Es war der Morgen...
Verfasst: 26.12.2006, 09:11
Es war der Morgen...
- Eine Seifenoperette ohne Einbauküche -
Es war der Morgen, an dem meine Ahnung zur Gewissheit geronn, dass mein Wecker mich betrügt. Und das anscheinend seit Menschengedenken. Es konnte unmöglich schon Zeit zum Aufstehen sein. Wie schon so oft.
Aber da man nun einmal wach ist, kann man ja auch pillern gehen.
Wieso steht da auf der weißen Plastikflasche 'Anti-Schnupfen-Shampoo'? Das lese ich nun zum dritten Mal. Sowas gibt's? Ich bin doch gar nicht erkältet?! Mo-ment...ich muss fokussieren. Am besten ein Auge zuhalten. Achso, 'Anti-Schuppen...', na gut.
Ich kannte mal einen Typen, der immer eine Augenklappe im Handschuhfach seines Opel Granada liegen hatte, und wenn er mich vollstralle und hackendübeldicht morgens um zehn nach fünf vom 'Old Daddy' nach Hause fuhr, zog er sie immer auf, damit er nicht mehr schielte und deswegen alles doppelt sah.
Und wo man gerade so gemütlich sitzt, kann man sich - noch leicht dösend - auch die Zeit nehmen, auf den sich deutlich ankündigenden Sauerkrautdung zu warten. Was steht denn hier? "Sparen Sie 25 Prozent, wenn sie jetzt kaufen!" Mhm. Eine Einbauküche. Und was, wenn ich die jetzt nicht kaufe? Spare ich 100 Prozent. Genau. Das mach' ich. Die kauf' ich jetzt nicht. KACK'n'SPAR.
Meine Gedanken schwingen sich analog zu den erneuerbaren Energien des Sauerkrauts empor zu dem treibgasgepressten Raumduftspray, das ich neulich bei einer Kundin auf dem Tages-WC ausprobierte. Insbesondere zu dessen Sicherheitshinweisen, die ich natürlich wie immer gierig verschlang: "Bitte nach Gebrauch gut Lüften."
Ähm? Das stand da seinerzeit wirklich!
Ich soll also nach erfolgter, vermeindlicher Verunreinigung der Raumluft dieses Spray anwenden und sofort lüften? Da stellt sich mir die Frage, warum ich so ein Produkt überhaupt benutzen sollte. Man könnte ja - jetzt mal ganz naiv gedacht - eigentlich einfach nur lüften, wie immer, ohne das Spray. Also, das überzeugt mich nicht, das würde ich auch nie kaufen, macht dann schon 200 Prozent.
Ich drücke auf die Neutralseife. "Für trockene Haut", quetscht der Dosierspender hervor. Neulich bei Schlecker hatte ich mich noch ganz vertrauensvoll mit der Sebamed-Pulle an die Verkäuferin gewandt, und ihr hinter vorgehaltener Hand offenbart, dass ich ja bereits unter trockener Haut litte, ob sie nicht auch eine Seife gegen ebensolche anböte. Ein vom Donner gerührtes Schaf könnte nicht blöder gucken.
Ich sagte "möh" und kaufte die Seife. Irgendwas muss man ja ab und zu mal kaufen. Wird schon richtig sein. Sebamed hatte sich bestimmt nur verschrieben auf dem Etikett.
Und nun - so reich und so schön - könnte ich mich eigentlich noch auf ein Viertelstündchen hinlegen oder zwei. Und diesem Untreuling von Wecker die kalte Arschbacke zeigen. Ihm einfach die Zärtlichkeit entziehen. Ihn einfach nicht mehr drücken. Soll er ruhig mal sehen, wie sich das anfühlt...
"Danke", raunt das ebenso gleichnamige wie angeblich zärtliche Öko-Toilettenpapier aus der Ecke, als ich mich anschicke, die Nasszelle zu verlassen.
"Schon in Ordnung, Schatz", schließe ich die Türe hinter mir,
"Ich habe zu danken."
