Jede andere Stadt - Teil Drei
Verfasst: 25.02.2007, 22:13
In der Werkstatt.
PaulOst hat geschrieben:Das Kind hatte Tränen in den Augen. Erst wollte er nicht nachgeben als er sah, dass die Summe zu gering war.
PaulOst hat geschrieben:Abends saß er wieder in dem Panoramafenster
Walter dagegen, hatte die völlig absurde Prüfung bestanden.
„Fünftausend Jahre. Lächerlich.“ Yoko mochte China nicht. Nur aus Liebe zu ihrem Mann war sie mitgekommen.
Auf den staubigen Straßen begegneten sie Kolonnen aus martialisch anmutenden Lastwagen
Den Staub ertragend, als könne es keine andere Welt geben.
„Wie heißt diese Stadt hier?“ fragte Paul.
Wie viele Menschen es auf diesem Planeten gab!
Neben ihm auf dem Fensterbrett stand ein Sixpack. Wie schade, dass er nicht mehr rauchte. Wieder dachte er an Mirjam.
Hier galten fast keine Regeln, außer dass sich das stärkste Auto und der rücksichtsloseste Fahrer durchsetzten. Vorfahrt hatte, wer am lautesten hupen konnte. Wer auf die Bremse trat, konnte kaum auf eine der Kraftfahrstraßen kommen, die aus der Stadt herausführten.
„Wie heißt diese Stadt hier?“ fragte Paul.
„Yoko!“ Walter sprach üblicherweise in diesem Stenogrammstil mit seiner Frau.
„Karte!“ Yoko blätterte hilflos durch den Straßenatlas.
Plötzlich fuhren sie durch eine Baustelle. Es hatte keine Schilder gegeben. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass sie sich nun durch Sandhaufen hindurchschlängeln mussten und von Lastwagen und Baggern ausgebremst wurden. Vor ihnen kam es zu einem Stau. Die Straße endete, nur um ihren Weg einen halben Meter tiefer fortzusetzen. Vorsichtig und missmutig wagten einige Fahrer den Sprung. Walter war skeptisch. Der Firmenwagen war vielleicht zu empfindlich für solche Pisten. Er bremste ab.
Walter startete den Wagen und ließ ihn auf das Fahrrad zurollen.
„Den mach ich platt!“
„Wie viel will er denn?“ fragte Paul besorgt.
Paul bekam langsam Angst. Ob hier wohl Touristen verschwinden könnten? Eine schweigende Dorfgemeinschaft, die ihre Kinder schützen will?
Yoko schaute ihren Mann bittend an.
„Walter. Ich habe Angst.“
Dabei brummelte er eine chinesische Phrase, von der er annahm, dass der Junge sie verstehen würde.
Das Kind hatte Tränen in den Augen. Erst wollte es nicht nachgeben als es sah, dass die Summe zu gering war. Doch Walter war ein knallharter Verhandlungspartner. Er ließ den Motor aufheulen und fuhr los. In letzter Sekunde konnte der Kleine sein Fahrrad retten.
Nur ein paar alte Frauen standen noch auf dem menschenleeren Parkplatz und versuchten, ihnen Cola und Bier zu verkaufen. Paul genehmigte sich noch ein Tsingtao.
Wie schade, dass er nicht mehr rauchte.
an Deinem Kommentar finde ich spannend, dass Du die Charaktere in der Geschichte sympathisch finden willst. Warum?
Dem Vorwurf der Unglaubwüdigkeit will ich nicht recht widersprechen
Ich erinnere mich an eine Diskussion beim Bachmann-Preis. Eine Frau in der Jury warf dem Schriftsteller vor, seine Geschichte sei unglaubwürdig. Dieser entgegnete, er habe die angesprochene Szene genau so erlebt. Die Kritikerin antwortete, dass es sich aber um Literatur handele. Daher könne er dieses Argument nicht zur Rechtfertigung heranziehen.
Für mich ist die grausamste Szene die, in der verglichen wird, wie ein chinesischer Bauarbeiter auf der Straße schlafen muss, während einige Meter weiter die Menschen in Luxus schwelgen. An dieser Stelle mag das Fiktion sein. Die Realität ist aber nicht anders. Weltweit setzt sich das Prinzip der Gated Communities durch. Ich wünschte, das wäre unglaubwürdig
Deine Anmerkung zum Aufbau meiner Erzählung haben mir in einem Punkt sehr geholfen: Ich weiß jetzt, wie der vierte Teil gewichtet werden muss.
In erster Linie musste man Fragen beantworten wie: Ist es dem Fahrer erlaubt, während der Fahrt auf den Boden zu spucken, sollte er aus dem Fenster spucken, in den Aschenbecher oder am besten gar nicht. Kein Chinese würde auf die Idee kommen, nicht zu spucken.