Hallo Birke,
doch blick von deinem teller auf und sieh durch die schwarzen gardinen
Dieser Satz wirkt auf mich a) künstlich b) belehrend c) gut, wie die Plattitüde "über den Tellerrand schauen" abgewandelt wurde, aber dann "durch schwarze Gardinen schauen"? Das ist ja nicht möglich, also fordert der Protag implizit auf zu mutmaßen, zu spekulieren, zu verdächtigen... durch würde ich mindestens mit hinter austauschen. Aber auch hinter hat was Obsessives, so Nachbarn wünscht sich wohl niemand, wenn auch mit dem Vorsatz der Gutmenschattitüde.
der nachbarn. wie er mit der pistole spielt. tag für tag sein kind erschießt.
das gefällt mir gut, schön satirisch überzogen. Bloß läufst du natürlich Gefahr, Lacher zu produzieren "hihi jaja, manchmal möchte ich meine Kinder auch am liebsten abknallen" ... und so wie ich dich einschätze, würdest du diese Rezeption nicht wollen, sondern eher ein Aufmerken, ein Betroffensein erwirken wollen? Gar eine Anspielung auf Kindesmissbrauch? Dann Knüppel und schlagen, statt schießen und Pistole?
und nebenan spielt jemand klavier.
Sind die Klavierspieler die Guten?
Du wolltest sicher das "spielt/spielt" in dieser Direktheit gegenüberstellen, mir ist das zu platt und zu aufdringlich und klanglich auch schräg.
Auch habe ich immer Probleme, wenn Unrecht verglichen und gegeneinander aufgewogen wird. Krieg ist schlimm und wenn es dem Nachbarskind nicht gut geht, ist das auch schlimm, aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Ich halte den Text für nicht so geglückt.
Gruß