Der Engel
Er starb also nicht; am Nachmittag des vierundzwanzigsten wurde ihm das klar, sogar, dass er nicht einmal im Sterben lag. Nach der ersten Enttäuschung klingelte er der Schwester und entschuldigte sich, er hatte sich seit einiger Zeit eine Art Stöhnen beim Ausatmen durchgehen lassen. Es reute ihn sofort, es klang schief, pathetisch und immerhin hatte das Geächze ein Einzelzimmer eingebracht. Die Schwester, sehr erfreut, bot sich an, ihm die Haare zu waschen.
Die Idee mit dem Sterben war überzeugend gewesen, er war 78 und hatte mittlerweile eine hübsche Sammlung an Krebsen, sogar im Hirn wuchsen sie, die Ausgangssorte blieb im Verborgenen. Er bekam Infusionen, gelegentlich, nach bedächtigem Studium der Laborwerte spendierte ein leicht verfetteter Pimpf von Arzt eine Blutkonserve. Der Kerl war kaum 30, blond, aber seine Gestik dabei war die eines alten Mannes, so wie in Kindertagen Kleinerts Vater nach gutem Zeugnis ins Restaurant zu Sauerkraut und Würstchen geladen hatte, leere Überheblichkeit.
Während des Waschens seiner weißen Mähne beschwatzte die Schwester ihn, sich zur Weihnachtsfeier in den Saal fahren zu lassen. Er verpasste den Augenblick für den Widerspruch, da stülpte sie ihm schon das Hemd über, die Kuh, das falsche nämlich, das für den anderen Zweck, er hatte es extra im Schrank nach hinten gelegt. Es fühlte sich an wie eine Verkleidung, Rüschen statt Manschetten, die Knochen drückten sich im glattgebügelten Stoff ab. Ein Rad des für seine Größe zu kurzen Bettes eierte, die Infusion schaukelte und wackelte über ihm wie ein Mast im Sturm durch den Flur. Nun denn, er kannte das, sein Körper war immer schon zu groß, zu eckig gewesen; ein sprödes Stück Treibholz, er hatte ihn nie gemocht.
Bei der Feier sang ein kleiner Chor aus Mitarbeitern - die Klinik war anthroposophisch -, ein Arzt hielt eine Ansprache, die dem Verstehen mühelos entglitt. Danach wurde die Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Jeder bekam ein Geschenk, Herr Kleinert eine Bienenwachskerze und ein struppiges, vertrocknetes Knäuel, das sie Rose von Jericho nannten, mit irgendeinem mystischen Zauber behaftet, er hörte nicht zu. Zum Abschluss spielte jemand dünne, selbstkomponierte Musik auf einer Leier.
Zurück im Zimmer war noch ein Warten abzuhalten, das letzte des Tages, auf die Nachtschwester. Er war ungehalten, enttäuscht, obwohl alles wie erwartet gelaufen war. Nichts ging nach der Ordnung, auch seine Krankheit nicht, es passte nicht. Er war auf zuerst wenige, dann immer stärkere Schmerzen eingestellt gewesen, schließlich viel Bewusstlosigkeit, Morphium satt, der Tod sollte nur noch einen zugedröhnten Jammerlappen vorfinden. In Wirklichkeit wurden die Schmerzphasen nicht stärker, er gewöhnte sich, wenn sie weg waren, blieb keinerlei Erinnerung an sie. Sein Bewusstsein war klarer als je zuvor, das tat gut, nur gab es nichts, worüber sich nachzudenken lohnte.
Vom Abendessen hatte er Bauchschmerzen bekommen.Die Nachtschwester brachte Kümmeltee, holte kommentarlos das Rose-Knäuel aus dem Mülleimer, legte es in eine Wasserschale und plauderte über das Fest - sie hatte mitgesungen - während sie die Infusion wechselte und seinen Rücken versorgte. Als sie weg war, blies er die Kerze aus und entsorgte sie, verfehlte diesmal aber den Mülleimer.
Nach einem Augenblick zeichneten sich die Umrisse des leeren Nachbarbettes im Zimmer ab. Er rätselte etwas, was diese Nacht anders war: die Schwester hatte vergessen, die Vorhänge zu schließen. Er konnte über Bäumen ein kleines Stück Himmel mit Sternen sehen. Knapp außerhalb musste der Mond stehen, es war bis auf die dunkle Ecke mit dem Waschbecken alles in Umrissen sichtbar, auf dem Bild an der Wand gegenüber, einem Kunstdruck mit geschnitztem Holzrahmen, konnte man als Schatten den Erzengel Gabriel ahnen, der knienden Maria eine Lilie überreichend.
Das fromme Bild hatte dem Pfarrer zehn von den fünfzehn Sekunden versüßt, die er im Zimmer verblieben war, bevor Kleinert ihn hinauswarf, jetzt freute sich die katholische Verwandtschaft seiner Frau daran. Morgen war Ilse dran, die älteste Schwester, sie versorgten ihn reihum mit Besuchen und Rotkäppchen-Saft; ein Dienst in strenger Reihe, wahrscheinlich abgewechselt mit dem Blumengießen am Grab seiner Frau. Nun, das würde zweifelsfrei bald in einem Aufwasch gehen. Ilse hatte ihm beim letzten Besuch ein Foto mitgebracht, es stand jetzt auf dem Nachtisch, seine Frau, in silbernem Rahmen, jung, sie trug den dunkelgrünen Rock, in dem er ihr zuerst begegnet war, einen Lodenrock.
