Der Gott im Gruße
"Grüß Gott!", sagen zwei Menschen zueinander. Je nach Situation heißt dies entweder nichts oder alles. Zwei Menschen begegnen sich in einem Treppengehäuse. An der Stelle geht es zwölf Stockwerke hinauf und zwölf Stockwerke hinab. Der Fahrstuhl ist an diesem Tag kaputt, und der hinabeilende Mensch grüßt eher flüchtig, während der Mensch, der hinaufsteigt, dankbar um die Pause erst einmal stehenbleibt. Schon von unten hörte er die herabeilenden Schritte. Jetzt hört er, wie sie sich allmählich entfernen. Und wie der Mensch weitersteigt, wundert er sich darüber - über dieses allmähliche Vergehen der Eile.
Zwei Menschen treffen sich auf einer Straße, beide sind sich nicht bekannt, es ist Nachmittag, sagen wir im späten Januar, schon hat die Dämmerung begonnen, sie fällt rasch, die Straße ist lang, und während die Menschen sich begegnen, wird es allmählich dunkel, beinah zusehends mit jedem Schritt. Die gelben Straßenlampen heben sich hervor, in den Fenstern erscheinen die Zimmerlichter, allerorten sonst tauchen die Dinge in die Dunkelheit. Zwei Menschen begegnen sich auf einer Straße, beide Gestalten rücken ins Zwielicht, aber da sie sich begegnen, finden sie den Gruß, und versichert über die Anwesenheit des anderen, trennen sie sich um vieles leichter.
Es scheint eine seltsame Sache um das Grüßen. Noch mehr wohl um den Gott, den man hier und da erwähnt. Dem Umgangston nach, heißt dieser Gott im Gruße nichts, dem Eigentlichen aber, dem er gilt, also dem Lebendigen Umraum, oder also dem Leben, anscheinend alles.
Der glücklichste Mensch ist vielleicht der, der grüßen kann, dem die Sache des Grüßens nicht fern liegt. Denn er weiß, wie die Worte bestellt sind; er weiß um die "Bestellung des Geistes". Er kann aus der Erscheinung die Substanz des Eigentlichen erkennen, und also gelingt es ihm selbst durch Unwegsames den Überblick zu behalten, gleich so, als hätte er für alle mögliche Welt eine ausführliche Landkarte zur Hand.
Der beste Mensch ist der, der grüßen kann! Was soll ihm noch geschehen? Er weiß sich selbst zu erhalten, indem er das erhält, was in den Dingen verborgen liegt. Aber der schlechteste Mensch, das wird wohl der, der das Grüßen verliert. Denn er weiß sich nicht zu erhalten, er verliert den "Treffpunkt" aus den Augen, und bald schlingert er durch die absurdesten Dinge, durch welcher unser Mensch-im-Geist mit Leichtigkeit geht.
Dem Menschen, der das Grüßen verlor, werden die kleinsten Dinge, auf unsrer Landkarte kaum verzeichnet, zur absurden Wohnung, und er lebt dort einem Tropfen gleich, welcher zwar dem berühmten "Meer des Ganzen" entstammt, aber doch verloren ist. Zugespitzt, in seinem Tropfendasein in die große Himmelsleere, blickt er aus seinem kleinen Fenster - es waren andere Zeiten davor, vor dem Häuschen war einmal nicht dieser Streif, aber da der Mensch-der-den-Gruß-verlor den Gruß verlor, weiß der Mensch-der-den-Gruß-verlor davon nicht.
Dem Menschen, der den Gruß verlor, wird leichthin, was dem Menschen, der den Geist noch weiß, keines ist, zur Welt. Die Sache um das ganze scheint der Ort zu sein. Der Mensch-im-Geist weiß zu verorten, während der Mensch-ohne aus den Worten, und aus allem Geschehen, nur noch die Stelle erkennt.
Die Sache ist also der Ort. Und wer den Gruß noch weiß, erkennt den Ort; da mag er noch so abschweifig sein, oder vielmehr sind es die Worte, auch wenn sie wehen, oder seltsamer: wenn sie riechen: Dem Mensch-ohne werden sie ein Gestank!, dem Menschen aber im Geist, der weiß, ein Duft.
(für Novalis, der bald wieder Geburtstag hat)
Der Gott im Gruße
- Thomas Milser
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- Geschlecht:
Peter,
das ist ein solch phantastisch beobachteter und umgesetzter Text, dass mir erstmal kein gescheiter Kommentar einfällt. Ich meine, unterwegs einen Tipp- und einen Bezugsfehler am Rande registriert zu haben, den ich aber jetzt nicht zu suchen mich anschicken mag. Das spottete der Ergriffenheit Hohn.
