Postkarte aus Straßburg

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
fangorn

Beitragvon fangorn » 14.02.2006, 16:20

Hallo, das sollte eigentlich eine Postkarte sein.
Eine Postkarte aus Straßburg.



Warum ich dir anstatt dessen einen Brief schreibe, und was ich eigentlich in Frankreich gemacht habe will ich dir schildern.
Es war einmal gestern ein armer, frierender Onlineshopmitarbeiter und Kellner ohne kleinen Zeh am rechten Fuß. Er war glücklich, warum wusste er selber nicht genau. Es ging ihm einfach gut. Nennen wir ihn Thomas.
Er stand an diesen Morgen auf, mit einem Gefühl in der Magengegend, welches ihm schon das ein oder andere Mal angekündigt hatte: Es wird ein besonderer Tag. Sein Gespür sollte ihn nicht trügen. Der Tag begann so wie eigentlich alle Tage in seinem derzeitigen Leben. Der Wecker versuchte Thomas aus seinem Tiefschlaf zu reißen - vergeblich.
Sein Mitbewohner weckte ihn in etwa eine Stunde später mit der guten Nachricht, das sie jetzt Internet in der Wohngemeinschaft hätten. Den restlichen Vormittag verbrachte Thomas damit, die Zugangsdaten zu organisieren um danach in der Netzwelt seine Spuren hinterlassen zu können. Was er auch tat - bis zwölf Uhr, denn zu dem Zeitpunkt machte er sich gemütlich auf den Weg in die Arbeit.
Im Endeffekt war Thomas eine halbe Stunde zu früh da, was ihm wenig ausmachte, so konnte er sich noch mit dem Koch des Restaurants, in dem er Abends kellnern musste, unterhalten Sein Name Jonas, er ist ein guter Freund von ihm. Um halb Zwei nachmittags - Arbeitsbeginn. Es war ein ganz normaler Nachmittag, bis um vier Uhr. Es begab sich zu jener Zeit, das sein Chef und zwei Freunde von ihm in den Laden stürmten und das Internet beschlagnahmten. Natürlich nur im sprichwörtlichen Sinn, also metaphorisch gesehen.
Sie suchten eine Zugverbindung nach Paris - dorthin mussten die Freunde seines Chefs.
Die drei unterhielten sich noch länger mit gewaltigen Gesten in französischer Sprache. Thomas verstand nur Bahnhof und dachte sich nichts dabei - er freute sich schon insgeheim auf einen netten Abend, welchen er im Kreise seiner Mitbewohner und Freunde verbringen wollte.
Dann, am Abend, als er seinen Dienst als Kellner beginnen wollte erfuhr er etwas sehr unerwartetes. Sein Chef bat ihm mit nach Frankreich zu kommen. Er wollte seine Freunde nach Straßburg fahren und am Morgen dann koschere Lebensmittel für sein Restaurant und seinen Onlineshop kaufen. Mit dem Fahren, meinte Yaacov(so der Name des Vorgesetzten) würden wir uns abwechseln und um Mitternacht täte es losgehen.
Das war genau nach Thomas Geschmack - ein spontaner Kurztrip nach Frankreich mit ungewisser Schlafmöglichkeit und am nächsten Tag wieder arbeiten. Er sagte sofort zu und freute sich auf eine spannende Fahrt.
Da kam ihm eine Idee: er könnte ja seiner Ex-Freundin, welche ihm immer noch verdammt viel bedeutet, eine Postkarte schreiben. Die täte schauen, wenn sie eine Karte von ihm, aus Frankreich in den Händen hielte. Dachte er sich. Ihre Adresse war dann schnell organisiert. Ja, er musste sie organisieren. Thomas hatte sie zwar als SMS auf seinem Handy gespeichert aber in einem Anflug von kindlicher Dummheit, hatte er ihre Adresse, an dem Abend, an dem sie sich trennten, gelöscht.
Weiter mit der Geschichte: Um Viertel vor Mitternacht begann die kleine Odyssee.
Yaacov holte Thomas mit einem fast neuen Audi A6 Kombi ab und dann ging’s schnell auf die Autobahn in Richtung Straßburg. Thomas konnte noch schnell zwei Stunden Schlaf erwischen, bevor auf einer Autobahnraststätte ein Fahrerwechsel durchgeführt wurde. Er fuhr jetzt einem Morgen in Frankreich entgegen.