Sie trug fast immer solche Röcke, an dem Hochsommertag im Urlaub auch, als alles auf der Kippe stand und sie gewandert waren, querfeldein über Wiesen, hoch in den Bergen, unter sich die Hütte am Waldrand. Dort oben hatte er aufgesteckt, sein Trennungsversuch war gescheitert, er hatte es verbockt. Sie saßen da, von der Sonne ausgelacht und vom güllehaltigen Wind aus dem Tal umblasen. Seine Frau trug die weiße Bluse, ihr Haar war hochgesteckt, wie immer den grünen Rock, sie lachte, klar, sie war zufrieden. Er saß, angeklebt, vor sich die weit aufragenden Berggipfel, die steil ansteigende Wiese, seine Frau lächelte versunken vor sich hin, sie trug den grünen Rock, nur war das Grün eine Oktave tiefer, dunkler als sonst, wie durch eine Sonnenbrille. Herr Kleinert drehte sich und sah gerade über ihnen ein seltsam kleines, runzliges Männchen in der Hocke sitzen, höhnisch grinsend, schadenfroh. Das Gesicht des Engels erkannte er sofort, wunderte sich aber über die zerschlissene Lodenjacke. „Also haben die auch mal Urlaub, wo sie nicht nett sein müssen“, dachte er. Er war nicht einer, der zuschlug, er wollte ihn mit Worten rügen, es fiel ihm nur ein "Die Joppe gehört zum Lumpensammler."
Unten in der Holzhütte vor dem leise, gebändigt flackernden Feuer wollte er seiner Frau von dem Kerlchen erzählen, doch er hatte etwas verwechselt, jemand anders saß bei ihr, er beobachtete die Szene von draußen, durchs Fenster und es war gar nicht Sommer, die Hütte lag in einiger Ferne, schäbig, verfallen, mit dem rötlichen Licht des Feuers im winzigen Fenster, es lag Schnee, durchquert von einer schräg die Fläche durchquerenden Schneise, die Herr Kleinert dann als die Fußstange des Nachbarbettes identifizierte, in deren Anblick versunken er sich, wieder erwacht, vorfand.
Es musste jetzt spät in der Nacht sein, in der Klinik war nichts zu hören, und seine Bauchschmerzen waren verschwunden. Er fühlte sich ungewöhnlich, fremd, übriggelassen, das Leben war abgelaufen, aber er war noch da, ein Scheit in der Asche, das vom Feuer nicht angenommen worden war. Er lag auf dem Rücken, blickte nach draußen. Ein ihm unbekanntes Sternbild mit klaren Linien war aufgezogen. Herr Kleinert empfand Ruhe, etwas Freude über die eigene Empfänglichkeit für diese Stimmung. Er wartete. Irgendetwas gehörte noch zu diesem Geschehen, eine Sternschnuppe vielleicht nur, ein Zeichen, ein Trost.
Aber kein Himmelsbote erschien, es blieb alles still, wurde allmählich dumpf, hohl, die Stimmung verflog. Ärger über seine romantische Anwandlung zog ein, ein Flämmchen zunächst, etwas blies an, es loderte auf. Er war ein alter, kranker Mann, sein Ärger suchte sich ein Objekt und hatte es bald gefunden, er war keine fromme, blühende Frau wie die Maria auf dem Gemälde, er hatte nichts vom Himmel zu erwarten. Das Bild war ihm von Anfang an ein Gräuel gewesen, er hätte sich wehren sollen, als die breitarschige Schwester es aufgehangen hatte, statt nur stumm darüber zu grübeln, warum wohl dieses Bild speziell für ihn. Einfach eigentlich, jetzt wurde ihm mit einem Schlag der Grund seines Widerwillens bewusst: er würde die Lilie des Engels nicht kniend mit gesenktem Haupt entgegennehmen, nein, aufrecht mit klarem, geradem Blick würde er sie empfangen, mit Stolz und heißem Herzen versprechen, sich dieser Ehre würdig erweisen zu wollen und lieber sterben, als sie verraten und entweihen. Das war doch die Art, die dem Menschen zukam, nicht diese brave, kraftlose Demut, nicht dieser scheu zu Boden gerichtete Blick. Mit pochendem Herzen und vor Aufregung aufrecht im Bett sitzend durchschoss ihn die Wucht der Erinnerung: es war nichts, nicht ein Hauch Böses in seinem Willen gewesen, dessen war er sich sicher, damals wie heute.
Er legte sich im Bett zurück. „Das ist vorbei.“ So war ihr altes Ritual gewesen. Seine Frau hatte es gesagt, und er geantwortet: „Ja, das ist vorbei.“ Sie hatten das für Ironie gehalten. Nie mehr in seinem Leben gab es einen Anlaß, ein guter Mensch werden zu wollen und es hatte auch damals keinen gegeben. Er war, wie er war, gut oder schlecht, wer wollte das wissen, das Leben ging auch so seinen Gang, es war genug, sie waren zu zweit.
Doch dieser Gedanke wollte nicht bleiben. In den Krieg hätte er auch so müssen, ob HJ-Führer oder nicht, aber wenn er seine Skepsis bewahrt hätte, wenn er sich nicht hätte hinreißen lassen, – dann wäre es nicht seine Niederlage geworden. Einmal eine Hand an eine Fahne gelegt, einmal geschworen, wie war das Wort, ein tüchtiger Mensch zu werden – einmal zuviel. Von diesem Schwur ging aus, dass sein Leben nun so vor ihm lag, wie es lag. Es ging vorbei, aber der Rest war wie ein Film in einem kaputten Fernseher, man möchte gegen das Gehäuse klopfen, irgendwie den Ton andrehen, doch die Bilder bleiben stumm.
Er wollte sich drehen im Bett, das ging nicht. Was hatte dieses ewige Warten noch für Sinn? Hatte es je Sinn gehabt? Immer blieb noch ein weiteres Warten übrig, das ganze Leben lang. Leben ist Warten auf den Tod. Er dachte an den Zinnober um die Weihefahne und musste lachen. Was hatten diese Pappnasen je mit seinem Schwur zu tun gehabt? Nichts. Sie waren ein kindlicher Irrtum, nicht mehr. Und trotzdem, ein Schwur war ein Schwur. Er war nicht vorbei, war nie vorbei gewesen. Ein Schwur war ein Schwur war ein Schwur, diese Konsequenz hatte die Hitler-Bagage ihm voraus, schon vor 60 Jahre, damit hatten sie ihn hineingelockt.
