Gedichte und Gewehre
Verfasst: 07.05.2016, 20:01
Er und Sie – zwei Geschwister – die ihr Leben behaglich führen. Nur ruht sie sich darauf nicht aus.
Er sitzt gern auf Bänken im blühenden Stadtpark und liest Gedichte, während sie Zuhaus ihre Pistolen und Gewehre fürsorglich pflegt. Er hält sie für krank, ihr aber ist` s einerlei, sie verlässt auch nie ohne eine Waffe das Haus.
Dann picknickten sie auf einer Lichtung. Abgelegen im Wald. Bequem auf einer Decke liegend, las er ihr eigene Gedichte vor und dazu tranken sie Weißwein. Sie lächelte tapfer. Insgeheim aber sehnte sie sich nach Haus zu ihren Gewehren. Als der Wein auf ihre Blase drückte, hatte sie die Ausrede, die sie brauchte, um mal eben im Wald, hinter den Bäumen, zu verschwinden.
Er wartete, summte ein Lied, wartete und als die Sonne hinter den Bergen zu verschwinden begann, räumte er die Gläser und die Weinflasche zurück in den Picknickkorb. Plötzlich hörte er sie, er drehte sich um und hatte auf einmal ein Messer am Hals. Eine Stimme befahl ihm Ruhe zu bewahren, sonst geschähe ein blutiges Ende. Er spürte, wie sein Herz raste, versuchte aber ruhig zu bleiben.
Vor ihm stand ein maskierter Kerl mit einem Jagdmesser in der rechten Hand, vom anderen spürte er nur die Messerklinge am Hals.
„Dein Geld“, sagte der Maskierte vor ihm und fuchtelte mit dem Messer.
Er griff in seine rechte Hosentasche und zog langsam seinen Geldbeutel heraus, den ihm der Kerl vor ihm gleich wegriss. Der Kerl klappte hastig den Geldbeutel auf, riss die Scheine heraus, und warf den Rest achtlos weg.
„Und deine Schlampe“, sagte der andere Kerl hinter ihm, „wo ist die?“
Er schluckte, konnte er wirklich sagen, dass er es nicht wusste und dabei ungeschoren bleiben?
Da machte der Kerl vor ihm eine Kopfbewegung, die andeuten sollte, dass jemand von hinten kam. Der Kerl hinter ihm, zwang ihn, sich mit ihm, im Halbkreis, zu drehen, sodass sie erkennen konnten, wer sich da näherte.
Es war seine Schwester, die ruhig auf sie zu lief. Der Kerl, der ihm das Messer an den Hals hielt, sagte zu ihr: „Wir wollen das Geld. Alles! Gib uns alles, was du hast, dann passiert nichts.“
Der zweite Kerl baute sich neben seinem Komplizen auf und fuchtelte demonstrativ mit dem Messer in der Luft. „Wir sind zu zweit“, sagte er, „also keine Dummheiten!“
Seine Schwester kam bis auf fünf Schritte näher, blieb stehen und sagte: „Also meinen Geldbeutel wollt ihr?“ Die beiden Kerle schwiegen. „Gut“, sagte die Schwester, „dann bekommt ihr jetzt, was ihr braucht.“ Und mit diesen Worten griff sie sich an die hintere Hosentasche. Der Rest war betroffenes Schweigen im Walde.
Seitdem meidet er seine Schwester. Aber aus Dankbarkeit dichtete er ihr einen Gedichtzyklus, den sie bei sich zu Haus, in einer Truhe auf dem Dachboden, aufbewahrt. Ganz weit, weit entfernt von ihren Gewehren.
Er sitzt gern auf Bänken im blühenden Stadtpark und liest Gedichte, während sie Zuhaus ihre Pistolen und Gewehre fürsorglich pflegt. Er hält sie für krank, ihr aber ist` s einerlei, sie verlässt auch nie ohne eine Waffe das Haus.
Dann picknickten sie auf einer Lichtung. Abgelegen im Wald. Bequem auf einer Decke liegend, las er ihr eigene Gedichte vor und dazu tranken sie Weißwein. Sie lächelte tapfer. Insgeheim aber sehnte sie sich nach Haus zu ihren Gewehren. Als der Wein auf ihre Blase drückte, hatte sie die Ausrede, die sie brauchte, um mal eben im Wald, hinter den Bäumen, zu verschwinden.
Er wartete, summte ein Lied, wartete und als die Sonne hinter den Bergen zu verschwinden begann, räumte er die Gläser und die Weinflasche zurück in den Picknickkorb. Plötzlich hörte er sie, er drehte sich um und hatte auf einmal ein Messer am Hals. Eine Stimme befahl ihm Ruhe zu bewahren, sonst geschähe ein blutiges Ende. Er spürte, wie sein Herz raste, versuchte aber ruhig zu bleiben.
Vor ihm stand ein maskierter Kerl mit einem Jagdmesser in der rechten Hand, vom anderen spürte er nur die Messerklinge am Hals.
„Dein Geld“, sagte der Maskierte vor ihm und fuchtelte mit dem Messer.
Er griff in seine rechte Hosentasche und zog langsam seinen Geldbeutel heraus, den ihm der Kerl vor ihm gleich wegriss. Der Kerl klappte hastig den Geldbeutel auf, riss die Scheine heraus, und warf den Rest achtlos weg.
„Und deine Schlampe“, sagte der andere Kerl hinter ihm, „wo ist die?“
Er schluckte, konnte er wirklich sagen, dass er es nicht wusste und dabei ungeschoren bleiben?
Da machte der Kerl vor ihm eine Kopfbewegung, die andeuten sollte, dass jemand von hinten kam. Der Kerl hinter ihm, zwang ihn, sich mit ihm, im Halbkreis, zu drehen, sodass sie erkennen konnten, wer sich da näherte.
Es war seine Schwester, die ruhig auf sie zu lief. Der Kerl, der ihm das Messer an den Hals hielt, sagte zu ihr: „Wir wollen das Geld. Alles! Gib uns alles, was du hast, dann passiert nichts.“
Der zweite Kerl baute sich neben seinem Komplizen auf und fuchtelte demonstrativ mit dem Messer in der Luft. „Wir sind zu zweit“, sagte er, „also keine Dummheiten!“
Seine Schwester kam bis auf fünf Schritte näher, blieb stehen und sagte: „Also meinen Geldbeutel wollt ihr?“ Die beiden Kerle schwiegen. „Gut“, sagte die Schwester, „dann bekommt ihr jetzt, was ihr braucht.“ Und mit diesen Worten griff sie sich an die hintere Hosentasche. Der Rest war betroffenes Schweigen im Walde.
Seitdem meidet er seine Schwester. Aber aus Dankbarkeit dichtete er ihr einen Gedichtzyklus, den sie bei sich zu Haus, in einer Truhe auf dem Dachboden, aufbewahrt. Ganz weit, weit entfernt von ihren Gewehren.