Ohne Zwischenfälle erreichte man das französische Land und tauchte ein in das nächtliche Straßburg. Der Bahnhof, an dem sie die Freunde seines Chefs rauslassen mussten öffnete erst um halb fünf Uhr früh. Das Problem dabei, sie befanden sich um halb vier schon am Bahnhof. Was tun bis der Bahnhof öffnet, bei Kälte und keiner Möglichkeit einen Café zu trinken??? Richtig, frieren und warten. Die Zeit verging quälend und langsam, aber sie verging. Immerhin. Dann, um fünf waren die zwei Freunde in einem Zug nach Paris und Thomas suchte mit Yaacovs Hilfe ein Geschäft, in dem sie Koschere Lebensmittel kaufen wollten. Dieses wurde schnell gefunden, blöd dabei, es öffnete erst um acht Uhr Vormittag. Zufälligerweise war direkt vor dem Geschäft ein Parkplatz oder besser, ein Schlafplatz. Ein kalter zwar aber sie waren beide schon so müde, dass das egal war. Und zur Not konnte man ja noch den Motor und die dazugehörige Heizung einschalten.
Verkehrslärm weckte die beiden um halb Acht aus ihren unruhigen Schlaf.
Erst einmal aufstehen und danach einkaufen.
Es gab alles mögliche zu erwerben, nur kein Gulaschfleisch und keinen Truthahn. Ein kurzes Gespräch mit der Bedienung und sie wussten Bescheid, wo man diese Waren erstehen konnte.
Natürlich in zwei verschiedenen Läden und selbstverständlich am anderen Ende der Stadt. Zum Glück für unsere Helden hatte der Audi ein Navigationssystem. Gulasch und Truthahn waren dank diesem schnell gekauft. Zwischendurch wehte ihnen der Hauch von Nahrung in Form eines Schokocroissants durch den Mund, hinein in den Magen
Nächste Station - ein Lebensmittel und Bürobedarfsgroßhändler. Auch in Straßburg, aber wieder ganz woanders. Hier wurde Cous-Cous und eine Etikettiermaschine besorgt. Befanden sich diese Waren im Auto begann die letzte Etappe - der Weg nach Hause. Sie mussten sich beeilen, denn Yaacov hatte vor, um dreizehn Uhr wieder in München zu sein. Der Kindergarten sollte Essen geliefert bekommen und seine Kinder wollte er auch noch von der Schule abholen. Sie lagen aber gut in der Zeit.
Die Zeit war mit ihnen - das Navigationssystem nicht.
Ich vergaß zu erwähnen, das Yaacov, Jude französischer Herkunft ist. Er kann fließend französisch, hebräisch und englisch sprechen. Mit deutsch hapert es aber ein wenig. Du kannst dir also vorstellen, das es Schwierigkeiten gab, als eine Stauwarnung durchgegeben wurde und sie das Navigationssystem daraufhin durch eine unbekannte Stadt lotste. Mit jeder falsch abgebogenen Kreuzung wuchs der Frust und die Illusion, Pünktlich sein zu können schwand mit jedem verfahrenen Kilometer. Davon gab es viele. Thomas aber hatte seinen Laptop dabei und versuchte sich mit schreiben abzulenken. Was ihm gelang.
Der ungewollte Umweg wurde immer umwegiger, die Straßen verzwickter und die Erkenntnis, das man zu spät kommen würde bereitete sich im inneren des Audis aus. Schnell wurden wichtige Telefonate geführt, welche den schlimmsten Ernstfall verhinderten. Dank eines Taxis bekam der Kindergarten in letzter Minute sein Essen. Hundert hungrige Mäuler dankten dem Taxifahrer, der dann auch noch Yaacovs Kinder von der Schule abholte.
Im Endeffekt wurden in etwa anderthalb Stunden wertvolle Fahrzeit verschenkt, welche dem Taxifahrer ein paar Minuten seliger Ruhe, inmitten satter Kinder, brachte.
Sobald sie sich wieder auf der Autobahn befanden ging es wieder schnell weiter, immer weiter. Schneller und schneller fuhren sie, näher und näher kam sie, die Münchner Stadt.
Nachdem die Allianz-Arena passiert war, wussten sie beide, das es nicht mehr weit sein kann.
Jetzt sind sie endlich zuhause - natürlich nur im übertragenen Sinn, denn den beiden steht noch ein langer Arbeitstag bevor.