Hatte er je herausgefunden? Er war allein, immer schon allein. Es war wie mit den Sternen, jeder sieht aus, als hätte ers seinen Platz in einer Figur und ist in Wirklichkeit doch unendlich entfernt, es ist nur die falsche Perspektive des Menschen, Linien sehen zu wollen, wo keine sind. Er selbst hatte ihn gemacht, den Schwur, den Fehler. Nur, im Kern hatte sein Schwur nie mit diesen Leuten zu tun gehabt. Nie. Vielleicht war er der einzige ehrliche Augenblick in seinem Leben gewesen. Etwas kaltes fasste ihn an, es zog ihm den Boden weg. Vielleicht hatte er etwas öffentlich gemacht, was nur ihn selbst etwas anging? Er dachte zuerst, das sei zum Lachen und so lachte er in seinem Bett, doch das Lachen zerbröckelte bald, wie alles zerbröckelte, es blieb nichts, nur das Bild des Erzengels Gabriel, eine Lilie überreichend der knienden Maria.
Der Engel
Hallo Franz,
Ich komme gerade nicht dazu länger darauf einzugehen, aber ich habe es gern gelesen und schreibe auch noch etwas dazu. (Nur schon mal als kleiner Zwischenentfruster, damit der Text nicht verschwindet. .-))
Es hat ein paar seltsame Trennstriche drin, die das Lesen etwas ausbremsen. Ich nehme an, du hast es auf deine Bildschrimbreite angepasst? Oder ist das beabsichtigt? Hier der Anfang als Beispiel:
Aus-gangssorte blieb im Verborgenen. Er bekam Infusionen, gelegentlich, nach be-dächtigem Studium der Laborwerte spendierte ein leicht verfetteter Pimpf von Arzt eine Blutkonserve. Der Kerl war kaum 30, blond, aber seine Gestik dabei war die eines alten Mannes, so wie in Kindertagen Kleinerts Vater nach gutem Zeugnis ins Restaurant zu Sauerkraut und Würstchen geladen hatte, leere Überheblich-keit.
Liebe Grüße
Flora
Ich komme gerade nicht dazu länger darauf einzugehen, aber ich habe es gern gelesen und schreibe auch noch etwas dazu. (Nur schon mal als kleiner Zwischenentfruster, damit der Text nicht verschwindet. .-))
Es hat ein paar seltsame Trennstriche drin, die das Lesen etwas ausbremsen. Ich nehme an, du hast es auf deine Bildschrimbreite angepasst? Oder ist das beabsichtigt? Hier der Anfang als Beispiel:
Aus-gangssorte blieb im Verborgenen. Er bekam Infusionen, gelegentlich, nach be-dächtigem Studium der Laborwerte spendierte ein leicht verfetteter Pimpf von Arzt eine Blutkonserve. Der Kerl war kaum 30, blond, aber seine Gestik dabei war die eines alten Mannes, so wie in Kindertagen Kleinerts Vater nach gutem Zeugnis ins Restaurant zu Sauerkraut und Würstchen geladen hatte, leere Überheblich-keit.
Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Hallo RäuberKneißl,
beim ersten Durchlesen des Textes nervte mich der harte, unhöfliche, frauenfeindliche (empfinde ich so – o.k.?), eben destruktive Charakter des alten Kleinert so sehr, dass ich gar nicht zu Ende gelesen hatte. Das spricht natürlich für deine Beobachtungsgabe und Ausdrucksstärke. Ist aber doch schade, wenn ahnungslose Leser, die deine Integrität nicht einschätzen können, vor dem Ende abbrechen und so die Tiefe deiner Gedanken und Absicht niemals erfassen werden. Vielleicht kannst du im Anfang einen Hinweis einbauen, dass es sich nicht um eine gerechtfertigte, stark subjektive Streitschrift gegen weibliches Pflegepersonal oder junge strunz dumme Ärzte handelt?
Jedenfalls bin ich nach dem zweiten, dritten und jeweils vollständigen Durchlesen stark beeindruckt. Bevor ich überhaupt dazu kam, den Text zu reflektieren, nachzudenken über Schuld, eigene Schuld, oder dem Glück der „Gnade der späten Geburt“* , traft es mich tatsächlich wie ein Faustschlag in der Magengrube. Ein Abgrund tut sich auf, weil du so eindringlich und geschickt den Tod und die sichere Stunde der Rechenschaftslegung beschwörst. Das Wissen von der Schuld. Die Angst vor dem Schuldspruch. Das „unwürdige“ Bangen auf Gnade - um nicht in die Hölle einfahren zu müssen. Da braucht es keinen Gott, dass machst du klar.
Kleinkram, den ich noch anzumerken hätte:
An einer Stelle steht „sassen“, richtig schreibt es sich aber „saßen“.
Außerdem ist mir nicht klar, wieso der alte Mann in einer anthroposophischen Klinik liegt? Nicht das ich darauf stehe, aber ich finde es passt nicht. Weder zu ihm, zu den Schwestern, noch dem jungen schlecht wegkommenden Arzt.
