Formulierungen die ich nicht verstehe.


Beispiel:
Last hat geschrieben:Ein Tier, das witterte in welchen Ecken sich sein Opfer verbarg, Abraham mit dem Rücken an die Wand presste und ihn nur deshalb nicht fraß, weil es lieber seine Beute in Gewissheit wägte und hungerte, als erneut eine Unendlichkeit nach Nahrung zu durchforsten um dabei vielleicht selbst zum Gejagten zu werden.


Diesen Satz habe ich nicht verstanden, auch nachdem ich ihn mehrmals gelesen habe nicht.

Eigentlich hatte ich nach dem ersten Absatz keine Lust mehr weiter zu lesen.

Vielleicht bringt die geänderte Version mehr Durchblick.

Verfasst: 15.04.2007, 01:00
von Mucki
Hallo Last,

leider erging es mir genau wie Charly, was das Ermüdende beim Lesen betrifft und auch Nicht-Begreifen. Ist mir zu abstrakt und zu verschachtelt geschrieben.

Wenn du magst, könnte ich dir ne reichlich gefüllte Tüte an Kommas schenken, denn da fehlen etliche.
Aber wenn du den Text eh noch mal überarbeitest, macht das wohl danach mehr Sinn.
Saludos
Mucki

Re: Das Kreuz

Verfasst: 15.04.2007, 09:57
von Elsa
Hallo Last,

Ich habe mir erlaubt, deinen Text genau zu studieren. Wenn dir meine Kommentare grob erscheinen, verzeih. Ich bin es gewohnt, bei Prosa kurz und bündig, ohne große Manieren zu redigieren.


"Pssssssssdscht", fiel
d Der Taubenkot platschte auf das Auto des Priesters. Abraham und wer ist das plötzlich? Besser: auf das Auto des Priesters Abraham. Er lächelte darüber, er wusste warum Gott es auf Gerechte und Ungerechte regnen lässt. Bevor er Abraham ausstieg, griff nahm er seinen Rosenkranz vom Rückspiegel ab,. Er bemerkte ein Zucken, als ob ein Wimmern in der Luft läge <- sehr diffus. Zucken ist körperlich, Wimmern akustisch. Was meinst du? und befand es als gegenstandslos. Wie von allein schwenkte die Tür des dunklen Chevrolets in diese bestimmte Verschlossenheit hinein, welche die Wagen der Geistlichen so häufig aufwiesen und die beinahe an die Diskretion italienischer Familienunternehmen erinnerte. <- was willst du damit sagen? Wofür steht dieser Satz? In den letzten Jahren hatte man überall in South Hathering damit begonnen, die Straßen aufzureißen, um sie durch neue zu ersetzen, solche, die sich zu den Rändern hin neigen, damit das Regenwasser besser abfließt abfließen kann. Der trockene Atem der Baustellen jedoch hatte sich wie eine Dürreperiode auf die Stadt gelegt und das Hämmern und Klopfen der Arbeiten schien sich zu einer Prophezeiung zu entwickeln nach der sich alles richten musste.
Absurd fand der Gottesmann, dass Zeichen schon so lange unser Leben bestimmten, bis wir sie endlich lesen könnten. Eines läge im Innersten jeder Prophezeiung verborgen, der Zwang <- wieso Zwang? eher [color=#0000FF]die Tatsache.[/color] sie erst im Nachhinein verstehen zu können. So hätten wir auch das Lamm geopfert, ehe wir feststellen konnten, dass es der Hirte war. <- warum Konjunktiv in diesem Absatz? Geschichte, davon war Abraham überzeugt, entwickelte sich in zwei Richtungen, wir erforschten sowohl Zukunft, als auch Vergangenheit in jedem Moment aufs Neue und obwohl wir selbst die Brücke zwischen beiden Ufern sind, wünschten wir uns nichts mehr, als dass die Kluft sich irgendwann schließen und unser Dasein in Bedeutungslosigkeit zerfallen würde.

Das Wetter in South Hathering warf schon immer eine Anbahnung <- was meinst du? auf die Seele der Kleinstadt, jahrelang blieb es beinahe zu separiert, zu durchschaubar. Stark verregnete Herbste verkündeten kalte Winter ohne Schnee und jeder blasse Frühling ging nahtlos in einen verpesteten Sommer über, der seinen Hass auf den Asphalt brannte um die Kraft für ein Unwetter zu sammeln. An diesem Donnerstag im August verirrte sich ein dunkles Wölkchen direkt unter die Kreisbahn einer wagen vagen Sonne, hier führte es noch seinen Kampf gegen das Hitzeflimmern, während es die Hoffnung auf den rettenden Wind schon lange verloren hatte. <- POV-Wechsel. Du solltest bei der Perspektive des Priesters bleiben.
"Diesem Ort fehlen die Farben", sinnierte der Priester und suchte den passenden Schlüssel aus seiner Hosentasche. Häuser wirkten in ihrem grauemn oder sandigemn Putz eher wie ein Versteck und der lehmige Ton des Gehsteigs besaß eher Wesenszüge einer Drohung anstelle von Natürlichkeit. <- Hm? Verstehe ich nicht.
Es stellte sich heraus, dass Abraham seine kleine Kirche offen hinterlassen hatte und so <- und was hat das für einen Einfluss auf die Geschichte? Du ziehst eine Pistole, ohne sie abzufeuern. Er würde die Kirche ja so oder so betreten, nicht wahr? Wenn du soviel Gewicht auf die Schlüssel/Schloss-Sache legst, dann sollte sie einen Effekt erzeugen. Jemand ist in der Kirche oder so.
betrat er diesen Ort der Ruhe, in dem viel <- wenn er vorherrscht, brauchst du das "viel" nicht. Schatten vorherrschte, aber auch die Stickigkeit von draußen, die eine Lähmung provozierte, welche selbst den scharfen Ton der Schritte ergriff, die den Priester durch seinen kargen Raum lenkten. <- verstehe ich nicht. Vielleicht: Selbst seine Beine wurden davon ergriffen. Mit schlurfenden Schritten durchquerte Abraham den kargen Raum.
Kein Bild hing an den Wänden, keine Marienstatue senkte ihren Blick in den Ecken der Ecke und kein Jesus war an das große Kruzifix genagelt, das hinter jenem Altar stand, der früher als Schreibtisch gedient hatte. Abraham glaubte nicht an den Christus, er glaubte an das Kreuz. und d Die harmlosen Reihen der Kirchenbänke hatten diese Überzeugung tief in ihr Holz gesogen. <- das ist eine Behauptung. Woran machst du das fest? Schon lange hatte sich der Gottesdienst in ein Insekt verwandelt. Eine Heuschrecke, die auf der Jagd ihre Fühler in alle Richtungen austreckte. Ein Tier, das witterte, in welchen Ecken sich sein Opfer verbarg, Abraham mit dem Rücken an die Wand presste und ihn nur deshalb nicht fraß, weil es lieber seine Beute in Gewissheit wägte Sicherheit wiegte und hungerte, als erneut eine Unendlichkeit nach Nahrung zu durchforsten um dabei vielleicht selbst zum Gejagten zu werden. <- sehr merkwürdig und unverständlich
Beim plötzlichen Surren einer Fliege hielt Abraham kurz inne, dankbar, dass es die Spannung von ihm genommen hatte.

Du sagst sehr vieles, das auf den ersten Blick eindrucksvoll wirkt, aber hintennach überhaupt nicht "griffig* ist. Manches im Text schrammt in Richtung Worthülsen, ehrlich gesagt. Ich würde den Text länger machen, den Konflikt Abrahams herausarbeiten.

Lieben Gruß
ELsa