Die Orte und Szenarien, die du konstruierst, bauen sich mir unverzüglich auf (das Treppenhaus, die Straße, das Innere), weil sie bekannt sind, alltäglich. Aber nicht reflektiert bei uns. Anscheinend.
Wieso grüße ich im Vorbeigehen den Menschen nicht, dem ich schon zig-mal begegnet bin, wenn ich in der Großstadt wohne? Wieso mache ich das in einem Dorf instinktiv, obwohl ich hier gänzlich fremd bin? Du schlägst hier ein Kapitel auf, das viel zu sorglos oder bisher gar nicht behandelt wurde, einen latenten Gedanken laut. In einer wunderbaren Sprache.
Derer ich jetzt erstmal -los bin.
Sie hören später noch einmal von mir.
Ganz weit vorn, Herr Peter.
Tom
edit:
"...wundert er sich darüber - über dieses allmähliche Vergehen der Eile."
Das ist ein ganz feiner Satz. Schön zu wissen, dass bei dir sowas keine Phrase ist.
das ist ein solch phantastisch beobachteter und umgesetzter Text, dass mir erstmal kein gescheiter Kommentar einfällt. Ich meine, unterwegs einen Tipp- und einen Bezugsfehler am Rande registriert zu haben, den ich aber jetzt nicht zu suchen mich anschicken mag. Das spottete der Ergriffenheit Hohn.
Die Orte und Szenarien, die du konstruierst, bauen sich mir unverzüglich auf (das Treppenhaus, die Straße, das Innere), weil sie bekannt sind, alltäglich. Aber nicht reflektiert bei uns. Anscheinend.
Wieso grüße ich im Vorbeigehen den Menschen nicht, dem ich schon zig-mal begegnet bin, wenn ich in der Großstadt wohne? Wieso mache ich das in einem Dorf instinktiv, obwohl ich hier gänzlich fremd bin? Du schlägst hier ein Kapitel auf, das viel zu sorglos oder bisher gar nicht behandelt wurde, einen latenten Gedanken laut. In einer wunderbaren Sprache.
Derer ich jetzt erstmal -los bin.
Sie hören später noch einmal von mir.
Ganz weit vorn, Herr Peter.
Tom
edit:
"...wundert er sich darüber - über dieses allmähliche Vergehen der Eile."
Das ist ein ganz feiner Satz. Schön zu wissen, dass bei dir sowas keine Phrase ist.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
Hallo Peter,
ich habe Probleme mit dem Text.
Sprachlich hab ich nichts zu meckern, im Gegenteil: Da sind schöne Beobachtungen dabei, feinziseliert etc... aber für mich klingt er wie eine Predigt, und am Ende wird die Unterscheidung um Gut und Böse bzw. gute und böse Menschen aus dem Hut gezaubert, obwohl die Argumentation - denn es will doch eine Argumentation sein? - für mich nicht stimmt.
Die Botschaft stört mich daran.
Außerdem - aber das ist keine Kritik, nur eine Feststellung - ist es quasi ein süddeutscher Text, denn weiter nördlich sagt kein Mensch Grüß Gott, sondern Guten Tag, Hallo oder Hey.
Dies meine ich zwar als Feedback einer der "schlechtesten" Menschen (also derjenigen, die selten ein "Grüß Gott" im Munde führen), aber überhapt nicht böse .-)
lg
klara
ich habe Probleme mit dem Text.
Sprachlich hab ich nichts zu meckern, im Gegenteil: Da sind schöne Beobachtungen dabei, feinziseliert etc... aber für mich klingt er wie eine Predigt, und am Ende wird die Unterscheidung um Gut und Böse bzw. gute und böse Menschen aus dem Hut gezaubert, obwohl die Argumentation - denn es will doch eine Argumentation sein? - für mich nicht stimmt.
Die Botschaft stört mich daran.
Außerdem - aber das ist keine Kritik, nur eine Feststellung - ist es quasi ein süddeutscher Text, denn weiter nördlich sagt kein Mensch Grüß Gott, sondern Guten Tag, Hallo oder Hey.
Dies meine ich zwar als Feedback einer der "schlechtesten" Menschen (also derjenigen, die selten ein "Grüß Gott" im Munde führen), aber überhapt nicht böse .-)
lg
klara
Hallo Peter,
mich erinnert der Text ein wenig an die verquaste Terminologie Heideggers, den ich gottlob
nie gelesen habe. Er hätte es vermutlich als Sein-zum-Gruße oder vielmehr als Sein-im-Gruße formuliert ..