Viele Grüße von einer, die euch sogar im November vom SchokoladeEssen abhält
Dede
*ich bin mir nicht sicher, ob es politisch korrekt, so zu formulieren? Da war doch mal was mit H. Kohl? – aber Schuld kann man ja immer auf sich laden
beim ersten Durchlesen des Textes nervte mich der harte, unhöfliche, frauenfeindliche (empfinde ich so – o.k.?), eben destruktive Charakter des alten Kleinert so sehr, dass ich gar nicht zu Ende gelesen hatte. Das spricht natürlich für deine Beobachtungsgabe und Ausdrucksstärke. Ist aber doch schade, wenn ahnungslose Leser, die deine Integrität nicht einschätzen können, vor dem Ende abbrechen und so die Tiefe deiner Gedanken und Absicht niemals erfassen werden. Vielleicht kannst du im Anfang einen Hinweis einbauen, dass es sich nicht um eine gerechtfertigte, stark subjektive Streitschrift gegen weibliches Pflegepersonal oder junge strunz dumme Ärzte handelt?
Jedenfalls bin ich nach dem zweiten, dritten und jeweils vollständigen Durchlesen stark beeindruckt. Bevor ich überhaupt dazu kam, den Text zu reflektieren, nachzudenken über Schuld, eigene Schuld, oder dem Glück der „Gnade der späten Geburt“* , traft es mich tatsächlich wie ein Faustschlag in der Magengrube. Ein Abgrund tut sich auf, weil du so eindringlich und geschickt den Tod und die sichere Stunde der Rechenschaftslegung beschwörst. Das Wissen von der Schuld. Die Angst vor dem Schuldspruch. Das „unwürdige“ Bangen auf Gnade - um nicht in die Hölle einfahren zu müssen. Da braucht es keinen Gott, dass machst du klar.
Kleinkram, den ich noch anzumerken hätte:
An einer Stelle steht „sassen“, richtig schreibt es sich aber „saßen“.
Außerdem ist mir nicht klar, wieso der alte Mann in einer anthroposophischen Klinik liegt? Nicht das ich darauf stehe, aber ich finde es passt nicht. Weder zu ihm, zu den Schwestern, noch dem jungen schlecht wegkommenden Arzt.
Viele Grüße von einer, die euch sogar im November vom SchokoladeEssen abhält
Dede
*ich bin mir nicht sicher, ob es politisch korrekt, so zu formulieren? Da war doch mal was mit H. Kohl? – aber Schuld kann man ja immer auf sich laden
Hallo Flora und Dede,
ich hoffe, ich habe die Silbentrennungsstriche alle erwischt, man muss sie offenbar deaktivieren vor dem Einkopieren - oder ich habe mich sonst irgendwie blöd angestellt (in Word sah er ok aus, das sassen natürlich nicht).
Dass mein Held nicht als Sympathieträger gebaut ist dürfte nach drei Zeilen schon klar sein, was der Text dann durch andere Attraktionen wieder reinholen muss, ein im Prinzip interessierter, aber unterwegs verlorengegangener Leser ist nie gut. Eine Weihnachtsgeschichte als Streitschrift, das wäre schon ein recht exotischer Ansatz - ich weiß nicht, ob ich deine Anregung richtig einordne, ich hatte ein bisschen darauf gesetzt, dass gerade das ruppige, frauen- und lebensfeindliche von ihm in dem Kontext Interesse weckt.
Als ich den Text zu Ende schrieb (Ausgangspunkt war die technische Übung einschlafen - träumen - aufwachen) sah ich ihn natürlich sofort in der Weihnachtsbeilage von 'Christ und Welt' vor mir, allerdings als subversives U-Boot, denn eigentlich hatte ich mehr die Tragik eines verpassten Lebens als Thema vor Augen als religiöse Ängste vor einem Jenseits (die ich in Kleinert explizit nicht anlegen wollte).
Vom Rahmen her kann ich mir kaum Weihnachtsfeiern mit Patienten, Geschenke an sie, individuell gewählte Bilder und die tolerante Haltung in einer nicht-anthroposophischen Klinik nicht vorstellen (und Kleinerts Perspektive auf das Personal ist doch recht kraß als die seine gekennzeichnet) - kenne aber auch nur die anthroposophische Variante.
Danke für das Feedback!
Franz
ich hoffe, ich habe die Silbentrennungsstriche alle erwischt, man muss sie offenbar deaktivieren vor dem Einkopieren - oder ich habe mich sonst irgendwie blöd angestellt (in Word sah er ok aus, das sassen natürlich nicht).
Dass mein Held nicht als Sympathieträger gebaut ist dürfte nach drei Zeilen schon klar sein, was der Text dann durch andere Attraktionen wieder reinholen muss, ein im Prinzip interessierter, aber unterwegs verlorengegangener Leser ist nie gut. Eine Weihnachtsgeschichte als Streitschrift, das wäre schon ein recht exotischer Ansatz - ich weiß nicht, ob ich deine Anregung richtig einordne, ich hatte ein bisschen darauf gesetzt, dass gerade das ruppige, frauen- und lebensfeindliche von ihm in dem Kontext Interesse weckt.
Als ich den Text zu Ende schrieb (Ausgangspunkt war die technische Übung einschlafen - träumen - aufwachen) sah ich ihn natürlich sofort in der Weihnachtsbeilage von 'Christ und Welt' vor mir, allerdings als subversives U-Boot, denn eigentlich hatte ich mehr die Tragik eines verpassten Lebens als Thema vor Augen als religiöse Ängste vor einem Jenseits (die ich in Kleinert explizit nicht anlegen wollte).
Vom Rahmen her kann ich mir kaum Weihnachtsfeiern mit Patienten, Geschenke an sie, individuell gewählte Bilder und die tolerante Haltung in einer nicht-anthroposophischen Klinik nicht vorstellen (und Kleinerts Perspektive auf das Personal ist doch recht kraß als die seine gekennzeichnet) - kenne aber auch nur die anthroposophische Variante.
Danke für das Feedback!
