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Endlich frei (Aus meinem Tagebuch)

Verfasst: 06.07.2014, 11:06
von Klimperer
Für vier Euro und fünfzig Cent habe ich eine Gemüsesuppe in dem Restaurant von "Kaufhof" zu mir genommen. Auf dem Tisch lag ein Exemplar der Bild-Zeitung. Ohne es zu berühren, las ich die Schlagzeilen: Der Iran habe den Geschäftsmann Hoffer freigelassen. Er war zum Tode verurteilt worden, weil er angeblich außereheliche Beziehungen mit einer Frau gepflegt habe. Über zwei Jahre war er in diesem Land inhaftiert gewesen ohne zu wissen, ob das Todesurteil vollstreckt werden würde oder man ihn, Aufgrund der massiven internationalen Proteste und Gnadengesuche, doch frei lassen würde.

Verfasst: 06.07.2014, 12:25
von Pjotr
Aßt Du noch einen Nachtisch?






Edit: Ich möchte anmerken, dass meine obige Zeile sich auf Carlos' erste Version bezog. Die Zeile war als Dialogspiel gemeint, sie ist jetzt sinnlos, sie ist keine Antwort auf Carlos' zweite Version. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich dachte, ich sollte das der Welt geschwind mitteilen.

Verfasst: 07.07.2014, 18:14
von ecb
Wieder so ein kleiner Text, der Fragen aufwirft:

Hatte die Frau auch mit dem Geschäftsmann Hoffer geschlafen?
Was ist eine "eigene" Frau?

Nur so als Beispiel, ich könnte noch mehr finden ... :pfeifen:

Liebe Grüße
Eva

Verfasst: 08.07.2014, 19:41
von aram
lieber klimperer,

dieser text erinnert mich eigenartigerweise ganz stark daran, wie meine deutschlehrerinnen und deutschlehrer hausübungen und aufsätze zu korrigieren pflegten - unter "dass der Iran den Geschäftsmann Hoffer freigelassen hat" und "nicht seine eigene", vermutlich auch unter "ließen sie ihn zappeln", "in dem" und "Für 4.50 Euro aß ich" würden sie wellenlinien gezogen haben, am rand ergänzt durch das kürzel "A" - das nicht für 'anarchie' stand, sondern für 'ausdruck'.-)

meine erinnerungen gehen da allerdings einige jahrzehnte zurück...die sprache hat sich wohl seither verändert...oder - sehe ich die ganz auf die ebenen von wohlfeiler kaufhof-gemüsesuppe und bild-zeitung zielende ironie nicht?

flashback-grüße!

Verfasst: 09.07.2014, 10:32
von Klimperer
Ich habe den Text gebessert.

Verfasst: 09.07.2014, 11:47
von Pjotr
Der erste Satz mag besser sein. Aber den Rest finde ich jetzt schlechter, weil verkünstelt-überkorrekt. Ich meine, Du reagierst zu schnell auf jedwede Kritik, weil Du es jedem Recht machen willst, ohne genau zu überprüfen, ob die Kritik überhaupt Deine Urabsicht unterstützt. In diesem Faden steht zwar keine Kritik in die nun gesetzte Richtung, aber vielleicht in anderen Fäden, indirekt. Oder ... wahrscheinlich täusche ich mich.

von "Kaufhof" >> vom "Kaufhof" (Geschmackssache wahrscheinlich)

Ohne es zu berühren" >> Ohne sie zu berühren (Die Zeitung)

"Aufgrund" >> klein. Außerdem sehe ich "aufgrund der" eher in Bezug auf eine Regel als auf eine Ursache. Proteste verursachen hier etwas. Deshalb würde ich da "wegen der" schreiben. Die Proteste verursachen Druck. Man liest oft zum Beispiel "die Straße ist gesperrt aufgrund eines Unfalls". Das halte ich für schlechtes Deutsch. Ursache und Grund (oder Hintergrund) ist nicht das selbe. Deshalb würde ich da schreiben "wegen eines Unfalls". Die Ursache bewirkt etwas physikalisch, entlang der Zeitachse: eine Sperrung. Der Grund hingegen bedingt oder ermöglicht oder fordert etwas, das nicht notwendig physikalisch ist, und auch nicht unbedingt zeitlich. Aufgrund des neuen Erbschaftssteuergesetzes müssen Sie zwölf Euro nachzahlen. Wegen des neuen Erbschaftssteuergesetzes nahm sie sich das Leben.


Ahoy

P.

Verfasst: 10.07.2014, 08:46
von Klimperer
Hallo Pjotr!

Es ist schon was dran, an dem was du von mir sagst. Und es hat mit der Tatsache zu tun, dass Deutsch nicht meine Muttersprache ist. Eine Ur-Unsicherheit wird immer bei mir da sein.
Das merke ich besonders im Umgang mit der "Umgangssprache". Mein Deutsch ist, auch wenn ich rede, ein "Schriftdeutsch". Es hat auch mit meinem Charakter zu tun: Die meisten Leute, die ich gekannt habe, wollten gleich in jeder Sprache die Schimpfwörter lernen. Das hat mich nie interessiert, es widerstrebt mir, sie zu benutzen.

Sei froh, dass du nicht Deutsch als Erwachsener lernen musst!

Ich will es, freiwillig.

