Am liebsten Dackel
Verfasst: 29.03.2007, 00:48
Überarbeitete Version
Am liebsten Dackel
Es ist ja nicht so, dass ich nicht gern staubsaugte. Es hatte nur immer an brauchbarem Fuhrpark gemangelt.
Neulich hatte mein Vater mir dann einen 'Beutellosen' aus dem Angebot mitgebracht, für neununddreißig Neunzig. Bei solchen Schleuderpreisen regen sich bei mir immer umgehend gehörige Zweifel. Für die Kohle bekommt man gerade mal die Verpackung, den Übersee-Transport, das Marketing und die Zollgebühren, das VDE-Abzeichen-Plagiat und die achtundzwanzigsprachige Bedienungsumleitung. Nie im Leben kann da noch ein Staubsauger mit drin sein.
Es blieb mir jedoch keine Wahl: Der Vorgänger hatte alle Viere von sich gestreckt; bei der fortschreitenden Schließmuskelschwäche war mit Klebeband einfach nichts mehr zu machen.
Ich hatte zwar schon vor einiger Zeit einmal mit dem Neuen gesaugt, erinnere mich aber, nicht recht Spaß daran gefunden zu haben. Statt des herkömmlichen Staubbeutels verfügte er nämlich über einen mit feinstem Nylongewebe bespannten Einsetztrichter und insgesamt drei (!) Filtervliese, die - jedes für sich - etwas anderes verhinderten. Das erste schützte offensichtlich vor dem Eindringen von Blechdosen oder Büstenhaltern in die Innereien des Gerätes, das zweite den Motor vor dem Einsaugen von Staub, und das dritte die Umwelt vor dem Ausblasen desselben.
Mir ist es so, als ob ich beim letzten Saugen diese Filter alle hatte reinigen müssen, wegen der Haare, und weil auch zugegebenermaßen viel Staub zusammengekommen war. Ich hatte sogar die Vliese - wie herstellerseits empfohlen - sofort nass ausgewaschen und den Trichter mit dem Pinsel entflust. Das Gerät harrte also frisch gebürstet der Dinge, die da kämen.
Gänzlich ungebürstet hingegen harrten mein Teppich und ich dem sich völlig unerwartet angemeldeten Damenbesuch, und da sollte man mal langsam ...
Früher hatte man ja immer Köter und trug selbst das Haar lang, damit sichs auch lohnte. 'Günther', der Hirtenhund, lag jedoch längst beim Koreaner im süß-sauren Hundehimmel, und die eigene Kopfwolle hatte kürzlich - einer Sektlaune folgend - den Weg zur Auflockerung des Schnellkomposterinhaltes gefunden.
Wenn man nun weder Hund noch Matte sein eigen nennt, dann ist zumindest das flusende Schaffell vor dem Bett Pflicht. Die dunkle Auslegeware im Schlafzimmer hatte sich binnen nur weniger Wochen in einen einzigen Lammflaum verwandelt, was nun - bei der ersten Frühlingssonne - doch arg zutage trat, und irgendwie unschön aussah.
Ergo betrete ich die Kammer, und da steht er:
Mein CLA-TRONIC BS 1240 Whirl Power 1500 Watt. In mattsilber. Mit Geländebereifung. Aus dem Angebot. "Geht los, honey!"
Kaum ist der erste Quadratmeter Lammwolle gesaugt, da zischt er auch schon. Das Geräusch ist mir nicht unbekannt. Er saugt Fremdluft. Am Motor vorbei. Das bedeutet: Filter reinigen. Schon wieder?
Also gut, wir öffnen den Schnappverschluss und entnehmen den Dreckbehälter. Das Design ist so ausgewählt, dass er auch genau in eine Melitta-Kaffeemaschine passte. Müsste man nur vorher mal spülen.
Aus Versehen geraten wir nun an den Auslöseknopf, der den Boden des Gefäßes öffnet - ganz anders als es bei einer Kaffeekanne jemals möglich wäre - und somit einen erklecklichen Teil des Feinstaubs auf die komplementärfarbene Auslegeware verklappt.