Franz
Hallo Franz,
ja, der Kleinert ist gut und überzeugend angelegt, keine Frage. Aber erst einmal muss der Autor den Leser einfangen. Ist dir bei mir gelungen, zukünftige Texte von dir lese ich mit einer anderen Intension. Aber ohne Floras Hhervorholen, wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, ihn noch einmal zu lesen, geschweige denn zu kommentieren (du meinst hoffentlich nicht mich mit „Die Antwort?“).
Das der Kleinert explizit nicht religiös angelegt ist, kommt gut rüber. Deshalb schreibe ich auch explizit: „Das es keinen Gott braucht, machst du klar
.
Aber du schreibst von Schuld! Am liebsten möchte ich dir empfehlen, den letzten Absatz noch einmal zu lesen
,
. Schuld und Angst vor dem Tod, besonders nach einen unerfüllten Leben ist unabhängig von Religion.
Vielleicht interpretiere ich etwas aus meinen Erfahrungen hinein, Erfahrungen die ich mit sterbenden Vätern und Großvätern gemacht habe.
Jedenfalls habe den Text, wenn auch erst im zweiten Anlauf, sehr gerne gelesen.
Liebe Grüße
Dede
ja, der Kleinert ist gut und überzeugend angelegt, keine Frage. Aber erst einmal muss der Autor den Leser einfangen. Ist dir bei mir gelungen, zukünftige Texte von dir lese ich mit einer anderen Intension. Aber ohne Floras Hhervorholen, wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, ihn noch einmal zu lesen, geschweige denn zu kommentieren (du meinst hoffentlich nicht mich mit „Die Antwort?“).
Das der Kleinert explizit nicht religiös angelegt ist, kommt gut rüber. Deshalb schreibe ich auch explizit: „Das es keinen Gott braucht, machst du klar

Aber du schreibst von Schuld! Am liebsten möchte ich dir empfehlen, den letzten Absatz noch einmal zu lesen


Vielleicht interpretiere ich etwas aus meinen Erfahrungen hinein, Erfahrungen die ich mit sterbenden Vätern und Großvätern gemacht habe.
Jedenfalls habe den Text, wenn auch erst im zweiten Anlauf, sehr gerne gelesen.
Liebe Grüße
Dede
Hallo Dede,
natürlich bezieht sich die fast satirische 'Antwort' nicht auf Dich, hat gar nichts mit dem Salon zu tun (außer dass sie für mich wie ein Negativ zu Sam's Positiv passt).
d'accord was das religiöse anbetrifft, es war nur die Häufung von belegten Wörtern wie Hölle, Schuldspruch, Rechenschaftslegung, die mich irritierte. 'Schuld' muss man ja auch ein bißchen dehnen - es geht in dem Text ja nicht um Kriegsverbrechen oder böse Worte oder Gedanken - schuldig höchstens insofern, als er nichts aus seinem Leben gemacht hat...
Grüße
Franz
natürlich bezieht sich die fast satirische 'Antwort' nicht auf Dich, hat gar nichts mit dem Salon zu tun (außer dass sie für mich wie ein Negativ zu Sam's Positiv passt).
d'accord was das religiöse anbetrifft, es war nur die Häufung von belegten Wörtern wie Hölle, Schuldspruch, Rechenschaftslegung, die mich irritierte. 'Schuld' muss man ja auch ein bißchen dehnen - es geht in dem Text ja nicht um Kriegsverbrechen oder böse Worte oder Gedanken - schuldig höchstens insofern, als er nichts aus seinem Leben gemacht hat...
Grüße
Franz
Hallo Franz,
für mich sind dieser grantelig Alte und seine Gedanken sehr greifbar und stimmig, überzeugend, auch die Atmosphäre und Haltung der Schwestern und seine ihnen gegenüber, seine Sicht auf den Arzt, seine Verwandtschaft, sein Warten. Und ich kann mit ihm sehen, ohne dass die Schilderungen überstrapaziert sind, (bis auf den grünen Rock vielleicht :)) das ist wirklich fein gemacht. Ich mag den nüchternen, zynischen Anfang, gerade im Kontrast zum Titel und das Ende bleibt für mich in einem guten Maß offen, zwischen Bild und ihm. Auch die Frage der Haltung wird dem Leser nicht abgenommen, oder klischeehaft aufgelöst und lässt so eine Spannung auch nach dem Lesen spürbar bleiben. Gut gesetzt ist dabei für mich auch die "antroposophische" Umgebung, in die er "gelegt" wird und das Bild selbst, dem man nachgehen kann.
Nur diese Stelle:
Alles zerbröckelt ihm, ich höre das Lachen, ich sehe seinen Blick auf das Bild, das ihn "aufkratzt", seine Erinnerungen. Als Tod (worauf das Kalte abzielen könnte) möchte ich es nicht lesen, da käme mir das Zerbröckeln seltsam zeitgerafft vor und die nahe Erzählperspektive würde wackeln. "es zog ihm den Boden weg" ist mir hier irgendwie zu einfach gestrickt, zu sehr auf die Redewendung und ihre Assoziationen verlassen ...und es scheint mir hier bildlich schief zu sein, denn er liegt/sitzt ja im Bett. .-)
Eine Auseinandersetzung, die stattfindet, obwohl er doch meint, dass es nichts mehr gibt, worüber es sich nachzudenken lohnt. Aber er ist noch nicht fertig mit sich, mit seinen fehlenden Entscheidungen, mit seiner Art, die Dinge zu ertragen, hinzunehmen, anstatt etwas zu sagen, anstatt den Mund aufzumachen, etwas zu ändern. Dieses Mitsichgeschehenlassen, das ihn durch sein ganzes Leben begleitet und nicht erst seit der körperlichen Hinfälligkeit.
Hier noch ein paar Details.
Soweit mal. Wie gesagt, gern gelesen.