LG

Carlos

Verfasst: 10.07.2014, 17:49
von ecb
Laß nur, Carlos, das ist eben einfach die Welt, in der wir leben, zusammen und im Austausch mit vielen, vielen Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, und die dennoch Lust an dieser Sprache haben und Lust daran, sich in ihr auszudrücken. So viel kann darin "zur Sprache kommen", was mein Interesse wecken kann, auch wenn die Ausdrucksweise nicht perfekt ist. Ich ahne mich gern an die Aussage deiner Texte heran und kenne die Wenduungen, die du eigentlich auch kennst und hattest anwenden wollen, das teilt sich durchaus mit. Und ich habe großen Respekt vor und viel Vergnügen an deiner Lust und Liebe zur deutschen Sprache.

Liebe Grüße
Eva

Verfasst: 10.07.2014, 17:56
von ecb
Übrigens bin ich ja selbst in einer ähnlichen Lage, da ich in Schweden lebe. Ich nehme zum Beispiel an Buchlesezirkeln teil und weiß ganz genau, daß mein Schwedisch nie perfekt sein wird, aber ich liebe die Sprache, und meine Fehler hat mir noch nie jemand zum Vorwurf gemacht, man ist sehr höflich hier. :-)

Verfasst: 10.07.2014, 18:42
von Klimperer
Vielen Dank, Eva!

Ohne Zuspruch und Unterstützung würde ich vor die Hunde gehen.

Für konstruktive Kritik bin ich immer offen, ich frage auch gerne, jeden Tag.

Ich hätte eine Frage: Sind die Redewendungen in Schwedisch ähnlich wie im Deutschen? Beide sind ja germanische Sprachen, aber trotzdem ...

Mvh

Carlos

Verfasst: 10.07.2014, 21:14
von ecb
Klimperer hat geschrieben:Ich hätte eine Frage: Sind die Redewendungen in Schwedisch ähnlich wie im Deutschen? Beide sind ja germanische Sprachen, aber trotzdem ...

Mvh

Carlos


Germanisch hin oder her, die Redewendungen sind im Schwedischen viel lebendiger und phantasievoller als im Deutschen. D.h. im Deutschen waren sie das wohl auch mal, aber heute werden sie oft falsch und ohne Rücksicht auf ihren konkreten Bildgehalt angewendet, die Leute wissen oft kaum mehr, was sie da reden; außer den Bayern, meine oberbayrische Mutter brabbelt beim Stricken mit 91 immer noch überaus lebensvoll vor sich hin. Darin ähneln sich Schweden und Bayern, vielleicht hat es damit zu tun, daß in beiden Gegenden die agrarische Zeit noch nicht so lange her ist, während sich die übrigen Deutschen durch Industrialisierung und Verstädterung diesem Schatz des Idiomatischen entfremdet zu haben scheinen - meine Theorie und ohne Anspruch auf Wissenschaftlichkeit.

Bild

Verfasst: 11.07.2014, 13:10
von Pjotr
ecb hat geschrieben:Germanisch hin oder her, die Redewendungen sind im Schwedischen viel lebendiger und phantasievoller als im Deutschen. D.h. im Deutschen waren sie das wohl auch mal, aber heute werden sie oft falsch und ohne Rücksicht auf ihren konkreten Bildgehalt angewendet, die Leute wissen oft kaum mehr, was sie da reden; ...

Du machst mich neugierig auf die schwedische Sprache. Hast Du ein paar Beispiele schwedischer Redewendungen, und falsch angewandter deutscher Redewendungen?


Servus

P.

Verfasst: 11.07.2014, 19:31
von Pjotr
Hallo Carlos,

mir fällt gerade ein ... oder auf: vielleicht war der erste Kommentar in diesem Faden missverständlich. Ich schrieb:

"Aßt Du noch einen Nachtisch?"

Das war keine Kritik. Auch keine versteckt indirekte.

Es war ein Dialogspiel; ein Versuch, die betonte Nebensächlichkeit jener Bild-Schlagzeile weiterhin zu vernebensächlichen. Denn der Text beschreibt detailiert die Fakten um das Essen. Nebenbei liegt da eine Bild-Zeitung und so weiter. Der Teil war lapidar, er war das Konstrastmittel zu den genauen Speise-Fakten. Eine gewisse, absichtliche Komik steckte für mich da auch drin. Darauf musste ich mit einem fortführenden Einzeiler eingehen. Der Geschichte zuliebe. Das war ein Spiel, keine Kritik.

Im ursprünglich lapidaren Sinn ist der Text jetzt kaputt, meiner Ansicht nach. Das meinte ich mit "überkorrekt". Mir geht es nicht um Schimpfwörter als Gegenteil zum Überkorrekten. Auch das Lapidare kann ein Gegenteil des Überkorrekten sein. Wenn wir hier überhaupt von Gegenteilen sprechen.


Ahoy

Pjotr

Verfasst: 12.07.2014, 10:42
von Klimperer
Danke, Pjotr, dass du dich weiterhin mit dem Text beschäftigst.

Ich finde, so ein kleines Ding verdient nicht soviel Aufmerksamkeit.

Manchmal gibt es wiederum Juwelen, die fast unbemerkt bleiben, wie das Gedicht "gestreift", unter der Rubrik "Anonym".

Interssierst du dich für Fußball?

Ich glaube, kaum jemand kann sich von der Weltmeisterschaft fernhalten.

Bei den meisten Spielen war mir klar, für wen mein Herz schlug. Bei dem heutigen Spiel wünsche ich mir, dass Holland gewinnt.

Eben habe ich im Wörterbuch nach dem Wort "Ahoy" nachgeschlagen, mit dem du deine Kommentare abschließt. Da habe ich gesehen, dass du es anders schreibst ...

LG

Carlos