Weiblich wochenend-endlos
Verfasst: 10.02.2007, 12:21
Der Wind schlägt die Gardine am Schlafzimmerfenster auf und frühe Sonnenstrahlen bohren sich in meine Haut. Ich spüre wie sie mir die Poren versengen, dafür brauche ich nicht die Augen zu öffnen. Warum kann es bis Montag nicht einfach Nacht bleiben? Ich drehe mich um, aber die Helligkeit des Sommermorgens lässt sich nicht verdrängen. Der Spiegel wirft das Licht zurück und ich fühle mich verfolgt. Verfolgt von der Lebenslust des Sommers. Ich hasse diese Tage und diese Momente. Sie zeigen mir, wie sehr ich mich verstrickt habe. Ich bin matt und wütend, strample mir die Decke von den Füßen. Rote Zehennägel sind die Eintrittspforte in meine Seele. Ich möchte sie mir herunterreißen. Ja, ja heute nur, das weiß ich. Montag, nein schon am Sonntagabend, sieht alles wieder ganz anders aus.
Dann hellt sich meine Stimmung auf. Ich springe bei Saxofonklängen von Thomas Heidelberg in die Wanne. Dann wird der Nagellack erneuert, eine schicke Bluse für morgen aus dem Schrank genommen, der neue Lippenstift (ein Geschenk von ihm) ausprobiert. Aber so weit kann ich am Samstagmorgen noch nicht wirklich denken. Ich bin im Hier und Heute und weit weg vom Montag. Viel zu weit weg. Marga, meine Kollegin vom Schreibtisch gegenüber, arbeitet die ganze Woche darauf hin, dass endlich Freitag wird. Mit einem lauten Jauchzer verlässt sie dann am Nachmittag das Büro und entschwindet in den Schoß der Familie. Manchmal beneide ich sie, vor allem freitags. Montags bis donnerstags halte ich sie für eine Spießerin. Dann belächle ich ihre Familiengeschichten.
Es lohnt sich nicht aufzustehen. Wofür? Für wen? Die Zeit kann man auch im Bett totschlagen. Das könnte ich, wenn ich darin nicht noch einsamer wäre. Ich ziehe das Kopfkissen auf mein Gesicht und bohre die Nase hinein. Ich kann ihn noch riechen. Mein Körper ist noch klebrig von unserem Schweiß und das Kissen hat seinen Duft aufgesaugt. Das ist das, was mir an den Wochenenden bleibt, wenn er freitags bei mir war. Wenn er bei mir war! Wenn er Zeit hatte! Wenn er sich freimachen konnte von seiner Familie, dieser verdammten Familie, die ich achten muss, um ihn nicht gegen mich aufzubringen. Ein falsches Wort über seine kaltherzige Frau oder seine missratenen Kinder und ich kriege den Laufpass. Dann habe ich verloren. Aber ich will nicht verlieren. Deshalb liege ich am Wochenende hier und hadere mit meinem Schicksal. Alles in der Hoffnung, irgendwann mein Ziel zu erreichen. Dafür verleugne ich mich selbst. Ich mache keine Szenen, bin immer fröhlich, nie krank, aufgemotzt wie ein Mannequin und habe immer Zeit. Bin immer für ihn da, wenn er mich braucht.
Ich will mich nicht beschweren, schließlich liebe ich ihn und ich will ihn. Aber ich will ihn allein für mich und dafür tue ich alles. Bis jetzt hat es nicht geholfen. Noch vertraue ich auf die Zeit. Dabei fressen die einsamen Tage meine Lebensenergie auf. Wenn ich in den Spiegel sehe, dann steht da eine alternde Frau mit griesgrämigem Gesicht, eine unzufriedene, leidende Dirne. Eine, die zurückbleiben wird. Eine, die sich belügt. Der Spiegel lügt nicht. Aber ich lüge und er lügt. Wir lügen uns etwas zusammen. Berauben uns, in dem Irrglauben nur gemeinsam glücklich sein zu können und das uns das Schicksal so übel mitspielt. Das Schicksal ist in uns.
„Egal was passiert, du bist meine große Liebe“, sagt er immer zu mir. Ich höre das nur zu gerne. Dabei macht es mich traurig.
Einsamkeit kriecht mir unter die Haut. Sie breitet sich übel riechend in mir aus, dringt durch die Poren nach außen und hält andere auf Abstand, vor allem wenn es Männer sind. Einsamkeit riecht einfach nicht gut. Sie zerreißt meine Lebensenergie in Fetzen, läst mich trostlos im Wind wehen. Sommersonne wird zum Flammenwerfer, Kindergeschrei zu höhnischem Gelächter der Wochenenddämone. Ein paar Worte mit ihm würden helfen. Nur ein paar Worte, das würde schon reichen, aber das geht nicht. Seine Frau benutzt sein Handy. Sie käme uns auf die Schliche. Also verstecke ich mich, bis es Montag wird, bis er mir im Flur über den Weg läuft, bis er mir einen Blick zuwirft, mich kurz im Fahrstuhl berührt. Wir sind ein heimliches Paar. Die Heimlichkeit ist prickelnd, nicht das Schicksal, das es bedeutet.
Ich lebe für ihn. Werde älter darüber und noch einsamer. Bis er mich fallen lässt. Bis dahin übe ich die Wochenenddepression, dann wird sie mich auch noch montags bis freitags begleiten. Dann wird es zu spät sein für eine neue, für eine unbeschwerte Liebe. Ich werde mir die Zeit mit ihm nicht verzeihen, denn sie hat mich die Zukunft gekostet.
