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In Paris IV

Verfasst: 16.09.2014, 09:26
von Klimperer
Heute duschte ich nach dem Frühstück, im Fernsehen läuft ein Bericht über Argentinien, gerade sehe ich „Gauchos“ in der Pampa. Sie haben gegrilltes Fleisch gegessen und jetzt singen sie, dass heißt, einer singt und begleitet sich selbst dabei mit einer Gitarre. Diese Sachen überzeugen mich nicht mehr. Die Zeit der Gauchos ist endgültig vorbei.
Ich fahre mit dem Bus 38 nach Chatelet. Zuerst suche ich LE BISTRO DES HALLES, laufe dann zum Centre Pompidou. Ich brauche nicht zu bezahlen, dank meinem Behindertenausweis. Handicapé ... Erst gehe ich zur Toilette um mich zu schminken, dann mit der Rolltreppe zum 4. Stock, moderne Kunst, lauter überflüssige Dinge, dann eine Etage höher, moderne Kunst von 1900 bis 1960, für mich die erste und einzige Moderne Kunst. Ich lese nicht die Titel der Bilder, ich will auch nicht die Namen der Maler lesen, ich will keinen Personenkult betreiben. Ich versuche, unauffällig die Aufseher zu fotografieren, stolz und Publikumsverachtend, wie es sein sollte. Keine Lakaien. Die meisten lesen unbekümmert in ihren Büchern. Arm und würdevoll. Einer sieht wie der Glöckner von Notre Dame aus.
Danach lief ich zum Bistro de Halles, wo ich gerade sitze. Ich habe ein Sandwich mit dem Namen „Montagnard“ gegessen, Schinken, Parmesan, Tomate.
In einem Geschäft von ARCOR kaufte ich mir ein Paar rote Schuhe. Die Marke existiert seit 1889.
Auf der Suche nach einer Bushaltestelle war ich viel gelaufen, bis es mir klar wurde, dass ich auf einer Einbahnstraße gegen den Verkehr gelaufen war.
Mit der Linie 21 bin ich zurück zum „Ecoles“ gefahren, kaufte Wasser und Wein bei einem MONOPRIX. Ich grüßte den Afroeuropäer, der dort Wache hält.
Am Place de la Sorbonne fotografierte ich von hinten den Gründer der Soziologie mit einer Taube auf dem Kopf.
Jetzt sitze ich in L´ecritoir und trinke Bier und einen Rosé.
Die Donna, die am nächsten Tisch sitzt, würde eine schöne Tote geben. Ich sehe wie ihre Lippen sich öffnen und OUI sagen. Sie ist zu weit entfernt um ihre Stimme zu hören.
Beim Bezahlen schlägt mir Pascal, der blonde Kellner, einen Tisch für das Abendessen zu reservieren. Ich ging für eine Stunde ins Hotel, habe keinen Fernseher angemacht. Es war besser so.
Ein Pärchen saß direkt neben mir im Restaurant, sie unterhielten sich die ganze Zeit, ich habe nicht hingeguckt, ich weiß nicht, was sie gegessen haben. Ich dachte, es wären junge Verliebte, aber jetzt weiß ich nicht ob die Frau seine Mutter oder eine Tante war.
Ich wollte als Vorspeise eine „Salade mixte“ essen, was nur fünf Euro kostete, ich führte aber eine lange Diskussion mit mir selbst. Später fragte mich Pascal, ob ich ein Dessert wollte, oder einen Cognac ...

Verfasst: 17.09.2014, 20:59
von DonKju
Olá Carlos,

verrate mir mal bei Gelegenheit, wie Du das schaffst, in so rascher Folge zwei parallele Epsioden-Serien zu schreiben ... Ich komme ja kaum mehr mit dem Lesen nach, vom Verfassen stilistischer Annotationen ganz zu schweigen ... und bin schon immer gespannt darauf, was in der nächsten Episode passiert ... also Vorsicht: Suchtgefahr!

Mit Grüßen der DonKju