Und die Postkarte. Für die war keine Zeit, obwohl sie mir immer wieder im Hinterkopf herumgespukt ist.

Und immer noch spukt.

moana

Beitragvon moana » 14.02.2006, 17:23

Hey!

So, jetzt kommts ganz hart! Nein, nich so schlimm. Ich find die Geschichte thematisch amüsant. Ist ein interessantes und außergewöhnliches Thema, mit dem man sich aber dann auch sehr viel auseinandersetzen muss. Es gab da einige Punkte, die ich nicht ganz verstanden habe: Derjenige, der die Postkarte an einen Freund oder guten Bekannten (der Du-Bezug) schreibt, ist das Thomas? Wenn ja, wieso nennt er sich dann in der dritten Person? OK, das ist eventuell einfach als Veranschaulichung und Gag gedacht für den Leser. Zweitens: Wann hat Thomas denn die Postkarte, bzw. den Brief geschrieben? Im Auto, als er anfing auf seinem Laptop zu schreiben? Oder als er dann wieder zu Hause war? Und wieso ist es dann eine Postkarte AUS Straßburg, wenn er dann gar nicht mehr in Straßburg war? :-s Das hab ich irgendwie auch nich so ganz gekriegt. Drittens: Du hast geschrieben, dass um halb zwei Arbeitsbeginn ist. Später hast du geschrieben: <<Dann, am Abend, als er seinen Dienst als Kellner beginnen wollte,....>>. Halb zwei ist doch nicht Abend?? Oder meintest du "beenden"? Außerdem hat mich der plötzliche Wechsel in "...Würden WIR uns abwechseln.." verwirrt. Wieso auf einmal wir? Das passt nicht oder? Ok, einen hab ich noch, dann is gut :mrgreen: . Und zwar kam für mich nicht ganz raus, was das Navigationssystem mit dem jüdisch-französischen Chef zu tun hat, der kaum Deutsch kann...? Jaaa. Das sins so ein paar kleine Punkte, die für mich noch ein wenig unklar sind, aber ansonsten find ich die Idee, das ganze als Postkarte oder Brief zu gestalten richtig gut!!

Grüßerl, moana

fangorn

Beitragvon fangorn » 14.02.2006, 18:09

also,

ich hab in der dritten person geschrieben, ganz einfach um zu üben....
das ganze ist ein brief, über eine autofahrt, ich hab sie im auto am laptop auch geschrieben... und dann meiner ex-freundinn in den postkasten geworfen... ich habs einfach nicht auf die reihe gekriegt, eine postkarte zu schreiben. ich arbeite halbtags in einem onlineshop und abends als kellner...

wenn der jüdisch-französischen Chef kein deutsch kann, ist das bei einem deutschen navigationssystem sehr amüsant....

die geschichte ist in einem total übermüdeten zustand entstanden... verzeih die verwirrung :grin:


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