Szenen einer Ehe (1)
Verfasst: 08.06.2017, 18:43
Szenen einer Ehe (1)
Sie sind seit zwanzig Jahren verheiratet, Renate und Hans-Egon. Der Liebeszauber ist dahin, der Lack ist ab, man hat sich im Ehealltag eingenistet. Die Süße längst vergangener Tage ist beginnender Diabetes 2 gewichen, der hohe Blutdruck hat nichts mehr mit dem tiefen Blick in die Augen des Partners zu tun, sondern mit Übergewicht und zu viel Alkohol.
Die Romantik von damals, verflüchtigt, wie ein Hauch Parfum im Herbstwind. Es ist kalt geworden im Kamin der Leidenschaft. Nur manchmal, da will es Hans-Egon einfach nicht wahrhaben, dass jenes Feuer von damals erloschen ist.
So auch an jenem Abend, an dem er, wie schon so oft in den letzten Monaten, versucht, das Rad der Zeit zurückzudrehen.
Renate sitzt, eine Tüte Chips vor sich, auf der Couch und starrt gebannt auf den riesigen Flachbildschirm. Helene Fischer trällert in einer Fernseh-Show „Atemlos durch die Nacht“ und Renate schiebt sich hemmungslos ihre Chips mit fettigen Fingern in den Mund.
Hans-Egon kniet sich vor Renate hin und gurrt in höchsten Liebestönen:
„Schon wird es Nacht, du meine Schöne, du fleischgewordene Sinnlichkeit, du, die du meiner Liebe stetig Nahrung gibst, mit einem Lächeln, einer leisen Berührung durch deine zarte Hand. Das Lager habe ich bereitet, dir Lotusblüten auf das Laken gestreut. Lass fallen jetzt die zarten Hüllen aus Samt und Seide, die deinen weißen Alabasterkörper bis jetzt verhüllt, ins Schlafgemach will ich dich tragen, damit du, dich sinnlich auf dem Laken räkelnd, dich hingibst unserem Spiel der Leidenschaft. Mit meiner Lenden Kraft werde ich dich zu allen Gipfeln der Lust treiben, die wir in dieser, unserer Nacht erklimmen werden. Ich will Dich schmecken, riechen, fühlen, deine spitzen Schreie hören, wenn unsere Körper ineinander gleiten. Lieben werden wir uns, bis der fahle Morgen graut und wir, ermattet vom Rausch unserer Sinne, dem Tag entgegen dämmern.“
Renate greift wieder in ihre Chips-Tüte und sagt lakonisch:
„Geh mir aus dem Bild, Hans-Egon. Kannst du denn nicht, wie jeder andere Mann, eine Flasche Sekt ans Bett stellen, eine Platte mit Love-Songs auflegen und sagen, dass du mit mir in die Kiste willst? Vielleicht sage ich heute gar nicht nein, aber erst wenn die Fernseh-Show vorbei ist!“
Sie sind seit zwanzig Jahren verheiratet, Renate und Hans-Egon. Der Liebeszauber ist dahin, der Lack ist ab, man hat sich im Ehealltag eingenistet. Die Süße längst vergangener Tage ist beginnender Diabetes 2 gewichen, der hohe Blutdruck hat nichts mehr mit dem tiefen Blick in die Augen des Partners zu tun, sondern mit Übergewicht und zu viel Alkohol.
Die Romantik von damals, verflüchtigt, wie ein Hauch Parfum im Herbstwind. Es ist kalt geworden im Kamin der Leidenschaft. Nur manchmal, da will es Hans-Egon einfach nicht wahrhaben, dass jenes Feuer von damals erloschen ist.
So auch an jenem Abend, an dem er, wie schon so oft in den letzten Monaten, versucht, das Rad der Zeit zurückzudrehen.
Renate sitzt, eine Tüte Chips vor sich, auf der Couch und starrt gebannt auf den riesigen Flachbildschirm. Helene Fischer trällert in einer Fernseh-Show „Atemlos durch die Nacht“ und Renate schiebt sich hemmungslos ihre Chips mit fettigen Fingern in den Mund.
Hans-Egon kniet sich vor Renate hin und gurrt in höchsten Liebestönen:
„Schon wird es Nacht, du meine Schöne, du fleischgewordene Sinnlichkeit, du, die du meiner Liebe stetig Nahrung gibst, mit einem Lächeln, einer leisen Berührung durch deine zarte Hand. Das Lager habe ich bereitet, dir Lotusblüten auf das Laken gestreut. Lass fallen jetzt die zarten Hüllen aus Samt und Seide, die deinen weißen Alabasterkörper bis jetzt verhüllt, ins Schlafgemach will ich dich tragen, damit du, dich sinnlich auf dem Laken räkelnd, dich hingibst unserem Spiel der Leidenschaft. Mit meiner Lenden Kraft werde ich dich zu allen Gipfeln der Lust treiben, die wir in dieser, unserer Nacht erklimmen werden. Ich will Dich schmecken, riechen, fühlen, deine spitzen Schreie hören, wenn unsere Körper ineinander gleiten. Lieben werden wir uns, bis der fahle Morgen graut und wir, ermattet vom Rausch unserer Sinne, dem Tag entgegen dämmern.“
Renate greift wieder in ihre Chips-Tüte und sagt lakonisch:
„Geh mir aus dem Bild, Hans-Egon. Kannst du denn nicht, wie jeder andere Mann, eine Flasche Sekt ans Bett stellen, eine Platte mit Love-Songs auflegen und sagen, dass du mit mir in die Kiste willst? Vielleicht sage ich heute gar nicht nein, aber erst wenn die Fernseh-Show vorbei ist!“