(Irgendwo dachte ich, dass Kommas fehlen, aber da streue ich dir lieber keine falschen rein. .-))
Liebe Grüße
Flora
für mich sind dieser grantelig Alte und seine Gedanken sehr greifbar und stimmig, überzeugend, auch die Atmosphäre und Haltung der Schwestern und seine ihnen gegenüber, seine Sicht auf den Arzt, seine Verwandtschaft, sein Warten. Und ich kann mit ihm sehen, ohne dass die Schilderungen überstrapaziert sind, (bis auf den grünen Rock vielleicht :)) das ist wirklich fein gemacht. Ich mag den nüchternen, zynischen Anfang, gerade im Kontrast zum Titel und das Ende bleibt für mich in einem guten Maß offen, zwischen Bild und ihm. Auch die Frage der Haltung wird dem Leser nicht abgenommen, oder klischeehaft aufgelöst und lässt so eine Spannung auch nach dem Lesen spürbar bleiben. Gut gesetzt ist dabei für mich auch die "antroposophische" Umgebung, in die er "gelegt" wird und das Bild selbst, dem man nachgehen kann.
Nur diese Stelle:
verstehe ich nicht? Wieso öffentlich gemacht?Etwas kaltes fasste ihn an, es zog ihm den Boden weg. Vielleicht hatte er etwas öffentlich gemacht, was nur ihn selbst etwas anging?
Alles zerbröckelt ihm, ich höre das Lachen, ich sehe seinen Blick auf das Bild, das ihn "aufkratzt", seine Erinnerungen. Als Tod (worauf das Kalte abzielen könnte) möchte ich es nicht lesen, da käme mir das Zerbröckeln seltsam zeitgerafft vor und die nahe Erzählperspektive würde wackeln. "es zog ihm den Boden weg" ist mir hier irgendwie zu einfach gestrickt, zu sehr auf die Redewendung und ihre Assoziationen verlassen ...und es scheint mir hier bildlich schief zu sein, denn er liegt/sitzt ja im Bett. .-)
Eine Auseinandersetzung, die stattfindet, obwohl er doch meint, dass es nichts mehr gibt, worüber es sich nachzudenken lohnt. Aber er ist noch nicht fertig mit sich, mit seinen fehlenden Entscheidungen, mit seiner Art, die Dinge zu ertragen, hinzunehmen, anstatt etwas zu sagen, anstatt den Mund aufzumachen, etwas zu ändern. Dieses Mitsichgeschehenlassen, das ihn durch sein ganzes Leben begleitet und nicht erst seit der körperlichen Hinfälligkeit.
So hatte ich es auch gelesen.denn eigentlich hatte ich mehr die Tragik eines verpassten Lebens als Thema vor Augen als religiöse Ängste vor einem Jenseits (die ich in Kleinert explizit nicht anlegen wollte).
Hm. Für mich ist das zumindest nicht das zentrale Thema des Textes, dass es keinen Gott braucht auch nicht, dass Kleinert nicht auf seine Weise religiös/gläubig ist. Und ich weiß nicht, ob Schuld und Angst vor dem Tod, oder einer Rechenschaft, hier wirklich im letzten Absatz zusammenfallen, für mich erzählt er wohl eher von der Tragik, dass "Schuld" (als weitgefasster Begriff) das Leben begleitet und formt.Hetti hat geschrieben:Das der Kleinert explizit nicht religiös angelegt ist, kommt gut rüber. Deshalb schreibe ich auch explizit: „Das es keinen Gott braucht, machst du klar .
Aber du schreibst von Schuld! Am liebsten möchte ich dir empfehlen, den letzten Absatz noch einmal zu lesen , . Schuld und Angst vor dem Tod, besonders nach einen unerfüllten Leben ist unabhängig von Religion.
Hier noch ein paar Details.
Für was entschuldigt er sich? Fürs Klingeln, oder fürs Stöhnen?Er starb also nicht; am Nachmittag des vierundzwanzigsten wurde ihm das klar, sogar, dass er nicht einmal im Sterben lag. Nach der ersten Enttäuschung klingelte er der Schwester und entschuldigte sich,
Die Entschuldigung oder das Stöhnen?er hatte sich seit einiger Zeit eine Art Stöhnen beim Ausatmen durchgehen lassen. Es reute ihn sofort, es klang schief, pathetisch
Die Idee mit dem Sterben war überzeugend gewesen, er war 78 und hatte mittlerweile eine hübsche Sammlung an Krebsen, sogar im Hirn wuchsen sie, die Ausgangssorte blieben im Verborgenen.
Klingt komisch? Nichts hielt sich an eine Ordnung?Nichts ging nach der Ordnung,
Huch, wo kommt die Kerze her? Ziemlich unwahrscheinlich, dass sie sie in Reichweite brennen lassen, oder?Vom Abendessen hatte er Bauchschmerzen bekommen.Leerzeichen Die Nachtschwester brachte Kümmeltee, holte kommentarlos das Rosen?-Knäuel aus dem Mülleimer, legte es in eine Wasserschale und plauderte über das Fest - sie hatte mitgesungen - während sie die Infusion wechselte und seinen Rücken versorgte. Als sie weg war, blies er die Kerze aus und entsorgte sie,
Diesen Abschnitt finde ich etwas verwirrend, als ob sich dahinter mehrere eigene Geschichten verbergen, die aber gleich wieder fallengelassen werden und so kann ich nicht entscheiden, ob sie für die Geschichte wichtig sind, oder nicht. Ich verstehe auch nicht so ganz, ob das Männchen einen tieferen Sinn aufzeigen soll, in einem Bogen mit dem Ende gelesen werden soll, oder muss?sie trug den grünen Rock, nur war das Grün eine Oktave tiefer, dunkler als sonst, wie durch eine Sonnenbrille. Herr Kleinert drehte sich und sah gerade über ihnen ein seltsam kleines, runzliges Männchen in der Hocke sitzen, höhnisch grinsend, schadenfroh. Das Gesicht des Engels erkannte er sofort, wunderte sich aber über die zerschlissene Lodenjacke. „Also haben die auch mal Urlaub, wo sie nicht nett sein müssen“, dachte er. Er war nicht einer, der zuschlug, er wollte ihn mit Worten rügen, es fiel ihm nur ein "Die Joppe gehört zum Lumpensammler." Unten in der Holzhütte vor dem leise, gebändigt flackernden Feuer wollte er seiner Frau von dem Kerlchen erzählen, doch er hatte etwas verwechselt, jemand anders saß bei ihr,
Warum ungewöhnlich? Irritiert mich hier irgendwie.Er fühlte sich ungewöhnlich,
etwas blies an? Klingt komisch für mich.Ärger über seine romantische Anwandlung zog ein, ein Flämmchen zunächst, etwas blies an,
Das verstehe ich nicht, was für einen Anlass und "nie mehr" heißt doch, dass es mal einen gab? Aber nicht damals? Und warum plötzlich diese Zweisamkeit, die ihm genug ist?Nie mehr in seinem Leben gab es einen Anlaß, ein guter Mensch werden zu wollen und es hatte auch damals keinen gegeben. Er war, wie er war, gut oder schlecht, wer wollte das wissen, das Leben ging auch so seinen Gang, es war genug, sie waren zu zweit.