Sodann fummeln wir die drei Vliese aus den Halterungen, und tragen das ganze Geraffel auf den Hof hinaus, zum Komposthaufen. Die schwarze Haushose zeigt inzwischen enorme Puderränder.
Wir reißen uns einen Fingernagel ein bei dem Versuch, das Vlies POS 23 mit dem Vlieseinsatz POS C herauszumaniküren, und als der Plastiktrichter endlich herausflappt, kommt eine scharfe Ostböe von schräg unten und sagt: Frau Holle. Wir treten - etwas zu spät - aus der Windrichtung und reinigen den Filtereinsatz mit einem Echthaar-Marderpinsel aufs Penibelste. Die Haare werden mit angespitzen Fingern aus dem Umluftkanal der Kaffeekanne gefriemelt, zwischendurch wird ordentlich geniest. Die Vliese - POS 24 und 25 - schlagen wir an einer Mauerkante tüchtig aus; der Hof liegt in dichtem Nebel. Der Ost weht alles wieder zum Fenster in die Wohnung hinein. Das schwarze T-Shirt sieht aus wie fünfhundert Wäschen später. Wir beginnen, uns den guten alten Staubsaugerbeutel zurückzuwünschen.
Hilft aber jetzt nicht, wir bekommen Damenbesuch. Also rein, saugen! An dem Netzkabel finden sich aufwendig montierte, verschiedenfarbige Markierungen, die das nahende Ende der unglaublichen Reichweite des CLA-TRONIC Whirl Power - drei Meter - ankündigen.
Ich wähle eine zentrale Steckdose, schalte die tausendfünfhundert Watt ein, am Stück, und sehe meine Wohnung in einer mauerdurchbruchsfolgenähnlichen Verpuffung in Schutt und Asche versinken. Vlies POS 25 muss versagt haben. Zorn ist ein milder Ausdruck.
Der CLA-TRONIC fliegt am Stück aus dem Fenster und zerschellt auf dem eingestaubten Pflaster, ein Rad eiert herum, der Steckdoseneinsatz zupft sich nach Gelb und Rot aus der Wand und folgt klaglos dem Netzkabel ins Freie.
Ich weigere mich ab sofort, mit so einem Gerät unter einem Dach zu wohnen. Dann lieber mit einem Hirtenhund.
Ich hole jetzt meinen schnurlosen LEIFHEIT regulus aus der Kammer und staubdackele mich durchs Schlafgemach, ganz leise,
und völlig staubfrei.
Am liebsten Dackel
Es ist ja nicht so, dass ich nicht gern staubsaugte. Es hatte nur immer an brauchbarem Fuhrpark gemangelt.
Wenn man schon keinen Köter hat, trägt man halt selbst das Haar lang, damit sichs auch lohnt. Neulich hatte mein Vater mir dann einen 'Beutellosen' aus dem Angebot mitgebracht, für neununddreißig Neunzig. Ich hatte da so meine Zweifel. Der Vorgänger jedoch hatte alle Viere von sich gestreckt, denn bei der fortschreitenden Schließmuskelschwäche war mit Klebeband einfach nichts mehr zu machen.
Ich hatte zwar schon vor einiger Zeit einmal mit dem Neuen gesaugt, erinnere mich aber, nicht recht Spaß daran gefunden zu haben. Statt des herkömmlichen Staubbeutels verfügte er nämlich über einen mit feinstem Nylongewebe bespannten Einsetztrichter und insgesamt drei (!) Filtervliese, die - jedes für sich - etwas anderes verhinderten. Das erste schützte offensichtlich vor dem Eindringen von Blechdosen oder Büstenhaltern in die Innereien des Gerätes, das zweite den Motor vor dem Einsaugen von Staub, und das dritte die Umwelt vor dem Ausblasen desselben.
Mir ist es so, als ob ich beim letzten Saugen diese Filter alle hatte reinigen müssen, wegen der Haare, und weil auch zugegebenermaßen viel Staub zusammengekommen war. Ich hatte sogar die Vliese - wie herstellerseits empfohlen - nach der fünften Runde nass ausgewaschen und den Trichter mit dem Pinsel entflust. Das Gerät harrte also frisch gebürstet der Dinge, die da kämen.