Aber am Montag werde ich wieder fröhlich aufstehen, mein schönstes Lächeln anknipsen und ihm auf der Treppe begegnen. Keinen Gedanken werde ich mehr an das vergangene Wochenende verschwenden. Ich werde die Frau sein, die er erwartet. Mein Blick wird ihn einladen, da weiter zu machen, wo wir am Freitag aufgehört haben. Ich muss es einfach tun!
Dann hellt sich meine Stimmung auf. Ich springe bei Saxofonklängen von Thomas Heidelberg in die Wanne. Dann wird der Nagellack erneuert, eine schicke Bluse für morgen aus dem Schrank genommen, der neue Lippenstift (ein Geschenk von ihm) ausprobiert. Aber so weit kann ich am Samstagmorgen noch nicht wirklich denken. Ich bin im Hier und Heute und weit weg vom Montag. Viel zu weit weg. Marga, meine Kollegin vom Schreibtisch gegenüber, arbeitet die ganze Woche darauf hin, dass endlich Freitag wird. Mit einem lauten Jauchzer verlässt sie dann am Nachmittag das Büro und entschwindet in den Schoß der Familie. Manchmal beneide ich sie, vor allem freitags. Montags bis donnerstags halte ich sie für eine Spießerin. Dann belächle ich ihre Familiengeschichten.
Es lohnt sich nicht aufzustehen. Wofür? Für wen? Die Zeit kann man auch im Bett totschlagen. Das könnte ich, wenn ich darin nicht noch einsamer wäre. Ich ziehe das Kopfkissen auf mein Gesicht und bohre die Nase hinein. Ich kann ihn noch riechen. Mein Körper ist noch klebrig von unserem Schweiß und das Kissen hat seinen Duft aufgesaugt. Das ist das, was mir an den Wochenenden bleibt, wenn er freitags bei mir war. Wenn er bei mir war! Wenn er Zeit hatte! Wenn er sich freimachen konnte von seiner Familie, dieser verdammten Familie, die ich achten muss, um ihn nicht gegen mich aufzubringen. Ein falsches Wort über seine kaltherzige Frau oder seine missratenen Kinder und ich kriege den Laufpass. Dann habe ich verloren. Aber ich will nicht verlieren. Deshalb liege ich am Wochenende hier und hadere mit meinem Schicksal. Alles in der Hoffnung, irgendwann mein Ziel zu erreichen. Dafür verleugne ich mich selbst. Ich mache keine Szenen, bin immer fröhlich, nie krank, aufgemotzt wie ein Mannequin und habe immer Zeit. Bin immer für ihn da, wenn er mich braucht.
Ich will mich nicht beschweren, schließlich liebe ich ihn und ich will ihn. Aber ich will ihn allein für mich und dafür tue ich alles. Bis jetzt hat es nicht geholfen. Noch vertraue ich auf die Zeit. Dabei fressen die einsamen Tage meine Lebensenergie auf. Wenn ich in den Spiegel sehe, dann steht da eine alternde Frau mit griesgrämigem Gesicht, eine unzufriedene, leidende Dirne. Eine, die zurückbleiben wird. Eine, die sich belügt. Der Spiegel lügt nicht. Aber ich lüge und er lügt. Wir lügen uns etwas zusammen. Berauben uns, in dem Irrglauben nur gemeinsam glücklich sein zu können und das uns das Schicksal so übel mitspielt. Das Schicksal ist in uns.
„Egal was passiert, du bist meine große Liebe“, sagt er immer zu mir. Ich höre das nur zu gerne. Dabei macht es mich traurig.
Einsamkeit kriecht mir unter die Haut. Sie breitet sich übel riechend in mir aus, dringt durch die Poren nach außen und hält andere auf Abstand, vor allem wenn es Männer sind. Einsamkeit riecht einfach nicht gut. Sie zerreißt meine Lebensenergie in Fetzen, läst mich trostlos im Wind wehen. Sommersonne wird zum Flammenwerfer, Kindergeschrei zu höhnischem Gelächter der Wochenenddämone. Ein paar Worte mit ihm würden helfen. Nur ein paar Worte, das würde schon reichen, aber das geht nicht. Seine Frau benutzt sein Handy. Sie käme uns auf die Schliche. Also verstecke ich mich, bis es Montag wird, bis er mir im Flur über den Weg läuft, bis er mir einen Blick zuwirft, mich kurz im Fahrstuhl berührt. Wir sind ein heimliches Paar. Die Heimlichkeit ist prickelnd, nicht das Schicksal, das es bedeutet.
Ich lebe für ihn. Werde älter darüber und noch einsamer. Bis er mich fallen lässt. Bis dahin übe ich die Wochenenddepression, dann wird sie mich auch noch montags bis freitags begleiten. Dann wird es zu spät sein für eine neue, für eine unbeschwerte Liebe. Ich werde mir die Zeit mit ihm nicht verzeihen, denn sie hat mich die Zukunft gekostet.
Aber am Montag werde ich wieder fröhlich aufstehen, mein schönstes Lächeln anknipsen und ihm auf der Treppe begegnen. Keinen Gedanken werde ich mehr an das vergangene Wochenende verschwenden. Ich werde die Frau sein, die er erwartet. Mein Blick wird ihn einladen, da weiter zu machen, wo wir am Freitag aufgehört haben. Ich muss es einfach tun!