Ich persönlich halte es mit dem Gruß, gerade auch was Frauen anbetrifft, eher mit der Willensmetaphysik Schopenhauers und also grüße ich die Damen mit einem schlichten "Alles fit im Schritt?" und gehe meiner Wege!
Und dann gibt es da noch Michael, der, von einem Irrtum zurückgekehrt, heute niemanden mehr grüßt, dafür aber auf den Zug wartet, der niemals kommen wird, welches ja die Kardinaltugend schlechthin ist, das ewige Prinzip Hoffnung ..
"Waiting for the train that never comes", denke ich, wenn ich Michael sehe. Er ist mit der Zeit älter geworden und schaut doch immer noch aus wie ein kleiner Junge, wie er dort steht, an der Station, die unvermeidliche Zigarette in der Hand, in seinem Hemd mit den Hosenträgern, so als hätte eine gute Mutter ihn liebevoll herausgeputzt für den großen Tag, ihm ein Brot geschmiert und vielerlei Süßigkeiten in die Schultüte gepackt, ihm die Zuversicht gebend, dass auch sein Zug kommen werde, ihn an die Endstation seiner Sehnsucht zu bringen, dass ein guter Tag kommen werde, ihm ein kleines Glück zu bereiten, ihm ein Geschenk zu machen, wie eine Mutter ihrem Kind an seinem Geburstag ein Geschenk macht, denn das Gute siegt doch immer und dass sein Leben eine Schule sei, durch die er gehen müsse. Einschulung. "Er ist dünn geworden", denke ich, wie er dort steht zwischen all den Wartenden, die alle paar Minuten mit der Tramm in ihr Tagwerk und Leben fahren, in seinem Hemd mit den Hosenträgern, die unvermeidliche Zigarette in der Hand. Er steht schon immer dort, seit meiner Jugendzeit, an der Station, die unvermeidliche Zigarette in der Hand, ein Standbild, zeitlos herausgehoben aus dem Fluss der Bilder, der Menschen, die um ihn herum in den Zug einsteigen, nur er bleibt stehen, dort an der Station, die unvermeidliche Zigarette in der Hand. Michael ist ein Mensch, den sie "geistig zurückgeblieben" nennen und es ist schwierig sich mit ihm zu unterhalten, es ist beinahe unmöglich und auch ich beobachte ihn meist nur aus der Ferne. In seinen jüngeren Jahren hat Michael bei jeder Begegnung die anderen Menschen gegrüßt, beinahe so als sei er nie ein Fremder gewesen. "Guten Tag". Mittlerweile grüßt Michael nicht mehr. "Auch er ist durch die Schule des Lebens gegangen", denke ich, "auch er hat gelernt, auch er ist ent-täuscht" und ich finde ihn großartig, wie er dort steht, an der Station, in seinem Hemd mit den Hosenträgern, die unvermeidliche Zigarette in der Hand, wie ein kleiner Junge auf den Zug wartend, der niemals kommen wird, zurückgekehrt von einem Irrtum, seinem kindlich-naiven "Guten Tag" zu Menschen, die ihn für einen geistig Zurückgebliebenen halten, die ihn schon immer in diese Schublade gesteckt haben, die ihn niemals anerkannt, niemals in seinen Spiegel geschaut haben, um sich darin selbst zu erkennen, die sich in ihrem Mitleid über ihm gesehen haben, als führten sie ein anderes, ein glücklicheres Leben. "Waiting for the train that never comes", denke ich, wenn ich Michael sehe und lächle still.
LG
Nihil
mich erinnert der Text ein wenig an die verquaste Terminologie Heideggers, den ich gottlob
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Ich persönlich halte es mit dem Gruß, gerade auch was Frauen anbetrifft, eher mit der Willensmetaphysik Schopenhauers und also grüße ich die Damen mit einem schlichten "Alles fit im Schritt?" und gehe meiner Wege!

Und dann gibt es da noch Michael, der, von einem Irrtum zurückgekehrt, heute niemanden mehr grüßt, dafür aber auf den Zug wartet, der niemals kommen wird, welches ja die Kardinaltugend schlechthin ist, das ewige Prinzip Hoffnung ..