Und ebendiese drohten sich nun in freudiger Erwartung von Damenbesuch anzukündigen, und da sollte man mal...
Denn wenn man weder Hund noch Matte hat, dann ist zumindest das flusende Schaffell vor dem Bett Pflicht. Die dunkle Auslegeware im Schlafzimmer hatte sich binnen nur weniger Wochen in einen einzigen Lammflaum verwandelt, was nun - bei der ersten Frühlingssonne - doch arg zutage trat, und irgendwie unschön aussah.
Ergo betrete ich die Kammer, und da steht er:
Mein CLA-TRONIC BS 1240 Whirl Power 1500 Watt. In mattsilber. Mit Geländebereifung. Aus dem Angebot. "Geht los, honey!"
Kaum ist der erste Quadratmeter Lammwolle gesaugt, da zischt er auch schon. Das Geräusch ist mir nicht unbekannt. Er saugt Fremdluft. Am Motor vorbei. Das bedeutet: Filter reinigen. Schon wieder?
Also gut, wir öffnen den Schnappverschluss und entnehmen den Dreckbehälter. Das Design ist so ausgewählt, dass er auch genau in eine Melitta-Kaffeemaschine passte. Müsste man nur vorher mal spülen.
Aus Versehen geraten wir nun an den Auslöseknopf, der den Boden des Gefäßes öffnet - ganz anders als es bei einer Kaffeekanne jemals möglich wäre - und einen erklecklichen Teil des Feinstaubs auf die komplementärfarbene Auslegeware verklappt.
Sodann friemeln wir die drei Vliese aus den Halterungen, und tragen das ganze Geraffel auf den Hof hinaus, zum Komposthaufen. Die schwarze Haushose zeigt inzwischen enorme Puderränder.
Wir reißen uns einen Fingernagel ein bei dem Versuch, das Vlies POS 23 mit dem Vlieseinsatz POS C herauszumaniküren, und als der Plastiktrichter endlich herausflappt, kommt eine scharfe Ostböe von schräg unten und sagt: Frau Holle. Wir treten - etwas zu spät - aus der Windrichtung und reinigen den Filtereinsatz mit einem Echthaar-Marderpinsel aufs Penibelste. Die Haare werden mit angespitzen Fingern aus dem Umluftkanal der Kaffeekanne gefriemelt, zwischendurch wird ordentlich geniest. Die Vliese - POS 24 und 25 - schlagen wir an einer Mauerkante tüchtig aus; der Hof liegt in dichtem Nebel. Der Ost weht alles wieder zum Fenster in die Wohnung hinein. Das schwarze T-Shirt sieht aus wie fünfhundert Wäschen später. Wir beginnen, uns den guten alten Staubsaugerbeutel zurückzuwünschen.
Hilft aber jetzt nicht, wir bekommen Damenbesuch. Also rein, saugen! An dem Netzkabel finden sich aufwendig montierte, verschiedenfarbige Markierungen, die das nahende Ende der unglaublichen Reichweite - drei Meter - des CLA-TRONIC Whirl Power ankündigen.
Ich wähle eine zentrale Steckdose, schalte die tausendfünfhundert Watt ein, am Stück, und sehe meine Wohnung in einer mauerdurchbruchsfolgenähnlichen Verpuffung in Schutt und Asche versinken. Vlies POS 25 muss versagt haben. Zorn ist ein milder Ausdruck.
Der CLA-TRONIC fliegt am Stück aus dem Fenster und zerschellt auf dem eingestaubten Pflaster, ein Rad eiert herum, der Steckdoseneinsatz zupft sich nach Gelb und Rot aus der Wand und folgt klaglos dem Netzkabel ins Freie.
Ich weigere mich ab sofort, mit so einem Gerät unter einem Dach zu wohnen. Dann lieber mit einem Hirtenhund.
Ich hole jetzt meinen schnurlosen LEIFHEIT regulus aus der Kammer und staubdackele mich durchs Schlafgemach, ganz leise,
und völlig staubfrei.
