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Milena kann keinen Kopfstand?

Verfasst: 19.01.2015, 06:19
von Kurt
Ich habe den Text gelöscht. Möchte ihn kommerziell nutzen.

Verfasst: 19.01.2015, 18:52
von birke
finde ich ganz wunderbar.
berührt mich, ohne rührselig zu sein.
diese besonderheit – und gemeint ist nicht die behinderung.
aus meiner sicht sehr gelungen, kurt!

Verfasst: 19.01.2015, 19:36
von DonKju
Hallo Kurt,

ich schließe mich hier birke an - ich hab's in einem rutsch gelesen, konnte gar nicht aufhören. milena oder die kunst, anders zu sein, und es, zumindest zeitweise, auch sein zu wollen ... fein!

mit lg der donkju

Verfasst: 19.01.2015, 19:58
von Amanita
Daumen hoch! ;)

Verfasst: 20.01.2015, 05:44
von Kurt
Danke!, Birke, DonKju und Amanita.
Freut mich natürlich, dass es gefällt.

LG Kurt :-)

Verfasst: 20.01.2015, 07:46
von RäuberKneißl
Gefallen hat mir die Geschichte auch, die Eingangs-Idee mit dem Silberlöffel ist genial gut.
Soll ich auch ein bißchen mosern? Bin mir bei dir nie sicher.
Ich weiiß nicht, ob der Satz 'Milena war halbseitig .." nötig ist? Wenn der Rollstuhl erwähnt wird denkt man sich ja eh sein Teil. Im nächsten Satz scheint mir das 'lauthals' etwas luschig, das könnte ich mir markanter formuliert vorstellen. Im letzten Absatz das 'weiterhin' und das 'Sie lehnte es ab.' scheint mir zu Roman-artig formuliert. Das 'aber' im letzten Satz scheint mir auch eines nochmaligen Beäugens wert. - Mein privater Eindruck von Punkten, wo die Geschichte graduell noch stärker werden könnte.

Bezieht sich auf die Version: 20.1. hat geschrieben: Oh, Milena. Sie kehrt von Zeit zu Zeit zurück in meine Erinnerung, wie sie sich wieder einmal in ihrem Silberlöffel betrachtet, einem Erbstück von ihrer Oma, um ihr Spiegelbild auf den Kopf gestellt zu wissen. Sie zelebrierte es immer, nachdem die anderen Mädchen und Jungen sie gehänselt hatten, weil Milena keinen Kopfstand konnte. Für einen Kopfstand braucht man keine Beine, lästerten sie. Milena konnte auch keinen Spielzeuggüterzug hinter sich herziehen, unsere Gasse entlang. Milena war halbseitig von der Taille abwärts gelähmt. Einen Rollstuhl für sie konnten sich ihre Eltern nicht leisten. Ihr Vater hatte sich lauthals darüber empört, weil Milena ihn danach gefragt hatte, nur das eine Mal.

Milenas Spielzeugwaggons waren einfache räderlose Holzklötze, welche die Form von Briketts hatten. Sie standen vor ihr auf dem Tisch und waren nicht in so albernen Farben bemalt wie die der anderen Kinder. Ihr Zug hatte zehn Anhänger, alle in weiß, mit aufsteigenden Zahlen darauf, aber nicht einfach nummeriert von eins bis zehn wie die der anderen. Außerdem waren die Zahlen fein säuberlich gezeichnet und falsch herum, weswegen Milena ausgelacht wurde.

Mir schrieb sie die Zahlen richtig herum auf ein Blatt Papier und vollständig, denn ich war Milenas einziger Spielkamerad. Mit mir teilte sie das Geheimnis ihrer Reihe, deren regelmäßigen Aufstieg von Zahl zu Zahl und dass es Primzahlen waren; voran an der Lok stand die böse 13, die Milenas Schicksal widerspiegeln sollte. Es folgten: 23; 43; 73; 113; 163; 223; 293; 373; 463; 563. Auf ihrer Holzeisenbahn hatte sie die Ziffern Drei am jeweiligem Zahlenende weggelassen, so dass einige Primzahlen sich in gewöhnliche verwandelten. Weil die Zahlen auf dem Kopf standen, waren es die umgedrehten Dreien am Anfang, die fehlten. Nur auf der Lok hatte Milena die Eins richtigherum aufgemalt, also die heimliche 13.

Ich schlug vor, es den anderen Kindern zu erzählen, sie darüber aufzuklären, damit sie nicht weiterhin über Milena spotteten. Sie lehnte es ab. Ich glaube, Milena genoss es sogar, ausgegrenzt zu werden. Sie hatte keine Chance, jemals von ihrer Lähmung geheilt zu werden, um mit den anderen gleichzuziehen. Sie blieb auch für mich etwas Besonderes, so wie das „antipodische Zahlenvermächtnis“ und die „Kopfstände“ in dem Silberlöffel von ihrer Oma. Dass sie aber gelähmt war, kommt kaum vor in meiner Rückschau.

Hi

Verfasst: 20.01.2015, 16:52
von Kurt
Hi, Räuber, dass man mir gegenüber meckert, oder richtiger gesagt, über die Texte, bin ich gewohnt. Und das ist auch gut so.

Habe schon mal einige deiner bekrittelten Worte berücksichtigt. Wenn ich ein wenig Abstand habe, gucke ich es mir daraufhin nochmals an.

LG Kurt :)

Verfasst: 20.01.2015, 22:31
von nera
gefällt mir auch, kurt!

Verfasst: 20.01.2015, 22:54
von Zefira
Hallo Kurt,
ich habe die Geschichte mehrfach gelesen und absolut nichts zu meckern.
Nur eben, als ich wieder mal auf die Seite "Neue Beiträge" ging, sprang mir der Titel ins Auge, und ich überlegte, ob es gerecht ist, in der Überschrift ausdrücklich etwas zu betonen, was Milena nicht kann.
Es ist natürlich ein Titel, der neugierig macht, insofern erfüllt er seinen Zweck; aber wenn man die Geschichte kennt, ich weiß nicht ... habe aber auch keinen brauchbaren Gegenvorschlag, "Milenas Güterzug" bringt's nicht ... man kann's auch so lassen, aber wie gesagt, seit ich die Geschichte kenne, ärgert mich der Titel ein wenig. Und in gewisser Weise kann sie ja den Kopfstand sehr wohl. Man könnte genauso gut "Milena kann Kopfstand" als Titel nehmen.

Grüße von Zefira

Hm

Verfasst: 20.01.2015, 23:41
von Kurt
Danke, Nera.

Ja, Zefira, ich hatte beim Titel die Kinder im Gehörgang, die spotteten „Milena kann keinen Kopfstand“, aber nicht wörtlich, mehr wie so ein Echo. Und der Text sollte ja nun was anderes aufdecken. Ein Neuleser wird den Titel sicherlich nicht belebt aufnehmen, sondern eher sachlich, weil er ja noch nichts Inhaltliches kennt. Man überlegt ja beim Titelmachen auch, ob er zu viel verrät oder zu lang ist für so einen Kurztext und so weiter und so fort. So lässt man am Ende den Bauch entscheiden. Ich könnte aber vielleicht ein Fragezeichen anfügen.

Milena kann keinen Kopfstand?

Nu, so recht wees ick och nich. Abba kann sich ja noch plötzlich was ergeben, wenn man einmal etwas in Frage gestellt hat.

LG Kurt