Wenn wir einmal groß sind und das Schicksal gnädig mit uns i
„Sind wir erst einmal groß, werden wir die Könige der Welt!“ Als sei es gestern, kommt mir in den Sinn, wie wir uns in der Schule kennengelernt und rasch angefreundet hatten. Wir teilten zusammen eine Bank, spielten in der großen Pause Fußball und halfen uns nach der Schule mit Hausaufgaben. So wurden wir größer, das Schicksal hatte uns aber noch keinen Wink gegeben, die Weltherrschaft zu übernehmen, so ging ich erst einmal auf die Uni. Es war eine aufreibende Zeit, ich lernte Frauen und weißes Pulver zu lieben. Wieder verstrichen Jahre, ich bin dann ohne Abschluss von der Uni. Da noch immer kein Schicksalswink kam, versuchte ich mich in einer Schreinerlehre, die ich aber nicht durchhielt. Nun arbeite ich als Gehilfe des Hausmeisters in eben jener Schule, die ich früher besuchte. Da traf ich auch meinen ehemaligen Schulkameraden in hoher Position wieder. Das kam so: Zu meiner Schule führt eine Straße über eine Brücke, auf der ich ihn regelmäßig sehe. Wenn er nicht mit einer Flasche in der Hand ins Leere starrt, steht er auf dem Geländer der Brücke mit weit ausgebreiteten Armen und Beinen und lässt sich den Morgenwind durchs Haar wehen. Einmal, da habe ich ihn angesprochen, er hat mich aber nicht erkannt. Als ich sah, wie seine Hose braun anlief und auch noch gelblich zu tropfen begann, bin ich weiter. Angesprochen habe ich ihn nie mehr. Sehe ich ihn aber nun auf eben jenem Geländer der Brücke stehen, meine ich einen König zu sehen, wenn auch nur einen in seiner eignen Welt. Als ich sah, wie seine Hose braun anlief und auch noch gelblich zu tropfen begann, bin ich weiter. Angesprochen habe ich ihn nie mehr. Sehe ich ihn aber nun auf eben jenem Geländer der Brücke stehen, meine ich einen König zu sehen, wenn auch nur einen in seiner eignen Welt. Ach, hätte es das Schicksal mit uns doch nur gut gemeint. Ich denke mir immer: Wer siegen will, braucht ausschließlich ein gnädiges Schicksal. Aber so...
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