Am liebsten Dackel
Es ist ja nicht so, dass ich nicht gern staubsaugte. Es hatte nur immer an brauchbarem Fuhrpark gemangelt.
Neulich hatte mein Vater mir dann einen 'Beutellosen' aus dem Angebot mitgebracht, für neununddreißig Neunzig. Bei solchen Schleuderpreisen regen sich bei mir immer umgehend gehörige Zweifel. Für die Kohle bekommt man gerade mal die Verpackung, den Übersee-Transport, das Marketing und die Zollgebühren, das VDE-Abzeichen-Plagiat und die achtundzwanzigsprachige Bedienungsumleitung. Nie im Leben kann da noch ein Staubsauger mit drin sein.
Es blieb mir jedoch keine Wahl: Der Vorgänger hatte alle Viere von sich gestreckt; bei der fortschreitenden Schließmuskelschwäche war mit Klebeband einfach nichts mehr zu machen.
Ich hatte zwar schon vor einiger Zeit einmal mit dem Neuen gesaugt, erinnere mich aber, nicht recht Spaß daran gefunden zu haben. Statt des herkömmlichen Staubbeutels verfügte er nämlich über einen mit feinstem Nylongewebe bespannten Einsetztrichter und insgesamt drei (!) Filtervliese, die - jedes für sich - etwas anderes verhinderten. Das erste schützte offensichtlich vor dem Eindringen von Blechdosen oder Büstenhaltern in die Innereien des Gerätes, das zweite den Motor vor dem Einsaugen von Staub, und das dritte die Umwelt vor dem Ausblasen desselben.
Mir ist es so, als ob ich beim letzten Saugen diese Filter alle hatte reinigen müssen, wegen der Haare, und weil auch zugegebenermaßen viel Staub zusammengekommen war. Ich hatte sogar die Vliese - wie herstellerseits empfohlen - sofort nass ausgewaschen und den Trichter mit dem Pinsel entflust. Das Gerät harrte also frisch gebürstet der Dinge, die da kämen.
Gänzlich ungebürstet hingegen harrten mein Teppich und ich dem sich völlig unerwartet angemeldeten Damenbesuch, und da sollte man mal langsam ...
Früher hatte man ja immer Köter und trug selbst das Haar lang, damit sichs auch lohnte. 'Günther', der Hirtenhund, lag jedoch längst beim Koreaner im süß-sauren Hundehimmel, und die eigene Kopfwolle hatte kürzlich - einer Sektlaune folgend - den Weg zur Auflockerung des Schnellkomposterinhaltes gefunden.
Wenn man nun weder Hund noch Matte sein eigen nennt, dann ist zumindest das flusende Schaffell vor dem Bett Pflicht. Die dunkle Auslegeware im Schlafzimmer hatte sich binnen nur weniger Wochen in einen einzigen Lammflaum verwandelt, was nun - bei der ersten Frühlingssonne - doch arg zutage trat, und irgendwie unschön aussah.
Ergo betrete ich die Kammer, und da steht er:
Mein CLA-TRONIC BS 1240 Whirl Power 1500 Watt. In mattsilber. Mit Geländebereifung. Aus dem Angebot. "Geht los, honey!"
Kaum ist der erste Quadratmeter Lammwolle gesaugt, da zischt er auch schon. Das Geräusch ist mir nicht unbekannt. Er saugt Fremdluft. Am Motor vorbei. Das bedeutet: Filter reinigen. Schon wieder?
Also gut, wir öffnen den Schnappverschluss und entnehmen den Dreckbehälter. Das Design ist so ausgewählt, dass er auch genau in eine Melitta-Kaffeemaschine passte. Müsste man nur vorher mal spülen.
Aus Versehen geraten wir nun an den Auslöseknopf, der den Boden des Gefäßes öffnet - ganz anders als es bei einer Kaffeekanne jemals möglich wäre - und somit einen erklecklichen Teil des Feinstaubs auf die komplementärfarbene Auslegeware verklappt.