"Waiting for the train that never comes", denke ich, wenn ich Michael sehe. Er ist mit der Zeit älter geworden und schaut doch immer noch aus wie ein kleiner Junge, wie er dort steht, an der Station, die unvermeidliche Zigarette in der Hand, in seinem Hemd mit den Hosenträgern, so als hätte eine gute Mutter ihn liebevoll herausgeputzt für den großen Tag, ihm ein Brot geschmiert und vielerlei Süßigkeiten in die Schultüte gepackt, ihm die Zuversicht gebend, dass auch sein Zug kommen werde, ihn an die Endstation seiner Sehnsucht zu bringen, dass ein guter Tag kommen werde, ihm ein kleines Glück zu bereiten, ihm ein Geschenk zu machen, wie eine Mutter ihrem Kind an seinem Geburstag ein Geschenk macht, denn das Gute siegt doch immer und dass sein Leben eine Schule sei, durch die er gehen müsse. Einschulung. "Er ist dünn geworden", denke ich, wie er dort steht zwischen all den Wartenden, die alle paar Minuten mit der Tramm in ihr Tagwerk und Leben fahren, in seinem Hemd mit den Hosenträgern, die unvermeidliche Zigarette in der Hand. Er steht schon immer dort, seit meiner Jugendzeit, an der Station, die unvermeidliche Zigarette in der Hand, ein Standbild, zeitlos herausgehoben aus dem Fluss der Bilder, der Menschen, die um ihn herum in den Zug einsteigen, nur er bleibt stehen, dort an der Station, die unvermeidliche Zigarette in der Hand. Michael ist ein Mensch, den sie "geistig zurückgeblieben" nennen und es ist schwierig sich mit ihm zu unterhalten, es ist beinahe unmöglich und auch ich beobachte ihn meist nur aus der Ferne. In seinen jüngeren Jahren hat Michael bei jeder Begegnung die anderen Menschen gegrüßt, beinahe so als sei er nie ein Fremder gewesen. "Guten Tag". Mittlerweile grüßt Michael nicht mehr. "Auch er ist durch die Schule des Lebens gegangen", denke ich, "auch er hat gelernt, auch er ist ent-täuscht" und ich finde ihn großartig, wie er dort steht, an der Station, in seinem Hemd mit den Hosenträgern, die unvermeidliche Zigarette in der Hand, wie ein kleiner Junge auf den Zug wartend, der niemals kommen wird, zurückgekehrt von einem Irrtum, seinem kindlich-naiven "Guten Tag" zu Menschen, die ihn für einen geistig Zurückgebliebenen halten, die ihn schon immer in diese Schublade gesteckt haben, die ihn niemals anerkannt, niemals in seinen Spiegel geschaut haben, um sich darin selbst zu erkennen, die sich in ihrem Mitleid über ihm gesehen haben, als führten sie ein anderes, ein glücklicheres Leben. "Waiting for the train that never comes", denke ich, wenn ich Michael sehe und lächle still.
LG
Nihil
Zuletzt geändert von Nihil am 09.02.2007, 12:43, insgesamt 1-mal geändert.
Lieber Peter,
bei diesem Text finde ich interessant, wie er sich mir nach und nach zu entziehen versucht und ihm das zunehmend (vom Anfang bis zum Ende hin) gelingt. Es kommt mir vor, als spiegele sich darin etwas von dem wider, was Du über das Grüßen schreibst. Oder als ereigne sich das, was Du in der „Szene in der Dämmerung“ beschreibst; „allerorten sonst tauchen die Dinge in die Dunkelheit“.
Ich lese es so, dass der Gruß als spezielle Form des Wortes hier als eine Art „Metapher“ steht für eine Art „Schlüssel zur Welt“, mit dem man sich in derselben „beheimaten“ kann, Zusammenhänge aufspüren kann, das Ganze sehen kann.
Diese Möglichkeit/Fähigkeit ist den anderen (die den Gruß nicht mehr kennen) mit dem Gruß verloren gegangen, so dass sie selbst in der Welt verloren sind oder sich zumindestens so fühlen.
Ich finde es spannend, dass Du das Ganze am „Gruß“ festmachst, ich denke, da ist was Wahres dran.
Ich rätsele noch, warum Du es in dieser Kategorie eingestellt hast, vielleicht gibst Du mir einen Tipp.
Das habe ich gern gelesen.
Liebe Grüße
leonie
P.S. Nihil, Deinen Text habe ich auch gern gelesen, willst Du ihn nicht als eigenes Thema einstellen, damit man ihn gesondert kommentieren kann?
bei diesem Text finde ich interessant, wie er sich mir nach und nach zu entziehen versucht und ihm das zunehmend (vom Anfang bis zum Ende hin) gelingt. Es kommt mir vor, als spiegele sich darin etwas von dem wider, was Du über das Grüßen schreibst. Oder als ereigne sich das, was Du in der „Szene in der Dämmerung“ beschreibst; „allerorten sonst tauchen die Dinge in die Dunkelheit“.
Ich lese es so, dass der Gruß als spezielle Form des Wortes hier als eine Art „Metapher“ steht für eine Art „Schlüssel zur Welt“, mit dem man sich in derselben „beheimaten“ kann, Zusammenhänge aufspüren kann, das Ganze sehen kann.
