Stationen, die mir zur Heimat wurden: Wo durfte ich wachsen? Wo lernte ich eine sensible Sprache? Wo wurde mir, sozusagen, die Welt geschenkt?
Manche von diesen Orten sind längst entzaubert – was jetzt dort geschieht, betrifft mich nicht mehr. Zwar finde ich Spuren und Zeichen von damals, aber die Gegenwart hat sich ausgebreitet wie ein riesiges unbeschriebenes Blatt. Schwer, die Wirklichkeit zu begreifen, zu sehen, wie die Dinge sich mir entziehen, während sich mein Erinnern dagegen sträubt.
Andere Orte sind Heimat geblieben. Ich besuche eine der alten Kirchen, die ich als Kind schon kannte. Hier lässt mich die Zeit in Ruhe, hier frage ich nicht nach dem Moment. Hier ist noch alles: Leben und Tod, Dunkel und Licht.
Erinnerung ist oft eine freundliche Täuschung, die alles Schmerzhafte tilgt. Ich trage sie mit mir wie eine vergoldete Scherbe: Nein, Heimat war nie das Paradies. Sie ist stark und zerbrechlich – wie ich selbst.
Skizze [Was ist Heimat für mich?]
"Erinnerung ist oft eine freundliche Täuschung, die alles Schmerzhafte tilgt." Würde ich weglassen bzw. anders formulieren. Wenn ich "Erinnerndes" zum Besten gebe und dann jenen Passus hinzufüge, stelle ich es ja damit in Zweifel. Es ist wohl so, dass unsere Erinnerung nicht eins zu eins ist. Liegt auch daran, dass wir inzwischen andere sind und es ja aus deren Sicht betrachten. Und, Amanita, es ist nicht immer beschönigend. Aminati, du hast ja alles selber erlebt und zeigst deine Einschätzungen daraus unmittelbar hervor. Der von mir bekrittelte Satz fällt aber aus deinem Text heraus, weil er sich auf abstraktes Fremdwissen bezieht. Zudem, weiss ich denn als Leser nicht, ob du nun deine vorher beschriebenen Erinnerungen in Frage stellst.
LG Kurt
LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
Hm, ist "oft" nicht Einschränkung genug? Vielleicht sollte ich "alles" (durch "vieles"?) ersetzen. Der Satz(inhalt) ist mir insofern wichtig, als er sich gegen das Heimattümelnde wendet, gegen das Früher-war-alles-besser. Und er bezieht sich durchaus auf eigene Erfahrung. Klar, es gäbe noch Möglichkeiten der Umformulierung. Was schlägst Du vor?
Amanita, ich vermute mal, am Liebsten haben die Leser es, wenn du deine Erfahrungen schilderst. Und der von mir bekrittelte Satz zwischen den Zeilen zu stehen käme. Gelingt dies nicht, kannst du ihn ja an deine unmittelbare erlebte Darstellung anhängen zur Verdeutlichung.
LG Kurt
LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
Ich hätte den Satz (oder einen ähnlichen) gern als Überleitung. Streiche ich ihn, bin ich unzufrieden ...
Das Doofe ist, ich muss mein Statement bald abschicken (wurde gebeten, was zum Begriff Heimat zu sagen, es wird also in unserer Lokalzeitung erscheinen). Daher bin ich sehr offen für Änderungen, es muss nur schnell gehen ...
Das Doofe ist, ich muss mein Statement bald abschicken (wurde gebeten, was zum Begriff Heimat zu sagen, es wird also in unserer Lokalzeitung erscheinen). Daher bin ich sehr offen für Änderungen, es muss nur schnell gehen ...
Die Erinnerung versuc hte mich in manchem aber auch zu täuschen, wollte Schmerzhaftes tilgen.
Zuletzt geändert von Kurt am 21.10.2016, 22:02, insgesamt 1-mal geändert.
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
Bis zur Kirche ist es reines Lamentieren und rauscht unberührt an mir vorüber. Aufgabe: Versuche mal ein Bild zu beschreiben, was genau diese erklärten Gedanken evoziert. Das wäre dann Literatur und nicht Predigt, nicht abstrakter Frontalvortrag.
Aber auch ab der Kirche grenzlagig. Was hat denn das Erwachsenenkind für Bilder im Kopf, die wiedererkannt werden? Warum so geizig? Und was soll der Zaunpfahl am Ende?
Leider ist es ja häufig so, dass gerade wenn man besonders berühren möchte, es besonders daneben geht aus oben genannten Gründen.
Gruß
Aber auch ab der Kirche grenzlagig. Was hat denn das Erwachsenenkind für Bilder im Kopf, die wiedererkannt werden? Warum so geizig? Und was soll der Zaunpfahl am Ende?
Leider ist es ja häufig so, dass gerade wenn man besonders berühren möchte, es besonders daneben geht aus oben genannten Gründen.
Gruß
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Ich will gar nicht berühren, es ist eine durchaus ehrliche persönliche Bilanz. Aber egal, während Du, Nifl, Deinen Kommentar geschrieben hast, habe ich meinen Text geändert. Ich habe mich distanziert, gehe jetzt in Sagen und Geschichten spazieren. Ist sicher besser so, da hast Du schon recht.
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