Ich war stolzer Träger des eisernen Kreuzes, war geschmückt mit Panzertruppenlametta, trug sogar das Mutterkreuz. Ich war ein Junge damals 1951, stöberte in Kommoden, auf Dachböden, wo man die Auszeichnungen versteckt hielt. Meine Mutter war entsetzt, als sie mich so sah, und entriss mir augenblicklich das Zeugs, aus Angst, die Amerikaner könnten mich so sehen. Sie schmiss alles in den Müll.
Ich kramte es wieder hervor und später, als Jugendlicher behängte ich mich wieder damit, denn jene, für die diese Auszeichnungen bestimmt waren, konnten sie nicht mehr tragen. Sie waren tot, erschossen vom Feind. Meine ganze Kindheit und über die Jugendzeit hinaus wurden wir Deutschen haftbar gemacht für den Krieg und dessen Greuel. Wenn man mich also mitverantwortlich machte, für etwas, das geschah, als ich noch gar nicht geboren war, dann wollte ich auch die Auszeichnungen tragen, für die ich nichts konnte.
Eine schwere Last
Hallo Kurt, nach Angst im ersten Abschnitt fehlt noch ein Komma. Der kurze Text gibt einen schlaglichthaft kurzen, aber glaubhaften Einblick in die psychische Entwicklung der Hauptperson. Ein Satz mehr im 2.Abschnitt dazu, worin sich die beiden Situationen noch unterscheiden, fände ich gut.
Ein Klang zum Sprachspiel.
Hallo Kurt,
Eule hat schon darauf hingewisen, dass hinter Angst ein Komma fehlt. Bezogen auf den Krieg, müsste von "dessen" (nicht deren) Greueln die Rede sein. "Deren" Greuel würde sich auch auf die schuldlosen Nachkriegsdeutschen beziehen - aber vielleicht ist diese Doppeldeutigkeit beabsichtigt.
Ein in seiner Verknappung starker Text über eine Generation, die ihren Ort in der Welt nicht oder nur unter wütendem Protest findet.
Gruß
Quoth
Eule hat schon darauf hingewisen, dass hinter Angst ein Komma fehlt. Bezogen auf den Krieg, müsste von "dessen" (nicht deren) Greueln die Rede sein. "Deren" Greuel würde sich auch auf die schuldlosen Nachkriegsdeutschen beziehen - aber vielleicht ist diese Doppeldeutigkeit beabsichtigt.
Ein in seiner Verknappung starker Text über eine Generation, die ihren Ort in der Welt nicht oder nur unter wütendem Protest findet.
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.
Lieber Kurt,
mit diesem Text kann ich viel mehr anfangen als mit diesem hier,
viewtopic.php?f=2&t=15979 (High-und),
zu dem mir nur die Diskussion gefällt, deren Qualität allerdings meiner Meinung nach nicht dem Text zu verdanken ist.
Dieser Text hier ist auch fragwürdig, aber für mich auf eine sich behauptende Weise. Das Bild ist gut und wird bis zum Schluss gehalten und stößt etwas an, was ich so noch nicht mit Gedanken berührt habe.
Nur diese Zeile finde ich zu direkt:
Sie waren tot, würde mir reichen. Wenn es nicht explizit (aber natürlich trotzdem möglicherweise / unter anderem) der Feind war, wird es für mich stärker. Trotzig/Aggressiv bleibt es damit auch.
Der Titel ist zwar ein netter Einfall, nimmt den Text aber was. ich würde etwas Unscheinbareres wählen.
Liebe Grüße
Lisa
mit diesem Text kann ich viel mehr anfangen als mit diesem hier,
viewtopic.php?f=2&t=15979 (High-und),
zu dem mir nur die Diskussion gefällt, deren Qualität allerdings meiner Meinung nach nicht dem Text zu verdanken ist.
Dieser Text hier ist auch fragwürdig, aber für mich auf eine sich behauptende Weise. Das Bild ist gut und wird bis zum Schluss gehalten und stößt etwas an, was ich so noch nicht mit Gedanken berührt habe.
Nur diese Zeile finde ich zu direkt:
Sie waren tot, erschossen vom Feind.
Sie waren tot, würde mir reichen. Wenn es nicht explizit (aber natürlich trotzdem möglicherweise / unter anderem) der Feind war, wird es für mich stärker. Trotzig/Aggressiv bleibt es damit auch.
Der Titel ist zwar ein netter Einfall, nimmt den Text aber was. ich würde etwas Unscheinbareres wählen.
Liebe Grüße
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
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