Diese Möglichkeit/Fähigkeit ist den anderen (die den Gruß nicht mehr kennen) mit dem Gruß verloren gegangen, so dass sie selbst in der Welt verloren sind oder sich zumindestens so fühlen.
Ich finde es spannend, dass Du das Ganze am „Gruß“ festmachst, ich denke, da ist was Wahres dran.
Ich rätsele noch, warum Du es in dieser Kategorie eingestellt hast, vielleicht gibst Du mir einen Tipp.
Das habe ich gern gelesen.
Liebe Grüße
leonie
P.S. Nihil, Deinen Text habe ich auch gern gelesen, willst Du ihn nicht als eigenes Thema einstellen, damit man ihn gesondert kommentieren kann?
zunächst einmal finde ich deine ausdrucksart ganz besonders. sie hat klasse, stil, geht nicht ohne berührung an einem vorbei. selbst, wenn dein text wesentlich inhaltsleerer wäre, würde dein text mich ansprechen. so eine macht hat diese art, zu formulieren.
speziell hier würde ich mir wünschen, wo die gedanken ohnehin sich ineinander verzahnen, ja, sich nahezu verzetteln, durch kürzere sätze den leser nicht allzu sehr zu verwirren. allerdings weiß ich nicht, ob - ich sag das jetzt mal ein wenig zugespitzt - der zauber deines ausdrucks dadurch verlieren würde. humoristisch ist dieser text für mich allerdings nicht so sehr.
ich mag diese ziselierten gedanken, das auseinandersetzen mit diesen scheinbar völlig belanglosen dingen. es ist ein essay. und erinnert mich (das meine ich nur positiv) an mitternächtliche lesungen im tv durch has joachim kuhlenkampff, seinerzeit. der texte, kurze betrachtungen nahmhafter schriftsteller vortrug. von homer bis camus und anderen. vielleicht ist es auch das manchmal absolute wie "der beste mensch ist der....." etc...
den gleichen beitrag könnte ich im übrigen genauso und da noch dringender im "verschwundenen zwischenraum" posten.
lieben gruß: Niko
speziell hier würde ich mir wünschen, wo die gedanken ohnehin sich ineinander verzahnen, ja, sich nahezu verzetteln, durch kürzere sätze den leser nicht allzu sehr zu verwirren. allerdings weiß ich nicht, ob - ich sag das jetzt mal ein wenig zugespitzt - der zauber deines ausdrucks dadurch verlieren würde. humoristisch ist dieser text für mich allerdings nicht so sehr.
ich mag diese ziselierten gedanken, das auseinandersetzen mit diesen scheinbar völlig belanglosen dingen. es ist ein essay. und erinnert mich (das meine ich nur positiv) an mitternächtliche lesungen im tv durch has joachim kuhlenkampff, seinerzeit. der texte, kurze betrachtungen nahmhafter schriftsteller vortrug. von homer bis camus und anderen. vielleicht ist es auch das manchmal absolute wie "der beste mensch ist der....." etc...
den gleichen beitrag könnte ich im übrigen genauso und da noch dringender im "verschwundenen zwischenraum" posten.
lieben gruß: Niko
Eine so verschiedene Durchdringung habe ich selten gelesen. Mir scheint, als hätte jeder von euch eine andere Tür am Text geöffnet. Und trotzdem kommen die Gedanken irgendwo zusammen. Ja, es geht um das Phänomen des Grußes, das aber noch viel ausführlicher zu behandeln wäre. Es wird ein Kapitel aufgeschlagen, wie Tom sagt, und wenn man nur wollte, könnte es das eine eines dicken Wälzers sein, der dann heißen würde: DAS GRUSSVERHALTEN DES MENSCHEN DURCH DIE GESCHICHTE, VON DER URZEIT BIS ZUR SPÄTZEIT. Vielleicht wäre sogar eine Forschung möglich, ein Studiengang; es gäbe Studenten des Grußes. "Und was studierst du?" - "Ich studiere den Gruß!" Denn es gibt dieses Grußverhalten! Klara sagt zum Beispiel, nur im Süddeutschen sage man "Grüß Gott!". Weiter nördlich sage man eher "Guten Tag". Aber auch das hat eine Geschichte, und spiegelt eine Auffassung wider. "Guten Tag" sagen die Protestanten, weil sie sich im Tag erkennen usw. Und all die anderen Phänomene des Grußes! Zum Beispiel der "Sonntagsgruß" morgens um acht in den Großstädten, wenn die Straßen noch schlafen, man grüßt sich - nur eine Stunde später aber, oder nur eine halbe Stunde, grüßt man sich nicht mehr. Das Erkennen ist weg...