- Eine Seifenoperette ohne Einbauküche -
Es war der Morgen, an dem meine Ahnung zur Gewissheit geronn, dass mein Wecker mich betrügt. Und das anscheinend seit Menschengedenken. Es konnte unmöglich schon Zeit zum Aufstehen sein. Wie schon so oft.
Aber da man nun einmal wach ist, kann man ja auch pillern gehen.
Wieso steht da auf der weißen Plastikflasche 'Anti-Schnupfen-Shampoo'? Das lese ich nun zum dritten Mal. Sowas gibt's? Ich bin doch gar nicht erkältet?! Mo-ment...ich muss fokussieren. Am besten ein Auge zuhalten. Achso, 'Anti-Schuppen...', na gut.
Ich kannte mal einen Typen, der immer eine Augenklappe im Handschuhfach seines Opel Granada liegen hatte, und wenn er mich vollstralle und hackendübeldicht morgens um zehn nach fünf vom 'Old Daddy' nach Hause fuhr, zog er sie immer auf, damit er nicht mehr schielte und deswegen alles doppelt sah.
Und wo man gerade so gemütlich sitzt, kann man sich - noch leicht dösend - auch die Zeit nehmen, auf den sich deutlich ankündigenden Sauerkrautdung zu warten. Was steht denn hier? "Sparen Sie 25 Prozent, wenn sie jetzt kaufen!" Mhm. Eine Einbauküche. Und was, wenn ich die jetzt nicht kaufe? Spare ich 100 Prozent. Genau. Das mach' ich. Die kauf' ich jetzt nicht. KACK'n'SPAR.
Meine Gedanken schwingen sich analog zu den erneuerbaren Energien des Sauerkrauts empor zu dem treibgasgepressten Raumduftspray, das ich neulich bei einer Kundin auf dem Tages-WC ausprobierte. Insbesondere zu dessen Sicherheitshinweisen, die ich natürlich wie immer gierig verschlang: "Bitte nach Gebrauch gut Lüften."
Ähm? Das stand da seinerzeit wirklich!
Ich soll also nach erfolgter, vermeindlicher Verunreinigung der Raumluft dieses Spray anwenden und sofort lüften? Da stellt sich mir die Frage, warum ich so ein Produkt überhaupt benutzen sollte. Man könnte ja - jetzt mal ganz naiv gedacht - eigentlich einfach nur lüften, wie immer, ohne das Spray. Also, das überzeugt mich nicht, das würde ich auch nie kaufen, macht dann schon 200 Prozent.
Ich drücke auf die Neutralseife. "Für trockene Haut", quetscht der Dosierspender hervor. Neulich bei Schlecker hatte ich mich noch ganz vertrauensvoll mit der Sebamed-Pulle an die Verkäuferin gewandt, und ihr hinter vorgehaltener Hand offenbart, dass ich ja bereits unter trockener Haut litte, ob sie nicht auch eine Seife gegen ebensolche anböte. Ein vom Donner gerührtes Schaf könnte nicht blöder gucken.
Ich sagte "möh" und kaufte die Seife. Irgendwas muss man ja ab und zu mal kaufen. Wird schon richtig sein. Sebamed hatte sich bestimmt nur verschrieben auf dem Etikett.
Und nun - so reich und so schön - könnte ich mich eigentlich noch auf ein Viertelstündchen hinlegen oder zwei. Und diesem Untreuling von Wecker die kalte Arschbacke zeigen. Ihm einfach die Zärtlichkeit entziehen. Ihn einfach nicht mehr drücken. Soll er ruhig mal sehen, wie sich das anfühlt...
"Danke", raunt das ebenso gleichnamige wie angeblich zärtliche Öko-Toilettenpapier aus der Ecke, als ich mich anschicke, die Nasszelle zu verlassen.
"Schon in Ordnung, Schatz", schließe ich die Türe hinter mir,
"Ich habe zu danken."