Sodann fummeln wir die drei Vliese aus den Halterungen, und tragen das ganze Geraffel auf den Hof hinaus, zum Komposthaufen. Die schwarze Haushose zeigt inzwischen enorme Puderränder.
Wir reißen uns einen Fingernagel ein bei dem Versuch, das Vlies POS 23 mit dem Vlieseinsatz POS C herauszumaniküren, und als der Plastiktrichter endlich herausflappt, kommt eine scharfe Ostböe von schräg unten und sagt: Frau Holle. Wir treten - etwas zu spät - aus der Windrichtung und reinigen den Filtereinsatz mit einem Echthaar-Marderpinsel aufs Penibelste. Die Haare werden mit angespitzen Fingern aus dem Umluftkanal der Kaffeekanne gefriemelt, zwischendurch wird ordentlich geniest. Die Vliese - POS 24 und 25 - schlagen wir an einer Mauerkante tüchtig aus; der Hof liegt in dichtem Nebel. Der Ost weht alles wieder zum Fenster in die Wohnung hinein. Das schwarze T-Shirt sieht aus wie fünfhundert Wäschen später. Wir beginnen, uns den guten alten Staubsaugerbeutel zurückzuwünschen.
Hilft aber jetzt nicht, wir bekommen Damenbesuch. Also rein, saugen! An dem Netzkabel finden sich aufwendig montierte, verschiedenfarbige Markierungen, die das nahende Ende der unglaublichen Reichweite des CLA-TRONIC Whirl Power - drei Meter - ankündigen.
Ich wähle eine zentrale Steckdose, schalte die tausendfünfhundert Watt ein, am Stück, und sehe meine Wohnung in einer mauerdurchbruchsfolgenähnlichen Verpuffung in Schutt und Asche versinken. Vlies POS 25 muss versagt haben. Zorn ist ein milder Ausdruck.
Der CLA-TRONIC fliegt am Stück aus dem Fenster und zerschellt auf dem eingestaubten Pflaster, ein Rad eiert herum, der Steckdoseneinsatz zupft sich nach Gelb und Rot aus der Wand und folgt klaglos dem Netzkabel ins Freie.
Ich weigere mich ab sofort, mit so einem Gerät unter einem Dach zu wohnen. Dann lieber mit einem Hirtenhund.
Ich hole jetzt meinen schnurlosen LEIFHEIT regulus aus der Kammer und staubdackele mich durchs Schlafgemach, ganz leise,
und völlig staubfrei.
Am liebsten Dackel
Es ist ja nicht so, dass ich nicht gern staubsaugte. Es hatte nur immer an brauchbarem Fuhrpark gemangelt.
Wenn man schon keinen Köter hat, trägt man halt selbst das Haar lang, damit sichs auch lohnt. Neulich hatte mein Vater mir dann einen 'Beutellosen' aus dem Angebot mitgebracht, für neununddreißig Neunzig. Ich hatte da so meine Zweifel. Der Vorgänger jedoch hatte alle Viere von sich gestreckt, denn bei der fortschreitenden Schließmuskelschwäche war mit Klebeband einfach nichts mehr zu machen.
Ich hatte zwar schon vor einiger Zeit einmal mit dem Neuen gesaugt, erinnere mich aber, nicht recht Spaß daran gefunden zu haben. Statt des herkömmlichen Staubbeutels verfügte er nämlich über einen mit feinstem Nylongewebe bespannten Einsetztrichter und insgesamt drei (!) Filtervliese, die - jedes für sich - etwas anderes verhinderten. Das erste schützte offensichtlich vor dem Eindringen von Blechdosen oder Büstenhaltern in die Innereien des Gerätes, das zweite den Motor vor dem Einsaugen von Staub, und das dritte die Umwelt vor dem Ausblasen desselben.
Mir ist es so, als ob ich beim letzten Saugen diese Filter alle hatte reinigen müssen, wegen der Haare, und weil auch zugegebenermaßen viel Staub zusammengekommen war. Ich hatte sogar die Vliese - wie herstellerseits empfohlen - nach der fünften Runde nass ausgewaschen und den Trichter mit dem Pinsel entflust. Das Gerät harrte also frisch gebürstet der Dinge, die da kämen.