So könnte man den Text sehen, kolumnenhaft dann eher... Eine andere Ansicht wäre die Predigt, dem Motiv des Guten und Bösen nach. Oberflächlich ist dieses Muster da, aber, wie ich glaube, Klara, versucht der Text doch auszuweichen. Er spricht ja nicht vom Bösen. Er spricht vom Schlechten. Und das Schlechte wird das (es wird), was schlecht mit dem Leben verfährt.
Und noch eine Ansicht! von Leonie. Ich glaube, du, Leonie, bist am weitesten vorgedrungen.
Mir scheint, der Text hat dich gegrüßt!
Und noch eine Ansicht! Das "Sein im Gruße". Ein Heidegger-Blick. Ja, ich glaube auch, dem Alten hätte das gefallen. Ach, Heidegger! Heidegger! Heidegger... Heidegger? H-e-i-d-e-g-g-e-r.... H-E-? h? ? (Deinen Mich-ael-Text, Nihil, habe ich sehr gerne gelesen.)
Ich fühle mich beschenkt. Und danke auch dir, Niko. Du wünscht dir kürzere Sätze, die, vielleicht, den Leser näher/ mehr an der Hand führen würden, was ich verstehen würde, wenn es nicht in meinem perfiden Hintergrund eben darum ginge. Auch bezogen auf den Zwischenraum-Text. Eigentlich will ich ja, dass der Leser das Wort aus den Augen verliert. Ich suche "die Kontur des Wortes" zu übersteigern, sodass plötzlich dem Leser nichts anderes übrig bleibt als sich dem Raum des Wortes zu widmen. Ein übertriebenes Beispiel: Es sollen Gebirgszüge gezeichnet werden, mit all ihren verschiedenen, aber doch feinen Brüchen, so lange, bis das Auge "abfällt", aus der Höhe endlich in die Schluchten, Täler, Waldhänge und Seen des eigentlichen Sehens!
Ein katharsisches Motiv. Zumindest als Ideal.
Liebe Grüße an euch!
Peter
So könnte man den Text sehen, kolumnenhaft dann eher... Eine andere Ansicht wäre die Predigt, dem Motiv des Guten und Bösen nach. Oberflächlich ist dieses Muster da, aber, wie ich glaube, Klara, versucht der Text doch auszuweichen. Er spricht ja nicht vom Bösen. Er spricht vom Schlechten. Und das Schlechte wird das (es wird), was schlecht mit dem Leben verfährt.
Und noch eine Ansicht! von Leonie. Ich glaube, du, Leonie, bist am weitesten vorgedrungen.
Ich lese es so, dass der Gruß als spezielle Form des Wortes hier als eine Art „Metapher“ steht für eine Art „Schlüssel zur Welt“, mit dem man sich in derselben „beheimaten“ kann, Zusammenhänge aufspüren kann, das Ganze sehen kann.
Mir scheint, der Text hat dich gegrüßt!
Und noch eine Ansicht! Das "Sein im Gruße". Ein Heidegger-Blick. Ja, ich glaube auch, dem Alten hätte das gefallen. Ach, Heidegger! Heidegger! Heidegger... Heidegger? H-e-i-d-e-g-g-e-r.... H-E-? h? ? (Deinen Mich-ael-Text, Nihil, habe ich sehr gerne gelesen.)
Ich fühle mich beschenkt. Und danke auch dir, Niko. Du wünscht dir kürzere Sätze, die, vielleicht, den Leser näher/ mehr an der Hand führen würden, was ich verstehen würde, wenn es nicht in meinem perfiden Hintergrund eben darum ginge. Auch bezogen auf den Zwischenraum-Text. Eigentlich will ich ja, dass der Leser das Wort aus den Augen verliert. Ich suche "die Kontur des Wortes" zu übersteigern, sodass plötzlich dem Leser nichts anderes übrig bleibt als sich dem Raum des Wortes zu widmen. Ein übertriebenes Beispiel: Es sollen Gebirgszüge gezeichnet werden, mit all ihren verschiedenen, aber doch feinen Brüchen, so lange, bis das Auge "abfällt", aus der Höhe endlich in die Schluchten, Täler, Waldhänge und Seen des eigentlichen Sehens!
Ein katharsisches Motiv. Zumindest als Ideal.
Liebe Grüße an euch!