Hinter ihm lag?dass sein Leben nun so vor ihm lag, wie es lag.
Och, das ist mir zu platt. Find ich schade an der Stelle.Leben ist Warten auf den Tod.
Es war wie mit den Sternen, jeder sieht aus, als hätte ers seinen Platz in einer Figur
Soweit mal. Wie gesagt, gern gelesen.
(Irgendwo dachte ich, dass Kommas fehlen, aber da streue ich dir lieber keine falschen rein. .-))
Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Hallo Flora,
einige Ergänzungen.
Das bezieht sich auf den öffentlichen Schwur, Hand an Fahne etc.
- der folgende Halbsatz legt das eigentlich klar, das Stöhnen würde er nicht als schief und pathetisch ansehen?
Dann müsste es Ausgangsorte heißen. Auch eine Möglichkeit. Ich hatte die Ausgangs-Sorte vor Augen
...
Die Frage klingt sehr rationalistisch. An der Dosierung dieser Verwirrung hatte ich ziemlich lange gebastelt, um am Ende doch in das explizite 'wieder erwacht' zu resignieren.
Was Kommas angeht, ich bin auch immer versucht, am Ende noch einen kleinen Vorrat ,,,,,,,,,,,, bereitzustellen (und schreibe deshalb auch lieber Lyrik).
Danke nochmal und Grüße
Franz
einige Ergänzungen.
Flora hat geschrieben:Nur diese Stelle:verstehe ich nicht? Wieso öffentlich gemacht?Etwas kaltes fasste ihn an, es zog ihm den Boden weg. Vielleicht hatte er etwas öffentlich gemacht, was nur ihn selbst etwas anging?
Das bezieht sich auf den öffentlichen Schwur, Hand an Fahne etc.
Flora hat geschrieben:Für was entschuldigt er sich? Fürs Klingeln, oder fürs Stöhnen?Er starb also nicht; am Nachmittag des vierundzwanzigsten wurde ihm das klar, sogar, dass er nicht einmal im Sterben lag. Nach der ersten Enttäuschung klingelte er der Schwester und entschuldigte sich,
- der folgende Halbsatz legt das eigentlich klar, das Stöhnen würde er nicht als schief und pathetisch ansehen?
Flora hat geschrieben:Die Entschuldigung oder das Stöhnen?er hatte sich seit einiger Zeit eine Art Stöhnen beim Ausatmen durchgehen lassen. Es reute ihn sofort, es klang schief, pathetisch
Flora hat geschrieben:Die Idee mit dem Sterben war überzeugend gewesen, er war 78 und hatte mittlerweile eine hübsche Sammlung an Krebsen, sogar im Hirn wuchsen sie, die Ausgangssorte blieben im Verborgenen.
Dann müsste es Ausgangsorte heißen. Auch eine Möglichkeit. Ich hatte die Ausgangs-Sorte vor Augen

Eine ist etwas unbestimmt. Vielleicht ist Nichts hielt sich an die Ordnung. das richtige.Flora hat geschrieben:Klingt komisch? Nichts hielt sich an eine Ordnung?Nichts ging nach der Ordnung,
Die hatte er mit der Rose zusammen zwei Absätze vorher geschenkt bekommen, unwahrscheinlich ist es, das stimmt, nehme ich raus.Flora hat geschrieben:Huch, wo kommt die Kerze her? Ziemlich unwahrscheinlich, dass sie sie in Reichweite brennen lassen, oder?Als sie weg war, blies er die Kerze aus und entsorgte sie,
Flora hat geschrieben:Diesen Abschnitt finde ich etwas verwirrend, als ob sich dahinter mehrere eigene Geschichten verbergen, die aber gleich wieder fallengelassen werden und so kann ich nicht entscheiden, ob sie für die Geschichte wichtig sind, oder nicht. Ich verstehe auch nicht so ganz, ob das Männchen einen tieferen Sinn aufzeigen soll, in einem Bogen mit dem Ende gelesen werden soll, oder muss?sie trug den grünen Rock, ... doch er hatte etwas verwechselt, jemand anders saß bei ihr,
Die Frage klingt sehr rationalistisch. An der Dosierung dieser Verwirrung hatte ich ziemlich lange gebastelt, um am Ende doch in das explizite 'wieder erwacht' zu resignieren.