Und ebendiese drohten sich nun in freudiger Erwartung von Damenbesuch anzukündigen, und da sollte man mal...
Denn wenn man weder Hund noch Matte hat, dann ist zumindest das flusende Schaffell vor dem Bett Pflicht. Die dunkle Auslegeware im Schlafzimmer hatte sich binnen nur weniger Wochen in einen einzigen Lammflaum verwandelt, was nun - bei der ersten Frühlingssonne - doch arg zutage trat, und irgendwie unschön aussah.
Ergo betrete ich die Kammer, und da steht er:
Mein CLA-TRONIC BS 1240 Whirl Power 1500 Watt. In mattsilber. Mit Geländebereifung. Aus dem Angebot. "Geht los, honey!"
Kaum ist der erste Quadratmeter Lammwolle gesaugt, da zischt er auch schon. Das Geräusch ist mir nicht unbekannt. Er saugt Fremdluft. Am Motor vorbei. Das bedeutet: Filter reinigen. Schon wieder?
Also gut, wir öffnen den Schnappverschluss und entnehmen den Dreckbehälter. Das Design ist so ausgewählt, dass er auch genau in eine Melitta-Kaffeemaschine passte. Müsste man nur vorher mal spülen.
Aus Versehen geraten wir nun an den Auslöseknopf, der den Boden des Gefäßes öffnet - ganz anders als es bei einer Kaffeekanne jemals möglich wäre - und einen erklecklichen Teil des Feinstaubs auf die komplementärfarbene Auslegeware verklappt.
Sodann friemeln wir die drei Vliese aus den Halterungen, und tragen das ganze Geraffel auf den Hof hinaus, zum Komposthaufen. Die schwarze Haushose zeigt inzwischen enorme Puderränder.
Wir reißen uns einen Fingernagel ein bei dem Versuch, das Vlies POS 23 mit dem Vlieseinsatz POS C herauszumaniküren, und als der Plastiktrichter endlich herausflappt, kommt eine scharfe Ostböe von schräg unten und sagt: Frau Holle. Wir treten - etwas zu spät - aus der Windrichtung und reinigen den Filtereinsatz mit einem Echthaar-Marderpinsel aufs Penibelste. Die Haare werden mit angespitzen Fingern aus dem Umluftkanal der Kaffeekanne gefriemelt, zwischendurch wird ordentlich geniest. Die Vliese - POS 24 und 25 - schlagen wir an einer Mauerkante tüchtig aus; der Hof liegt in dichtem Nebel. Der Ost weht alles wieder zum Fenster in die Wohnung hinein. Das schwarze T-Shirt sieht aus wie fünfhundert Wäschen später. Wir beginnen, uns den guten alten Staubsaugerbeutel zurückzuwünschen.
Hilft aber jetzt nicht, wir bekommen Damenbesuch. Also rein, saugen! An dem Netzkabel finden sich aufwendig montierte, verschiedenfarbige Markierungen, die das nahende Ende der unglaublichen Reichweite - drei Meter - des CLA-TRONIC Whirl Power ankündigen.
Ich wähle eine zentrale Steckdose, schalte die tausendfünfhundert Watt ein, am Stück, und sehe meine Wohnung in einer mauerdurchbruchsfolgenähnlichen Verpuffung in Schutt und Asche versinken. Vlies POS 25 muss versagt haben. Zorn ist ein milder Ausdruck.
Der CLA-TRONIC fliegt am Stück aus dem Fenster und zerschellt auf dem eingestaubten Pflaster, ein Rad eiert herum, der Steckdoseneinsatz zupft sich nach Gelb und Rot aus der Wand und folgt klaglos dem Netzkabel ins Freie.
Ich weigere mich ab sofort, mit so einem Gerät unter einem Dach zu wohnen. Dann lieber mit einem Hirtenhund.
Ich hole jetzt meinen schnurlosen LEIFHEIT regulus aus der Kammer und staubdackele mich durchs Schlafgemach, ganz leise,
und völlig staubfrei.