Peter
Lieber Peter,
wieder einmal eine tolle (schön und ver-rückt) Sprache, schon gleich der erste Satz mit dem herrlichen Einschub des Treppengehäuses, gefällt mir sehr. Schön, dann auch die Beobachtung, dass sich die beiden in dem Moment treffen, in dem die Technik streikt, noch dazu ganz unauffällig in eine heitere Beobachtung (nach oben und nach unten gehen @Puste) eingeflochten.
Der zweite Gruße dann resultierend aus gegenseitigen Verdächtigungen/Verlegenheiten (machen das nur Männer?) bzw. aus einer gleichzeitigen Unsicherheit im hereinbrechenden Dunkel.
Beide "Beispiele" sind der Eile enthoben und eignen sich somit besonders (mehr als die unbewussteren) dann anschzuschließen...:
Mit diesem Auftakt schwingt der Text dann in die allgemeine Betrachtung, die man genau der Schnittstelle entnehmen kann, wenn sich zwei Menschen grüßen, der Gruß nämlich ist eine magische Nahtstelle, genährt aus vielerlei auch Alltagsbrei sogenannter Routine und Leere und tatsächlichem "Verstehen" (in jedem oder besonderen ("rousseauischen") Momenten, das darin und extra davon schwingt - nämlich nicht zum Tropfen zu werden, sondern bei den anderen zu bleiben, so lese ich das Thema.
(ich müsste an dieser Stelle noch ausführlicher werden, Soziologie, Anthropologie und Religion* und vielerlei mehr bemühen, aber ich mag es nicht, dein Text sagt das alles) um den Bogen zu spannen zu...~:
Und so ist es ganz ernst gemeint, dass im Moment des Grußes Gott schwebt! Aber natürlich auch ganz unernst. Und das gefällt mir so unglaublich gut, weil es echt ist, weil es stimmt.
Zu gerne hätte ich dann noch die Pointe zu Novalis verstanden, aber leider bin ich zu ungebildet, obwohl ich dachte, über diesen Herrn schon ein bisschen was zu wissen. * hat das, worauf das Sternchen verweist damit zu tun?
Ein magischer Text!
Liebe GRÜßE!
Lisa
Lieber Tom,
wir hatten dieses Thema sogar schon mal (ganz anders/ähnlich) im Salon! (Frag mich nicht, warum ich mich daran erinnere
), von hwg nämlich:
wieder einmal eine tolle (schön und ver-rückt) Sprache, schon gleich der erste Satz mit dem herrlichen Einschub des Treppengehäuses, gefällt mir sehr. Schön, dann auch die Beobachtung, dass sich die beiden in dem Moment treffen, in dem die Technik streikt, noch dazu ganz unauffällig in eine heitere Beobachtung (nach oben und nach unten gehen @Puste) eingeflochten.
Der zweite Gruße dann resultierend aus gegenseitigen Verdächtigungen/Verlegenheiten (machen das nur Männer?) bzw. aus einer gleichzeitigen Unsicherheit im hereinbrechenden Dunkel.
Beide "Beispiele" sind der Eile enthoben und eignen sich somit besonders (mehr als die unbewussteren) dann anschzuschließen...:
Mit diesem Auftakt schwingt der Text dann in die allgemeine Betrachtung, die man genau der Schnittstelle entnehmen kann, wenn sich zwei Menschen grüßen, der Gruß nämlich ist eine magische Nahtstelle, genährt aus vielerlei auch Alltagsbrei sogenannter Routine und Leere und tatsächlichem "Verstehen" (in jedem oder besonderen ("rousseauischen") Momenten, das darin und extra davon schwingt - nämlich nicht zum Tropfen zu werden, sondern bei den anderen zu bleiben, so lese ich das Thema.
(ich müsste an dieser Stelle noch ausführlicher werden, Soziologie, Anthropologie und Religion* und vielerlei mehr bemühen, aber ich mag es nicht, dein Text sagt das alles) um den Bogen zu spannen zu...~:
Und so ist es ganz ernst gemeint, dass im Moment des Grußes Gott schwebt! Aber natürlich auch ganz unernst. Und das gefällt mir so unglaublich gut, weil es echt ist, weil es stimmt.
Zu gerne hätte ich dann noch die Pointe zu Novalis verstanden, aber leider bin ich zu ungebildet, obwohl ich dachte, über diesen Herrn schon ein bisschen was zu wissen. * hat das, worauf das Sternchen verweist damit zu tun?
Ein magischer Text!
Liebe GRÜßE!
Lisa
Lieber Tom,
wir hatten dieses Thema sogar schon mal (ganz anders/ähnlich) im Salon! (Frag mich nicht, warum ich mich daran erinnere
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Plötzlich Menschen
Auf den breiten Straßen der Städte laufen die Leute aneinander vorbei und sagen zueinander nichts. Was sollen sie auch sagen? Man kann nicht allen, die entgegenkommen, einen guten Tag wünschen oder mit "Mahlzeit" grüßen.