Ich seh den Punkt, war auch von hinten her gedacht (dass das Störgefühl sich im Folgesatz auflöst)Flora hat geschrieben:Warum ungewöhnlich? Irritiert mich hier irgendwie.Er fühlte sich ungewöhnlich,
Ein Flamme anblasen um sie anzufachen?Flora hat geschrieben:etwas blies an? Klingt komisch für mich.Ärger über seine romantische Anwandlung zog ein, ein Flämmchen zunächst, etwas blies an,
Guter Hinweis, das stand mal woanders im Text.Flora hat geschrieben:Das verstehe ich nicht, was für einen Anlass und "nie mehr" heißt doch, dass es mal einen gab? Aber nicht damals? Und warum plötzlich diese Zweisamkeit, die ihm genug ist?Nie mehr in seinem Leben gab es einen Anlaß, ... es war genug, sie waren zu zweit.
Vor ihm, im Sinn, dass er es betrachtet. Hinter gefällt mir nicht wirklich.Flora hat geschrieben:Hinter ihm lag?dass sein Leben nun so vor ihm lag, wie es lag.
Berechtigt. Werde ich ändern.Flora hat geschrieben:Och, das ist mir zu platt. Find ich schade an der Stelle.Leben ist Warten auf den Tod.
Was Kommas angeht, ich bin auch immer versucht, am Ende noch einen kleinen Vorrat ,,,,,,,,,,,, bereitzustellen (und schreibe deshalb auch lieber Lyrik).
Danke nochmal und Grüße
Franz
Hallo Räuber,
*kicher*
Wenn du die Geschichte fertig überarbeitest hast, kann ich gerne mal drübergucken, wenn du magst..gif)
Saludos
Gabriella
RäuberKneißl hat geschrieben:Was Kommas angeht, ich bin auch immer versucht, am Ende noch einen kleinen Vorrat ,,,,,,,,,,,, bereitzustellen (und schreibe deshalb auch lieber Lyrik).
*kicher*
Wenn du die Geschichte fertig überarbeitest hast, kann ich gerne mal drübergucken, wenn du magst.
.gif)
Saludos
Gabriella
Hallo Franz,
jedes Mal, wenn ich eine gute Geschichte lese, denke ich, es ist ja unmöglich, etwas noch Besseres zu schreiben!
Genauso ist mir beim Lesen deiner Geschichte ergangen.
Die Atmosphäre, die du darin beschreibst, insbesondere dieses organisierte "Feiern" mit Menschen, die sich nichts als Ruhe wünschen, kenne ich sehr gut.
Ich, der ich durch meine Herkunft nur ein "Gastdichter" sein kann, fühle mich überwältigt von der Kraft deiner Sprache.
Ich weiß nicht, ob es dir bewusst ist, was für ein exzellenter Erzähler du bist.
Mitunter hatte ich das Gefühl, irgendeine übernatürliche Instanz habe dir diese Geschichte eingeflüstert. Nicht anders kann das Ableben eines Menschen in so einer Situation vor sich gehen. Es ist genau so.
Ich fühle mich wie jemand, der von einer Riesenwelle gepackt worden ist. Ich weiß nicht, wie ich wieder am Strand gelandet bin.
LG
Carlos
jedes Mal, wenn ich eine gute Geschichte lese, denke ich, es ist ja unmöglich, etwas noch Besseres zu schreiben!
Genauso ist mir beim Lesen deiner Geschichte ergangen.
Die Atmosphäre, die du darin beschreibst, insbesondere dieses organisierte "Feiern" mit Menschen, die sich nichts als Ruhe wünschen, kenne ich sehr gut.
Ich, der ich durch meine Herkunft nur ein "Gastdichter" sein kann, fühle mich überwältigt von der Kraft deiner Sprache.
Ich weiß nicht, ob es dir bewusst ist, was für ein exzellenter Erzähler du bist.
Mitunter hatte ich das Gefühl, irgendeine übernatürliche Instanz habe dir diese Geschichte eingeflüstert. Nicht anders kann das Ableben eines Menschen in so einer Situation vor sich gehen. Es ist genau so.
Ich fühle mich wie jemand, der von einer Riesenwelle gepackt worden ist. Ich weiß nicht, wie ich wieder am Strand gelandet bin.
LG
Carlos
Don Carlos,
du bist ja wahrhaftig ein großer Lobender vor dem Herrn, allerdings kriege ich das obige nicht so ganz zusammen mit deiner sonstigen Belesenheit, denn Kurzgeschichtler gibt es doch so viele, die das noch besser können; ich will als selbst frisch beschämter nicht ander Saloner zum Erröten bringen und nenne Katharina Bendixen als eine, die mich neidvoll staunen macht (sie hat übrigens Hispanistik studiert). Ein andere schöne Geschichte, die dir gefallen und mit Sicherheit den Maßstab höher legen dürfte ist Héctor Abad: Das Gedicht in der Tasche, im Original Traiciones de la memoria, erschienen 2009 bei Alfagara, Kolumbien.
Nicht dass das schräg ankommt, gedacht sind die Lese-Tipps nur als Dankeschön für das Lob.
Grüße
Franz
du bist ja wahrhaftig ein großer Lobender vor dem Herrn, allerdings kriege ich das obige nicht so ganz zusammen mit deiner sonstigen Belesenheit, denn Kurzgeschichtler gibt es doch so viele, die das noch besser können; ich will als selbst frisch beschämter nicht ander Saloner zum Erröten bringen und nenne Katharina Bendixen als eine, die mich neidvoll staunen macht (sie hat übrigens Hispanistik studiert). Ein andere schöne Geschichte, die dir gefallen und mit Sicherheit den Maßstab höher legen dürfte ist Héctor Abad: Das Gedicht in der Tasche, im Original Traiciones de la memoria, erschienen 2009 bei Alfagara, Kolumbien.
Nicht dass das schräg ankommt, gedacht sind die Lese-Tipps nur als Dankeschön für das Lob.
Grüße
Franz
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