Anders sieht die Sache für den aus, der draußen am Land wandert und dem ein Wandersmann oder eine Wandersfrau begegnet. So fremd sie einander dann auch sein mögen, es wird zugenickt und Grüß Gott gesagt.
Hinter dem Haus, in dem ich wohne, gibt es einen schmalen Verbindungsweg, der an einige Schreibergärten vorbei zur Hauptstraße führt.
Auch da grüßen die Leute, die zweihundert Meter weiter auf der Straße wieder wortlos werden. Auf den einsamen Wegen zeigt sich, dass wir eigentlich doch ganz nette Zeitgenossen sind und gar nicht so verstockt und grantig, wie wir manchmal hingestellt werden.
Auf den einsamen Wegen zeigt sich, dass wir selber auch ein bisschen einsam und deshalb froh sind, wenn wir einen freundlichen Gruß erweisen können.
Auf dem Land werden aus vielen Leuten plötzlich Menschen.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Lisa,
ich glaube du bist Novalis auf der Spur, indem du schreibst:
?
nanu, wo ist es jetzt hin?
Hast du nicht von einer Note geschrieben, die eingewoben wird?
bezogen auf das Treppengehäuse...
Da dachte ich gleich: Ja!
Novalis war auch ein Noteneinweber.
Aber wo ist das jetzt hin.
Schön auch deine Erwähnung der Landschaften wie zum Beispiel...
...mh
Hast du nicht etwas von Irland erzählt?
Du hast doch eine rote Tür beschrieben, oder?
Ist das auch gelöscht?
"Mit diesem Auftakt schwingt der Text..." Achso.
Danke, liebe Lisa, für den schönen Spiegel!
(Ein Spiegel?)
Die Sache ist der Ort.
(ja, man muss ver-rückt sein, um die Orte zu sehen.
die Orte?
allgemein gesehen, leider nicht.)
Liebe Grüße,
Peter
ich glaube du bist Novalis auf der Spur, indem du schreibst:
?
nanu, wo ist es jetzt hin?
Hast du nicht von einer Note geschrieben, die eingewoben wird?
bezogen auf das Treppengehäuse...
Da dachte ich gleich: Ja!
Novalis war auch ein Noteneinweber.
Aber wo ist das jetzt hin.
Schön auch deine Erwähnung der Landschaften wie zum Beispiel...
...mh
Hast du nicht etwas von Irland erzählt?
Du hast doch eine rote Tür beschrieben, oder?
Ist das auch gelöscht?
"Mit diesem Auftakt schwingt der Text..." Achso.
Danke, liebe Lisa, für den schönen Spiegel!
(Ein Spiegel?)
Die Sache ist der Ort.
(ja, man muss ver-rückt sein, um die Orte zu sehen.
die Orte?
allgemein gesehen, leider nicht.)
Liebe Grüße,
Peter
Lieber Peter,
ach, ich ahnte ja schon in deinen Traum vom blauen Salon, dass du mich zu großzügig beträumt hast, jetzt sehe ich, ich hatte vollkommen Recht! So etwas aber auch, da machst du mich ja auf mich selbst etwas neidisch. Aber mit dem Neid auf sich selber, so habe ich erfahren, ist es ganz anders als mit dem Neid auf andere. Und fast habe ich das Gefühl, das ist auch das gnaze geheimnis um Narziss und auch wenn Unheil daraus entsprang, so doch nicht nur...
wie auch in diesem Fall...
(für diesen Fall also war dieses Photo gut)

Ich hoffe, das nächste Mal ist der Eigenneid sogroß, dass es mir möglich ist, die Noten zu verbildern
Liebe Grüße (deine Antwort war eine gute Antwort),
Lisa
ach, ich ahnte ja schon in deinen Traum vom blauen Salon, dass du mich zu großzügig beträumt hast, jetzt sehe ich, ich hatte vollkommen Recht! So etwas aber auch, da machst du mich ja auf mich selbst etwas neidisch. Aber mit dem Neid auf sich selber, so habe ich erfahren, ist es ganz anders als mit dem Neid auf andere. Und fast habe ich das Gefühl, das ist auch das gnaze geheimnis um Narziss und auch wenn Unheil daraus entsprang, so doch nicht nur...
wie auch in diesem Fall...
(für diesen Fall also war dieses Photo gut)

Ich hoffe, das nächste Mal ist der Eigenneid sogroß, dass es mir möglich ist, die Noten zu verbildern

Liebe Grüße (deine Antwort war eine gute Antwort),
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
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